Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Die Wähler-Post [] Wieder Politik der Stärke? [] Vor acht Jahren brach Hitlers "Politik der Stärke" zusammen. Es verschwand ein System des Unrechts, der Gewaltherrschaft, des Blutterrors. Ein furchtbarer Krieg hinterließ Millionen von Toten, Krüppeln, Witwen und Waisen. Zerstörtes Lebensglück für Millionen, eine verwüstete Heimat, grausame Austreibung aus dem Osten, zermürbende Kriegsgefangenschaft, entsetzliche Angst und lähmende Unsicherheit - das war das schauerliche Ende! Die Schuldigen aber verbargen und tarnten sich. Sie ließen kleine Mitläufer und Unschuldige büßen und warteten selbst in sicherer Geborgenheit erst einmal ab. [] Ihren Gegnern, die seierzeit [!][seinerzeit] warnten: Hitler bedeutet Krieg! - überließen sie es, die Trümmer zu beseitigen und Ordnung in das allgemeine Chaos zu bringen. Karl Brögers Wort bewahrheitete sich wieder einmal, daß Deutschlands ärmster Sohn auch sein getreuester sei. Denn wenn ein wahres Aufbauwunder sich vollzog, so standen sozialdemokratische Männer und Frauen stets in der ersten Reihe derer, die mutig Hand anlegten. Von erster Stunde an wußten sie, was sie zu tun hatten: Leben und Lebensrecht eines verfemten Volkes zu retten! Der Sozialdemokrat Dr. Schumacher war es, der anmaßenden Siegern eindeutig und mutig entgegentrat. Sozialdemokraten waren es, die einen klaren Trennungsstrich gegenüber gewissen Verbrüderungsabsichten der Kommunisten zogen! Sozialdemokraten retteten das christliche Abendland! Sie standen in gemeinsamer Abwehrmauer mit den Gewerkschaften gegen die unsinnige Demontage, bauten Fabriken wieder auf, brachten die Wirtschaft in Schwung! Sozialdemokraten entfachten den Mut, weckten Vertrauen! [] Sie erwarteten keinen Dank dafür, ja, als die Regierung Adenauer nach der ersten Bundestagswahl mit einer Stimme Mehrheit ans Ruder kam. wußten sie, daß sie abermals und immer wieder wachsam sein und bleiben mußten, um die Lebensrechte des schaffenden Volkes im Innern zu sichern. Sie kämpften in den vergangenen vier Jahren durch ihre parlamentarischen Vertreter im Bundestag wahrlich einen harten Kampf um soziale Gerechtigkeit. Immer gehörte ihr Herz dabei den wirtschaftlich Schwächeren. Aber sie standen in der Minderheit. Die sozialdemokratische Prophezeiung ging in Erfüllung: Die Reichen wurden reicher, die Armen ärmer. Adenauers Regierung diente der Interessenpolitik der Besitzenden! [] Mehr noch: die "Politik der Stärke", die Deutschland bereits zweimal ins Unglück stürzte, ist wiederum ihrer Weisheit letzter Schluß geworden. Milliarden sollen in die Aufrüstung gesteckt werden. Bedenkenlos! Für Wohnungsbau, bessere Rentenbezüge für alte Menschen, für ausreichende Kriegsopferversorgung, für viele, viele andere Notwendigkeiten aber hat man angeblich kein Geld! [] Schon melden sich die Schuldbeladenen von einst wieder. Frech und als sei nichts geschehen. Sollen sie wieder ans Staatsruder? Nein, um keinen Preis! [] Vergeblich mahnte die Sozialdemokratie seiner Zeit: Hitler bedeutet Krieg! Diesmal darf die Mahnung nicht wieder vergeblich sein, die sich einsetzt für Frieden in Freiheit, für Gerechtigkeit und Menschenwürde und für ein lebenswertes Dasein! Die Mahnung, die da gipfelt in der Forderung: [] Wählt Sozialdemokraten in den neuen Bundestag! [] Auch ein "deutsches Wunder"! [] Herr Blank fordert für die zwölf deutschen Divisionen der EVG-Armee 40 Generale, 250 Obersten, 900 Oberstleutnants, 6300 Hauptleute, 12300 Oberleutnants und Leutnants. Das sind 19790 Offiziere auf 380000 Soldaten, also 19 Soldaten ein Offizier. Rechnet man