Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; unter Signatur 6/FLBL003137 findet sich das Flugblatt, das das Mitteilungsblatt ankündigt.
"FREIHEIT" Aktion der Jugend [] Mitteilungen der Bundesstelle, als Manuskript gedruckt am 21. Januar 1952 [] Rohmaterial Mensch [] Prüft man den Menschen ganz auf seine Nützlichkeit, wertet und schätzt man ihn nach seiner Anpassungsfähigkeit, Verwendbarkeit, Abnutzbarkeit, dann mißt man ihn nach partikularen Fähigkeiten, die ihm innewohnen oder beigebracht werden können. Hier wird nach seiner Brauchbarkeit und Verbrauchbarkeit gefragt, und alle Methoden der Erziehung, Ausbildung und Wissensvermittlung laufen darauf hinaus, ihn zu jenem nützlichen und vernutzbaren Wesen zu machen, das man für den Arbeitsprozeß und seine Funktionen benötigt. In diesem soll er nun aufgehen. Ein Überschuß von Kräften, den er selbständig für sich verwendet, ist hier weder nötig noch erwünscht; dieser stört zuletzt nur die Arbeit, die, je mechanischer sie wird, auch gewisse mechanische Tugenden verlangt. Ein Zuschnitt des Menschen auf die Funktionen, die er auszuüben hat, ist unerläßlich. [] Man muß ihn also normieren, muß ihn dem gleichen Vorgange unterwerfen, der sich an der Apparatur ablesen läßt. Ein solches Unternehmen läuft auf die Forderung hinaus, daß er bei maximaler Nützlichkeit ein Minimum von Resistenz, Widersetzlichkeit und Eigenwillen zeigt, daß er zudem mit der minimalen Gegenleistung befriedigt werden kann. Man steckt nur soviel in ihn hinein, daß er sich ordnungsmäßig verbraucht; man ersetzt seinen Verbrauch nur so, daß am Ende seines Lebens nichts mehr da ist, nichts übrig geblieben ist. Er soll nichts mehr ansammeln, das ihm und nicht dem Arbeitsvorgang zugute kommt. Störende Einwirkungen, die von ihm ausgehen, sind zu beseitigen. Die einzige Frage ist, in welchem Maße er für die Zwecke und Ziele, die erreicht werden sollen, ausgebeutet und verbraucht werden kann ... [] Friedrich Georg Jünger, "Maschine und Eigentum" [] Die volkseigene Ausbeutung [] Ein Blick hinter die Kulissen [] Zum ersten Mal begleitet das vorliegende Mitteilungsblatt von "'Freiheit' Aktion der Jugend" nicht ein Plakat, sondern ein Flugblatt. Wir gehen damit auf dem Wege, den wir in der letzten Ausgabe dieses Mitteilungsblattes andeuteten, einen Schritt weiter, nachdem ein ausgiebiger schriftlicher Gedankenaustausch mit zahlreichen unserer Freunde und Mitstreiter uns die Richtigkeit dieses Weges bestätigt hat. [] Das Flugblatt, das wir hiermit vorlegen, scheint uns besonderer Beachtung wert zu sein. Ein "glücklicher Zufall" spielte uns ein Dokument in die Hände, das in unvergleichlicher Weise gestattet, einen Blick hinter die Kulissen der sowjetdeutschen Arbeitspolitik zu tun. [] Dieses Personalkontrollblatt unterscheidet sich von anderen Formularen gleicher Zweckbestimmung dadurch, daß es sich nicht auf jene Angaben beschränkt, die die Lohnbuchhaltung oder die Sozialfürsorge eines industriellen Großbetriebes angehen; es "erfaßt" vielmehr den Arbeiter auch in Beziehungen, die mit seiner Arbeitsleistung und seinem Verhältnis zum Betrieb nicht das geringste zu tun haben. Das sind insbesondere alle diejenigen Lebensäußerungen, die insgesamt als "gesellschaftliche Arbeit" bezeichnet werden; was man darunter im Bereiche Stalins und seiner deutschen Statthalter versteht, darf wohl als bekannt vorausgesetzt werden: es ist der "freiwillige" Dienst nach der Tagesarbeit, die