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UM DIE EINHEIT! [] Die politische Einheit aller arbeitenden Menschen ist das hohe, noch zu erreichende Ziel. Es ist nicht an Zonen gebunden und nicht an Länder. Es bleibt aber gebunden an die Einsicht, daß man aus dem Einheitsziele [] kein Schlagwort [] machen darf, weil sonst der Begriff der Einheit der Arbeitenden zum politischen Geschäft benutzt wird und dadurch seiner Verwirklichung immer ferner rückt. [] Es gibt keine "Einheit", die den Weg der Spaltung geht. Wohl aber gibt es Spalter, die unter dem Motto der Einheit nichts anderes bezwecken wollen, als die Schwächung jener, welche die Einheitspartei darstellen würden, wenn die Spalter eben keine Spalter wären, [] So aber sieht die Situation zwischen K.P.D., S.E.D, und S.P.D. in Wirklichkeit aus. [] Der Kredit der K.P.D. ist, das beweisen alle Wahlergebnisse, auf ein Minimum gesunken. Die kleine K.P.D. wird nur noch kleiner werden mit der Besserung der Lebensverhältnisse. Seit Bestehen dieser Partei ist nachzuweisen, daß ihr Weizen blühte, wenn es den Arbeitern am schlechtesten ging. Dadurch ist sie geworden was sie heute ist: Die K.P.D. ist eine Gruppe von Funktionären, die Befehle von weither empfängt, sie blind und kritiklos ausführt, aber keine Menschen hinter sich hat. [] Die Menschen aber sind die demokratische Macht. [] An der Besserung der Verhältnisse aber war die K.P.D. nie beteiligt. Das Positive lag immer fern von ihr. Sie benutzte nur die Not, um die Verzweiflung der Armen ihren Parteiinteressen nutzbar zu machen. Die praktische Arbeit, die Besserung der Lebenslage, überließ sie uns. [] Im östlichen Deutschland konnte die K.P.D. kraft ihrer besonderen Stellung den einzelnen Sozialdemokraten zwingen, "Anhänger der Einheit", d. h. Mitglied der S.E.D., zu werden. Die Besten aber und Härtesten hatten eine eigene unbeugsame Meinung und wurden in Konzentrationslager gesperrt. [] Kommunisten unterdrücken Sozialdemokraten [] mit Hilfe einer fremden Macht. Das ist die Einheitspartei, das ist die S.E.D. [] Hat das Beispiel der Berliner Oktoberwahlen nicht bewiesen, daß die große Mehrheit der arbeitenden Menschen die K.P.D. und die S.E.D. ablehnt und dort, wo sie eine eigene Meinung haben kann, ihr Vertrauen der S.P.D. gibt? [] Sollen wir in den Westzonen eine S.E.D. bilden und damit das freiwillig tun, was in der Ostzone mit jeder Form von Terror erzwungen wurde? [] Oder sollen wir nicht besser die unter dem Drucke der internationalen Meinung unvermeidlich gewordene Zulassung der S.P.D. in der Ostzone abwarten? Dann werden wir nämlich erleben und mit Händen fühlen können, daß die K.P.D. aus ihrer Tarnung als S.E.D. nur abermals geschwächt hervorgegangen ist. [] Wer zur Bildung der S.E.D. aufruft, wer für die sogenannte "Einheit" eintritt, will die große und bereits heute schon wieder einflußreiche S.P.D. schwächen. Das ist nichts anderes als Wiederholung der vor 1933 sattsam bekannt gewesenen Politik. [] Man studiere die Hessische Verfassung, um zu sehen, wie praktische sozialdemokratische Arbeit aussieht, um zu sehen, was Sozialdemokraten erreichen und durchsetzen können. [] Und nun, wo es darum geht, die in der Verfassung gegebenen Rechte zur Tat zu machen, soll die S.P.D. geschwächt werden? [] Nie! Das wäre Verrat! [] Der verantwortungsbewußte arbeitende Mensch gehört in die Reihen der standhaften und jeder demagogischen Polemik feindlichen Sozialdemokratie. [] Sozialdemokratische Partei Deutschlands [] Bezirk Hessen-Süd - Wilhelm Knothe, Vorsitzender [] MG-E5 - Verantwortlich: Franz Müller, Frankfurt M., Druck: Frankfurter Rundschau, Frankfurt M., Auflage 250000
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