Lastenausgleich oder Wohlfahrt?

Bemerkungen: Stempelaufdruck [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Lastenausgleich oder Wohlfahrt? [] Heimatvertriebene! [] Nach mehr als fünfmonatigen Vorbereitungen wird der Bundestag in Kürze vor den Beratungen über den endgültigen Lastenausgleich stehen. Die Parteien werden dabei beweisen...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1952
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/5ABA0705-C98A-49FC-A7E9-0A4DB1FEB45B
Description
Summary:Bemerkungen: Stempelaufdruck [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Lastenausgleich oder Wohlfahrt? [] Heimatvertriebene! [] Nach mehr als fünfmonatigen Vorbereitungen wird der Bundestag in Kürze vor den Beratungen über den endgültigen Lastenausgleich stehen. Die Parteien werden dabei beweisen müssen, wie sie sich zu dem unbestreitbaren Recht der Heimatvertriebenen auf ein menschenwürdiges Leben stellen. [] So oder so werden sie die Frage der Gleichstellung aller Deutschen, also auch der Heimatvertriebenen, beantworten müssen, und sie werden zu zeigen haben, inwieweit sie bereit sind, für die Durchführung des Gesetzes über den Lastenausgleich Opfer von denen zu fordern, die ein gutes Geschick vor dem Sturz in die Armut bewahrte, denen es gelang, Besitz und Vermögen zu retten., [] Mit der seit drei Jahren auf gestellten Forderung der Vertriebenen auf den Lastenausgleich ist gleichzeitig die Frage gestellt: [] Wer bezahlt diesen Krieg? [] Sollen wieder wie noch stets nach einem blutigen Abenteuer die breiten Massen derer die Rechnung begleichen, die Opfer über Opfer an Gut und Blut bringen mußten? [] Sollen allein die am schwersten Betroffenen, denen ein grausames Schicksal ihren gesamten Besitz und auch die Heimat abverlangte, sollen [] die Heimatvertriebenen [] an der Riesenlast dieses Krieges tragen? Das darf nicht sein. Und dennoch, es deuten alle Anzeichen darauf hin, daß sich die Bundesregierung ihrer Verpflichtung gegenüber den Kriegsgeschädigten nicht in vollem Umfange bewußt ist, daß sie bereit ist, an den Geschädigten dieses Krieges ein Unrecht zu verewigen, das längst vergessen sein sollte und einem geordneten Staatswesen nicht zur Ehre gereicht. Sie mutet den Reichen nicht jene notwendigen Opfer zu, die sie der Gemeinschaft schuldig sind. So muß es das Schicksal der Armen sein, noch ärmer zu werden. [] Die Reichen aber werden reicher [] Das aber kann nicht der Sinn des Lastenausgleichs sein, wenn er den Opfern dieses Krieges ein wieder menschenwürdiges Leben bringen soll. Und es ist auch kein Beweis für die Welt, daß das deutsche Volk gewillt ist, die Not der Millionen im eigenen Lande zu beenden, um ihrem Leben wieder einen Sinn, einen Menschensinn zu geben. [] Lastenausgleich oder Wohlfahrt? [] Es ist eine Frage, die der Gesetzgeber entscheiden wird. Auf den Schultern der Abgeordneten des Bundestages liegt jetzt die Verantwortung für die endgültige Beseitigung eines über alle Maßen beschämenden Zustandes, und die Vertriebenen werden nun endlich sehen, wo ihre Freunde sind. Im Kampf um einen wahrhaft gerechten Lastenausgleich wird ihnen redlich zur Seite stehen [] die Sozialdemokratische Partei!
Published:1952