Wir sind das Bauvolk der kommenden Welt

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wir sind das Bauvolk der kommenden Welt! [] Für Deutschland und den Sozialismus [] (Ein Wort an die Jungen, die noch abseits stehen.) [] Euch, die Ihr noch abseits steht, rufen wir zur politischen Mitarbeit auf. Nicht etwa, um Euch nach dem S...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Landesorganisation Hamburg, Auerdruck GmbH, Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: ca. 1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/517EF0AE-9294-44C4-8875-A58CA5F91F74
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wir sind das Bauvolk der kommenden Welt! [] Für Deutschland und den Sozialismus [] (Ein Wort an die Jungen, die noch abseits stehen.) [] Euch, die Ihr noch abseits steht, rufen wir zur politischen Mitarbeit auf. Nicht etwa, um Euch nach dem Schlagwort: Wer die Jugend hat, hat die Zukunft, für parteipolitische Zwecke einzufangen. Es geht um mehr, um den Fortbestand unseres Volkes, also auch um Eure eigene Existenz. [] Wohin wir blicken, alles ringsum spricht nur zu deutlich die Sprache unseres Elends. Wir wollen mit Euch nicht lange über die Gründe des beispiellosen Zusammenbruches diskutieren. Wer die Not am eigenen Leib spürt, hat Wichtigeres zu tun. Wir verlangen von Euch nur den Mut zur Wahrhaftigkeit, der noch immer ein Gradmesser unverdorbener Jugend war. Dann werdet Ihr ganz von selbst zu der Einsicht in die harten Tatsachen kommen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Die Rückkehr zur Vernunft ist ein natürlicher Heilungsprozeß. Je schneller Ihr Euch von den Scheuklappen des Dritten Reiches befreit, desto besser für Euch und Euer Vaterland. Wenn Ihr wissen wollt, wie es um die "inneren Werte" des Nationalsozialismus bestellt war, so seht Euch nur den Abgang der Führer an. [] Seht Euch diese Führer an, die Euch den heldischen Geist gepredigt und jede Regung des gesunden Menschenverstandes als Landesverrat gebrandmarkt haben. Durftet Ihr von ihnen nicht wenigstens erwarten, daß sie in den Stunden der nationalsozialistischen Götterdämmerung mit der Waffe in der Hand für ihre Ideen sterben würden? - Und sei es auch nur aus Schmerz über das Unglück, das über uns hereingebrochen ist und für das sie - die Schuldfrage ganz beiseite gelassen - auf jeden Fall die Verantwortung trugen. Seht Euch diese Führer an, die sich selbst so hoch stellten, daß jede Kritik an ihnen als todeswürdiges Verbrechen geahndet wurde. Auf ihr Geheiß mußten bis zum letzten Tag Kinder und Greise in den Reihen des Volkssturms verbluten. Aber sie selbst, die Führer, fielen nicht im Kampf Mann gegen Mann, sondern ließen sich auf der Flucht - einige Wenige stahlen sich schon vorher aus dem Leben - in allen nur möglichen Verkleidungen und Schlupfwinkeln von den Siegern greifen und zieren nun zur Schande Deutschlands die Anklagebänke. Und wenn sie sterben, so gewiß nicht an der Schmach, in der Stadt der Parteitage der Weltöffentlichkeit zur Schau gestellt zu werden, sondern als Gerichtete am Galgen! Was ist von einem politischen System zu halten, dessen vornehmste Vertreter so schmählich enden? Denkt daran, wenn die Wühlmäuse der Naziuntergrundbewegung sich an Euch heranmachen und Euch zur Sabotage am Aufbauwerk verleiten wollen, wenn sie Euch mit verlogener Schönrederei den Haß [] gegen uns Sozialisten einzuflüstern versuchen. Gegen das nationalistische Geschwätz der Unbelehrbaren, hinter dem sich doch nur die billigen Wunschträume des "ewigen Landsknechts" verbergen, stellen wir das nationale Handeln in mühsamer Arbeit, Schritt für Schritt, durch keinen Mißerfolg entmutigt, durch Alltagsnöte nicht zu beugen! Denn wir Sozialdemokraten sind der Überzeugung, daß wir berufen, sind, die Führung auf dem Weg zum Wiederaufbau Deutschlands zu übernehmen. - Mit uns die deutsche Arbeiterklasse und mit der Arbeiterklasse bald die vielen Hunderttausende des Mittelstandes, die durch die