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Vertreter des Volkes oder der Firma? [] Die Männer, die um Ihre Stimme am 15. September werben, sollen im neuen Bundestag Ihre Interessen vertreten. Ihre ganz persi3nlichen Interessen, die Interessen des Volkes. [] In unserer Stadt bemüht sich auch der Abgeordnete BERENDSEN um Sie! Genau betrachtet, erinnert er sich erst seit einigen Wochen wieder, daß es Sie, seine Wähler, noch oder wieder gibt. Fast vier Jahre war er in Duisburg kaum sichtbar. Er hatte in Bonn zu tun! [] Über seine dortige Tätigkeit konnten Sie in allen Zeitungen lesen. Wenn wir diesen Berichten folgen, ist zu vermuten, daß er mit völlig anderen Dingen beschäftigt war, als Sie nach seinen Wahlversprechungen erwarten durften. Sie hatte er offensichtlich ganz vergessen, bis daß es wieder auf Ihre Stimme ankam, die es ihm ermöglichen soll, weitere vier Jahre seinen Geschäften in Bonn nachzugehen. Geschäfte, die nicht in Ihrem Namen unterzeichnet werden, die nicht Ihren Interessen dienen können. [] Nun hat ihn dieöffentliche Meinung gezwungen, einmal seine Karten auf den Tisch zu legen. Es kamen interessante und aufschlußreiche Ergebnisse an das Tageslicht. Wir erfuhren von Rüstungsaufträgen, die in die Milliarden gehen und auf die der bedingungslose Adenauer-Mann Berendsen keinen geringen Einfluß nehmen konnte. [] Dieser Prokurist einer Duisburger Weltfirma der Schwerindustrie erwies sich weniger als ein vertrauenswürdiger Volksvertreter, denn als geschäftstüchtiger Unterhändler seiner Unternehmer. [] Der Zufall fügte es, daß sich der Name seiner Firma mit einem millionenschweren Rüstungsauftrag verbinden konnte. [] Das ist eine Tatsache, die der Abgeordnete Berendsen nicht leugnen konnte. [] Finden Sie nicht auch, daß die Rolle, die Berendsen vor dem Untersuchungsausschuß spielte, merkwürdig und für alle, die ihm einmal Vertrauen schenkten, beschämend war? Der CDU-Abgeordnete Berendsen mußte bekennen, daß er sich nicht erinnern könne, vertrauliche Unterlagen, die sich mit Rüstungsaufträgen beschäftigten, Außenstehenden, Interessierten, zugänglich gemacht zu haben! [] Der Prokurist Berendsen behauptete, über gewisse Geschäftsverbindungen seiner Firma nicht unterrichtet zu sein! [] Dieser Mann mit dem schlechten Gedächtnis, seinen mangelhaften Kenntnissen in seinem eigenen Betrieb, stellt sich heute wieder vor Sie hin und verlangt Ihr Vertrauen. [] Gebt mir noch einmal vier Jahre Zeit, fordert er von Ihnen, damit ich den Auftrag der Rüstungsindustrie erfüllen und als Geschäftsreisender für Kriegsmaterial in Bonn tätig sein kann. [] Sind das Ihre Interessen, die Sie von der CDU und Berendsen erfüllt sehen möchten? [] Denken Sie über diese Tatsachen und Fragen nach. Sie sind der Überlegung wert. Jeder kluge Wähler, jeder nicht völlig verblendete Bundesbürger weiß darauf nur eine Antwort! [] Einem solchen Manne, einer Partei mit diesem Repräsentanten am 15. September keine Stimme! [] Sie verdienen kein Vertrauen mehr. [] Darum am 15. September 1957 die Kandidaten der SPD [] Hanns Theis - Eberhard Brünen [] Jeder Bundestagsabgeordnete, der im Auftrage des Volkes für das Volk seine Arbeit im Parlament und dessen Ausschüssen leistet, ist glücklich, wenn seine Tätigkeit in der Presse entsprechend gewürdigt wird. Ob Herr Berendsen dieses Glücksgefühl auch haben kann, ist doch wohl sehr zweifelhaft. Es rauscht im deutschen Blätterwald, und der Name BERENDSEN erscheint groß und klein