Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesvorstand Bayern, Signatur 76
Lesen! Besprechen! Weitergeben! [] Arbeiter! Bürger! Bauern! [] Am 28. April seid Ihr aufgerufen zur Kreistagswahl. 32 Vertreter des Landkreises sollen Eure Nöte, Eure Wünsche und Euren Willen beim Landrat vertreten. Der aus ihnen bestellte Ausschuß wird bei der Verwaltung des Landkreises, bei der Planung der Bezirksangelegenheiten, bei der Durchführung der Gesetze, bei der Finanzgestaltung des Landkreises maßgebend mitwirken. Jede falsche, unüberlegte Entscheidung bei der Wahl wird Euch bis in die letzte Haushaltung hinein Schaden bringen. Im größeren Rahmen des Landkreises muß - im Gegensatz zur Gemeindewahl - nach allgemeinen Richtlinien gearbeitet werden, die immer von einer politischen Grundanschauung abhängig sind. [] Wir wählen darum keinesfalls eine sogenannte unpolitische Liste! [] Hinter ihr verbergen sich Kräfte und Einflüsse, die das Tageslicht zu scheuen haben. Hinter ihr verbergen sich Leute, die auf Umwegen Einfluß gewinnen wollen, um ihre trüben Geschäfte zu machen und Euch zu schaden. Hinter ihr verbergen sich schwankende Gestalten, die ohne festen Standpunkt hin- und hergerissen werden und Eure Feinde, die Euch in einem Menschenalter zweimal ins Unglück gestürzt haben. [] Wir wählen darum auch keinesfalls eine sogenannte Interessen- oder Standesliste! [] Wenn jeder einzelne Stand, wenn der Bauer, Handwerker und Geschäftsmann mit eigenen Listen auftritt, verschleudert er nutzlos seine Stimme, denn bei bloßer Interessenvertretung eines Standes wird entweder ein Kampf Aller gegen Alle oder ein wirkungsloser Kompromiß entstehen. Ihr habt das vor 1933 gesehen und die Demokratie dadurch umgebracht, die Diktatur ermöglicht und Deutschland dabei zerstört. Die haltlosen Wirtschafts-, Mittelstands- und Interessenparteien, die zusammen mit den konfessionellen Parteien Hitler als Hetzhund gegen die Arbeiterparteien seit 1922 unterstützten und ihm am 23. März 1933 die volle Macht auslieferten, sind mitschuldig am Tod Eurer Kinder, an unserem ganzen jetzigen Unglück, Wer sie unterstützt, legt den Keim zu neuen Verbrechen. [] Darum wählen wir auch keinesfalls eine konfessionelle Interessenliste [] Die Religion ist schon einmal mißbraucht worden als Aushängeschild für finstere politische Geschäfte. Das Zentrum und die Bayerische Volkspartei, die heute als Christlich-Soziale Partei wieder erstan- [] E. C. Baumann KG. Kulmbach. 4. 46. 8000. [] den sind, verdienen kein Vertrauen, weil sie Hitler großgemacht und ihre eigenen religiösen Grundsätze verraten haben. Die Religion ist zu heilig, als daß man sie für politische Geschäfte mißbrauchen und verhausieren dürfte. [] Darum wählt eine Partei, die die religiöse Ueberzeugung jedes Menschen achtet und schützt! [] Wählt eine Partei, die ihren Weitblick durch rechtzeitige Warnung bereits bewiesen hat! [] Wählt eine Partei, die von jeher gewöhnt war, nüchtern zu denken und den Aufbau garantiert! [] Wählt eine Partei, die am 23. März 1933 als einzige und letzte gegen die Stimmen aller bürgerlichen Parteien Hitler die Vollmacht zur Zerstörung des Reiches verweigert hat und blutiger Verfolgung ausgesetzt war! [] Wählt eine Partei, die die Interessen des ganzen werktätigen