Teilnahme an Schulungsabenden, Spenden und Sammlungen. Kundgebungen und Feiern, "Aufbau-Einsätzen", Aufklärungsarbeit und Amtswalterfunktionen, die "die Partei" und die "demokratischen Massenorganisationen" von jedem "fortschrittlichen Werktätigen" fordern. Über all dieses führt der volkseigene Betrieb, aus dessen Personalbuchhaltung dieses Formular stammt, genauestens Buch, und die gesellschaftlichen Leistungen und Fehlleistungen des Arbeiters werden von ihm ebenso sorgfältig mit Punkten bewertet, wie diejenige Arbeit, für die der Arbeiter seinen Lohn empfängt. [] Das Geheimnis der technisch begründeten Arbeitsnormen [] Für denjenigen, der mit der rechtlichen und sozialen Lage des Arbeiters in der Sowjetzone ein wenig vertraut ist, spiegelt sich in dem "Spitzelbogen" aber auch das System der "volkseigenen Ausbeutung" wieder, das die Grundlage der Planerfüllung und das Prinzip der Arbeitsordnung des Stalinismus ist. Es ist das System der technisch begründeten Arbeitsnormen (TAN), der Aktivisten-Brigaden und der Prämien und Auszeichnungen für alle diejenigen, die als Antreiber, Spitzel und Funktionäre für die Erfüllung und "Übererfüllung" des Leistungssolls in den Betrieben zu sorgen haben. Dieser in der Sowjet-Union zu höchster Vollkommenheit entwickelte und in der Sowjetzone Deutschlands sklavisch nachgeahmte Apparat verbirgt sich hinter den harmlosen Stichworten, die wir unter derÜberschrift "C. Arbeitsvorbereitung" des "Spitzelbogens" finden. Denn all diese Dienstbesprechungen", "Arbeitsbesprechungen", "Arbeitsberatungen", "Arbeitspläne", "Termin-Pläne" und "Arbeitsanweisungen" haben ja keinen anderen Zweck als den, aus dem Arbeiter das Äußerste an Kraft und Leistung herauszuholen, was er unter den immer noch schlechten Lebensbedingungen der Zone herzugeben vermag. [] Hinter diesem Ausbeutungs-Apparat, der den Ausgebeuteten die Schinderei von heute als den Weg in ein künftiges Paradies schmackhaft zu machen sucht, steht auf der einen Seite die Sowjet-Union mit ihren Reparationsforderungen aus der laufenden Produktion und dem Bedürfnis zur Erweiterung ihres Rüstungs-Potentials, steht auf der anderen Seite aber auch eine Auffassung vom Werte des Menschen, wie sie in den Sätzen Friedrich Georg Jüngers am Kopfe unseres Mitteilungsblattes gekennzeichnet ist. Der Mensch als Rohmaterial: "Man steckt nur soviel in ihn hinein, daß er sich ordnungsmäßig verbraucht; man ersetzt seinen Verbrauch nur so, daß am Ende seines Lebens nichts mehr da ist, nichts übrig geblieben ist. Er soll nichts mehr ansammeln, das ihm und nicht dem Arbeitsvorgang zugute kommt. Störende Einwirkungen, die von ihm ausgehen, sind zu beseitigen. Die einzige Frage ist, in welchem Maße er für die Zwecke und Ziele, die erreicht werden sollen, ausgebeutet und verbraucht werden kann ..." [] Und die Gewerkschaften? [] Der westdeutsche Arbeiter, der von diesen Zeugnissen einesüberdimensionalen Ausbeutungssystems Kenntnis erhält, wird natürlich fragen, ob es denn in der Sowjetzone keine Gewerkschaften, keine Betriebsräte, keine Vertretungen der Arbeiterschaft gibt, und er wird erst recht erstaunt sein, wenn er hört, daß dies alles auch drüben vorhanden ist und daß der ganze Mechanismus der Antreiberei unter Mitwirkung der Vertretungen der Arbeiterschaft entstanden ist und betätigt wird. Die Erklärung für diese erstaunliche Tatsache ist in einer Schrift Lenins vom Jahre 1920 zu finden. In der Broschüre "Der 'linke Radikalismus', die Kinderkrankheit des Kommunismus", abgedruckt auch im zweiten Band der "Ausgewählten Werke" (deutsche Ausgabe Moskau 1947), stehen nämlich die folgenden Sätze: [] "Die Partei stützt sich bei ihrer Arbeit unmittelbar auf die Gewerkschaften, die ... formell parteilos sind. Praktisch bestehen alle leitenden Körperschaften des allergrößten Teiles der Verbände ... aus Kommunisten und führen die Direktiven der Partei durch" (S. 694). [] Lenin hatte damals Veranlassung, seinen allzu revolutionären Genossen, die die Gewerkschaften zu sehr als Überbleibsel aus der Zeit vor der "Großen Sozialistischen Oktoberrevolution" betrachteten, die Gesetze der bolschewistischen Taktik klarzumachen. Ihrer Abneigung, mit den Menschewisten und anderen damals noch in den Gewerkschaften - natürlich verkappt - vertretenen "Spaltern" zusammenzuarbeiten, trat er mit folgendem guten Rat entgegen: [] "Man muß es verstehen, all dem zu widerstehen, muß zu allen und jedweden Opfern entschlossen sein und sogar - wenn es sein muß - zu allen möglichen Kniffen, Listen, illegalen Methoden, zur Verschweigung, Verheimlichung der Wahrheit bereit sein, um nur in die Gewerkschaften hineinzukommen, in ihnen zu bleiben und in ihnen um jeden Preis kommunistische Arbeit zu leisten" (S. 701). [] Zwischen dieser Kampfanweisung Lenins von 1920 und dem "Spitzelbogen" von 1951 liegen zwar noch einige Stufen, aber es ist ein konsequenter Weg, der sie verbindet. Die Rolle, welche die Bolschewiken den Gewerkschaften in aller Welt diesseits und jenseits des Eisernen Vorhanges zugedacht haben, kann bis heute von niemandem deutlicher herausgestellt werden, als dies vor 31 Jahren W. I. Lenin für uns getan hat. Wofür wir ihm sicherlich zu Dank verpflichtet sind. [] Aus der Sowjet-Zone [] Berichte junger Menschen [] Wir veröffentlichen nachstehend eine Auswahl von authentischen Protokollen, die in Unterhaltungen mit Jugendlichen aus der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands entstanden sind. Die stenographischen Niederschriften, die von einer sozialpolitischen Studiengruppe in Berlin aufgenommen wurden, ergeben ein sprechendes Bild der Verhältnisse, unter denen Millionen junger Menschen aufwachsen müssen. [] Ein 18jähriger Klempner aus einer Großstadt in Sachsen-Anhalt: [] "Wir haben vorgestern am Alexanderplatz einen Kaugummi gekaut. Und da kam einer vom Staatssicherheitsdienst und wollte uns mitnehmen, weil wir im Westen gewesen wären. Von dort hätten wir den Kaugummi. Aber wir haben uns herausgeredet und sagten, den Kaugummi hätten wir am Alexanderplatz gekauft. Der Mann wollte uns vor den "amerikanischen Methoden" retten, wie er sagte. Wir sind dann schnell abgehauen. Ich habe zwei Brüder bei der Volkspolizei. Ich weiß genug. Die dreijährige Verpflichtung läuft jetzt bei einem ab, aber er wird nicht wegkommen. Mein Bruder fährt selber eine Vierlings-Flak auf Selbstfahrlafette. Die ganzen Kommandeure sind Russen. Die HO (kommunistische Handelsorganisation) will uns jeden Monat dazu bewegen, unser Eiergeschäft zu übergeben. Aber wir machen nicht mit. Und nun kommen sie dauernd mit angeblichen Steuerschulden von 1947 und 1948. Seit 1945 haben wir das Geschäft aufgebaut, und nun wollen sie es uns wegnehmen. Nein! Ich habe reine Kommunisten gesprochen, die sprechen aber jetzt anders, nachdem sie hier waren." [] Ein 18jähriger Fleischerlehrling aus einer Kleinstadt in Mecklenburg: [] "Wenn