Der Katholikentag in Bochum

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Der Katholikentag in BOCHUM ... [] ... und was daraus wurde [] Christliche Arbeiter, christliche Werktätige! [] Ihr habt es gewiß als einen Triumph und als die Krönung eines jahrzehntelangen Kampfes empfunden, daß der Katholikentag in Bochum...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Bundesvorstand, Wascher, Rudi, Alster-Druck GmbH, Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 18.06.1950
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/D8C098D8-04C9-452A-9BF8-A63CF435029D
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Der Katholikentag in BOCHUM ... [] ... und was daraus wurde [] Christliche Arbeiter, christliche Werktätige! [] Ihr habt es gewiß als einen Triumph und als die Krönung eines jahrzehntelangen Kampfes empfunden, daß der Katholikentag in Bochum im September des vergangenen Jahres einstimmig einer Resolution zustimmte, in der es hieß: [] "Der Mensch steht im Mittelpunkt jeglicher wirtschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Betrachtung. - Das Mitbestimmungsrecht in sozialen, personellen und wirtschaftlichen Fragen für alle Mitarbeitenden wird anerkannt." [] Adenauer und Arnold versprachen: [] Diesem natürlichen Recht der "gottgewollten Ordnung" stimmte auch der an der Spitze der westdeutschen Verwaltung stehende Kanzler Dr. Adenauer zu und mit ihm Karl Arnold, seit drei Jahren Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen. Zahlreiche katholische Abgeordnete des Bundestages und der Länderparlamente waren gleichfalls mit unter denen, die sich in Bochum verpflichteten, das unbeschränkte Mitbestimmungsrecht zu verwirklichen. Und was ist in dem halben Jahr seitdem geschehen? [] Im "Bundestag" und in den Länderparlamenten praktisch nichts. In Bad Hattenheim verhandelten die Vertreter der Unternehmer und die der Gewerkschaften, an ihrer Spitze Euer Gesinnungsfreund Föcher, einer der Väter der Bochumer Entschließung, über die Verwirklichung des Mitbestimmungsrechts. Die Verhandlungen sind, wie ihr wißt, im Sande verlaufen. Der Forderung aller Werktätigen, das Mitbestimmungsrecht in wirtschaftlichen Fragen in die Tat umzusetzen, brachten die Vertreter der Konzernunternehmen und die übrigen Scharfmacher den entschiedensten Widerstand entgegen. [] Föcher und der Kardinal [] Aber stimmte in Bochum nicht auch der unter dem Protektorat des Kardinal Frings stehende "Bund Katholischer Unternehmer", für die Verwirklichung des Mitbestimmungsrechts? [] Habt Ihr Euch schon einmal gefragt, was er zur Verwirklichung der gemeinsamen Entschließung getan hat? Schließlich sind es ja keine einflußlosen Unternehmer, die sich im "Bund Katholischer Unternehmer" zusammengeschlossen haben. [] Dinkelbach - Roelen und Wehrhan [] Ihr kennt doch den überragenden Einfluß von Heinrich Dinkelbach, dem früheren Finanzdirektor der Vereinigten Stahlwerke, seit Jahren im Auftrag der Briten und Amerikaner Leiter der Treuhandverwaltung für die Eisen- und Stahlindustrie? Was hat der Katholik Dinkelbach zur Durchsetzung der Forderung des Bochumer Katholikentags getan? - Nichts! [] Auch Generaldirektor Roelen ist Euch gewiß nicht unbekannt? Er, der Präsident der Deutschen Bergbauleitung, ist doch bestimmt kein einflußloser Mann. Sein Wort gilt etwas im Lager der Großunternehmer und der "Arbeitgeberverbände". Aber habt Ihr je davon gehört daß sich der Katholik Roelen für die Verwirklichung des Mitbestimmungsrechtes eingesetzt hat? [] Habt Ihr solches von dem Schwiegersohn Konrad Adenauers, dem Führer der Rheinischen Braunkohlenindustriellen, Dr. Peter Wehrhahn von der Horremer Brikettfabrik gehört? - Nein! [] Habt Ihr je vernommen, daß der Bundestagsabgeordete [!] [Bundestagsabgeordnete] Dr. Hehnle vom Klöcknerkonzern, der oftmals Professor Erhard bei seinen Gängen zum Petersberg begleitet, sich in seiner Fraktion oder im Bundestag für Eure Forderung, für den Beschluß des Katholikentages eingesetzt hat? - Nein! [] Und wann schließlich hat der Präsident des "Bundes Katholischer Unternehmer", Generaldirektor Franz Greis vom Glanzstoff Courtaulds Konzern sich an seine Bochumer Entscheidung gebunden gefühlt? - Niemals! [] Christliche Arbeiter, christliche Werktätige. Ihr werdet einsehen, daß Ihr auf dem Wege des Vertrauens auf Dr. Adenauer. auf Ministerpräsident Arnold und auf die katholischen Konzernherren nicht zur Verwirklichung des von allen Werktätigen geforderten Mitbestimmungsrechts in allen Fragen der Wirtschaft kommt. Das muß Euch Eure ganze bisherige Erfahrung sagen. Wo wurden jemals die Arbeiter und Angestellten in den Betrieben katholischer Konzernherren "sozialer" behandelt als in den Unternehmen andersgläubiger oder freisinniger