IGM metall 4.12.1978 . Streik-Nachrichten für die Stahlindustrie in NRW, Stahlwerke Südwestfalen, Bremen, Osnabrück . [...] . Große Welle der Solidarität

Bemerkungen: Zusammenfassende Kurzinformationen für ausländische Kollegen in türkischer, griechischer, jugoslawischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache. [] = Absatzmarken im Volltext des Originals metall [] 4.12.1978 [] 14 Streik-Nachrichten [] für die Stahlindustrie in NRW, Sta...

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Bibliographic Details
Main Authors: Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Essen, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Hagen, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Köln, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Münster, Herb, Kurt, Schmidt, Werner, Bräuer, Karlheinz, Kolks, Bernhard, Union-Druckerei, Frankfurt am Main
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 04.12.1978
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/DAE20E6E-FFC2-4E1E-B421-FDFDD8327659
Description
Summary:Bemerkungen: Zusammenfassende Kurzinformationen für ausländische Kollegen in türkischer, griechischer, jugoslawischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache. [] = Absatzmarken im Volltext des Originals metall [] 4.12.1978 [] 14 Streik-Nachrichten [] für die Stahlindustrie in NRW, Stahlwerke Südwestfalen, Bremen und Osnabrück [] Überall unterstützt die Bevölkerung die Streikenden und Ausgesperrten [] Große Welle der Solidarität [] Für die streikenden und ausgesperrten Stahl-Arbeitnehmer ist es jetzt schon wie Weihnachten: Allerorts bekommen die Kolleginnen und Kollegen, die in der Adventszeit von den Stahlindustriellen eiskalt und brutal behandelt werden, aus der Bevölkerung Sympathie, Wärme, Zustimmung und Unterstützung zu spüren. [] Vor den Toren und Streiklokalen spielten sich in den letzten Tagen oft rührende Szenen ab. So brachte in Duisburg eine 79jährige gehbehinderte Frau den Streikposten heißen Tee mit Rum. Sie bat um Entschuldigung, es sei zu wenig Rum, "aber ich bekomme erst morgen meine Rente". Kinder wollen den Streikenden ihre Sparschweine zur Verfügung stellen. Kein Ort, wo nicht die verschiedensten Gruppierungen und Vereine Streikposten mit Essen und Getränken versorgten. Hausfrauen schickten den Streikposten, die in der Kälte ausharrten, selbstgestrickte Wollsachen. Auch die ausländischen Kollegen sind selbstverständlich dabei: In Mülheim kochten sie beispielsweise vor den Toren türkischen Tee, der verteilt wurde. [] Eine große Welle der Solidarität kommt auch aus den metallverarbeitenden Betrieben. [] Mehrere zehntausend Mark sind in den Betrieben, Schulen und gewerkschaftlichen Bildungsstätten gesammelt worden. Wiederholt kam es vor, daß Vertretern der IG Metall spontan von Unbekannten Geld in die Hand gedrückt wurde. Von den Vertrauensleuten der Klöckner-Werke Bremen kamen über 500 Mark für einen steifen Rum, gespendet von den Nordlichtern". [] Daß Finanzkraft Kampfkraft ist, unterstrichen in der Düsseldorfer Firma Ehrenreich mehrere Kolleginnen und Kollegen: Diejenigen, die bisher zehn Mark Gewerkschaftsbeitrag entrichtet hatten, zahlen jetzt "ehrliche" 18 Mark. [] Gut organisiert ist die Verteilung der "Streik-Nachrichten". In Bochum helfen bei der Weiterverbreitung Kollegen von Opel mit. Am Samstag wurden in allen größeren Städten, unterstützt von Kolleginnen und Kollegen