CDU-Mitteilungen

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; CDU-MITTEILUNGEN [] Christlich-Demokratische Union GROSS-HESSEN [] Nummer 19 / I. Jahrgang [] 28. September 1946 [] Frankfurt a. M. [] Preis 10 Pfennig [] Herr Dr. Schumacher [] Aus Hamburg wird uns berichtet: Herr Dr. Schumacher sprach anläß...

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Bibliographic Details
Main Authors: Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) Groß-Hessen; Dörpinghaus, Bruno, Parzeller & Co., vormals Fuldaer Actiendruck, Fulda
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Published: 09.1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/C05E6957-DED0-48F7-A229-6F89CAD12510
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; CDU-MITTEILUNGEN [] Christlich-Demokratische Union GROSS-HESSEN [] Nummer 19 / I. Jahrgang [] 28. September 1946 [] Frankfurt a. M. [] Preis 10 Pfennig [] Herr Dr. Schumacher [] Aus Hamburg wird uns berichtet: Herr Dr. Schumacher sprach anläßlich der interzonalen Tagung sozialistischer Studenten in Hamburg. Die sozialistischen Studenten trugen ihm die Ehrenmitgliedschaft ihrer neugegründeten Vereinigung an. Wer Herr Dr. Schumacher zum ersten Mal hörte, war erstaunt, soviel fanatischer Ausschließlichkeit, die sich zu demagogischen Mitteln hinreißen ließ, zu begegnen. Wir kennen das noch von gestern - hat "es" - die große Katastrophe nämlich - nicht so angefangen? Dr. Schumachers Rede begann, es käme nicht darauf an, daß einem Politiker immer Recht gegeben würde (das war für die SPD in Süd- und Südwestdeutschland gesagt!), sondern die Hauptsache sei, daß ein Politiker vor der Geschichte Recht behielte. "Die Geschichte", der Gott Europas seit Hegel! Wer rief sie gestern noch zum Zeugen an?! In den Nürnberger Akten kann man darüber nachlesen ... [] Dr. Schumacher ist davon überzeugt, daß er die "große neue Konzeption von den zukünftigen Dingen" habe. Das ist natürlich die Melodie der Jugend. Aber wurde auch wirklich Neues in dieser Rede gesagt? [] Der Marxismus ist kein festliegender und kein festlegender Katechismus. Nun das ist längst allen an den mühevollen Debatten klargeworden, die [] der ideologischen Verarmung [] der sozialistischen Parteien mit neuen Ideen aufhelfen wollen. Aber was ist der Sozialismus wirklich? Dr. Schumacher glaubt, in ihm die Form der Zukunft zu erblicken. Er übersieht ganz, daß der Sozialismus das Lebensgefühl der Gegenwart darstellt, eine Haltung, die der Jugend so selbstverständlich ist, daß sie nicht begreifen kann, warum die ältere Generation noch immer nicht die fälligen Reform- und Wirtschaftspläne vorlegt. [] Das Wort "Klassenkampf" umschrieb Dr. Schumacher mit Formulierungen, die seinen Lieblingsgedanken nur fadenscheinig verkleideten. Von jedem Haß, der gepredigt werden kann, ist der gegen sterbende Feinde der sinnloseste, Kampf gegen Windmühlenflügel! Die Lage des Bürgertums heute ist der Lage der französischen, der europäischen Aristokratie zur Zeit der französischen Revolution vergleichbar. Sie wurde damals blutig ausgeschaltet; diese Einbuße samt dem Blutverlust der folgenden Kriegsjahre blieb in Frankreich jahrzehntelang fühlbar. Dr. Schumacher benutzt natürlich viel humanere Mittel der Ausschaltung: er verdächtigt alles, was "bürgerlich" ist, koppelt es mit Nationalsozialismus (Chauvinismus) und Aggressivität - und zeigt dann auf den "Verräter am Sozialismus und