Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Die Hochschulreform wurde am 8.10. 1850 verabschiedet
Magnifice, [] Hochgeehrteste Herren, [] Nachdem unter dem 24. Mai dieses Jahres von Tübingen aus in der Augsburger Allgemeinen Zeitung (Nr. 142. Beilage) eine Berathung von Lehrern aller deutschen Universitäten über etwaige Umgestaltung, Abänderung und Weiterbildung der deutschen Hochschulen in Vorschlag gebracht und Jena als der zu dieser Versammlung geeignete Ort bezeichnet worden war, hat der auf hiesiger Gesammtuniversität aus ordentlichen Honorarprofessoren, außerordentlichen Professoren und Privatdocenten gebildete akademische Reformverein diesen Gedanken mit lebendigem Eifer ausgenommen und durch einen aus seiner Mitte gewählten Ausschuß bereits unter dem 9. Juni zu einer solchen hier zu haltenden Versammlung auf den 3. September förmlich eingeladen. Bei weiterer Erwägung des Gegenstandes sind wir zu der Überzeugung gekommen, es sey allerdings an der Zeit, daß die allgemeinen Fragen über das Universitätswesen, welche neuerlich in den Vordergrund getreten sind und zum Theil selbst von den Studirenden bei ihrer Zusammenkunft auf der Wartburg, wenn auch nur von ihrem Standpunkte aus, so wie anderwärts, jedoch meist nur andeutend behandelt wurden, von der Einsicht und Erfahrung der dabei vorzugsweise Betheiligten einer gründlichen Erörterung unterworfen würden. Damit dieß aber in vollständiger Weise geschehe, darf es unseres Erachtens nicht dem bloßen Zufalle überlassen werden, wer zur Berathung kommen wolle und von welcher Universität, sondern es müssen alle Hochschulen gleichmäßig dabei vertreten seyn, wenigstens muß allen Schwestern zu einer ganz gleichmäßigen Vertretung Gelegenheit gegeben werden. [] Daher nehmen wir Prorector und Senat der Gesammtuniversität Jena nach Vereinbarung mit unsern obengenannten Collegen die von Letzteren schon beabsichtigte weitere Fortsetzung der Einleitungen zur Versammlung nunmehr in so weit in die Hand, als wir folgende Form dafür beantragen: [] Alle Lehrer der deutschen Universitäten, welche sich für Reform des Universitätswesens interessiren, werden wiederholt eingeladen, sich zu der berathenden Versammlung am 21- 23. September in Jena einzufinden. Damit aber für den voraussichtlich eintretenden Fall, daß gemeinsame Anträge an die betreffende höchste deutsche Behörde gestellt werden sollten, alle Universitäten gleichmäßig vertreten seyen, werden sämmtliche Universitäten als corpora aufgefordert, die bestimmte Anzahl von vier Abgeordneten, welche über die zu machenden Anträge ausschließlich zu beschließen haben, mit Legitimationen zu senden. [] Der Wahlmodus ist, wie wir glauben, der einzelnen Universität nach den auf ihr obwaltenden besondern Verhältnissen lediglich zu überlassen. Jedoch halten wir es dabei für nothwendig, daß zwei der gesendeten Deputirten aus den Mitgliedern der Facultäten im engern Sinne, die andern beiden aber aus den übrigen Lehrern der Universität und durch dieselben gewählt werden, damit die verschiedenen Interessen der beiden Classen von Universitätslehrern gleich stark vertreten sind, und die Lebendigkeit und Frische der jüngern Generation nicht minder zu ihrem Rechte gelange, als die reifere Erfahrung und Vorsicht. [] Indem wir uns nun beehren, diesen unsern Vorschlag Ew. Magnificenz und unsern hochgeehrtesten Herren Collegen andurch vorzulegen, und der freundlichen Erfüllung unseres Wunsches von Ihrer Seite entgegensehen, bemerken wir noch, daß auch wir vier unsrer Collegen und zwar mit Berücksichtigung jenes Grundsatzes zu unsern Vertretern erwählen werden. Zur Vorbereitung alles dessen, was mit der bevorstehenden Versammlung in Beziehung steht, ist bereits eine Commission ernannt worden, welche aus unsern sechs Collegen: Oberappellationsgerichtsrath Danz, Geheimen Justizrath Guyet, Geheimen Kirchenrath Hoffmann, Professor Schleiden, Professor Ad. Schmidt und Professor Stoy besteht. [] In der öffentlichen Einladung unserer Collegen vom 9. Juni waren die Tage vom 3. bis zum 5. September zur Berathung anberaumt. Da jedoch der Schluß der Vorlesungen auf den verschiedenen Universitäten nicht zu gleicher Zeit eintritt, erachteten wir einen etwas spätern Termin für zweckmäßiger und sehen daher der Ankunft der Abgeordneten nach der Mitte des Monats September erwartungsvoll entgegen, so daß die Sitzungen bestimmt am 21., 22. und 23. September Statt finden können. Etwaige Anträge bitten wir wo möglich bis zum 8. September an die oben erwähnte Commisston gelangen lassen, ebenso auf die Versammlung bezügliche Anfragen und Personalanmeldungen gefälligst an diese richten zu wollen. Damit sich aber alle Mitglieder Ihrer Universität ohne alle Beschwerde zu jeder Zeit über den Anfang, die Dauer, die Einrichtung und den Zweck der Versammlung, welche beabsichtigt wird, orientiren können, erlauben wir uns eine Anzahl von Exemplaren dieser unsrer Zuschrift zur Vertheiluug an dieselben ergebenst anzuschließen. [] Indem wir dem wichtigen Unternehmen den segensreichsten Erfolg wünschen, beharren wir in vollkommenster Hochachtung [] Ew. Magnificenz [] und der Hochgeehrtesten Herrn Collegen [] ergebenste [] Prorector und Senat der Großherzogl. Herzogl. S. Gesammtuniversität. [] Dr. D. G. Kiefer, [] d. Z. Prorector. [] Jena, [] 9. Juli 1848 [] An sämmtliche deutsche Universitäten, die österreichischen (Wien, Grätz, Prag, Brünn, Innsbruck und Ollmütz) inbegriffen. [] Gedruckt bei Fr. Frommann in Jena.
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