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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; handschriftlicher Vermerk: aus: NL Werner Jacobi, Zugang: 27.09.1984, OB-Wahl Mannheim 11. Sept. 1955;<NZ>Der Nachlaß Werner Jacobi befindet sich im AdsD. Aufruf zur Oberbürgermeisterwahl [] Frauen, Männer und Jugendliche der Stadt Mannheim! [] Am 11. September seid Ihr zur Neuwahl des Oberbürgermeisters aufgerufen und Ihr habt damit eine sehr wichtige Entscheidung zu treffen. [] Zwei Kandidaten stehen sich nunmehr in unserer Stadt gegenüber und werben um Eure Stimmen. [] Die Parteien der Bonner Koalition, CDU, FDP, BHE und DP haben sich zu einem Wahlblock zusammengeschlossen und unter Führung der CDU den Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, den Sachwalter der Interessen der Industrieherren und Monopole zu ihrem Kandidaten bestimmt. [] Diese Parteien versuchen die Mannheimer Wähler mit der Bezeichnung "Mannheimer Wählerblock" zu täuschen und ihre wahren Absichten zu verbergen. Sie vertreten in Wirklichkeit die Politik Adenauers, die Politik der Remilitarisierung, der Kriegsaufrüstung und der Fortsetzung des kalten Krieges. Ihr Wahlblock ist deshalb gegen die Interessen Mannheims und seiner Bürger gerichtet; ihre Zielsetzung besteht darin, Adenauer und seiner volksfeindlichen Politik in der Arbeiterstadt Mannheim eine wichtige Position zu erobern. [] Die Mannheimer Bevölkerung muß sich darum am 11. September gegen diesen reaktionären Adenauer-Block und seinen Kandidaten entscheiden und muß ihm und damit Adenauer eine Niederlage bereiten. Das kann aber nur geschehen, wenn sich alle Gegner der Remilitarisierungspolitik Adenauers zusammenfinden. Aus diesem Grunde beschloß die Funktionärkonferenz der KPD von der Aufstellung eines eigenen Kandidaten Abstand zu nehmen; sie ruft die gesamte Bevölkerung unserer Stadt zur Unterstützung des sozialdemokratischen Kandidaten Werner Jacobi auf. [] Was tat unserer Stadt und ihren Bürgern not? [] Mannheim braucht zur Sicherung seiner wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung, zur Sicherung seiner Existenz und des Lebens seiner Bürger eine Politik des Friedens, der Verständigung und der Normalisierung der staatlichen Beziehungen zwischen allen Völkern. [] Mannheim braucht dringend Wohnungen, die auch für den kleinen Mann erschwinglich sind. Unsere Stadt zählt immer noch 50000 Personen als Wohnungssuchende, darunter 14000 dringliche Fälle. 75 bis 80 Prozent davon sind Werktätige, die nicht imstande sind, Baukostenzuschüsse von 3000 bis 5000 DM und dazu noch hohe Mietpreise zu bezahlen. [] Mannheim braucht dringend neue Schulen, damit der Schichtunterricht und die überfüllten Klassen beseitigt werden können. Zur Zeit kommen auf einen Lehrer immer noch 45 bis 47 Schulkinder und die Raumnot ist so groß, daß selbst in den Gängen der Schulen Unterricht gegeben werden muß. [] Straßen und Kanalisation, besonders in den Außenbezirken und Siedlungen entsprechen in keiner Weise den sanitären und hygienischen Anforderungen einer modernen Stadt. [] Die fortschreitende Verseuchung des Rheins und des Neckars macht den Ausbau von Schwimmbädern in allen Stadtteilen immer dringlicher. [] Der Lösung aller lebensnotwendigen Aufgaben steht eine wachsende Verschuldung Mannheims gegenüber, die bereits 100 Millionen DM beträgt. Diese Verschuldung frißt allein 15 Millionen der Einnahmen der Stadtverwaltung für Zinstilgung auf. Die Fortsetzung der Politik der Abschröpfung der Gemeinden durch die Bonner Regierung zugunsten der Remilitarisierung und Aufrüstung wird diese Verschuldung und damit die Belastung der Bevölkerung ins Maßlose steigern. [] Die Probleme unserer Stadt sind nur dann lösbar, wenn der Adenauer-Kurs der Verwirklichung der Pariser Verträge und des kalten Krieges beendet wird und wenn eine Neuorientierung der Politik in Westdeutschland erfolgt, die den immer stärker werdenden Bestrebungen der Völker nach Frieden und Verständigung und dem Wunsche des deutschen Volkes nach seiner Wiedervereinigung in einem gesicherten Europa entspricht. [] Die Oberbürgermeisterwahl muß deshalb zu einer Entscheidung der Mannheimer Wähler für die Politik des Friedens und der Verständigung werden. [] Block der schaffenden Mannheimer gegen Adenauer-Block [] Dies wird dann möglich sein, wenn sich die Arbeiter der Mannheimer Betriebe gemeinsam mit den Angestellten, Handwerkern und Gewerbetreibenden zusammenschließen, um dem Block der Adenauer-Parteien eine gemeinsame Front entgegenzustellen. [] Wir rufen deshalb den Sozialdemokraten und Kommunisten, den christlichen und parteilosen Werktätigen und allen fortschrittlichen Bürgern zu: [] Laßt nicht zu, daß der Vertreter der Industrieherren und Monopole ins Rathaus einzieht. [] Laßt nicht zu, daß der reaktionäre Wahlblock Adenauers in der Arbeiterstadt Mannheim triumphiert. [] Schließt Euch zusammen in allen Betrieben und Stadtteilen - Schmiedet die Aktionseinheit der Arbeiterklasse - Bildet den Block der schaffenden Mannheimer gegen den Block der Adenauer-Parteien. [] Für den Sieg des Friedens, des Fortschritts und der Demokratie am 11. September! [] Für das Wohl der Stadt Mannheim und ihrer fleißigen Bürger. [] Kreisleitung Mannheim der KPD [] Verantw.: Fritz Salm, Mannheim
Published:11.09.1955