Göttinger Wahlbote . Donnerstag, den 25. November 1948

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht Göttinger Wahlbote [] SPD [] Donnerstag, den 25. November 1948 [] Ein Student ruft zur Mitarbeit auf [] Mehrere Jahrzehnte hindurch haben Deutschlands Universitäten ein Eigenleben abseits vom politischen Alltag geführt. [] Das war nic...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Kraft, Felix, Göttinger Druckerei- und Verlagsgesellschaft mbH
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 25.11.1948 - 28.11.1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/335BB379-77B7-46BC-B6B9-0F4DC56258F6
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht Göttinger Wahlbote [] SPD [] Donnerstag, den 25. November 1948 [] Ein Student ruft zur Mitarbeit auf [] Mehrere Jahrzehnte hindurch haben Deutschlands Universitäten ein Eigenleben abseits vom politischen Alltag geführt. [] Das war nicht immer so. Wir brauchen nur an 1813 und 1848 zu denken. Und das wird auch in Zukunft nicht immer so sein! Durch emsige Forschung und vorurteilslose Lehre allein werden Vertrauen und Aufwendungen des Volkes nicht voll gerechtfertigt. Deutschlands Akademiker müssen ihre Pflicht zu öffentlichem Wirken neu erkennen! Nicht die Wissenschaft, wohl aber der Wissenschaftler muß politisch werden. [] Auch die Universität selbst, jahrhundertelang ausschließlich vom Senat der ordentlichen Professoren regiert, wandelt heute ihre Form. Junge Dozenten wollen die Verantwortung tragen helfen, Studenten fordern Selbstverwaltung für studentische Angelegenheiten. Dieselben Studenten, die innerhalb der Universität um demokratische Rechte kämpfen, stellen sich nun auch der Stadt Göttingen zur Wahl. Sie sind keine schulentlassenen Jünglinge, sondern Männer zwischen 25 und 30. Sie haben den Krieg mitgemacht und stehen in höheren Semestern. Sie werden jugendlichen Schwung ins Rathaus bringen, aber zugleich sachliches, an wissenschaftlichem Stoff geschultes Denken. [] Viel ist geklagt worden über die politische Interessenlosigkeit und Trägheit der Jugend. Hier sind nun einige, wenn auch wenige, die dieser Vorwurf nicht treffen kann. Schenkt ihren jungen Kräften und ihrer guten Absicht Vertrauen! Die SPD war immer kulturfreundlich. Sie bietet auch heute dem Kulturtätigen die weitesten Möglichkeiten, sich zu entfalten und im Sinne aller zu wirken. [] Göttingen, im November 1948. [] Manfried Büttner, cand. rer. nat. [] Aus dem Inhalt: [] 1. Ein Student ruft zur Mitarbeit auf 2. Als Studentin Sozialdemokratin? 3. Der Kampf um Berlin 4. "Das ist der Ruhm der Soldaten" 5. Wir helfen den Heimkehrern 6. Die abgetrennten Gebiete 7. Diese Zeit braucht deine Hände "Eine politische Fremdenlegion wird die Sozialdemokratie nie werden!" Prof. Dr. Carlo Schmid - Tübingen. [] Am Freitag, dem 26. November, abends 8 Uhr, spricht [] Professor Carlo Schmid - Tübingen Fraktionsführer der SPD im Parlamentarischen Rat, Bonn in der Oberschule für Mädchen, Friedländerweg [] über das Thema: [] »Der neue deutsche Staat und seine Verfassungsprobleme« [] Diskussion findet statt. - Veranstalter: [] Sozialistische Studentengruppe der Georg-August-Universität Göttingen [] Als Studentin Sozialdemokratin? [] Wir hoffen einmal die Aufgaben, die das Leben uns stellt, zu erfüllen. Wissen und Können verpflichten. Wer dies anerkennt, bekennt sich zum [] SOZIALISMUS. [] Wir leben in einer sich neu gestaltenden Staatsgemeinschaft. Von der Jugend hängt es ab, wie sie aussehen wird. Wir werden ihre Vorteile genießen, ihre Nachteile ertragen müssen. Mit welchem Recht können wir die Einrichtungen des Staates kritisieren, wenn wir uns nicht an seiner Gestaltung beteiligen? Deshalb: [] POLITISCHE ENTSCHEIDUNG! [] Zu dieser Entscheidung ist jeder aufgerufen. Bei uns allen liegt die Verantwortung. Wer bereit ist, sie zu tragen, entscheidet