Volkes der Arbeiter, Bauern, Handwerker, Beamten und Angestellten vertritt! [] Wählt nur die Sozialdemokratische Partei! [] Warum wählen wir alle die Sozialdemokratische Partei! [] 1. Sie verbürgt Euch die Freiheit des religiösen Bekenntnisses. Ein guter Sozialdemokrat kann ohne Gewissenskonflikte auch ein guter Christ und tätiges Mitglied seiner Kirche sein. [] 2. Sie verbürgt eine saubere und gerechte Verwaltung. Jedem Versuch einer übergeordneten Amtsstelle, ihre untergeordneten Organe bei Mißgriffen in Schutz zu nehmen, werden wir entgegentreten, jeden Mißbrauch von Amtsbefugnissen für Privatrache verhindern. [] 3. Sie verbürgt Euch den Wiederaufbau der Volkswirtschaft. [] Für den Bauern verlangen wir gerechte Preise; Produktionssteigerung durch Förderung der landwirtschaftlichen Genossenschaften und Schulen, Lieferung von Düngemitteln, Maschinen, Werkzeugen, Kultivierung von Oedland, Hochwasserfreilegungsarbeiten, Verbesserung der Verkehrswege und des Verkehrsnetzes, Hebung des Landschulwesens und der bäuerlichen Kreditfähigkeit. Wir wissen, daß der Bauer und Arbeiter aufeinander angewiesen sind und wollen daher beiden dienen. Der moderne, denkende Bauer kann, ja er muß sogar Sozialdemokrat sein, denn die SPD. erstrebt einen wirtschaftlich gesunden Bauernstand. [] Dem Handwerker auf dem Lande gilt unser besonderes Interesse, weil er mit dem Bauern das Rückgrat der Wirtschaft bildet. Auch ihm wollen wir durch Förderung des Genossenschaftswesens, durch Versorgung mit Maschinen, Rohstoffen und Daueraufträgen dienen, die besonders durch Wohnungsbau und Siedlung gesichert werden. Auch der denkende Handwerker kann nur Sozialdemokrat sein. Die Bau- und Siedlungstätigkeit garantiert Euch, daß Ihr wieder Herr im eigenen Hause werdet und die Flüchtlinge nicht mehr von fremder Gnade abhängig sind, sodaß Frieden in den Dörfern einkehrt. [] Unseren Arbeitern, die nun schon seit 2 Generationen mit uns marschieren, und den alten, zuverlässigen Stamm unserer Partei bilden, brauchen wir kein Programm entwickeln, weil sie und ihre Kinder wissen, was ein Sozialdemokrat war, ist und bleibt: Der ehrliche, nüchterne, zuverlässige und weitsichtigste Vertreter der Gesamtinteressen des werktätigen Volkes, zu dem er Arbeiter, Bauern und Bürger rechnet. Unsere Arbeiter wissen, daß wir kreiseigene Betriebe besonders fördern, damit ihre Gewinne die Steuerlasten für alle Stände vermindern helfen. Sie wissen, daß wir dem Rat der wirtschaftlich, erfahrenen Gewerkschaften folgen. Sie wissen, daß jede Neuansiedlung von Gewerben und Industrieen [!], daß Verkehrsverbesserungen, Wohnungsbau und Stabilhaltung der Kaufkraft des Geldes allen zugute kommt. Sie wissen, daß wir keine wilden Experimente machen und nur die großen, für Arbeiter, Bauern und Bürger gleich gefährlichen Konzerne und Trusts in Gesamtbesitz des Volkes überführen wollen. Der Schutz des sonstigen Privateigentums aber ist uns selbstverständlich. [] 4. Sobald es die Verhältnisse gestatten, werden wir an den Aufbau eines Sozialen Hilfswerks gehen, das unter möglichst geringer Belastung des Einzelnen ein Höchstmaß an Fürsorge für Kriegs- und Arbeitsopfer sicherstellt, in dem deren verbliebene Kräfte richtig und zweckmäßig eingesetzt und ihr Einkommen menschenwürdig