ich irgendeine Stellung in einem großen Betrieb haben möchte, dann muß ich in die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands); sonst gibt es keine Arbeit. Wenn ich nicht in der FDJ ("Freie Deutsche Jugend") bin, dann machen sie mir Schwierigkeiten, wo es nur geht. Bei der Gesellenprüfung oder der Zwischenprüfung gibt es nur eins: Politik. Wer in der Politik gut ist, besteht die Prüfung. Auf meine Arbeit kommt es nicht so an. Ich denke auch, so schnell wie möglich mußt du hier weg aus der Sowjetzone. Was lernen wir denn hier in unserem Beruf? Ich bin Fleischer. Die ganze Woche schlachten wir zwei Schweine, ein Rind, und wenn es hoch kommt, ein Kalb. Meine Eltern halten mich immer noch zurück in der Sowjetzone. Aber ich gehe nach dem Westen, wenn ich die Gesellenprüfung bestanden habe ..." [] Eine 15jährige Stenotypistin aus einer Kleinstadt in Mecklenburg: [] "Wir sehen laufend, was im Osten für Dreck produziert wird, kein vernünftiges Zeug. Alles geht schnell kaputt. Schuhe taugen nichts, Textilien überstehen kaum das Waschen. Die Pullover kann man breitziehen, Strümpfe lassen sich langziehen. Laufmaschen sind schon drin, bevor man sie kauft. Bei den Lederschuhen, die 180 Mark kosten, gehen die Absätze beim dritten Tragen ab ..." (Aus dem "Bulletin" des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung.) [] Von der Bundesstelle [] Wir melden uns wieder! [] Vor wenigen Tagen erhielten wir eine Karte, in der unter anderem folgender Satz stand: " ... und fragen hiermit an, ob diese Aktion wieder eingestellt worden ist, weil wir schon länger nichts mehr davon gehört haben ..." [] Es besteht also hie und da der Verdacht, unsere Aktion habe sich nach ihrem großen Start im Sande verlaufen. Wir waren nicht wenig erstaunt über diese Anfrage, denn wenn auch in den letzten Monaten kein neues Mitteilungsblatt und kein neues Plakat erschienen ist, so haben wir doch eine recht stattliche Anzahl von Drucksachen an unsere Mitarbeiter verteilt. Vor allem aber haben die Zahl und die Aktivität unserer Mitarbeiter im letzten Halbjahr erheblich zugenommen, und wir haben die Verbindung zu ihnen durch einen ausgiebigen Briefwechsel wesentlich enger gestalten können. Wir haben eine große Anzahl neuer Stützpunkte gewonnen, wenn auch das Mitarbeiternetz noch manche Lücken aufweist, die ausgefüllt werden müssen. Zugleich haben wir aber auch die in großer Fülle bei uns eingehenden Anregungen für unsere fernere Arbeit gesichtet, geprüft und ausgewertet. Wie -, das werden unsere künftigen Drucksachen zeigen, von denen wir einige weiter unten ankündigen. [] Plakatsäulen ohne Anschlaggebühren [] Eine Aufnahme von der Aktion unserer Kölner Freunde; auf der wandelnden Säule rechts ist eines unserer Plakate in Ausschnitten wendet worden. [] Zu unserem Flugblatt "Spitzelbogen" [] Mit dem beiliegenden Flugblatt, von dessen Inhalt und Bedeutung an anderer Stelle dieses Blattes die Rede ist, leiten wir nun eine neue Reihe von Veröffentlichungen ein, in der das Plakat nur von Zeit zu Zeit in Erscheinung treten wird. Nach einem Flugblatt, das die wahre Situation des Arbeiters in der Sowjetzone beleuchtet, wurde von unseren Mitarbeitern immer wieder verlangt. Wenn dieses Flugblatt in die Arbeiterschaft und in die Betriebe hineingetragen wird, so wird damit ein wirksamer Gegenschlag gegen die kommunistische Agitation in der Bundesrepublik geführt werden. Wir sind gerade in diesem Falle