Monopolherren? [] Die Reichen gegen die Armen [] War die Ausbeutung in den Betrieben des katholischen Klöckner Konzerns im Rhein- und Ruhrgebiet, in den Unternehmungen der katholischen Fürsten Henkel-Donnersmark in Schlesien oder in den Zechen und Hüttenwerken der Katholiken von Stumm und von Papen im Saargebiet weniger brutal als in irgendeinem anderen Konzernbetrieb? [] Haben Eure nichtkatholischen Klassengenossen, mochten sie nun Protestanten, Sozialdemokraten oder Kommunisten sein, nicht genau wie Ihr immer und überall unter dem gleichen Druck des rücksichtslos vertretenen Herrn-im-Hause-Standpunkts zu leiden gehabt? [] Diese Zustände wollt Ihr ändern, genau wie alle anderen Werktätigen gleich welcher Weltanschauung und politischen Überzeugung sie sind. Die Großunternehmer, ob katholisch oder nicht gehen, das beweist eine jahrzehntelange Erfahrung, und nicht erst die seit dem Bochumer Katholikentag, nie über schöne Versprechungen hinaus. Solche allerdings geben sie bereitwilligst, um Euch immer wieder zu beruhigen und einzulullen. [] Einheit von Christen und Kommunisten [] Für Eure Forderungen, wie überhaupt für die Forderungen der Werktätigen, haben sich immer nur die Kommunisten überall entschieden eingesetzt. Vor keinem Opfer, vor keiner Verfolgung sind sie dabei zurückgeschreckt. Ihr alle kennt dafür Beispiele aus Eurer eigenen nächsten Umgebung. [] Allein in dem Teil Deutschlands, indem die Macht der Konzernherren und der Großgrundbesitzer gebrochen wurde, in der Deutschen Demokratisch en Republik, ist durch das "Grundgesetz der Arbeit" auch das Mitbestimmungsrecht in allen sozialen, personellen und wirtschaftlichen Fragen verwirklicht worden. [] Das "Grundgesetfz [!] [Grundgesetz] der Arbeit", das von der Volkskammer in der DDR verkündet wurde und am 1. Mai in Kraft tritt, verwirklicht das volle Mitbestimmungsrecht. Der Artikel lautet: [] Das Mitbestimmungsrecht der Arbeiter und Angestellten in der DDR [] "§ 4. In unserer neuen demokratischen Ordnung, in der die Schlüsselbetriebe dem Volke gehören, wird das Mitbestimmungsrecht der Arbeiter und Angestellten als die entscheidende Kraft im Staate in der Führung der Wirtschaft durch die demokratischen staatlichen Organe verwirklicht. Die freien deutschen Gewerkschaften sind die gesetzlichen Vertreter der Arbeiter und Angestellten zum Schutz ihrer Arbeitsrechte und Interessen in der Produktion, auf dem Gebiete des Arbeitsschutzes, der Einhaltung der im Gesetz festgelegten Arbeitsbedingungen und des Lohnes in den Betrieben und Verwaltungen." [] In Westdeutschland dagegen vertritt selbst der christliche Gewerkschaftssekretär Storch auf dem Arbeitsministersessel die Forderung der Konzernherren, den Arbeitern höchstens ein "Mitsprache- oder ein Mitwirkungsrecht" zu gewähren. Der Beschluß von Bochum existiert anscheinend für Storch nicht. [] Christliche Arbeiter, christliche Werktätige! Wenn Ihr wollt daß Eure Forderungen in Nordrhein-Westfalen endlich verwirklicht werden, dann müßt Ihr aus Euren bisherigen Erfahrungen die richtigen Lehren ziehen. Bei Eurer hundertmal berechtigten Forderung nach einer grundlegenden Änderung der Eigentumsverhältnisse in den Grundindustrien, bei Eurem Verlangen nach der Verwirklichung des Beschlusses des Bochumer Katholikentages nach einem allumfaßenden Mitbestimmungsrecht in allen Stufen der Wirtschaft, werdet Ihr niemals die Unterstützung der Konzernherren und ihrer Beauftragten finden. Mögen Sie sich auch noch so laut zur christlichen Weltanschauung bekennen. Auch die sogenannten christlichen "Staatsmänner" wie Dr. Adenauer und Karl Arnold, wie Storch und Jakob Kaiser, lassen Euch in diesen entscheidenden Fragen immer wieder im Stich. Sie haben das stets von neuem bewiesen. Sie werden auch in Zukunft auf Seiten der Konzernherren und der kapitalistischen Scharfmacher stehen. [] Gemeinsamer Kampf für Mitbestimmungsrecht [] Unterstützung findet Ihr in Eurem Kampfe nur bei den übrigen Werktätigen, besonders aber bei den Kommunisten. Im Kampf um das Mitbestimmungsrecht und um die Überführung der Betriebe der Grundindustrien in die Hand des Volkes waren im Landtag von Nordrhein-Westfalen die kommunistischen Abgeordeten [!] [Abgeordneten] immer die führenden und die konsequentesten Vertreter dieser unserer gemeinsamen Forderungen. [] Unser Kampf in den Fabriken und Büros wird eine entscheidende Unterstützung finden, wenn in den neuen Landtag von Nordrhein-Westfalen eine größere Zahl von Kommunisten einzieht. [] Darum wählen alle christlichen Arbeiter, alle christlichen Werktätigen am 18. Juni [] die Kandidaten der KPD [] Parteivorstand der KPD, verantwortlich: Rudi Wascher, MdL. [] Alster-Druck GmbH., Hamburg 38. Valentinskamp 40-42
Published:18.06.1950