anderer DGB-Gewerkschaften, die Streik-Nachrichten Nr. 13 verteilt, um die Bevölkerung vor allem darüber aufzuklären, was für eine Willkürmaßnahme die Aussperrung ist. [] Besonders vorbildlich - und das muß hervorgehoben werden - ist das Verhalten derjenigen Stahl-Arbeitnehmer, die nicht zum Streik aufgerufen sind. Sie folgen diszipliniert den Beschlüssen der zentralen Streikleitung. Diese Geschlossenheit verwehrt den Arbeitgebern jegliches Unterlaufen der Strategie der IG Metall. [] Nach einer Woche Streik kann festgestellt werden: Es steht nicht nur die Streikfront sondern auch die Bevölkerung hinter diesem hervorragenden Kampf. [] [Bildunterschrift: Adventsgabe der Arbeitgeber: Rausschmiß aus den Betrieben] [] Solldadtät mit den Streikenden [] Aufgabe für alle im DGB [] Mit Hilfe unserer IG Metall ist ein Arbeitsgerichtsprozeß zu meinen Gunsten entschieden worden. Aus diesem Grunde darf ich Ihnen zur Unterstützung bedürftiger Kollegen einen Verrechnungsscheck über 300 DM übersenden. [] H. Weygand, Köln [] Der Vorstand des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften erklärt seine Solidarität mit den streikenden Arbeitnehmern in der Stahlindustrie der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Gewerkschaft, der IG Metall. Ihr Erfolg ist von entscheidender Bedeutung für die Durchsetzung der Forderung nach kürzerer Wochenarbeitszeit, auch für die Arbeitnehmer überall in der Welt. [] Otto Kersten, Generalsekretär des IBFG [] Im Namen der mehr als 500000 Mitglieder der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden versichern wir Euch unsere Solidarität bei Euren Auseinandersetzungen mit den Arbeitgebern um die Durchsetzung der Forderungen, die einen entscheidenden Meilenstein für die deutschen Gewerkschaften setzen wird. [] Rudolf Sperner für den Bundesvorstand der IG Bau-Steine-Erden [] Hinter den Stahlbossen steht der gesamte Unternehmerverband. Dieser geballten Kraft der Millionäre ist nur beizukommen, wenn man die Millionen mobilisiert, die im DGB organisiert sind. [] IGM-Vertrauenskörper AEG-KANIS, Nürnberg [] Ihr steht in der Stahlindustrie vor einer schweren Bewährungsprobe. In dieser Stunde versichern wir Euch unserer Solidarität. Die Verkürzung der Arbeitszeit ist eine Aufgabe für alle Gewerkschaften, um den weiteren Raubbau an der Gesundheit und einen weiteren Abbau von Arbeitsplätzen aufzuhalten. Auch für uns ist die Verwirklichung der 35-Stunden-Woche eine zentrale Forderung. Wir wünschen Euch vollen Erfolg. [] IG Druck und Papier, Geschäftsführender Hauptvorstand, Stuttgart [] [...Text in italienisch...] [][...Text in türkisch...] [] [...Text in portugiesisch...] [][...Text in spanisch...] [][...Text in jugoslawisch...] [][...Text in griechisch...] [] Über 30 000 protestierten gegen die Aussperrung durch die Stahlindustriellen [] "Wir werden ihnen die Giftzähne ziehen" [] Mit Kundgebungen und Aktionen zu Beginn der Aussperrung protestierten am Freitag über 30 000 Arbeitnehmer der Eisen- und Stahlindustrie gegen den von den Stahlindustriellen verhängten Rausschmiß aus den Betrieben. [] Allein 6000 Stahlarbeiter und Angestellte der Dortmunder Hoesch-Werke waren am Freitagmorgen vor der Hauptverwaltung zusammengekommen, um gegen den "Herr-im-Hause-Standpunkt" der Stahlbosse anzutreten. Hans Rieger, Mitglied der Streikleitung bei der Westfalenhütte, erinnerte an die fatale Aussperrung der Stahlbarone vor fünfzig