Weltfrieden" (endlich einmal wieder eine Denunziation, damit sie nicht zur Mangelware werde). [] Für Dr. Schumacher gibt es nur eine Jugend, die allem, was nicht marxistisch firmiert, wilde Feindschaft entgegenbringt. Er versucht, sie auf nur eine einzige Möglichkeit auszurichten, statt in sachlicher Loyalität ihr die [] Möglichkeiten der Entscheidung [] zu geben. Dr. Schumacher zeigte die äußere Situation der Jugend auf. Er sagte, daß sie zur Kategorie der armen Leute gehören würde und in eine wahrhaft proletarische Lage käme. Nichts Neues! Und keiner sieht dieser Entwicklung mit mehr Gleichmut entgegen als gerade die Jugend, die ja die Gewißheit neu zu entwickelnder Lebensformen in sich trägt. Mit Recht nannte Schumacher das soziale Problem der Intelligenz ein moralisches. Er glaubt es gelöst, wenn in der Jugend die Bereitschaft zur Gestaltung des öffentlichen Lebens lebendig werde, was sich natürlich nur innerhalb der marxistischen Parteien abspielen darf --. [] Es war viel die Rede vom Umweg zum Sozialismus über das Bürgertum, das Zustände hervorbringe, die den Keim der Revolution in sich trügen. Fürsten, Militärs und Beamte, die früher einmal deutsche Geschichte gemacht haben, werden von Schichten abgelöst werden, die die Politik um des Vaterlandes willen lieben und gestalten, auch dann, wenn sie nicht der Partei des Herrn Dr. Schumacher angehören. Sie brauchen nicht als böse Feinde bekämpft zu werden! (Warum wird immer noch in der Sprache des Krieges geredet? "Feinde" und "kämpfen" sind Vokabeln, die man auch in dieser Versammlung mehr als einmal hören konnte.) [] Dr. Schumacher machte seine Zuhörer darauf aufmerksam, daß bei den arbeitenden Massen das Prinzip der Zahl das ausschlaggebende sei, nicht das des Besitzes oder das der Bildung. Aber es gebe vordere und hintere Zahlen. Und es wäre gelacht, wenn sie - die akademische Jugend - ausgerüstet mit Wissen und Energie und Willen nicht die vorderen Zahlen einnehmen würden. Daß vom Gemeinnutz, der vor Eigennutz gehe, gesprochen wird, kann nicht über die Jagd nach der Position hinwegtäuschen. Und die Position scheint sich in unserem Zeitalter nach der niedrigen Parteinummer zu richten - -. [] Dem Liberalismus wurde der Vorwurf gemacht, er habe den Menschen nicht ökonomisch befreit. Aber wo das Prinzip der Zahl herrscht, da gibt es ganz gewiß keine Befreiung zur Persönlichkeit. Den Rhythmus glänzender Formulierungen haben wir zur Genüge genossen. [] Freiheit ist ein Entschluß, [] den jeder Charakter allein vollziehen muß. [] Wenn Dr. Schumacher von einer ökonomischen Geschichtsauffassung sprach, die nichts mit Materialismus zu tun habe, von der ökonomischen Befreiung des Einzelnen, vom Neuaufbau statt vom Wiederaufbau, so sind das grundlegende Einsichten, die heute jeder, sogar der politisch Unbegabte und Uninteressierte aus unserer Lage ziehen muß. Es ist billig, diese Dinge zu Grundsätzen einer ausnahmsweise klugen oder sogar einer (vermeintlich!) einzig klugen Parteiführung zu machen. Wir wehren uns gegen den Einparteienstaat, dem auch durch die Ausrichtung aufs Internationale nichts von seiner gefährlichen Einseitigkeit genommen werden kann. Es käme schließlich diese Variation zustande: ein Volk von Sozialdemokraten, eine Welt von Sozialdemokraten, ein Parteiführer von Sozialdemokraten ... ! [] NICHT IM REDEN, SONDERN IM GEBEN OFFENBART SICH DER WAHRE SOZIALISMUS! [] Knöpfe ein jeder die Taschen