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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht von Erich Fried: "Ein Faschist, [...]"<NZ>Flugblatt ist entnommen aus: DGB-Archiv im AdsD, Deutscher Gewerkschaftsbund, Landesbezirk Niedersachsen, Kreis Braunschweig, Signatur: 5/ DGBJ 171. "Antikriegstag" 1. September 1990 [] 13.00 Uhr Auftaktkundgebung [] Murat Cil Vorsitzender des Ausländerausschusses der IG-Metall Braunschweig [] Treffpunkt: Altewiekring - vor dem Finanzamt [] Anschl. Demonstration [] 14.00 Uhr Kundgebung im Schloßpark Brigitte Freifrau Grote Zweite Bürgermeisterin Stadt Braunschweig NN Vertreter der ev. luth. Landeskirche Braunschweig Erwin Thielen DGB-Kreisvorsitzender [] 15.00 Uhr Friedensfest im Schloßpark [] 17.00 Uhr Friedenskonzert [] Tom Drops Pannach Die Zöllner [] 23.00 Uhr Ende [] Die Mauern fallen [] Der Hunger bleibt [] Aufruf zum Antikriegstag [] Entmilitarisierung Deutschlands [] "Schon heute gibt es pro Kopf mehr Sprengstoff als Nahrungsmittel." [] Willy Brandt, Vorsitzender der Nordsüdkommission [] Die Regierungen der Weit geben in 2 Tagen so viel für Rüstung aus, wie den Vereinten Nationen in 7 Jahr für ihren weltweiten Kampf gegen Hunger und Krankheit zur Verfügung stehen. [] In Braunschweig fehlt ein DENK-mal [] Im Rahmen einer bundesweiten Aktion initiierte die Sozialistische Jugend - Die Falken -im September 1989 die Initiative, auch in Braunschweig ein Denkmal ganz besonderer Art aufzustellen. [] Das "DENK-mal für den unbekannten Deserteur" sollte Anstoß sein für die allgemeine Kritik am deutschen Militarismus. Nicht die, die in den Weltkriegen als Soldaten kämpften "weil sie es mußten", sondern vor allem die, die sich verweigerten sind es, derer wir gedenken sollten! [] Menschen, die an eine bedingungslose "Pflichterfüllung" glauben und die "Treue zum Vaterland" schwören sind mitschuldig an all dem, was "Krieg" bedeutet. [] 1990 soll das DENK-mal Wirklichkeit werden. Aufgestellt auf einem zentralen Platz in der Stadt wollen die Falken in solidarischer Unterstützung der Braunschweiger Friedenskoordination dem Antimilitarismus das DENK-mal widmen. [] 50 und 1 Jahr, nachdem die Deutsche Wehrmacht den 2. Weltkrieg vom Zaune brach, stehen wir vor einem historischen Wendepunkt. Jetzt, da die Warschauer Vertragsstaaten kaum noch eine Bedrohung darstellen können, gilt es, Krieg und Kriegsvorbereitung als Mittel der Politik ein für allemal zu ächten. [] Die Nato als Bündnis der westlichen Industrieländer ist aber nicht einmal zu wesentlichen Abrüstungsschritten bereit. Der Einfluß nach Osteuropa soll noch vergrößert, die Ausbeutung der Länder des Südens soll aufrechterhalten werden. [] Ein Faschist, [] der nichts ist als ein Faschist, [] ist ein Faschist. [] Ein Antifaschist, [] der nichts ist als ein Antifaschist, [] ist kein Antifaschist! [] Erich Fried [] Gewalt und Gewaltandrohung sollen Mittel zur Beibehaltung einer Politik der Weltbeherrschung bleiben. Nachdem das osteuropäische Feindbild nicht mehr existiert, werden neue Feindbilder in Ländern der Dritten Welt aufgebaut. [] Weil wir uns für gerechte und solidarische Beziehungen zwischen allen Teilen der Welt einsetzen fordern wir: [] Auflösung der Nato [] Stop aller Rüstungsexporte [] Statt Rüstungsgüter für die sogenannte Dritte Welt zu produzieren, können Produkte gefertigt werden, die ökologisch und ökonomisch sinnvoll wären. Zum Beispiel ein ökologisch tragbares Verkehrsmittel könnte die Versorgungsprobleme in der "Dritten Welt" beheben und mit einem noch zu entwickelnden Verkehrskonzept könnte eine sinnvolle Mobilität der Menschen herbeigeführt werden. Die an der Technischen Universität in Braunschweig entwickelten Verkehrskonzepte (M-Bahn), könnten sinnvoll ergänzt werden durch einen Studiengang "Anleitung zur Selbsthilfe" für soziale und technische Projekte der "Dritten Welt". [] Keine Kriegsvorbereitung durch Zivilschutzmaßnahmen [] "Zivil"-Schutz ist doch das, wo Menschen ihren Lebensraum (Umwelt) schützen, um auch in