Jahren und betonte, die Arbeitnehmer hätten aus der Geschichte gelernt: "Wir werden den Arbeitgebern die Giftzähne ziehen, wenn es sein muß, mit der Kneifzange." [] Helmut Wolf, Betriebsratsvorsitzender des Werkes, rief noch einmal in Erinnerung, wie vor 30 Jahren die Arbeitnehmer von Hoesch auf dem gleichen Platz gestanden und die Demontage ihrer Arbeitsplätze verhindert hätten. Bei Hunger und Kälte sei der Betrieb wieder aufgebaut worden in eine nie gekannte Größe. "Deshalb lassen wir uns nicht einfach aussperren", rief er unter zustimmendem Applaus aller Kundgebungsteilnehmer. [] Mit Beifall wurden die Solidaritätsbekundungen aus der Bevölkerung aufgenommen sowie die Zusage evangelischer und katholischer Geistlicher, den Arbeitskampf zu unterstützen. [] IGM-Bezirksleiter Kurt Herb unterstrich noch einmal die Notwendigkeit der Forderung nach einem Einstieg in die 35-Stunden-Woche und begründete, warum das Urlaubsangebot abgelehnt wurde. Treffend stand dies auch auf einem Transparent: "Sechs Wochen Urlaub ist schon fein, nur darf man nicht entlassen sein." [] Mit dem Lied "Brüder, zu Sonne, zur Freiheit . . .", vor getragen vom Folklore-Sänge Hannes Wader, der den musikalischen Rahmen gestaltete, ging die Kundgebung zu Ende. Mit Märschen durch die Innenstädte von Hagen und Werdohl protestierten auch hier die Stahl-Arbeitnehmer am Freitag gegen die Aussperrung. In Niederschelden boten 600 der 1400 Ausgesperrten ihre Arbeitskraft an - sie waren von der Leitung der Krupp-Stahlwerke Südwestfalen vorher nicht über den Rausschmiß informiert worden. Nachdem die Arbeitnehmer auf ihrem Arbeitsplatz waren, meinte Werksleiter Dr. Schäfer: "Meine Herren, das ist Hausfriedensbruch." [] Nun hat der Herr seinen Frieden: in dem Werk ruht seit Freitag die Arbeit. [] Eine schwarze Fahne über dem Tor von Thyssen Niederrhein in Oberhausen wehte auf Halbmast. Doch nicht Trauer, sondern Empörung und Kampfentschlossenheit erfüllte die über 2000 Kollegen, die sich Freitag früh zum Protest gegen die Aussperrung versammelten. Unter ihnen waren viele Delegationen aus Metallbetrieben, so von Babcock und der Brudergewerkschaften im DGB. [] Handzettel der Verwaltungsstelle machten die Runde: "Hiermit erkläre ich, daß ich am 1. Dezember pünktlich meine Arbeit dem Unternehmen angeboten habe." Nach einem langen Demonstrationszug vom Haupttor zur Verwaltung wurde das "Angebot" der Ausgesperrten beim Pförtner hinterlegt. "Wir wollen arbeiten" und immer wieder: "Esser, Esser, Stahlarbeiterfresser", so hallten die Sprechchöre vor den vergitterten Toren von Thyssen. [] Oberhausens IGM-Bevollmächtigter Heinz Schleußer erinnerte die Stahlbosse daran, daß sich die Aussperrung vor 50 Jahren so nicht wiederholt: "Wir werden beweisen, daß es einen Unterschied zu 1928 gibt: Am Ende werden wir einen Erfolg erkämpfen." [] Die Songgruppe des DGB und türkische Volksmusik begleiteten den Beginn der Aussperrung der 6000 Kollegen der Mannesmann-Röhrenwerke in Mülheim. Die Bosse hatten sich das schlau gedacht: Die mäßig ausgelasteten Betriebe aussperren und das vollbeschäftigte Großröhrenwerk weiterarbeiten zu lassen. Doch am Freitagmorgen wurden auch dort die 3000 Kollegen von der IG Metall in den Streik gerufen. [] Streiflichter vom Arbeitskampf in der Eisen- und Stahlindustrie [] Pech für Streikbrecher [] Kann ein Unternehmen eigentlich seine Aktionäre aussperren? Im Mannesmann-Röhrenwerk zu Mülheim