sich für die [] DEMOKRATIE. [] Jutta Lübkemann, cand. rer. nat. [] Kämpft mit der SPD. [] für ein neues Deutschland! [] Der Kampf um Berlin [] Erich Ollenhauer: Der Ausgangspunkt des Kampfes, um Berlin war ein Konflikt zwischen den Besatzungsmächten. Er kann nur gelöst werden auf der Ebene internationaler Verhandlungen. Und dennoch, Berlin hätte niemals die Bedeutung eines Vorpostens der europäischen Demokratie erlangen können, ohne den Freiheitswillen der großen Mehrheit der Berliner Bevölkerung. Es ist eine einfache geschichtliche Tatsache, daß der Freiheitskampf der Berliner an dem Tage begann, als die Berliner Sozialdemokraten sich für die Verteidigung ihrer Unabhängigkeit und Freiheit entschieden. Die Berliner Sozialdemokatie [!] ist in den schweren Wochen, die hinter uns liegen, diesem Geist des Frühjahrs 1946 treu geblieben. Sie hat damit ein bleibendes Verdienst für die Gesamtpartei und für die Sache der deutschen und europäischen Demokratie erworben. Wir danken ihr. Die großen Opfer, die die Berliner und die Alliierten bisher in dem Kampf um Berlin gebracht haben, dürfen nicht umsonst gewesen sein. Die Unabhängigkeit und die Freiheit Berlins müssen erhalten bleiben. [] Franz Neumann Was immer in Berlin kommen mag, eines ist unserer Meinung nach sicher: Dieser Kampf wird niemals vergeblich gewesen sein. Dieser Kampf wird seine tiefen Spuren in der Geschichte unseres Landes und in der Geschichte der europäischen Wiedergeburt hinterlassen. [] Kurt Schumacher: Wenn man Berlin mit manchen anderen Ländern außerhalb Deutschlands vergleicht, dann weiß man, daß die deutschen Abwehrkämpfe gegen den Totalitarismus sich vor irgendwelchen Vergleichen nicht zu scheuen brauchen. [] Carlo Schmid (Tübingen): Man hat bei uns die modernsten Methoden des Imperialismus ausprobiert, dem man den Namen Volksdemokratie gegeben hat. - Im Osten tummeln sich die brutalsten Formen der Fremdherrschaft, darum die brutalsten, weil man dort zu der Last einer politischen Polizei noch fügt die Alleinherrschaft einer Quislingpartei. [] Für soziale Gerechtigkeit und Freiheit der Persönlichkeit! [] "Das ist der Ruhm der Soldaten" [] Auf einem Flugzettel der Deutschen Rechts-Partei, Göttingen, wird auf ein Gedicht "Das ist der Ruhm der Soldaten" von Herbert Lestiboudois hingewiesen. Wider besseres Wissen wird hier behauptet, daß darin die politische Überzeugung der SPD zum Ausdruck kommt. [] Wie verhält es sich damit? [] 1. Dies Gedicht ist infolge eines bedauerlichen Versehens eines Redakteurs vor einem Vierteljahr im "Neuen Vorwärts" veröffentlicht worden. [] 2. Sein Verfasser, Herbert Lestiboudois, ist inzwischen aus der SPD ausgetreten. [] 3. Die SPD ist von der Haltung, die aus den Worten seines Gedichts spricht, abgerückt. [] Wie steht die SPD wirklich zu dem Problem des deutschen Soldaten? [] Auf einer Rede, die Dr. Schumacher, der 1. Vorsitzende der SPD, in einer Versammlung des Deutsch- Amerikanischen Informationsbüros in Bremen hielt, erklärte er u. a. folgendes: [] Ich wende mich auch dagegen, daß man Soldaten verfolgt und verachtet, wenn man ihnen nicht persönliche Schweinereien nachweisen kann. Ich sage Ihnen offen als Schwerverwunderter [!] des ersten Weltkrieges: Wenn ich jetzt so einen jungen Menschen sehe, dann sehe ich in ihm nicht den Träger des Dritten Reiches, sondern ich sehe in ihm einen hilfsbedürftigen Kameraden! [] Wir helfen den Heimkehrern [] Heimkehrer! Eure jahrelange Sehnsucht hat sich erfüllt. Ihr seid aus der Kriegsgefangenschaft nach Deutschland zurückgekehrt und seid - enttäuscht. Viele Eurer Hoffnungen sind nicht verwirklicht worden. Mit Behelfslösungen kann man eure seelischen und körperlichen Nöte nicht heilen. Das kann nur durch grundlegende gesetzgeberische Maßnahmen erreicht worden. [] Wir Sozialdemokraten fordern. [] 1. Jeder Heimkehrer hat Ansprüche auf die notwendigsten Bekleidungsstücke. 