auf, wenn er von seinem Orts- oder Kreisverband dazu aufgefordert wird! [] Voraussetzungen einer Währungsreform [] Im Zuge der jetzt schon über ein Jahr dauernden Diskussion über die Währungsreform und die zahlreichen dafür gemachten, mehr oder weniger theoretisch fundierten und praktisch durchführbaren Vorschläge ist man erfreulicherweise darin zu einer weitgehenden Uebereinstimmung gekommen, daß vor einer Währungsreform gewisse Voraussetzungen erfüllt werden müssen, wenn man nicht Gefahr laufen will, nach ein oder zwei Jahren eine neue Reform vornehmen zu müssen. Diese Voraussetzungen bestehen vor allem in vier Punkten: Es muß die wirtschaftliche Einheit aller vier Besatzungszonen wiederhergestellt sein. Es muß Klarheit über die Leistungen an die Besatzungsmächte, über Reparationen usw. bestehen; die öffentlichen Haushalte müssen ausgeglichen sein und die Produktion muß in größerem Maße angelaufen sein, d. h. es muß ein Güterangebot vorhanden sein, das der Kaufkraft entspricht. [] Sollte beispielsweise in dem jetzt aus dem Zusammenschluß der britischen und amerikanischen Zone entstandenen Wirtschaftsgebiet eine Währungsreform durchgeführt werden, so müßten die Grenzen zu den beiden anderen Zonen hermetisch verschlossen werden, zum mindesten müßten sie wirklich wie fremde Volkswirtschaften behandelt werden. Offensichtlich kann dies nicht Ziel unserer Wirtschaftspolitik sein. Ehe wir nicht wissen, was wir an Kosten für die Besatzung jährlich aufzubringen haben, was wir an Reparationsleistungen in bar oder in Anlagen zu leisten haben, gibt es keine Möglichkeit, die öffentlichen Haushalte mit Sicherheit in Ordnung zu halten. Jede Mehrausgabe der öffentlichen Körperschaften über ihre Einnahmen hinaus, muß aber letzten Endes zu neuer inflationistischer Zahlungsmittelvermehrung führen, die die verhängnisvolle Schraube zwischen Umlauf und Preisen in Bewegung setzen würde. Die Ausgeglichenheit der öffentlichen Haushalte ist aber ebensowenig wie die anderen Voraussetzungen heute schon erreicht. Wenn man noch zu Beginn dieses Jahres geglaubt hat, daß wir in diesen Monaten nach der Ernte nicht nur mit einem erhöhten Angebot an Agrarprodukten rechnen dürften, sondern daß auch die industrielle Produktion bis jetzt in größerem Umfang angelaufen sein würde, so sind wir bitter enttäuscht worden. In manchen Industriezweigen ist nach Aufbrauchen von Rohstoffen die Produktion wieder zurückgegangen oder erlegen. In der Kohlenproduktion als dem Schlüsselprodukt für fast [] alle Wirtschaftszweige, sind bisher noch keine Erfolge erzielt worden. Erst jetzt darf man mit der beabsichtigten Verbesserung der Versorgung der Bergarbeiter und ihrer Familien mit einer Steigerung der Kohlenerzeugung rechnen. Aber auch diese wird für uns nur dann die wirtschaftliche Belebung herbeiführen helfen, wenn gleichzeitig, wenigstens für eine Uebergangszeit, die Kohlenausfuhr eingeschränkt wird. [] Jede einzelne dieser Voraussetzungen für sich allein, umsomehr alle zusammen, zeigen deutlich, daß der Zeitpunkt für eine Währungsreform erst nach Friedensschluß in Deutschland gekommen ist. Darum ist die Forderung des amerikanischen Staatssekretärs Byrnes auf baldigen Abschluß eines Friedensvertrages mit einem neuen deutschen Bundesstaat auch für die Frage der Währungsreform von so großer Bedeutung. [] Katholische Kirche und Gewissenszwang [] Wiederholt ist von kirchlicher Seite betont worden, daß sie