scheint dies möglich zu sein: Denn die Ausgesperrten sind im Besitz von Belegschaftsaktien und so Miteigentümer. Die Mannesmannmänner sind mithin doppelt betroffen: Ihnen wird sowohl das Recht auf Arbeit als auch das Recht am Eigentum verwehrt. [] Unternehmen der ausgesperrten und bestreikten Betriebe versuchen derzeit verstärkt, dringende Aufträge in die noch produzierenden Stahlbetriebe zu verlagern. Ganze Fertigungsstraßen wollten sie deshalb sogar umbauen lassen. Hohe Konventionalstrafen bei verzögerter Auslieferung läßt die Aussperrungsmanager auf die tollsten Gedanken kommen. Viele Aufträge hätten sie ja ausführen können, wenn sie nicht ausgesperrt hätten. Beispiel dafür ist das Krupp-Stahlwerk Südwestfalen in Niederschelden. [] Ein wegen der Aussperrung auch dort nicht durchführbarer Auftrag sollte nach Oberhausen verlagert werden -. In einen Betrieb, der weder aussperrt noch bestreikt wird. Aus einem anderen Betrieb der "Südwestfalengruppe" sollte die Produktion an die Tyssen-Edelstahl-Werke nach Krefeld gehen. [] Vorsicht ist deshalb bei allen plötzlich auftauchenden neuen Aufträgen geboten. In solchen Fällen sollte sofort die örtliche oder bezirkliche Streikleitung informiert werden. Handelt jetzt solidarisch. [] Die Firma "Allkauf" in Mülheim/Ruhr, Weseler Straße, will zwar ihre Produkte auch an Stahl-Arbeitnehmer loswerden, doch von deren Problemen nichts wissen. Der Firmenchef verbot am Samstag die Verteilung der "Streik-Nachrichten" auf dem betriebseigenen Parkplatz. Gleiches geschah am gleichen Tag im Rhein-Ruhr-Zentrum an der Stadtgrenze zwischen Mülheim und Essen. Die Konsequenz müßte daraus lauten: Unsolidarische Menschen sollten nicht an Kollegen-Geld herankommen. [] Der Spalterverein DAG versucht immer wieder, mit Rattenfänger-Methoden Angestellte zu ködern - und dies, obwohl für sie noch Friedenspflicht besteht. Daß die Standesorganisation, der vielerorts vorgeworfen wird, sie versuche sich in diesem Arbeitskampf als Streikbrecher, noch nicht einmal von deri Arbeitgebern ernst genommen wird, beweist eine interne Dienstanweisung bei Mannesmann in Mülheim: Darin wird zwar festgehalten, daß bei der Aussperrung der Kreis der bei der DAG organisierten Mitarbeiter auszuklammern sei. Doch dann heißt es weiter: "Sollten im Nachhinein keine Beschäftigungsmöglichkeiten mehr gegeben sein, werden diese Angestellten ebenfalls von den Maßnahmen betroffen." [] In Duisburg meinte ein Herr Alfred Karrenberg, er müßte besonders solidarisch mit seinem Arbeitgeber sein. Flugs erwirkte der "liebe Mitarbeiter" vor dem örtlichen Arbeitsgericht eine einstweilige Verfügung gegen die IG Metall, wonach Streikposten ihn nicht am Betreten der August-Thyssen-Hütte hindern dürfen. Zwei Tage später nur sperrte der Arbeitgeber ihn aus. Nun steht Herr Karrenberg vor seinem Scherbenhaufen: Da er nicht Mitglied in der IG Metall ist, bekommt er keine Unterstützung. Unsolidarität zahlt sich eben nicht aus. [] [Bildunterschrift: Antwort auf Aussperrung (hier: Hoesch): Willkür-Akt muß Konsequenzen haben] [] [Bildunterschrift: Antwort auf Aussperrung (hier: Thyssen-Niederrhein in Oberhausen): Jubilare protestierten mit] [] Herausgeber: IG-Metall-Bezirke Essen, Hagen, Köln, Münster [] Verantwortlich für den Inhalt: Kurt Herb, Werner Schmidt, Karlheinz Bräuer, Bernhard Kolks [] Druck: Union-Druckerei, Theodor-Heuss-Allee 90-98, 6000 Frankfurt/Main
Published:04.12.1978