noch Unteroffiziere mit ihren Zwischenchargen hinzu, dann kommt auf je 4-5 Soldaten ein Vorgesetzter. [] In unseren deutschen Schulen kommt auf 50 und mehr Kinder ein Lehrer! Das ist das "Deutsche Wunder"! [] Links überholen! [] Präsident Eisenhower: [] Was Frieden bedeuten könnte ... [] Der amerikanische Präsident Eisenhower sagte am 16. April in einer Rede: [] "Jedes Geschütz, das wir herstellen, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel läuft, jede Rakete, die wir abfeuern, ist letztlich nichts anderes als ein Diebstahl an jenen, die da hungern und nicht genährt werden, die da frieren und nicht gekleidet werden. Diese Welt in Waffen aber verausgabt nicht Geld allein. Sie verausgabt den Schweiß der Arbeiter, den Forschungsgeist der Wissenschaftler und das Hoffen ihrer Kinder. [] Ein moderner Bomber kostet genau soviel wie modern eingerichtete Schulgebäude für über 30 Städte, oder wie zwei Kraftwerke für zwei Städte mit je 60000 Einwohnern, oder soviel wie zwei vollständig eingerichtete moderne Krankenhäuser, oder rund 80 Kilometer betonierte Autostraße. [] Wir zahlen für ein einziges Jagdflugzeug mit einer halben Million Bushel Weizen. [] Uns kostet ein einziger Zerstörer soviel wie neuer Wohnraum für 8000 Personen ..." [] Es braucht diesen Worten nichts mehr hinzugefügt werden. [] Die Wohnungsnot ist leicht zu lösen! [] 100000 Flüchtlingsfamilien hausen noch in Massenunterkünften. Wohlgemerkt: in Massenunterkünften. Finanzminister Schäffer hat erklärt, er könne laufend drei Milliarden Mehrausgaben für den EVG-Vertrag ohne Steuererhöhung aufbringen. [] Da eine neue Wohnung heute 15000 Mark kostet, kann man für drei Milliarden Mark genau 100000 Wohnungen bauen. Sollten wir das nicht vorziehen? [] Die erstmalige Ausrüstung der 12 EVG-Divisionen kostet nach Herrn Blank, dem Rüstungsbeauftragten der Bundesregierung, außerdem 40 Milliarden Mark. Für diesen Betrag kann man 2600000 Wohnungen bauen, also die Hälfte der fehlenden fünf Millionen Wohnungen. [] Ist die Entscheidung wirklich so schwer? Nein! [] Der letzte Hitlerkrieg kostete soviel, daß jede Familie für diese verpulverte Summe ein Eigenheim hätte bekommen können! Sorgen wir wenigstens jetzt dafür, daß der soziale Wohnungsbau gefördert wird. Noch fehlen uns über 5 Millionen Wohnungen. Sie können um so eher erstellt werden, je mehr Stimmzettel der SPD zufallen! [] Spottgeburt aus Dreck und Feuer [] Das bedenkliche Niveau des Bundeswirtschaftsministers Prof. Erhard [] Die Wahlreisen des Bundeswirtschaftsministers Erhard quer durch die Bundesrepublik finden eine sehr geteilte Aufnahme. Diejenigen seiner Zuhörer, die Freude am Schimpfen und an Grobheiten haben, amüsieren sich köstlich. Sie klatschen begeistert Beifall, wenn der "Minister" von "Lumpen", politischen "Analphabeten", vom "nationalistischen Irrwahn der sozialdemokratisch regierten europäischen Länder" spricht, wenn er davon redet, daß jedem Staatsbürger die "Kandarre [!][Kandare] durchs Maul" gezogen werden soll, wenn er den Normalverbraucher als "Spottgeburt aus Dreck und Feuer" bezeichnet und so weiter und so weiter. [] Der andere, nüchtern denkende Teil seiner Zuhörer fühlt sich durch ein solches Niveau von Ministerreden angewidert. Sie gehen auch nicht in die Versammlungen des Wirtschaftsministers, um sich noch die alten Kamellen vom "Erhardschen Wirtschaftswunder" anzuhören, denn sie wissen, daß nicht durch Erhards Politik, sondern durch die Marshallhilfe die Hungersnot bei uns beseitigt wurde, daß Karten, Bezugsscheine und Zwangswirtschaft keine sozialdemokratische, sondern eine Erfindung nationalistischer