gestaltet wird. Im Länderrahmen erstreben wir Wiederherstellung der Sozialversicherung und Sozialgesetzgebung und werden versuchen ihre Vorteile auch für Bauern und Handwerker zu sichern. [] 5. Die Sozialdemokratie verbürgt eine gesunde Finanzgestaltung des Kreises, durch die bei äußerster Sparsamkeit ein Höchstmaß an Leistung auf den lebenswichtigen Gebieten erzielt werden muß. [] 6. Auf kulturellem Gebiet wollen wir trotz der gegenwärtigen Notlage nicht stehen bleiben, sondern durch Volksbüchereien, Kulturabende, freie Volksbildung und Ausbildung des Schulwesens den Grund für eine bessere Zeit legen [!] [] Darum: [] Arbeiter! Bürger! Bauer! Arbeiter-, Bauers-, Bürgerfrau! [] Wählt die Liste der Sozialdemokratischen Partei! [] Laßt Euch nicht irre machen! Werbt in Eurem Freundes- und Bekanntenkreis! Besucht unsere Versammlungen! Denkt immer daran, daß Ihr Euer Haus, Euren Hof, und das Leben Eurer Familie nur dann sicher erhalten könnt, wenn Ihr durch Eure Stimme die Sozialdemokratische Partei stärkt. Hättet Ihr uns vor 13 Jahren zur Mehrheit verholfen, wäre das unermeßliche Unglück von heute vermieden worden. Vertraut uns, daß wir es mildern können und wollen. [] Wählt nur die Liste der Sozialdemokratischen Partei! [] Wendet das Blatt! Seht, so und nicht anders soll Euer Stimmzettel aussehen! [] Für die Unterbezirke Kulmbach und Stadtsteinach der Sozialdemokratischen Partei. [] Friedrich Schönauer. [] Wahlvorschlag der Sozialdemokratischen Partei [] für die Kreistagswahl Kulmbach am 28. April 1946. [] 1. Schneider Heinrich, Zimmerpolier, Gemeinderat, Mainleus 2. Spielbühler Adam, Maurer-Vorarbeiter, Gemeinderat, Thurnau 3. Wimmer Heinrich, Arbeiter, Gemeinderat, Wirsberg 4. Lauterbach Hans, Fuhrunternehmer, Fölschnitz 5. Martin Hans, Fachmann im Konditorei-, Hotel- u. Gaststättengewerbe, Gemeinderat, Marktschorgast 6. Düreth Georg, Schreiner, Gemeinderat, Neudrossenfeld 7. Förtsch Michael, Pförtner, Gemeinderat, Burghaig 8. Zink Friedrich, Landwirt, Reuth, Gemeinde Azendorf 9. Ramming Hans, Büttnermeister, Gemeinderat, Melkendorf 10. Betzler Hans, Schwerkriegsbeschädigter, Gemeinderat, Hegnabrunn 11. Kretzer Eucharius, Mälzer, Gemeinderat, Harsdorf 12. Nothaas Josef, Angestellter, Himmelkron 13. Breitinger Georg, Maschinist, Trebgast 14. Ramming Konrad, Milchverteiler, Gemeinderat, Leuchau 15. Michel Andreas, Landwirt, Kirchleus 16. Böhner Georg, Forstarbeiter, Limmersdorf 17. Bär Heinrich, Schleifer; Gemeinderat, Kauerndorf 18. Michel Johann, Gemeindeschreiber, Lanzendorf 19. Opel Konrad, Steinmetz und Landwirt, Cottenau 20. Schmidt Heinrich, Bäcker, Gemeinderat, Schwarzach 21. Bergmann Konrad, Arbeiter und Jagdaufseher, Kasendorf 22. Sandler Peter, Spinnereiarbeiter, Gemeinderat, Wernstein 23. Faick Georg, Brauer, Gemeinderat, Schmeilsdorf 24. Kolb Hans, Spinnereiarbeiter, Danndorf 25. Schneider Johann, Schreiner, Gemeinderat, Willmersreuth 26. Retsch Richard, Neustädtlein. [] Der Sozialdemokratischen Partei gehört deine Stimme! [] Dein Wahlzettel sieht so aus: [] Kreistagswahl für den Landkreis Kulmbach am 28. April 1946 [] Sozialdemokratische Partei: Heinrich Schneider Adam Spielbühler Heinrich Wimmer [] Christlich-soziale Union: [] Deutsch-demokratische Partei: [] Kommunistische Partei:
|