die Prinzipien der Demokratie anerkenne. Diese Anerkennung muß jedoch dort ihre Grenzen finden, wo die Gefahr besteht, daß mit Hilfe dieser Prinzipien die Grundsätze der katholischen Kirche und ihrer Weltanschauung gefährdet werden. Bekennt sich ein Katholik zu einer politischen Richtung, die die Grundsätze der katholischen Kirche in Frage stellt, so bringt er damit eindeutig zum Ausdruck, daß er nicht mehr auf dem Boden seiner Kirche steht. Er schließt sich damit selber aus der Gemeinschaft der katholischen Kirche aus, so daß der Ausschluß aus der Gemeinschaft der Kirche von kirchlicher Seite her, der durch die Verweigerung der Sakramente zum Ausdruck kommt, eine rein äußerliche Folgeerscheinung ist. Der Ausdruck "Gewissenszwang" dürfte somit sehr weit gegriffen sein. [] (Aus einer süddeutschen Zeitung.) [] Kommunalpolitische Tatsachen [] Zu dem Bericht "Kommunalpolitische Tagung" in Nr. 18 der "CDU-Mitteilungen" teilt uns das Kommunalpolitische Sekretariat der CDU in Wetzlar ergänzend noch folgendes mit: [] Die Gemeinden sind in erster Linie öffentlich-rechtliche Gebietskörperschaften, die grundsätzlich alle öffentlichen Aufgaben ihres Gebiets unter eigener Verantwortung verwalten (§§ 1 und 2 der Gemeindeordnung). Zu diesem Kreis der Selbstverwaltungsangelegenheiten treten die sogen. staatlichen Auftragsangelegenheiten. Diese aber werden nicht unter eigener Verantwortung, sondern nach staatlicher Anweisung verwaltet. Die Gemeindevertretung ist das oberste beschließende und überwachende Organ in der Gemeinde. Durch sie wird der Wille der Bürgerschaft zum Ausdruck gebracht. Diesen Willen gibt sie durch Gemeindebeschlüsse kund. In den Gemeindesatzungen stehen sie Gesetzen inhaltlich gleich. Was im einzelnen Gegenstand der Gemeindebeschlüsse sein kann, wird in § 48 der G.O. aufgezählt Ausnahmen § 52 (Satz 2). Hiernach kann die Gemeindevertretung in gewissen Fällen auch über die Vorschriften des § 48 hinaus zu Gemeindeangelegenheiten Stellung nehmen: An Beschlüsse dieser Art ist der Bürgermeister rechtlich jedoch nicht gebunden. Besonders hervorgehoben aber wurde, welches Gewicht ihnen gleichwohl beizumessen ist. Zu beachten bleibt, daß der Wille der Gemeindevertretung nur in Form von Beschlüssen zustande kommen kann; nicht irgendwelche beliebige Auslassungen der Gemeindevertretung stellen deren rechtsverbindlichen Willen dar, noch weniger die einzelner Fraktionen oder gar einzelner Vertreter, wenn sie nicht die Form ordnungsgemäß zustande gekommener Beschlüsse erhalten. [] Fraktionszwang ist rechtlich nicht durchführbar; auch Ausschluß aus der Fraktion oder aus der Partei hat noch nicht den Verlust des Mandats zur Folge. Fraktionsdisziplin sollte Fraktionszwang überflüssig machen. Besonders hervorgehoben und an Einzelbeispielen erläutert wurde, daß nach § 33 der G.O. die Gemeindevertreter die Vertreter der Gesamtbevölkerung und nicht Vertreter einzelner Parteien oder Gruppen, also an Aufträge oder Wünsche der Wähler nicht gebunden sind. [] Es bedarf keines Hinweises, daß nicht nur der 1. Kreisdeputierte, sondern daß beide Kreisdeputierte Vertreter des Landrats sind. Nicht nur Landrat und Kreisdeputierte als dessen Vertreter nehmen entsprechend der Doppelnatur des Kreises eine Doppelstellung ein, sondern auch der Kreisausschuß. Er ist das Verwaltungsorgan des Selbstverwaltungskörpers und hat als Kreisverwaltungsgericht rein staatliche Funktionen. [] Der