Regierungen in Deutschland sind, und daß die Sozialdemokratie nach dem Zusammenbruch die schwere Aufgabe hatte, Katastrophenzustände zu beseitigen und mühselig eine sinnlos zerstörte Wirtschaft wieder aufzubauen. [] Dieser vernünftig denkende Teil seiner Zuhörer hatte von Prof. Erhard eine Stellungnahme zu akuten Wirtschaftsproblemen erwartet. [] Er sollte ihnen sagen, [] warum auf das Auslandsvermögen verzichtet wurde, [] in welchem Umfange die Schwierigkeiten aus der Montan-Union wachsen werden, [] in welcher Weise das kommende Bundesleistungsgesetz die Konsumwirtschaft beschränken wird, [] warum die Koalitionsparteien den Kartellzwang wieder herstellen wollen, [] warum der Bundeswirtschaftsminister so wenig für den Mittelstand tut. [] Nur auf die letztere Frage ist der Bundeswirtschaftsminister kurz eingegangen und hat unverblümt erklärt, daß er auch in Zukunft nichts für die mittelständische Wirtschaft tun werde, denn die "staatlichen Subventionen könnten zur Abhängigkeit des Mittelstandes" führen. Der Mittelstand dürfe auch nicht klagen, denn aus der Verärgerung über die schlechte Behandlung könne ein "kollektivsozialistischer Wähler im Mittelstand" entstehen. Der Sinn dieser Worte kann doch nur der sein: Ihr bekommt nichts, habt aber anständig zugrunde zu gehen! [] Prof. Erhard ist der Prototyp der großindustriellen Wirtschaft und seiner Manager. Für sie hat er sich mit ganzer Kraft eingesetzt. Die Manager nationalistischer Regierungsformen gehen mit ihm durch dick und dünn. Er weiß, daß er die Großindustrie für die Wiederaufrüstung braucht. Er wird den Managern gute Geschäfte vermitteln. In seiner bekannten Manier setzt er sich über alle Schwierigkeiten hinweg und wird die Rüstungswalze ungehemmt - wenn erforderlich unter Anwendung einer neuen Zwangswirtschaft - laufen lassen. [] Leitet sich damit aber nicht ein drittes Mal ein Turnus ein, der uns - die Werktätigen und die mittelständische Wirtschaft - mit wachsender Sorge erfüllen muß? [] In Fortsetzung der Erhardschen Wirtschaftspolitik würde vielleicht in der ersten Zeit alles durch rüstungswirtschaftliche Geschäftigkeit überblendet werden. Aber wird nicht im gleichen Umfange der Schatten. des Normalverbrauchers, der "Spottgeburt aus Dreck, Eisen und Feuer" sichtbarer werden und an Tiefe gewinnen? [] Der Bundeswirtschaftsminister amüsiert sich köstlich darüber. Alle nüchtern denkenden Menschen aber sollten alle Energie aufbringen, um einen dritten Turnus von Elend, Verzweiflung und "Normalverbrauchern" zu verhindern. [] Was jeder Deutsche wissen muß! [] Artikel 2 des Generalvertrages (Deutschlandvertrag) behält den drei Mächten die alleinige Entscheidung über die deutsche Wiedervereinigung vor. [] Wir dürfen darüber nicht einmal Verhandlungen aufnehmen ohne vorherige Genehmigung der drei. Und das auf 50 Jahre! [] So sieht die deutsche Wiedervereinigung in "Freiheit" nach dem Willen der Regierung Adenauer aus! [] Nach Artikel 5 Absatz 2 des Deutschlandvertrages (Generalvertrag) können die drei Mächte nach ihrem Ermessen im Bundesgebiet den Notstand erklären, und nach Absatz 7 kann jeder Militärbefehlshaber von sich aus die erforderlichen Maßnahmen ergreifen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt. [] So sieht Deutschlands "Freiheit" nach dem Vertrag auf 50 Jahre aus! [] Artikel 18 Absatz 2 des EVG-Vertrages stellt die EVG-Streitkräfte unter den Befehlshaber der "NATO" (Nordatlantikpakt), in der wir nicht Mitglied sind und auch keine Vertretung haben. [] Einst verkauften deutsche Landesfürsten ihre Landeskinder als Soldaten. Heute zahlen wir sogar noch