des besonders aktiven Einsatzes unserer Freunde gewiß. Größere Mengen stehen ihnen auf Abruf zur Verfügung, und wir sind gespannt darauf, von ihnen zu hören, welche Erfahrungen sie mit der Verbreitung und Wirkung des "Spitzelbogens" gemacht haben. [] Zu näherer Information über die Fragen, die durch unser Flugblatt aufgeworfen werden, können die folgenden Druckschriften empfohlen werden: [] O. E. H. Becker, "Der perfekte Sklavenstaat. Die Ausbeutung des Arbeiters im staatskapitalistischen System der sowjetischen Besatzungszone." Verlag Rote Weißbücher, Köln. [] Haas, "Die rechtliche und soziale Lage der Arbeitnehmer in der sowjetischen Besatzungszone." In: "Bonner Berichte aus Mittel- und Ostdeutschland." (Erscheint in Kürze.) [] "Der Betriebskollektivvertrag." Flugschrift des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Landesgruppe Berlin. (Neuauflage erscheint demnächst.) [] Alle diese Druckschriften stehen unseren Freunden zu ihrer eigenen Information zur Verfügung. [] Unsere Mitarbeiter berichten [] Auszüge aus Berichten unserer Freunde mögen beweisen, mit wie großem Eifer an vielen Stellen gearbeitet wird. Wir können freilich nur einen kleinen Ausschnitt aus den Berichten, die uns aus der ganzen Bundesrepublik erreichen, veröffentlichen. Manchem mag dieser Ausschnitt immerhin Erfahrungen darüber vermitteln, welche Methoden sich als zweckmäßig erwiesen haben. Wir bitten um Verständnis dafür, daß wir Namen und Wohnort der Schreiber nicht nennen; es gibt bekanntlich Leute, die uns gern in die Karten schauen möchten, an deren Interesse wir aber weniger interessiert sind ... [] Köln, den 8. 10. 51 [] "... Am Samstag, den 6. Oktober, haben wir hier in Köln eine Großaktion gestartet. In den letzten Wochen haben wir uns acht tragbare Plakatsäulen (s. Abb.) angefertigt, die wir mit Euren Plakaten beklebt haben. Am Samstagnachmittag sind wir dann zur Zeit des größten Verkehrs mit diesen Plakatsäulen durch die verkehrsreichsten Straßen der Stadt gegangen. Ihr glaubt garnicht, welches Aufsehen dieser Zug erregt hat! Alle Leute blieben stehen und betrachteten mit großem Interesse die Säulen und die Plakate. Auf den größten Plätzen der Stadt haben wir dann jeweils eine Viertelstunde Halt gemacht und während der Zeit Flugblätter verteilt. Auf diese Weise haben wir über 10000 Flugblätter unter die Leute gebracht. ... Insgesamt waren wir zu 15 Mann an der Aktion beteiligt. Wir glauben, die Sache war ein voller Erfolg. Sie hat uns auch selbst Mut gemacht für die weitere Arbeit. Übrigens ist es zu keinen Zwischenfällen gekommen. Wir hatten uns allerdings durch vorherige Rücksprache mit der Polizei entsprechend gesichert ..." [] ..., den 9. 11. 51 [] "Meine Arbeitsstelle liegt direkt am Bahnhof ... auf der Strecke Ulm-Freiburg. ... ist eine Kleinstadt mit ca. 6000 Einwohnern. Verschiedene Industrien sind hier vorhanden. Ich beschäftige hier im Werk viele Flüchtlinge. Das gesamte Propagandamaterial wird von mir nach genauer Einschätzung an einige wenige Vertrauensleute verteilt, die von sich aus die Broschüren in die einzelnen Betriebe weiterleiten. Ich selbst z. B. händige jedem Lokomotivführer, dem Zugpersonal sowie den Fahrgästen in den Zügen, den LKW-Fahrern, Durchreisenden usw. systematisch Zettel und Broschüren aus, die immer gerne genommen werden und auch weitergeleitet werden. Wenn die Art der Propaganda so in den Bezirken unserer Bundesrepublik von nur wenigen Personen durchgeführt wird, kann ein Erfolg nie ausbleiben." [] ..., den 19. 