Bürgermeister ist in Selbstverwaltungsangelegenheiten in erster Linie der Gemeindevertretung gegenüber verantwortlich, in Auftragsangelegenheiten hat er den Anweisungen seiner Dienstaufsicht zu folgen. Nur insoweit kann man den Landrat als seinen Vorgesetzten bezeichnen. Die Selbstverwaltungsangelegenheiten unterliegen nicht der Dienst- sondern der Staatsaufsicht. Hat die Dienstaufsicht das Recht, anzuordnen, wie eine Sache zu erledigen ist, so kann die Staatsaufsicht nur eingreifen, wenn das Gesetz verletzt ist oder sonst gegen das Staatswohl verstoßen wird. Insoweit ist der Landrat nicht der Dienstvorgesetzte des Bürgermeisters, aber seine Staatsaufsichtsbehörde und außerdem Disziplinarvorgesetzter. [] Die KPD in Bayern [] Die Kommunistische Partei besitzt in Bayern wie überall einen gewaltigen Apparat. Ihre Münchener Organisation zählt 2800 Mitglieder und 32 Sekretäre. Der bayerische Arbeiter, der an bäuerliche Sparsamkeit gewöhnt ist, stellt überall die .Frage, wie denn die 2800 Proletarier die 32 Funktionäre bezahlen? Trotz der gewaltigen Propaganda bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Landesversammlung hat sie gleichwohl nur ein Mehr von 0,1 Prozent über die gesetzliche Mindestzahl erreicht. [] "Mittlerer europäischer Lebensstandard" [] Als Richtmaß für den zukünftigen deutschen Lebensstandard soll das Jahr 1932 gelten, das unter dem Druck der Weltwirtschaftskrise auch in Deutschland ein unvergeßliches Not- und Krisenjahr gewesen ist. Es war als ein Jahr unentwegter Wahlschlachten und politischer Wirrnisse trotz aller wirtschaftlichen Nöte kein Hungerjahr für die deutsche Bevölkerung. Sieht man sich heute die deutsche Nahrungsmittelversorgung von 1932 im Hinblick auf die Absichten des Berliner Kontrollrates an, so ergibt sich ein Bild, das, auf die Gegenwart angewendet, geeignet ist, selbst die kühnsten Träume zu übertreffen. Wir stellen die wichtigsten Nahrungsmittelsätze einander gegenüber, die 1932 und 1946 in Deutschland beispielsweise von einem Arbeiter, der heute keine Schwer- oder Schwerstarbeiterzulagen bezieht, verbraucht wurden. Für 1946 legen wir bei den Berechnungen die Zuteilungen der 92. Lebensmittelperiode in der britischen Besatzungszone zugrunde. [] Tagesrationen in g Fehlmengen [] 1932 1946 1946 gegen 1932 [] Fleisch 165 28 - 137 [] Fett 89 11 - 78 [] Zucker 65 17 - 48 [] Brot 470 287 - 183 [] Kartoffeln 610 266 - 344 [] Nährmittel 19 33 12 [] Da es 1932 keine Zwangsbewirtschaftung der Lebensmittel gab, gingen wir von den Durchschnittsmengen aus, die ein Arbeiter sich damals seinem Einkommen entsprechend leisten konnte, d. h., es sind Zahlen, die ein Minimum aufweisen. Der Verbrauch wirtschaftlich bessergestellter Kreise muß entsprechend höher angenommen werden. [] Eine Fettversorgung, die der Hausfrau täglich fast 90g je Person zur Verfügung stellt, wird heute von allen Verbrauchern als "traumhaft" empfunden werden. Leider wissen wir ganz genau, daß die deutsche Fettproduktion niemals in der Lage sein wird, die für eine solche Versorgung notwendigen Fettmengen selbst aufzubringen, daß andererseits aber die notwendigen Einfuhren aus dem Ausland (von denen ja auch 1932 die Versorgung weitgehend abhängig war) von Exportaufträgen abhängen, an die selbst Optimisten unter unseren Wirtschaftsexperten auf Jahre hinaus nicht zu denken wagen. [] Frauenüberschuß [] Das durch den ersten Weltkrieg herbeigeführte ungünstige