monatlich 850 Millionen DM. dazu! [] Nach Artikel 120 des EVG-Vertrages (Europäische Verteidigungsgemeinschaft) kann das Kommissartat der EVG die Streitkräfte in Gebiete außerhalb Europas verlegen. [] Das heißt also, deutsche Jugend, daß nicht nur Fremdenlegionäre nach Afrika kommen können! [] Dafür stimmen CDU, FDP, DP und BHE. Dagegen kämpft die SPD! Sie lehnt solche Verträge ab! [] Im "Truppenvertrag" (Zusatzvertrag zum Generalvertrag und EVG-Vertrag) ist festgelegt, daß die alliierten Truppen mit allem Bedarf den uneingeschränkten Vorrang haben, auch gegenüber den deutschen EVG-Truppen, erst recht gegenüber dem deutschen Zivil- und Exportbedarf. [] 50 Jahre soll das so bleiben! [] Genügt diese kleine Auslese? Die SPD lehnt Deutschlandvertrag und EVG-Vertrag ab! CDU, FDP, DP, BHE stimmen dafür! [] Nur 65 DM für 1000 Reichsmark? [] Für den Sparer: ja! Die Aktionäre lachen darüber! [] Am 6. August berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" über die Umstellung der Montankonzerne: [] Die Umstellung bei der Hoesch AG im Verhältnis von 1 zu 2,86 ist noch im August zu erwarten nach Mitteilung des "Bankvereins Westdeutschland". [] Das bedeutet: für 1000 Reichsmark alter Hoesch-Aktien erhält der Inhaber neue Aktien in Höhe von 2866 DM. [] Der Sparer bekam für 1000 Reichsmark bekanntlich 65 DM! [] Die Aktionäre der "Bergbau AG" erhalten für eine alte Aktie von 1000 Reichsmark eine neue über 3700 DM. Die Sparer erhielten für 1000 Reichsmark bekanntlich 65 DM. [] Die "Soziale Marktwirtschaft" des Herrn Erhard muß erhalten werden. Das Geschäft lohnt sich nämlich! [] Die Mannesmann - Holding - Gesellschaft mit einem Aktienkapital von 240 Millionen DM konnte in neunmonatiger Geschäftszeit außer der Verteilung eines Gewinns von 9,6 Millionen DM noch 45 Millionen sogenannter 7c-Mittel (also auch aus Gewinn) steuerbegünstigt unterbringen außerhalb ihrer eigenen Unternehmungen. Dazu konnte sie noch 110 Millionen zurückstellen für schlechte Zeiten. [] Die Aktien der "Vereinigten Stahlwerke" hatten bei der Währungsreform einen Kurs von 8 DM für 100 Reichsmark. Sie stiegen inzwischen auf den Kurs von 238, das ist das Dreißigfache, das sind 3000 Prozent. [] Der Sparer bekam für 100 Reichsmark 6,50 DM. Die blieben 6,50 DM. [] Das ist das "deutsche Wunder" der sogenannten "Sozialen Marktwirtschaft" der Regierung Adenauer-Erhard, das Wunder der 200 neuen Millionäre in der deutschen Bundesrepublik. Sie finanzieren aus Dankbarkeit den Wahlkampf der Regierungsparteien. [] Nur aus Dankbarkeit? Ach nein, sie möchten nicht, daß die SPD ihnen künftig das gute Geschäft verdirbt. [] Bei solchen Gewinnen lohnt es sich wirklich für die Wirtschaft, Millionen für den Wahlfonds der Regierungsparteien zu stellen, um Erhards herrliche "Soziale Marktwirtschaft" auch für die Zukunft zu sichern. [] Kein Flugblatt der CDU, FDP, DP, des BHE und anderer Rechtsparteien wird auch darüber etwas aussagen. Man rechnet eben mit Dummheit und Unverstand der Massen! Macht ihnen einen Strich dadurch! [] Herausgeber: Sozialdemokratische Partei Deutschlands. - Verantwortlich für den Inhalt: Georg Strutz, Bielefeld. Herstellung: Presse-Druck, GmbH., Bielefeld. [] Unvergessene deutsche Heimat ... [] "Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands kämpft für die Wiedergutmachung des Unrechts, das den Opfern der Potsdamer Austreibungsbeschlüsse angetan worden ist. Sie bejaht ihr Heimatrecht im Osten und ihr Lebensrecht im Westen. [] Die Sozialdemokratie vertritt das Recht aller Menschen auf ihre Heimat, ihr Volkstum, ihre Sprache und Kultur. Daher wird sie sich für die