9. 51 [] "Wir haben an einer Stelle verteilt, wo die meisten Arbeiter der 3 Großbetriebe vorbeikommen und wir hatten einen vollen Erfolg, d. h. die Schriften werden uns buchstäblich aus der Hand gerissen und z. T. kamen Leute von der anderen Straßenseite und aus dem Postamt II heraus, um etwas zu bekommen. [] Allerdings gab es auch welche, die eiskalt vorbeigingen, aber jedenfalls habe ich nicht ein Blatt gesehen, das weggeworfen worden wäre. Besonders dankbar sind erfahrungsgemäß auswärtige Arbeitskräfte, die bei der Bahn- bzw. Busfahrt Langeweile haben und so die Sachen einfach lesen, auch, wenn sie gar kein Interesse daran haben. Hoffentlich bleibt auf diese Art etwas 'hängen'." [] "Köln, 3. August. (Eig. Meldung). Zur Abwehr der Agitation von radikalen Links. und Rechtskreisen ist von Werktätigen eine "Aktion Köln" gebildet worden. In Werken und Betrieben soll insbesondere die in letzter Zeit verstärkte kommunistische Wühlarbeit aufgedeckt und die Arbeiterschaft über die wahren Absichten der Sowjetagenten unterrichtet werden. [] Vor den Ford-Werken, für die sich die Kommunisten besonders lebhaft interessieren, verbreitete die "Aktion Köln" ein Flugblatt mit dem Hinweis auf Rüstungsproduktion in der Sowjetzone. Das Flugblatt enthält genaue Angaben über die monatliche Produktion von Einzelteilen für schwere Panzer, kompletten Geschützen und anderen Waffen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß die Gewerkschaften in der Ostzone als Untergliederung der SED lediglich die Aufgabe haben, die arbeitende Bevölkerung noch härteren Zwangsmaßnahmen auszusetzen. Als Gegenüberstellung sind die Erfolge der amerikanischen Arbeiterschaft angegeben, die in ihren Gewerkschaften maßgebliche kommunistische Elemente nicht duldet. [] Kommunistische Funktionäre in den Fordwerken versuchten ohne Erfolg die Verbreitung der Flugblätter zu verhindern, indem sie die Polizei mit der irreführenden Behauptung alarmierten, die KP verteile Flugblätter." [] (Aus dem "Kölner Stadtanzeiger") [] ..., den 9. 12. 51 [] "Auch werden wir in Zukunft Streifen einsetzen. Und wir werden dafür Sorge tragen, daß in Zukunft kommunistische oder neofaschistische Plakate keine 2 Stunden hängen werden. Wir haben uns hier notdürftig in einem Raum eingerichtet, wo wir alle Vorbereitungen treffen werden zum tatkräftigen Abwehrkampf gegen KPD und SRP und bitten nochmals, uns von Bonn aus zu unterstützen mit Flugschriften sowie Plakaten. Wir werden auch zusehen, daß wir eine Schreibmaschine und einen Abziehapparat auftreiben können, für die Herstellung von Flugblättern für die örtlichen Verhältnisse." [] ..., den 7. 12. 51 [] "Wie geht nun die Breitenarbeit vor sich? Nun z. B. in ... Besuch des Dekans mit entsprechenden kirchlichen Ausweisen. Vorlage des Materials aus Bonn. Der geistliche Herr erhält nun Zeit, sich mit dem Fragenkomplex zu beschäftigen. Dann Wiedersehen und teils mißtrauische Fragen nach der Wahrheit aller der Behauptungen in den Broschüren über die Sowjets sowie die Hintergründe der Herausgeber, dann Einladung zu einer Diskussionsstunde, einem richtigen Frage- und Antwortspiel, das der Dekan organisiert. Eingeladen sind nur ganz vertrauenswürdige Geschäftsleute, Arbeiter, Beamte, Bauern usw. Wird diese Stunde geschickt gestaltet und psychologisch ausgenutzt, bleiben Eifrige hängen, die nun eine weitere Arbeit übernehmen, und