gedruckt. Die unabhängige "Frankfurter Rundschau" soll hier an dieser Stelle stellvertretend für viele andere in- und ausländische Blätter zu Worte kommen. Sie schrieb schon am 15. April 1957 unter der Überschrift [] "Das Geschäft mit der Rüstung" [] Von Generalvertretern, Vertreter-Generalen und einem Volks- und Panzervertreter [] . . . . . . "Von der Fürsprache für einen in seinem Wahlkreis liegenden Betrieb - manchmal mit dem Argument vorgetragen: "Dieser Fabrikant hat eine ansehnliche Summe in die CDU-Parteikasse gezahlt, da müßte man ihm doch wirklich auch mal einen Auftrag zukommen lassen" - bis zur Empfehlung der eigenen Firma ist alles drin", berichtet ein leitender Beamter des Verteidigungsministeriums. Leise stöhnend fügt er hinzu: "Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Abgeordneter mit einem Fabrikanten hier bei uns erscheint." [] Spitzenleistungen auf diesem Gebiet vollbringt der Volksvertreter Fritz Berendsen. Er ist Oberst im Generalstab a. D., Abgeordneter der CDU/ CSU, Militärexperte seiner Partei, Mitglied des Verteidigungsausschusses und Prokurist der Panzer bauenden Firma Klöckner-Humboldt-Deutz AG, deren Aufsichtsratsvorsitzender Adenauer-Freund Bankier Robert Pferdmenges ist. [] Als Mitglied des Verteidigungsausschusses erfährt Fritz Berendsen (der während der Wehrpflichtdebatte eine schwülstige Rede über die Ethik des Soldatentums hielt) auch in Angelegenheiten der Panzerbeschaffung alles eher als jemand, der nicht in diesem Ausschuß sitzt. Man kann ihm nicht nachsagen, daß er solche frühzeitig gewonnenen Kenntnisse zu seinem und seiner Firma Nachteil etwa schon beim Verlassen der Ausschußsitzung vergißt. Als er beispielsweise im vorigen Jahr erfuhr, daß wegen der damals vom Verteidigungsministerium befürchteten Stahlknappheit alle Panzer - auch die sog. kurzen Schützenpanzerwagen, deren Produktion seiner Firma zugedacht war - im Ausland bestellt werden sollten, entwickelte er im Handumdrehen folgenden Plan (den er erst fallen ließ, nachdem man ihm davon eindringlich abgeraten hatte).- Er wollte nach Paris fahren, um die Panzerfabrik Hotchkiss zu veranlassen, einen Teil des bereits an sie erteilten Auftrages an die von ihm vertretene Firma abzugeben. [] Es spricht alles dafür, daß Fritz Berendsen, um dieses Ziel zu erreichen, in der französischen Hauptstadt nicht nur als Vertreter der Firma Klöckner-Humboldt-Deutz AG, sondern auch als Abgeordneter des Parlaments und Mitglied des Verteidigungsausschusses in Erscheinung treten wollte. Dafür, daß dergleichen nahezu unmöglich ist, hatte der ehemalige Oberst des deutschen Generalstabes offenbar kein Empfinden. Er ist für einen Posten in der diplomatischen Laufbahn vorgesehen. Nach den Bundestagswahlen im kommenden September wird er - zum Brigadegeneral befördert - wahrscheinlich als eine Art Militärattaché zum NATO-Ausschuß nach Washington gehen. Das er diesen Posten jetzt noch nicht angetreten hat, ist wohl nur dem Einfluß seiner Firma zuzuschreiben. Sie möchte ihn wegen der augenblicklichen Hochkonjunktur im Rüstungsgeschäft möglichst nahe am "Drücker" haben!" .. . . . . . . [] Soweit die "Frankfurter Rundschau" vom 15. April 1957. [] 5 Monate später ist dieser Artikel noch ohne Dementi im Raum. [] Die Duisburger Wähler sollten sich um 15. September, am Tage der Wahl, an die undurchsichtigen Rüstungsgeschäfte des "Volksvertreters"' Berendsen erinnern!
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