Möglichkeit der friedlichen Rückkehr aller Vertriebenen einsetzen, gleichviel, ob sie innerhalb oder außerhalb der deutschen Vorkriegsgrenzen gelebt haben." [] Diese Sätze aus dem Aktionsprogramm der SPD umreißen klar die Ziele sozialdemokratischer Politik. In vielen Gemeinden und Städten Westdeutschlands packten im Jahre 1945 Sozialdemokraten entschlossen zu, als es galt, schnellstens Hilfe zu leisten bei der Eingliederung der endlosen Flüchtlings- und Vertriebenenströme in der westdeutschen Heimat. Im Bundestag zu Bonn unternahm die Sozialdemokratie gleichfalls immer und immer wieder die Initiative, die Bundesregierung zu einer fruchtbaren Flüchtlingspolitik anzuregen. [] Wie schlecht die Vertriebenenpolitik der Adenauer-Regierung ist, haben wir alle in den letzten Jahren selbst erlebt. Das Lastenausgleichsgesetz wurde von den Koalitionsparteien immer wieder auf die lange Bank geschoben. Wesentliche Forderungen der SPD wurden, als es dann endlich soweit war, von den Koalitionsparteien, CDU/CSU, FDP und Deutsche Partei, nicht oder nur zu einem geringen Teile erfüllt. Das Lastenausgleichsgesetz wurde so zu einem Gesetz gegen die Vertriebenen. Deshalb konnte die SPD diesem Gesetz nicht zustimmen. Flüchtlinge und Vertriebene erleben die Auswirkungen dieses Gesetzes täglich am eigenen Leibe. [] Sie haben ihre Heimat in Ostpreußen, in Schlesien, in Danzig und im Memelland, in Pommern und im Sudetenland nicht vergessen. Und sie werden aber auch jetzt zur Wahl nicht vergessen, welch wertvolle Hilfe zur Unterstützung ihrer gerechten Sache ihnen die Sozialdemokratie war, und wie sie es ihnen weiter sein wird. [] BARACKENSIEDLUNG BONN-LINDENHOF. Auch hier, nur wenige Meter neben schimmernden Regierungsbauten, leben Kinder in dürftigsten Verhältnissen. Mit unschuldsvollen Augen blicken sie lächelnd in eine Welt, die sie noch nicht verstehen die aber viel, viel besser sein könnte, als sie sich ihnen jetzt darbietet. [] ST. MARIEN UND MARIENBURG in DANZIG, ein Sinnbild deutscher Baukunst im verlorenen Osten. Mit Wehmut schweift die Erinnerung zurück an das Verlorene, sei es, daß wir an Königsberg, Breslau, Allenstein, Memel oder sonst eine unserer herrlichen Städte im deutschen Osten denken. Die Sozialdemokratie bejaht das Heimatrecht der Vertriebenen und setzt sich ein für friedliche Rückkehr aller Vertriebenen [] UNSERE HAUSFRAUEN WISSEN ES, wie teuer der Lebensunterhalt für eine mehrköpfige Familie geworden ist. Ein Kohlkopf, der in Schleswig-Holstein vom Erzeuger für rund 9 Pfennig abgegeben wurde, kostete in Offenburg 90 Pfennig. Das ist Erhards Preispolitik in Reinkultur, und die deutschen Hausfrauen schütteln nur gar zu oft ihre Köpfe, wenn sie dann am Marktstand die Endpreise bezahlen müssen. [] DIE LEBENSHALTUNGSKOSTEN STIEGEN in den Jahren zwischen 1948 und 1952 in steter Folge immer weiter nach oben. Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung, die Prof. Erhard immer und immer wieder als "größtes Wunder" des Jahrhunderts pries, brachte für Millionen von Menschen eine Senkung ihres Lebensstandards. Die Löhne und Gehälter kamen nicht in dem gleichen Verhältnis mit, ganz zu schweigen von der mißlichen Lage der Rentner, Arbeitslosen und Fürsorgeempfänger. Der Großverdiener, der durch zahlreiche Steuervergünstigungen seiner Regierung in Luxus lebt, kann gut und gerne diese Butter- und Fleischpreise bezahlen. Aber können es auch die vielen, vielen anderen hart arbeitenden und schlecht bezahlten Menschen in unserem Volke? Hier wird Erhards "Sozial" - Wirtschaft zum Unrecht, begangen an dem hilfsbedürftigsten Teil unseres Volkes. [] Eine "soziale" Steuerreform ...? [] Im Wahlrummel der Bundesregierung spielt das Wort "sozial" eine große Rolle. Wie aber steht es damit in Wirklichkeit? Finanzminister Schäffer startete seine kleine Steuerform und senkte die Einkommen- und Lohnsteuer um 15% für alle. Wer Millionen verdient, kann also einen ganz hübschen Batzen in seine Tasche stecken. Bei einem Monatsverdienst jedoch von DM 250.