Mütter, Frauen u. junge Mädchen

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Mütter, Frauen u. junge Mädchen [] Viel wird heute von der Demokratie geredet. Aber Reden können uns nicht helfen. Nur Taten entscheiden, ob sich in Deutschland eine Demokratie des schaffenden Volkes entwickelt. [] Ist es nicht so, daß heute...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Gildendruck
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1946 - 1947
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/8A833160-577C-4A08-A42E-0EE593712A23
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Mütter, Frauen u. junge Mädchen [] Viel wird heute von der Demokratie geredet. Aber Reden können uns nicht helfen. Nur Taten entscheiden, ob sich in Deutschland eine Demokratie des schaffenden Volkes entwickelt. [] Ist es nicht so, daß heute die Lasten des Krieges und der dadurch entstandenen Not vollkommen ungleich verteilt sind? Diejenigen, deren Fleiß die Grundlagen für den Neuaufbau Deutschlands aus Schutt und Trümmern schaffen, sind heute noch zum größten Teil auch diejenigen, welche das kärglichste Leben führen müssen. Dazu gehören auch die Mütter und Frauen, die in der Familie das Heranwachsen und die Erziehung der Kinder unter größten Mühen und Sorgen sichern und durch ihren Fleiß die Arbeitskraft des Volkes erhalten und vergrößern. [] Der Leiter des Zentralen Wirtschaftsamtes für die Britische Zone, Dr. Agartz, hat festgestellt, daß 60 Prozent aller Schaffenden in der Britischen Zone unter 100.- RM im Monat verdienen. Das bedeutet, daß ein Teil der Bevölkerung sich nicht einmal das kaufen kann, was uns an kärglichen Zuwendungen heute zusteht. Die Folge davon ist unter anderem, daß - wie wir es immer häufiger hören - Mütter mit mehreren Kindern in ihrer Not eine Lebensmittelkarte verkaufen, um nur das erwerben zu können, was ihnen für den Rest ihrer Karten zusteht. Das Wohlleben einer kleinen Schicht wird heute durch das noch größere Elend des Volkes bezahlt. [] Es ist klar, daß diese Verhältnisse an der Kraft unseres Volkes zehren und gerade bei denen Niedergeschlagenheit und Gedrücktheit verursachen, die allein eine fortschrittliche Entwicklung für das deutsche Volk sichern können. [] Die Kommunistische Partei fordert deshalb die tätige Mitbestimmung des werktätigen Volkes auf allen Gebieten des Lebens. Sie will eine [] Demokratie des praktischen Handelns [] durch das Volk und für das Volk. [] Diese Mitbeteiligung und Mitbestimmung muß sich die Bevölkerung zum großen Teil erst noch erringen. Besonders trifft das für die Frauen zu, die heuteüber 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen. [] Die Kommunistische Partei hat sich deshalb zur besonderen Aufgabe gemacht, eine wirkliche Gleichberechtigung und Gleichstellung im praktischen Leben für die Frauen und Mädchen zu erreichen. [] Der erste Schritt hierzu ist eine [] Gleichstellung der Frau im Erwerbsleben [] Denn nicht nur die alleinstehenden Frauen und Mädchen, die durch den Männermord im Kriege heute viele Millionen zählen, werden sich eine selbständige Lebensexistenz schaffen müssen. Auch Hunderttausende Hausfrauen und Mütter werden im Berufsleben stehen, weil sie die Ernährer ihrer Familie verloren haben. Ihnen muß durch die Gewährung eines freien bezahlten Haushalttages im Monat, durch Einrichtung von Kindergärten usw., ihr doppelt schweres Los erleichtert werden. [] Frauen und Mädchen sollen die gleiche Schulung, die gleichen Aufstiegsmöglichkeiten wie die Männer nicht nur in allen Berufen, sondern auch in der Verwaltung und in der Regierung haben. [] Wir Kommunisten begrüßen die Resolution der Bielefelder Gewerkschaftskonferenz zur Frauenarbeit, welche alle Gewerkschaften verpflichtet, die fachliche Ausbildung der weiblichen Arbeitskräfte zu fördern und dadurch die Verwirklichung der alten Forderung: "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" voranzubringen. Wir begrüßen besonders das Gesetz in einer anderen Zone Deutschlands, wodurch die gleiche Entlohnung bei gleicher Leistung für Männer, Frauen und Jugendliche zum ersten Male in einem Teile Deutschlands verwirklicht wurde. Wir Kommunisten wollen auch in unserem Gebiet dahin streben, diese Forderung sofort überall da zu verwirklichen, wo Frauen und Jugendliche die gleiche Arbeit und die gleiche Leistung vollbringen, damit der Hitler'sche Grundsatz, wonach 50 bis 80 Prozent des Männerlohnes für die Frau genug sind, auch in unserem Gebiet endlich in der Praxis beseitigt wird. Erreichen werden wir Frauen und Mädchen dieses Ziel um so eher, je aktiver und zahlenmäßig stärker wir uns am gewerkschaftlichen, betrieblichen und, wirtschaftlichen Leben beteiligen werden. [] Diese Heranziehung der Frauen und Mädchen zur gleichberechtigten Mitarbeit muß auch alle anderen Gebiete des Lebens umfassen, denn um welche Probleme es sich immer handelt: Überall sind die Frauen der Teil des Volkes, der seelisch und körperlich am stärksten betroffen wird. [] Die ungenügende Bekämpfung des Schwarzen Marktes, [] die Mängel in der Organisierung unserer Ernährung [] haben dazu geführt, daß die eigenen Vorräte nicht restlos, schnell und billig an die Bevölkerung gebracht werden. Das größte Leid tragen dafür die Mütter um ihre unterernährten Kinder. [] Wie traurig sieht es auf dem Gebiete des [] Wohnungsbaus und der Wohnraumverteilung [] aus. Wundern wir Frauen uns nicht oft, daß Lokale neu aufgebaut werden, daß es immer noch große Wohnungen mit wenigen Personen gibt, während Hunderttausende in den elendesten Löchern leben? Würde es nicht anders werden, wenn das werktätige Volk, besonders wir Frauen, stärker daran beteiligt wären, was gebaut und wie der Wohnraum verteilt wird? [] Die Tatsache, daß es viele gehortete Gebrauchsgüter, aber nur ganz wenige Bezugscheine gibt, sollte allen Frauen eine Mahnung sein. Um nur ein Beispiel zu geben., Das Emaillierwerk Bergedorf muß seine Produktion stoppen, weil die Läger überfüllt sind, während es in Tausenden Familien an dem fehlt, was hier hergestellt wird. Auch Schuhe und Kleidungsstücke sind vorhanden, bleiben aber auf den Lägern. Ist das in Anbetracht des kommenden Winters zu verantworten? Ist es nicht unglaublich, wenn junge Mütter nicht wissen, wo sie das notwendigste Babyzeug hernehmen sollen? [] Nur wenn auch wir Frauen in [] Ernährungs- und Kontrollausschüssen aller Art [] sitzen, nur wenn wir selbst mitbestimmen werden, wie der Schwarze Markt bekämpft werden soll, wie die Lebensmittel und alle anderen Erzeugnisse gerecht und restlos zu verteilen sind, können wir auf eine gründlicheÄnderung in einem wahrhaft fortschrittlichen und menschlichen Sinne hoffen. [] Deshalb kämpfen wir Kommunisten dafür, [] das schaffende Volk, vor allem auch die Frauen, an der Selbstverwaltung entscheidend zu beteiligen. [] Diese Selbstverwaltung, wird auch die Grundlage schaffen, um eine wahrhaft friedliche und demokratische Entwicklung in Deutschland zu fördern. Sie ist die Voraussetzung, um auch den Nachbarvölkern wieder Vertrauen zum deutschen Volke zu geben. Wir Frauen können viel dazu beitragen und damit die Voraussetzungen für ein en möglichst schnellen und günstigen Friedensabschluß schaffen, der uns die Hoffnung gibt, unsere kriegsgefangenen Männer und Söhne schnellstens wiederzusehen. [] Deshalb Mütter, Frauen und Mädchen: [] Wollt Ihr nicht nur reden, fordert Taten, die uns eine bessere Zukunft sichern, geht mit uns gemeinsam den Weg zur Demokratie des schaffenden Volkes! [] Arbeitet mit uns gemeinsam! [] Wählt die Kandidatinnen und Kandidaten der kommunistischen Partei [] damit wir und unsere Kinder ein friedliches, freiheitliches Deutschland erhalten! [] Gildendruck R. DD. 49 Lbg/E 1106/100000 10/46 Kl. C
Published:1946 - 1947