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Deine Kandidatin [] Karoline Zorwald [] Im Wahlbezirk 4 wählt jeder SPD [] Lieber Wähler, liebe Wählerin! [] Das Vertrauen der Sozialdemokratischen Partei hat mich zur Kandidatin des Wahlbezirks 4 bei den Gemeinderatswahlen am 9. November 1952 bestimmt. Mein ganzes Leben galt und gilt der Linderung der Not der im Lebenskampf Schwachen und Bedrängten. [] Als Tochter eines Landwirts in Pommern geboren, ging ich nach Beendigung meiner Lehrzeit und des dazugehörigen Praktikums nach Berlin, um als Wirtschafterin dort tätig zu sein. [] Schon in jungen Jahren schloß ich mich der Gewerkschaft an, die mich in eine Kommission wählte, welche die Aufgabe hatte, die Schlafräume der Berliner Hausgehilfinnen zu überprüfen. Es war in den Jahren vor 1914 in Berlin keine Seltenheit, daß die Hausgehilfin kein ordentliches Zimmer hatte und auf dem sogenannten Hängeboden schlafen mußte, obwohl das durch eine Polizeiverordnung verboten war. Bei meinen Kontrollen habe ich für Abhilfe gesorgt. In den Berliner Kellerwohnungen begegnete mir vielfach unglaubliche Armut. [] Nachdem ich mich kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges in Dortmund verheiratete, lernte ich bald die Not des Krieges in seiner ganzen Tragweite kennen. Es gab für mich keinen anderen Weg als den, mich auf die Seite derer zu stellen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Darum schloß ich mich auch 1917 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands an, die ich als einzige Partei ansah, mit der ich in gleicher Zielrichtung kämpfen konnte. [] 1919 wurde ich Mitbegründerin der "Arbeiterwohlfahrt" in Dortmund und habe dieser, bis zur Auflösung durch die Nationalsozialisten, meine Freizeit geopfert, um den hilflosen Menschen mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können. [] 1924 wurde ich in den Magistrat der Stadt Dortmund gewählt und von diesem in den Wohlfahrts- und Jugendamtsausschuß und in den Wohnungs- und den Schulausschuß delegiert. Auch hier galt meine ganze Arbeit den Wohlfahrtsunterstützungsempfängern, den Kleinrentnern und Kriegshinterbliebenen, Mein Bemühen ging auch dahin, beim Neubau der großen Siedlungen. Grünanlagen und Spielplätze sowie Kindertagesheime und Kindergärten zu schaffen. In der Zeit der großen Arbeitslosigkeit 1932/1933 errichtete ich in allen Stadtteilen Dortmunds Volksküchen, in denen tausende junge und alleinstehende Menschen gespeist wurden. Kranke, abgearbeitete kinderreiche Mütter wurden durch mein Bemühen in Müttererholungsheime der Arbeiterwohlfahrt geschickt, um in vier- bis sechswöchigen Kuren ihren Gesundheitszustand wiederherzustellen. Diesen Dienst am Menschen mußte ich leider 1933 unterbrechen, da ich als Mitglied der SPD als politisch unzuverlässig erklärt wurde. [] 1945, als die Sozialdemokratische Partei wiedererstand, stellte ich meine ehrenamtliche Mitarbeit in der Gemeinde erneut zur Verfügung. Ich wurde als Bürgervertreterin in den Wohnungs-, den Krankenhaus- und den Gesundheitsausschuß gewählt, in denen ich mich immer bemüht habe, zum Wohle der Dortmunder Bevölkerung zu wirken. [] 1950 habe ich im Auftrage der Arbeiterwohlfahrt mich im besonderen der Müttererholungsfürsorge gewidmet und wurde u. a. Leiterin eines Müttererholungsheimes der Arbeiterwohlfahrt. Allen Schwachen, Armen, Kranken und Bedrängten Hilfe zu leisten, soll auch weiterhin mein ständiges Bestreben sein. [] Karoline Zorwald [] Dortmund, Felkestr. 36 [] Dortmund, den 30. Oktober 1952 [] Druck: Westfalendruck
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