ein Stützpunkt gegen die Kommune ist wieder geschaffen. Später erfolgt dann eine Großkundgebung nach ganz neuen Gesichtspunkten, um in die Breite zu dringen. Damit ist erreicht worden, was geplant. Immer wieder persönliche Fühlungnahme durch Empfehlung, Überzeugung des Besuchten von der Notwendigkeit der Abwehr, Zusammenrufen eines kleinen vertrauten Kreises ohne Namensnennung, Versammlung und dann automatische Weiterarbeit des örtlichen Stützpunktes, zu dem aber um der Sache und weiteren Arbeit willen nunmehr der Kontakt aufrecht erhalten bleiben muß. - - - Was ist dabei die Hauptaufgabe? Erweckung der Zivilcourage des einzelnen zum aktiven Widerstand gegen den Kommunismus, durch verstandesmäßige klare Beweisführung gegen die fruchtlose Verängstigungs- und Bedrohungspolitik der Kommune, die dann gegenstandslos wird, wenn ich mich dem entgegenstelle und genügend Zivilcourage zeige ..." [] Zusammenarbeiten! [] Wir hören vielfach, daß an einem Ort mehrere Gruppen oder auch einzelne sich in der Abwehr der kommunistischen Wühlarbeit betätigen, ohne miteinander in Verbindung zu stehen. Ist das in Ordnung? Gewiß arbeiten kleine, bewegliche Gruppen am sichersten und wirkungsvollsten, aber alle, die an dem gleichen Strange ziehen, sollten doch wenigstens miteinander Kontakt suchen. Wir bitten um Äußerungen hierzu! [] Einige wichtige Hinweise: [] Ein großer Teil unserer Freunde hat bereits eine Mustersendung des Klebezettels "Blauer Dunst" erhalten. Wir machen darauf aufmerksam, daß dieser Klebezettel noch bestellt werden kann. [] Weiterhin ist hier noch ein Restbestand des Plakates "Das offene Rathaus" vorhanden. Auch dieses Plakat kann angefordert werden. Wie erinnerlich, eignet es sich besonders zur Vorbereitung von Jugend-Foren oder Veranstaltungen der jungen Bürgerschaft. [] Das Buch: "Stacheldraht statt Sozialismus", das einigen unserer Freunde schon bekannt ist und vor allem von einstigen Kommunisten gelesen werden sollte, kann ebenfalls in begrenztem Maße angefordert werden. Wir bitten jedoch bei der Verteilung solcher Bücher mit besonderer Sorgfalt vorzugehen. [] AUCH ALS PLAKAT [] kann unser Flugblatt "Spitzelbogen" verwendet werden: [] Heftet zwei Exemplare untereinander an die Schwarzen Bretter! Die Leser werden sich davor drängen, und in einem unbeobachteten Augenblick werden die Blätter verschwunden sein. Und dann: dasselbe noch einmal! [] Schließlich noch zwei wichtige Ankündigungen: Als nächste Drucksache von "'Freiheit' Aktion der Jugend", erscheint in Kürze eine sechzehnseitige bebilderte Flugschrift "Eine Jugend hüben und drüben", das erste Heft einer neuen Flugschriftreihe, von der wir uns für unsere kommende Arbeit viel versprechen. [] Ferner befindet sich im Druck: "Argumente und Zitate aus sowjetischen und sowjetdeutschen Quellen", eine Sammlung für die Auseinandersetzung mit dem Stalinismus in Wort und Schrift, nach der seit langem verlangt wurde. [] Redaktion: "Freiheit" Aktion der Jugend, Bundesstelle, Bonn (Postfach). Druck: Raiffeisendruckerei G. m. b. H., Neuwied am Rhein [] FREIHEIT kommt wieder [] Wenn die Polizei nicht auf dem Posten ist, [] um den kommunistischen Mal- und Klebekolonnen das Handwerk zu legen, dann müssen die freiheitlichen Kräfte die Abwehr selbst in die Hand nehmen. (Die Stadt Landshut gab übrigens ein beachtliches Beispiel, indem sie ihnen eigene Anschlagstellen zuwies.)
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