Zukunft leben zu können. Die insgesamt ca. 300 Millionen DM, die in der Bundesrepublik jährlich für den Schutz vor dem Atomkrieg ausgegeben werden, sind zum Fenster hinausgeworfenes Geld und könnten mit einer anderen Definition von Zivilschutz sinnvoll in ökologischen Projekten zur Erhaltung von Natur und Umwelt eingesetzt werden, auch um dort Arbeitsplätze zu schaffen. [] Kriegsdienste verweigern [] Kein Mensch darf direkt oder indirekt dazu genötigt (z.B. durch Befehl) oder gar ausgebildet werden, bei der Tötung von Menschen mitzuwirken. Mord und die Beihilfe dazu sind von jedem Menschen, gleich welcher Beweggründe, ein Verbrechen. "Soldaten sind Mörder, aber auch die, die die Befehle geben!" Zitat: Tucholsky und andere. [] Rüstungskonversion [] Im Rahmen der Abrüstungsdiskussion bedeutet Konversion die Umwandlung militärischer Produkte bzw. Einrichtungen zu zivilen Zwecken. Bei MBB in Bremen überlegen Kolleginnen und Kollegen seit 1984, wie die Rüstungsproduktion auf zivile Produktionen sinvoll [!] umgestellt werden könnte. Am bekanntesten ist ihr "Luftschiffkonzept". Bei MBB sollten Luftschiffe für die Überwachung der Nordsee, für den Transport von Lasten und Personen in unwegsame Gelände und für den Reiseverkehr gebaut werden. Weitere Beispiele für die Umwandlung militärischer Produktionen zu ziviler sind bei HDW in Kiel und vor allem bei Lucas-Aerospace in Großbritannien entwickelt worden. [] Keine Militäranlagen in Braunschweig (u.a. Kasernen und Bunker) [] Statt die vorhandenen Bunker auszubauen und neue zu planen in Tiefgaragen (z.B. Eiermarkt in Braunschweig) wäre es sinnvoller, die freiwerdenden Mittel in Infrastrukturmaßnahmen der Region Braunschweig umzuleiten, z.B. könnte mit den autofreien Innenstädten endlich Ernst gemacht werden, verkehrsberuhigende Maßnahmen in Wohngebieten und eine Begrünung der Innenstädte wäre möglich. Spielplätze für Kinder und Ruheorte für ältere Menschen könnten eingerichtet werden. [] Die noch existierenden Bunker und Kasernen könnten soweit es möglich ist, als Wohnraum genutzt oder öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Zum Beispiel wäre es in diesem Zusammenhang sinnvoll, eine Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus in Braunschweig an zentraler Stelle zu errichten. [] Umverteilung des Rüstungshaushaltes [] Dann wäre es kein Problem mehr, für die Kindergartenplätze eine Garantie zu geben. Unsere Schulen könnten modernisiert und besser ausgestattet werden. Die Ausbildung in den Berufsschulen könnte sich wesentlich verbessern. Das Bafög könnte aufgestockt werden, um auch SchülerInnen und Studentlnnen ein menschenwürdigeres Leben zu ermöglichen. [] Der gesamte soziale Bereich könnte ausgebaut werden und die Bundesrepublik Deutschland tatsächlich der Sozialstaat werden, der durch die Bundesregierung nach außen propagiert wird. Alte Menschen, sozial Benachteiligte, Behinderte und vor allem Arbeitslose würden nicht ins soziale Abseits gedrängt. [] Ein Arbeitsplatzprogramm der Bundesregierung könnte endlich regionale Unterschiede ausgleichen, auch im Hinblick auf die DDR, und die Arbeitslosigkeit wirksam beheben. Menschen ohne soziale Ängste, ohne Angst vor Arbeitsplatzverlust, sind eher in der Lage Fremdenhaß abzubauen und zu der vielbeschworenen multikulturellen Gesellschaft beizutragen. [] "Der ganze Bereich, der am Wettbewerb orientierten Leistungen und des standardisierten Vergnügens, all die Symbole von Status, Prestige und Macht, von inserierter Männlichkeit und inseriertem Charme, von kommerzialisierter Schönheit - dieser ganze Bereich löscht gerade die Anlagen des Individuums für die Alternative: Die Freiheit ohne Ausbeutung, aus." [] (Marcuse 1969, Seite 34) [] Impressum: Frieko (Friedenskoordination Braunschweig) c/o Friedenszentrum. Goslarsche Str. 93 [] 3300 Braunschweig, Telefon: 05 31/89 30 33 [] Spenden zum Antikriegstag und für das Friedensfest bitte auf das Sonderkonto: R. Zabel, Kto.-Nr. 363 233-306, PGA Hannover, BLZ 25010030
Published:01.09.1990