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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; An die sozialdemokratischen Wählerinnen und Wähler von Nordrhein-Westfalen [] Ihr könnt Euch in Eurem gegenwärtigen Wahlkampf - Euch selbst getreu nur richtig entscheiden, wenn Ihr prüft und begreift, in welcher kritischen Phase die allgemeine westdeutsche Entwicklung angelangt ist. [] Endgültig ist das Unvermögen der kapitalistischen Welt des Westens erwiesen, Westeuropa und insbesondere Westdeutschland wirtschaftlich zu stabilisieren. Die Konzentration von Kapital auf einige profitable Wirtschaftszweige nach dem Marshallplan beunruhigt und beeinträchtigt nur die Position unserer Gesamtwirtschaft. Die kapitalistischen Absichten, wie sie durch das Bonner System in Westdeutschland durchgesetzt werden, vernachlässigen, ja zerstören die beiden Fundamente einer guten Entwicklung in unserem Lande: [] erstens die Hebung des Sozialstandards und damit der Kaufkraft der breiten Massen, [] zweitens die positive Zusammenarbeit mit der aufsteigenden sozialistischen Welt und damit riesige neue Märkte. [] Eine Bankrott-Wirtschaft nationalsozialistischen Stils wird dadurch eingeleitet und ein unnötig schweres und hartes Elend auf unser deutsches Volk in Westdeutschland und auf die anderen Völker Westeuropas gewälzt. [] Die Folgen davon sind: Flüchtlings-, Arbeitslosen- und Jugendelend, ein neues soziales Hinabstoßen der Frauen und das schlechte Einhalten oder der Bruch der vielen Versprechungen, die den Kriegsopfern, den Naziopfern und den Sozialrentnern gegeben worden sind. [] Zugleich wird, wie schon einmal vom Naziregime, so heute von den Treuhändern des Kapitalismus in Europa, die Flucht in den Krieg vorbereitet. Durch den Atlantikpakt soll direkt Westeuropa und soll indirekt auch Westdeutschland in eine Zwangsjacke gesteckt werden, um unsere Völker daran zu hindern, sich an dem großen sozialistischen Aufbau des Ostens zu beteiligen. Ja, wahrscheinlich hoffen die kapitalistischen Drahtzieher, auf diese Weise einen Krieg vom Zaun brechen zu können, wenn das eine oder andere westeuropäische Volk seine antisozialistische und antiöstliche Zwangsjacke sprengt. Dann wollen sie Osteuropa oder womöglich die Sowjetunion oder China als Objekte der Ausbeutung zurückerobern. [] Sozialdemokraten! [] Das ist der große Hintergrund unserer kleinen, innerpolitischen Kämpfe in Westdeutschland und also auch des Wahlkampfes in Nordrhein-Westfalen! [] Alle politisch aufmerksamen Deutschen, und erst recht alle marxistisch geschulten Sozialisten, diskutieren diese Zusammenhänge und beginnen sie zu begreifen. Nur die gegenwärtige Führung unserer Partei kann oder will nicht hören, was die Stunde geschlagen hat! [] Diese "Führer", von gestern und vorgestern, alles Menschen ohne eine geschichtlich und menschlich genügend große Entscheidungskraft, versuchen innerhalb der Bankrottwirtschaft und innerhalb des Kriegszustandes, die von den Drahtziehern des Kapitalismus über Westdeutschland und Westeuropa verhängt worden sind, um einzelne Positionen zu kämpfen. [] Diese gegenwärtigen Führer der SPD streiten sich um des Kaisers Bart! Um Westorientierung durch Europarat oder Atlantikpakt, um halbe oder Zweidrittel-Mitbestimmung und andere unzulängliche oder falsche Lösungen, während das soziale Schicksal der ihnen anvertrauten Massen des arbeitenden Volkes vor die Hunde geht. [] Das ist so traurig, unklar und schwächlich, das verrät ein politisch so geringes Format und Niveau, daß der Verdacht aufsteigt, diese sozialistischen Führer sind kapitalistisch verdorben oder sie kämpfen überhaupt nur noch um enge persönliche Interessen. [] Sozialdemokraten! [] In dieser kritischen Stunde ist in der Sozialdemokratischen Aktion eine immer größer anwachsende, jetzt schon nach Tausenden zählende Gemeinschaft von Sozialdemokraten aufgestanden, die der opportunistischen, reformistischen oder vielleicht nur verkrampft eigensinnigen und kränklichen Politik des gegenwärtigen Parteivorstandes der SPD ein unerschütterliches Halt gebietet. [] Die SDA wird schließlich alle aktiven Sozialdemokraten und damit die SPD selbst dazu hinführen: [] erstens im Klassenkampf hart und unerbittlich um jedes einzelne Ziel zu kämpfen: um den Ausgleich von Preisen und Löhnen, um eine vollständige Mitbestimmung, um die Rechte der Frauen und der Jugend, um alle notwendigen Hilfen für die sozialen, die Kriegs- und die Naziopfer, [] zweitens in den großen Entscheidungen der Welt treu zu den Trägern des Sozialismus zu treten. [] Dieser neue Kurs der SPD kann natürlich nur in guter Zusammenarbeit mit der KPD angesteuert werden. So hat der im Mai gleichzeitig mit dem Parteitag der SPD in großer Stärke versammelte Zentralrat der SDA einstimmig beschlossen, in künftigen Wahlkämpfen die Kräfte aller echten Sozialdemokraten und der Kommunisten zu vereinen. [] Sozialdemokraten! [] Wir und die Kommunisten werden in allen künftigen Wahlen Hand in Hand die Kräfte der Jugend, der Frauen, der Kriegsopfer und der Opfer des sozialen Kampfes in einem großen Wahlbündnis für Frieden und sozialen Fortschritt zusammenfassen! Es wird sich dann mit jeder westdeutschen Wald immer deutlicher zeigen, daß die politische Entwicklung den Politikern des Bonner Systems (einschließlich der gegenwärtigen Führung der SPD!) unter den Füßen wegrutscht. Es wird sich zeigen, daß unser gesamtes arbeitendes Volk auch in Westdeutschland, wenn auch noch gehemmt und unklar, einem neuen Fortschritt zustrebt! [] Nachdem alle aktiven, an die Zukunft denkenden Sozialdemokraten diese Klarheit und Entschiedenheit gewonnen hatten, haben sie sich jetzt in vier großen Versammlungen - in Dortmund, Hagen, Düsseldorf und Duisburg - entschlossen, der KPPD ihre Stimme zu geben, bis das große Wahlbündnis aller verratenen und im Stich gelassenen sozialen Gruppen steht. [] Keine sozialistische Stimme soll verlorengehen! [] Jeder Sozialist und also auch jeder echte Sozialdemokrat wählt diesmal KPD, selbst wenn er verketzert und verleumdet wird. [] Sozialdemokraten! [] Laßt Euch endlich warnen vor Bankrotteuren und Kriegsinteressenten! [] Verirrt und verrennt Euch nicht in eine falsche Loyalität oder womöglich in ein Bündnis mit den Trägern der uns feindlichen, der kapitalistischen, der besitzbürgerlichen Welt! [] Wagt den ersten Schritt zum Bündnis für Frieden und sozialen Fortschritt! [] Düsseldorf, am 13. Juni 1950 [] Für den Zentralrat der Sozialdemokratischen Aktion: [] August Kuper [] Artur von Machui [] Für den Vorbereitenden Landesrat Ruhr: [] Kerl Heinz Hofmann [] Hermann Jongen
Published:13.06.1950 - 18.06.1950