- (also 3000.- DM im Jahr) bekommt man gerade 3,75 Mark im Monat mehr. Unser Schaubild zeigt hier deutlich die Größenverhältnisse. [] Dabei darf man nicht vergessen, daß gerade die Großverdiener bereits durch günstige Abschreibungsmöglichkeiten der 7c- und d-Gruppen wesentliche Steuererleichterungen erhalten. Für Arbeiter und Angestellte gibt es das nicht. Wieviele kleine Handwerker, Kleinbauern, Angehörige der freien Berufe, Gelehrte, Künstler, Anwälte leben heute von der Hand in den Mund, ohne daß sie in den Genuß von größeren Steuervergünstigungen kommen. Die stete Jagd nach Auftrag und Kredit, nach Brot und Lohn führt bestenfalls dazu, daß man so eben schlecht und recht in Soll und Haben über die Monate kommt. [] Die SPD schlug im Bundestag eine wesentlich bessere Steuerreform vor: [] Erhöhung der Freibeträge für die weniger Verdienenden u. a. stand mit auf diesem Vorschlag Aber die Regierung sagte wieder einmal NEIN dazu. [] DIE BUNDESREGIERUNG BESCHLOSS, die Rentensätze um 5.- Mark Teuerungszulage zu steigern. Aber auf der anderen Seite strich man die Subventionen für das verbilligte Konsumbrot, das besonders den sozial Schwachen zugedacht war. Wieder traf eine Maßnahme der CDU/CSU/FDP/DP-Koalitionsregierung in Bonn gerade die Ärmsten der Armen. Die Sprecher der Sozialdemokratie im Ernährungsausschuß stimmten mit aller Entschiedenheit gegen diesen Beschluß der Regierungskoalition. [] Hinter Schalterfenstern [] In den Amtsstuben der Rathäuser, der Behörden, hinter den Schalterfenstern sitzen auch Menschen. Menschen, so wie du und ich. Menschen, die nicht einmal gut bezahlt werden, und die im Dienste der Allgemeinheit ihr gutes Tagewerk still verrichten. [] Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands vertrat in Bonn bei den Beratungen für das neue Beamtengesetz entschieden ihren Standpunkt für ein fortschrittliches Berufsbeamtentum. Aber, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, mußte erst in harten Kämpfen der Adenauer - Regierungskoalition abgerungen werden: Die Beseitigung der Ausnahmebestimmungen für verheiratete Beamtinnen, das Recht der Beamten zum Zusammenschluß in Gewerkschaften oder Berufsverbänden u. a. [] Darüber hinaus trat die SPD dafür ein, daß nicht nur durch ein starres Berechtigungswesen allein, das sich auf bestimmte Schulzeugnisse stützt, der lebendige Zustrom zu diesem Beruf gespeist wird, sondern daß auch befähigte Bewerber aus den freien Berufen unter gewissen Normen Beamte werden können. Nicht streng abgekapselter Kastengeist sollen in der Verwaltung kommandieren, sondern der geistig bewegliche, erfahrene und hilfsbereite Beamte soll als Mensch unter Menschen im Dienste der Allgemeinheit stehen. Und man müßte sie auch entsprechend ihrer Leistung ordentlich bezahlen. Es ist ein schlechtes Zeichen für Herrn Adenauer, daß viele Beamte beim Kaufmann tief in der Kreide stehen müssen, eben weil es vorn und hinten für die große Familie, die man hat, nicht langt. [] Leitsätze der SPD zum Wahlprogramm [] Frieden und Sicherheit durch Verständigung - nicht Kriegsgefahr durch Wettrüsten [] Geeintes Europa der Freien und Gleichen - nicht Teileuropa ohne echte Partnerschaft [] Einheit in Freiheit für