Schuld des Nationalsozialismus und seiner großkapitalistischen Hintermänner in ihrer Existenz erschüttert und um all ihre Habe und einstigen Besitz gebracht worden sind! [] Wenn wir so einen Führungsanspruch erheben, so nicht wie die Nationalsozialisten als herrschsüchtige Autokraten ohne Maß und Gewissen, sondern als Demokraten, die der natürlichen Mittlerstellung Deutschlands zwischen Ost und West wohl bewußt, im Dienst des Friedens und der Völkerverständigung für eine sozialistische Neuordnung der Gesellschaft auf internationaler Grundlage kämpfen. Denn nur auf diesem Weg wird die Welt künftig vor Krieg und Chaos bewahrt und Deutschland wieder aufgebaut werden können. So begegnen und ergänzen sich in der politischen Haltung unserer Partei nationale und internationale Gedankengänge, die allein den Erfordernissen der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Menschheit angemessen sind. [] Doch nicht nur hierauf, sondern ebensosehr auf der Tatsache, daß unsere wissenschaftlichen Einsichten immer wieder von den geschichtlichen Ereignissen bestätigt worden sind, gründet sich unsere Überzeugung. Als wir schon lange vor 1933 vor Hitler und dem Nationalsozialismus warnten, wurden unsere Vorschläge nicht befolgt. Dennoch behielten wir recht. Aber wir waren, im Kampf um die Demokratie von allen anderen Parteien im Stich gelassen, allein zu schwach, um das Verhängnis abzuwenden. Das darf sich nicht wiederholen. Deshalb wollen wir unser Volk zum Denken erziehen und schließlich so stark werden, daß nicht noch einmal irgendwann und irgendwo im Hinterwald ein Tollhäusler entspringt, die Welt verwüsten und Deutschland in den Abgrund stürzen kann. [] Deshalb rufen wir Euch im Bewußtsein unserer geschichtlichen Verantwortung zur Mitarbeit auf [] für Deutschland und den Sozialismus! [] Wir können nicht von Euch verlangen, daß Ihr ohne weiteres die weltpolitischen, sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhänge begreift, die unsere Einstellung zu den großen und internationalen Fragen bestimmt. Wir verstehen auch, daß Ihr, viele Jahre Opfer der geistigen Falschmünzerei des Nationalsozialismus, mißtrauisch und pessimistisch geworden seid. Aber Ihr dürft Euch trotz Not und Entbehrung dem fortschreitenden Leben nicht entziehen. Wir, die Partei der deutschen Arbeiterklasse, die von jeher Not und Entbehrung als Dauerzustand gekannt hat, wissen, was es heißt, vor dem Nichts zu stehen, arbeitslos zu sein oder sich in freudlosen Berufen abzumühen. Wir wissen aber auch als Sozialisten, daß es keine ausweglose Situation gibt, daß auch die größte Not überwunden werden kann, wenn sich das werktätige Volk zu gemeinsamem Handeln im Geist des Sozialismus zusammenschließt. Das ist ja der letzte Sinn und Zweck unserer Politik, in der ganzen Welt eine Ordnung zum Wohl aller schaffen zu helfen, die jeden an den Platz stellt, der ihm nach seinen Fähigkeiten zukommt. [] Ein unpolitisches Dasein zu fristen, ist ein Luxus, den Ihr Euch nicht leisten könnt. "Euch ziemen nicht die Laster der Unterdrückten, noch die müßigen Zertreuungen [!] [Zerstreuungen] der Gedankenlosen." Wenn Ihr Euch nicht an die Mächte des Rückschritts und der Barbarei, die mit unser aller Elend auch Eure Not verschuldet haben, verkaufen, wenn Ihr nicht Knechte sein, sondern Freie werden wollt, so müßt Ihr den Weg zu uns in die Reihen der sozialistischen Arbeiterschaft finden. Erst dann wird Euer Leben wieder einen Sinn erhalten. Damit werdet Ihr auch dem Vaterland und der Menschheit am besten dienen. So wird auch Eure politische Zuverlässigkeit einst danach beurteilt werden, wie weit Ihr unserem Ruf zur Mitarbeit gefolgt seid. [] Kommt zu uns! [] Lest unsere Presse! [] Studiert unsere Schriften! [] Beteiligt Euch an den [] Arbeitsgemeinschaften junger Sozialisten in der Sozialdemokratischen Partei [] Landesorganisation Harnburg [] AUERDRUCK, Hamburg 1. 446/5000/6.49/Kl. C [] Mit Genehmigung der Militärregierung
Published:ca. 1946