2. Dem Wohnungsamt wird die Zusammenführung Eurer Familien zur Pflicht gemacht. 3. Das Arbeitsamt sorgt für beschleunigte Arbeitseinstellung. 4. In Krankheitsfällen sollt Ihr und Eure Familien betreut werden. 5. Euren Kindern dürfen Geldsorgen nicht den Zugang zu den höheren Schulen versperren. 6. Bei der Zuweisung von Siedlungen seid Ihr gebührend zu berücksichtigen. [] Heimkehrer! Ein umfassendes Wohnungsbau-Programm und eine soziale Preispolitik sind grundsätzliche Forderungen unserer Partei, die seit ihrem Bestehen das soziale Gewissen ihrer Zeit ist. Euch und allen Menschen eine wirtschaftliche Existenz zu sichern [] ist das Ziel der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands [] Fritz Heine vom Parteivorstand der SPD, Hannover: Die Sozialdemokratie hat die Sache der Kriegsgefangenen zu der ihren gemacht. Sie ist entschlossen, diese Arbeit fortzusetzen, bis der letzte Gefangene und der letzte Verschleppte frei und bei uns in Deutschland sind. - Seit dem Tage, an dem russischerseits statt der erwarteten 4 Millionen Kriegsgefangenen 890000 genannt wurden, hat die Sozialdemokratische Partei nicht mehr aufgehört, die Aufmerksamkeit auf die verschwundenen Millionen Kriegsgefangenen zu lenken. [] National und international [] Die abgetrennten Gebiete [] Der Düsseldorfer Parteitag [] der SPD vom 11. - 14. September 1948 bekräftigte die Entschließung des Parteivorstandes vom 16. Sept. 1947: [] "Das Saargebiet ist ein Teil Deutschlands ..." Der Parteivorstand wird beauftragt, auch weiterhin alle geeigneten Schritte zu unternehmen, um die Verbindung des Saarlandes mit dem übrigen Deutschland wieder herzustellen. Das Saarland ist nach seiner wirtschaftlichen Struktur sowohl mit der deutschen als auch mit der französischen Wirtschaft verbunden. Die notwendige wirtschaftliche Verständigung wird aber durch die politische Trennung der Saar von Deutschland nicht erleichtert, sondern verbaut. [] Außerdem schafft die politische Trennung die Gefahr, daß die Saarbevölkerung zu nationalistischen Zwecken mißbraucht wird. [] Der Parteitag grüßt die deutschen Sozialdemokraten an der Saar und erwartet von ihnen, daß sie über die Brücke, die sie zwischen Deutschland und Frankreich schaffen wollen, den Weg zu uns ganz zurückfinden. [] Nicht minder herzlich grüßt der Parteitag die Genossen in den ostdeutschen Gebieten. Die deutsche Sozialdemokratie wird nicht ruhen, bis die Wiedervereinigung dieser Gebiete mit Deutschland im Geiste europäischer Gemeinschaft und im Zeichen der demokratischen Freiheiten vollzogen ist." [] Fritz Eberhard, Stuttgart, stellte in Düsseldorf auf dem Parteitag fest: Die Ansicht in Westdeutschland, daß das Saargebiet ein Teil Deutschlands ist, ist meines Erachtens keine politische Feststellung, sondern die Feststellung einer Tatsache. Die Tatsache ist auch der Bevölkerung an der Saar sehr klar. Ich stelle fest, das Volk an der Saar hat noch keine Entscheidung getroffen. Sie ist von dieser Seite aus offen. [] Diese Zeit braucht deine Hände [] Diese Zeit braucht guten Willen, [] Mut und zähe Kraft, [] braucht den Frohsinn, der im stillen [] wirkt voll Leidenschaft. [] Diese Zeit braucht offne Augen, [] die das Rechte sehn, [] Herzen, die zum Wagnis taugen, [] gegen Not zu stehn. [] Diese Zeit braucht starke Seelen, [] die voll Klarheit sind, [] und Beharrung darf nicht fehlen, [] die das Ziel gewinnt. [] Diese Zeit ist eine Wende. [] Hoffnung ist ihr Stern. [] Diese Zeit braucht deine Hände, [] Halte dich nicht fern! [] Walter Dehmel. [] Deutschland wird demokratisch und sozialistisch sein, oder es wird nicht Sein! [] Darum: Deine Stimme den Kandidaten der SPD.! [] Verantwortlich: Felix Kraft, Vorsitzender der SPD-Fraktion. Druck: Göttinger Druckerei- u. Verlagsgesellschaft
Published:25.11.1948 - 28.11.1948