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Jetzt wird es Ernst!! Adam Stegerwald propagiert dauernde Bürgerblock-Diktatur [] Wähler und Wählerinnen! Die Stimmzettelschlacht steht vor der Tür! Am Sonntag wird über die Herrschaft in der Republik entschieden. Die Bürgerblockparteien haben alle Minen springen lassen, um sich und ihre "Taten" in strahlende Beleuchtung zu rücken, damit die Wählerschaft ihr angemaßtes Regiment der Diktatur legalisiere. Auf die Armee der Nichtwähler setzt Brüning seine Hoffnung. Die bislang politisch Indifferenten sollen ihm die Hasen in die Küche treiben. Drauf auf die Sozialdemokraten! Die sind schuld - die haben uns in den Schlamassel geführt! So tönt es aus allen Versammlungen und Aufrufen der Brüningpartelen. Der Reichslügenverband unseligen Angedenkens ist übertrumpft. Es wird gelogen, daß sich die Balken biegen. Ob Brüning, Treviranus, Scholz oder Stegerwald das Wort nimmt - jeder trägt sein Scheit herbei für das Wahlfeuer, das am Sonntag die Sozialdemokratie verschlingen soll: "Links steht der Feind" - nieder mit den Sozialdemokraten! Adam Stegerwald behauptet in jeder Wahlrede, die Regierung Hermann Müller habe den Staatswagen "in den Sumpf gefahren". Unerhört dieser Anwurf. Warum, Herr Adam Stegerwald, haben Sie denn die "Fahrt in den Sumpf" nicht gehindert? Sie saßen doch gemeinsam mit Ihren Fraktionsgenossen Dr. Wirth und Guèrard neben Hermann Müller am Steuer des Staatswagens - acht bürgerliche neben nur 4 sozialdemokratischen Ministern! Das schlechte Gewissen der Zentrumsführer, hat ihre Taktik der starken Worte diktiert. Sie wissen, daß das Kabinett Brüning im Anklagezustand steht, weil es die Rechte der Volksvertretung schnöde mißachtet, die volksfeindlichsten Steuern notverordnet hat und frevlerisch zum Abbau der sozialen Leistungen der Republik geschritten ist. Das läßt sich nicht vertuschen, nicht beschönigen. Brüning und Stegerwald mögen noch so schöne Worte drechseln, das Volk läßt sich kein X für ein U vormachen. Es weiß, daß das Kabinett Brüning die Besitzenden geschont, die Nichtbesitzenden aber hart belastet hat. Das Volk weiß auch, daß das Zentrum bereit ist, diese Bürgerblockwirtschaft fortzusetzen. Stegerwald proklamiert bereits offen die Bürgerblockdiktatur auch nach dem 14. September. Stegerwald will Fortsetzung des Kurses gegen die Sozialdemokratie. Lieber mit Tieviranus, Scholz, Seeckt und Hugenberg als mit Hermann Müller, Carl Severing und Rudolf Wissell. Die Schwerindustriellen sind darob voller Freude. Sie rechnen damit, daß Stegerwald ihnen keinen Widerstand leistet, wenn sie nach den Wahlen den geplanten allgemeinen Lohnabbau versuchen. Zum Greifen klar ist die Situation. Der Arbeiter, Angestellte und Beamte, der am Sonntag nicht sozialdemokratisch wählt, hilft die Rute binden, mit der er gezüchtigt werden soll. Er darf nicht die Bürgerblockparteien, aber auch nicht nationalsozialistisch oder kommunistisch wählen. Eine letzte Warnung: Der bayrische Naziabgeordnete Wagner hatte die Stirn, jüngst in einer Münchener Versammlung zu sagen: "Die Sozialgesetzgebung ist eine der größten räuberischen Erpressungen an den Besitzenden." Rückt neben diese infamen Worte, die alles in den Schatten stellen, was je an Angriffen gegen die Sozialgesetzgebung produziert wurde, das Wort Adolf Hitlers von der "neuen Herrenschicht", die "die Herrschaft über die breite Masse rücksichtslos ausüben" soll. Nur, wer rettungslos mit Dummheit oder Blindheit geschlagen ist, kann der nationalsozialistischen Hilfsgarde des Kapitals seine Stimme geben. Am Sonntag müssen mit dem sozialdemokratischen Stimmzettel die soeben aufgedeckten blutigen Umsturzpläne der Hitlerianer zu Schanden gemacht werden. Und noch eines: Wer kommunistisch wählt, fällt der arbeitenden Klasse in den Rücken! Die Nazis sind die eine, die Kommunisten die andere Hoffnung des Bürgertums. Am 24. August hat die schwerindustrielle "Deutsche Allgemeine Zeitung" wiederholt, was sie bereits mehrfach geäußert hat: "Die Kommunisten haben eine nützliche Funktion, sie müssen verhindern, daß die Sozialdemokratie zu stark wird, sie müssen als Pfahl im Fleische der Sozialdemokratie wirken!" Vernehmt diese Worte, arbeitende Volksgenossen, beachtet sie und ruft sie jedem noch Schwankenden und Wankenden in die Ohren. Es kann schlechterdings nicht noch deutlicher als mit den Worten des schwerindustriellen Organs gesagt werden, daß der kommunistische Stimmzettel Stärkung der Machtstellung des Kapitals bedeutet. Herbei, herbei, wählt alle sozialdemokratisch! Es geht am Sonntag um die Macht im Staate und seinen Ausbau zum sozialen Volksstaat! Die Arbeiterklasse kann diesen Kampf nur gewinnen, wenn sie einig und geschlossen vorgeht. Auf denn: Her zu uns! Schließt die Reihen! Jeder wähle sozialdemokratisch! Allesamt für Liste 1! Verantwortlich: Franz Klupsch, Dortmund Graf & Co., G. m. b. H., Bochum
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