Zahlenverhältnis von Frauen und Männern hatte sich bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges einigermaßen ausgeglichen, so daß 1939 auf 1000 Männer 1050 Frauen trafen. Diese nicht nur aus volkswirtschaftlichen, sondern auch bevölkerungspolitischen und moralischen Gründen erwünschten Entwicklung ist durch den letzten Krieg jäh unterbrochen worden. Die Schätzungen der Blutopfer des Krieges liegen zwischen 4-6 Millionen Toten; dazu kommt noch die beträchtliche Zahl Schwerkriegsbeschädigter, die zum großen Teil als Ehepartner wegfallen. Die Einbuße an Volkskraft gegenüber dem ersten Weltkrieg beträgt etwa das Dreifache. In Zukunft dürften auf 1000 Männer etwa 1300 Frauen kommen. [] Nochmals: Dr. Schumacher [] "Vor mehr als 5000 Personen kritisierte in Düsseldorf Dr. Schumacher, der Führer der Sozialdemokratie der Westzone Deutschlands, nacheinander die einzelnen Besatzungsmächte, schrieb die deutschen Kommunisten ab, zog die Christlich-Soziale Union Bayerns ins Lächerliche und verfuhr mit der SED in Berlin nicht anders. Die Rede dauerte eine Stunde und ähnelte an einigen Stellen der Redeweise Hitlers, wenn er sich mit schriller Stimme vor dem Mikrophon überschrie." [] (Aus der Tageszeitung der KPD in Düsseldorf v. 2. Aug.) [] "Dr. Kurt Schumacher erklärte in einer Massenversammlung der SPD: Der Kampf in Deutschland wird parteipolitisch ausgefochten zwischen der Christlich-Demokratischen Union und der Sozialdemokratischen Partei, und da gibt es keine Umwege und Abwege. Genau wie vor 1933 jede kommunistische Stimme eine Chance für Hitler bedeutete, so kann man heute sagen, wer kommunistisch wählt, wählt im Endeffekt CDU. Dr. Schumacher verstieg sich, vom Totalitätsanspruch seiner Partei erfüllt, sogar zu der Behauptung: Wer jetzt den Weg nicht hundertprozentig mit uns geht, der ist ein Verderber Deutschlands und ein Gefährder des Weltfriedens!" [] (Aus "Westfälische Rundschau", SPD., 14. August.) [] Professor Barth über Kirche und Politik [] Auf einer Tagung junger Prediger der evangelischen Kirche in Godesberg erklärte der bekannte Professor Barth: Die Beziehung zwischen Staat und Kirche ist einem inneren und äußeren Krieg vergleichbar, die das gleiche Zentrum haben. Im Zug des Gehorsams gegen Gott fühlt sich der Christ auch politisch verantwortlich. Die Kirche vertritt zwar kein bestimmtes politisches System, aber sie hat zu wählen zwischen den besseren und schlechteren Möglichkeiten und ohne Vorbehalt sich für das Bessere einzusetzen. Kirchliche Interessen können nicht politisch vertreten werden, sondern nur durch den Beweis des Geistes und der Kraft. Wenn von einer politischen Predigt gesprochen wird, so sind damit keine bestimmten politischen Themen gemeint, sondern wird der Inhalt des Evangeliums auf das allgemeine Leben bezogen. [] Methoden der SED [] In einem Schreiben des von der SED beherrschten Potsdamer Magistrats an alle anerkannten Opfer des Faschismus ist eine verfängliche Stelle enthalten: "Zur Vervollständigung unserer Kartei werden alle Opfer gebeten, ihre Parteizugehörigkeit sowie die Art ihrer augenblicklichen Beschäftigung zu melden. Zur Frage der Parteizugehörigkeit wird von allen anerkannten Opfern des Faschismus erwartet, daß sie sich politisch organisieren." - Auch zu Hitlers Zeiten wußte jeder, was dieses "es wird erwartet" zu bedeuten hat - - -. [] Ein Vorschlag zum Obstmangel [] Aus dem Kreise Rotenburg a. d. F. wurde