Deutschland - kein Verzicht auf Ostgebiete und Saar [] Geltung des Volkswillens in Staat und Wirtschaft - keine Auslieferung der Demokratie an ihre Feinde [] Soziale Sicherheit für alle - keine Almosen für Alte und Kranke [] Arbeit und Wohnung für jeden - nicht Stempelschlangen und Elendsquartiere [] Senkung der Steuern für wirtschaftlich Schwache - kein Steuerwirrwarr zum Nutzen der Reichen [] Ordnung der Wirtschaft durch Verbindung von Planung und Wettbewerb - nicht Freibeutertum und Kartelldiktatur []Überführung der Grundindustrien in Gemeineigentum - nicht Herrschaft der Manager und Großaktionäre [] Gerechter Ausgleich der Kriegefolgelasten - nicht Abwälzung auf die Geschädigten [] Recht auf Heimat und volle Eingliederung für die Vertriebenen - keine Spaltung in Alt- und Neubürger [] Friede und Achtung zwischen Konfessionen und Weltanschauungen - kein Parteichristentum und kein Kulturkampf [] Gleichberechtigung der Frau - keine Schlechterstellung der Frau in der Gesellschaft [] Mit der Jugend eine bessere Zukunft bauen [] Für Dich und mich [] Für Deutschland und Europa [] SOLLEN DIE NOCHMALS VIER JAHRE REGIEREN ...? [] Deine Kandidatin: Frieda Nadig [] Als Frau leistete sie wertvolle Aufbauarbeit [] Es gibt viel mehr Wählerinnen als Wähler, und trotzdem trifft man die Frau im politischen Leben nur recht selten an. Eine von den wenigen Frauen, die schon vor Jahrzehnten als junge Menschen bereit waren, sich aktiv in der Politik zu betätigen, ist Frau Frieda Nadig. [] Elternhaus und Umwelt beeinflußten ihren Lebensweg. Ihre Großeltern waren Bauern, während der Vater das Tischlerhandwerk ergriff. Als denkender Mensch seiner Zeit gehörte Wilhelm Nadig bereits seit 1897, dem Geburtsjahr seiner Tochter Frieda, der SPD an. So wuchs denn das Mädchen bereits in der Kindheit in die Ideenwelt des Sozialismus hinein. War es da ein Wunder, daß Frieda Nadig mit kaum 18 Jahren dem Herforder Ortsverein der SPD beitrat? Noch war sie als Verkäuferin tätig, dann setzte sich aber mehr und mehr ihre politische Veranlagung durch. Sie fand einen neuen Beruf als Fürsorgerin, in dem sie ihrer Neigung entsprechend wirken und arbeiten konnte. In dieser Eigenschaft war sie jahrelang in Bielefeld als Wohlfahrtspflegerin tätig. Durch ihr großes Interesse an den politischen Geschehnissen der damaligen Zeit wurde die SPD auf sie aufmerksam. Man schickte die kluge, aufgeschlossene Frau in den Jahren von 1930 bis 1933 als Abgeordnete in den Westfälischen Provinziallandtag. [] 1933 mußte sie, wie so viele andere, dem Spruch den nationalsozialistischen Unrechtstaates weichen, der ihr den liebgewordenen Beruf nahm. Jahrelang war sie arbeitslos, bis es ihr endlich glückte, im Kreise Ahrweiler zu neuer Arbeit festen Boden zu fassen. [] Als die Sozialdemokratie 1945 die aufbauwilligen Kräfte im Bezirk sammelte, war Frieda Nadig unter den ersten Frauen, die sich zur Verfügung stellten. Sie widmete sich besonders dem Aufbau der Arbeiterwohlfahrt. Das hohe Ansehen, das die Arbeiterwohlfahrt im Bezirk Ostwestfalen-Lippe unter den Wohlfahrtsorganisationen genießt, verdankt sie in entscheidendem Maße dem unermüdlichen Wirken von Frau Nadig. Es ist nicht ihre Art, nur trostreiche Worte denen zu spenden, die in Not sind. Sie hält es mit dem Wahlspruch des Vorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt, dem 80jährigen Nestor der Arbeiterbewegung, Carl Schreck, daß nicht das Wort, sondern die Tat entscheidet. [] Durch die Wohnungsnot bedingt, war besonders die Schaffung von Altersheimen eine dringende Notwendigkeit. Die Altersheime Vlotho und auf der Rosenhöhe in Brackwede