uns ein Vorschlag eingesandt, wie man am besten dem Obstmangel in Deutschland begegnen könne. Wir geben ihn nachstehend bekannt: [] Wir haben alle Hunger, richtigen Hunger auf Obst. Nicht nur die Kinder, nein auch die Erwachsenen schauen heute mit neidischen Blicken auf die Glücklichen, die herzhaft in einen Apfel oder eine Birne beißen können und sie mit Genuß verzehren. Jedermann weiß, wie wichtig das Obst für die Gesundheit eines Volkes Ist, und daß der größte Teil des deutschen Volkes in dieser Hinsicht nun schon seit Jahren viel, wenn nicht alles entbehren muß. Was kann unternommen werden, um diesem Zustand ein Ende zu bereiten? [] In Vorkriegszeiten wurde im Jahresdurchschnitt für 60 Millionen RM. Obst nach Deutschland eingeführt. Daß dieser Weg nach menschlichem Ermessen uns Deutschen in den nächsten Jahrzehnten nicht offen stehen wird, ist wohl jedem klar. Ebenso steht das Land zur Anlage großer Plantagen nicht zur Verfügung, weil jedes Stück Ackerboden in erster Linie noch notwendiger dem Getreide- und Kartoffelbau dienen muß. Aber es gäbe eine andere Möglichkeit, bei ernstem Willen in vielleicht fünf bis sechs Jahren wieder Obst genug für die Versorgung der gesamten deutschen Bevölkerung bereitzustellen: die Chausseen und insbesondere die Reichsautobahnen mit ihren großen Mittelstreifen sollten für den Obstbau genutzt werden. Es ist durchaus nicht einzusehen warum nicht schon längst im Interesse der Gesunderhaltung des Volkes von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht wurde. Die Zahl der Obstbäume, die bisher an Chausseen gepflanzt wurden, steht in keinem Verhältnis zu der Ausdehnung der Chausseen und Reichsautobahnen. Die Chausseebäume erfahren überdies im allgemeinen zu wenig Pflege. Oft werden sie im Winter nicht oder nicht fachgemäß geschnitten; Düngen und Ungezieferbekämpfung fehlen fast immer. Der jetzige Baumbestand ist vielfach völlig verwahrlost. Trotzdem erwartet man reiche Erträge. [] Um eine völlig neue Grundlage für den Obstbau zu schaffen, müssen zunächst Baumschulen eingerichtet werden, die nur einige für bestimmte Gegenden geeignete späte Tafeläpfel heranzüchten. Wenn die Obstbäume an den Chausseen gepflanzt sind, müßten gegebenenfalls die Chaussee-Aufseher und -Arbeiter die Aufsicht und Pflege mit übernehmen, sie würden somit auch für den Winter beschäftigt sein. Weiter könnte das Interesse besonders geweckt werden, indem man Fachkräfte schult und Prämien für beste Erträge und Pflege aussetzt. Nicht nur Private, auch Konservenfabriken könnten die Bäume pachten. [] Freilich entstünden dem Staat durch das Einrichten einer solchen Organisation in den ersten Jahren nur Kosten. Später aber würden diese Ausgaben nicht nur wieder eingebracht, sondern darüber hinaus Einnahmen erzielt werden, die gleichzeitig einen erheblichen Teil der Straßenhaltungskosten decken könnten. [] Ob nicht doch eine höhere Stelle sich einmal ernstlich dieses Vorschlages annehmen möchte? [] Verantwortlich: Bruno Dörpinghaus, Frankfurt am Main. E. 5, Briefe an "Schriftleitung der CDU-Mitteilungen", Frankfurt am Main, Hans Thomastr. 24, oder Fulda, Universitätsplatz 3 III. Telefon Frankfurt 64244, oder Fulda 3508. Auflage: 40000. Nachdruck mit Quellenangabe gestattet. Gedruckt in Fulda bei Parzeller & Co., vormals Fuldaer Actiendruckerei. Alle Zahlungen auf Postscheckkonto Frankfurt am Main Nr. 4051 (Parzeller & Co., Fulda).
Published:09.1946