entstanden dank ihrer Initiative. Wenn Altersheime in Deutschland bisher einen gewissen Armenhausgeruch an sich hatten, wenn sie mehr dürftige Unterbringung als ansprechende Wohnstätten waren, so hat Frau Nadig durch den Bau und die Ausstattung der Altersheime mit dieser bisherigen Auffassung gründlich gebrochen. Die von ihr maßgeblich beeinflußten Altersheime der Arbeiterwohlfahrt sind schöne, behaglich eingerichtete Häuser, in denen, sich die alten Leute wohlfühlen. [] Frieda Nadigs Tatkraft, ihr wertvoller, kluger, abwägender Rat und ihre trotz aller Begeisterung für das politische Leben stets bewahrte Fraulichkeit und mütterliche Art brachten es von selbst mit sich, daß sie von der SPD nach 1945 für die Tätigkeit in den gesetzgebenden Körperschaften vorgeschlagen wurde. So kam sie 1947 in den Landtag von Nordrhein-Westfalen und wurde später in den parlamentarischen Rat in Bonn gewählt. Unermüdlich schaffte sie mit an der Gestaltung unserer Verfassung und trat besonders dafür ein, daß die Frau bei gleicher Leistung im Wirtschaftsleben auch die gleiche Entschädigung für ihre Arbeitskraft erhält wie der Mann. [] Wer jemals mit Frau Nadig bekannt wurde, ist überrascht von der liebenswürdigen, aber dennoch bestimmten Art ihres Wesens. So sehr sie aus innerster Überzeugung von der Gültigkeit sozialdemokratischer Gesellschafts- und Lebensauffassung überzeugt ist, überspitzt sie nicht. Toleranz und Achtung vor der Meinung des anderen sind für sie die entscheidenden Begriffe einer echten demokratischen Haltung. Ihre Meinung vertritt sie gegen jedermann frei und offen. Sie achtet aber auch jeden, der aus ehrlicher Überzeugung eine andere Meinung hat. Im Bonner Parlament ist sie im Vermittlungs-Ausschuß zwischen Bundestag und Bundesrat tätig. Eine Arbeit, die schon ihr Wesen fruchtbringend gestaltet. "Recht", so erklärte sie sehr oft, "ist die Voraussetzung für die Freiheit." Was lag da näher, als daß sie sich besonders im Rechts- und Verfassungsausschuß des Bundestages betätigte? Sie war dort immer eines der geschätzesten [!] Mitglieder. [] Es wäre nicht schwer, viele treffliche Eigenschaften dieser charakterstarken Persönlichkeit aufzuzählen. Auf ihren eigenen Wunsch verzichten wir darauf. Ihre schlichte Wesensart liebt keinen Personenkult. Sie faßt es als ihre Pflicht auf, das Vertrauen zu rechtfertigen, das man in sie setzt. [] So wünscht sie auch weiterhin nichts als Vertrauen ihrer Wählerinnen und Wähler. Sie wünscht sich aber auch Mitarbeit im Kampf für Recht und Freiheit, für Menschenwürde und friedliche Entwicklung in aller Zukunft. "Das Staatsleben ist aufgebaut auf seiner kleinsten Zelle, der Familie", sagt sie und sieht es als ihre vornehmste Aufgabe an, die Familie durch eine bessere Wirtschafts- und Steuerpolitik zu schützen. "Die beste Grundlage der Familie ist eine gesunde Wohnungspolitik. Auch in den Kreisen Bielefeld und Halle gibt es da noch unendlich viel zu tun, denn immer noch haben wir hier mehr als 3000 Wohnungselendsfälle zu verzeichnen." Öffentliche Mittel in größtem Umfang dem Wohnungsbau zuzuführen, gerechte Behandlung und soziale Sicherheit - das ist es, was sie in ihrem parlamentarischen Wirken anstrebt. [] Ihre vorbildliche Arbeit sah Frau Frieda Nadig in schönster Weise gewertet durch den einmütigen Beschluß aller Delegierten der Landkreise Bielefeld und Halle, sie als Bundestagskandidatin auf zustellen. Sie wünscht sich darüber hinaus das Vertrauen aller Wählerinnen und Wähler ihres Wahlkreises - und wird es nicht enttäuschen! [] So wählst du richtig! [] Deine beiden Stimmen für die SPD!
Published:06.09.1953