Hinter verschlossenen Türen

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Hinter verschlossenen Türen ... [] [] Hinter verschlossenen Türen, einmal in Mehlem bei McCloy, einmal auf Schloß Röttgen bei Sir Ivone Kirkpatrik, das anderemal auf Schloß Ernich bei Francois-Poncet [!][François-Poncet] wird seit Wochen ver...

Full description

Bibliographic Details
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1951
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/016B3ABF-4A01-47C7-B2F1-29DCB17A32DA
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Hinter verschlossenen Türen ... [] [] Hinter verschlossenen Türen, einmal in Mehlem bei McCloy, einmal auf Schloß Röttgen bei Sir Ivone Kirkpatrik, das anderemal auf Schloß Ernich bei Francois-Poncet [!][François-Poncet] wird seit Wochen verhandelt. Auf den Schlössern der Hohen Kommissare bekommt der Bundeskanzler Dr. Adenauer die Beschlüsse von Washington vorgelegt, Herr Dr. Adenauer darf damber Auskunft geben und mitberaten, wie die Bundesrepublik in die sogenannte Atlantikfront eingefügt werden kann. [] Die Hohen Kommissare und Dr. Adenauer müssen hinter verschlossenen Türen verhandeln, denn wenn das Volk die volle Wahrheit über diese Beratungen erfahren würde: eine Welle der Entrüstung zwänge die Machthaber, ihre Geheimkonferenzen abzubrechen. [] Noch niemals haben Geheimverhandlungen den Völkern etwas Gutes gebracht. Noch immer - das zeigen uns die Erfahrungen der Geschichte - haben die Verhandlungen der Geheimdiplomatie Gegensätze zwischen den Staaten hervorgerufen, die Konflikte verschärft und und zu Kriegen geführt. Ein solches Ergebnis sollen nach dem Willen der Teilnehmer auch die gegenwärtigen Verhandlungen haben. [] Es geht, wie gesagt, um die Washingtoner Beschlüsse der westlichen Außenminister. Was ist nun in Washington beschlossen worden und was hat das deutsche Volk damit zu tun? Herr Dr. Adenauer begrüßt diese Beschlüsse, ja, er sagte, daß er glücklich über sie sei. Nun, in Washington wurde beschlossen, daß die Deutschen im Westen remilitarisiert werden sollen. Des weiteren sollen die Besatzungstruppen, die noch verstärkt werden, dem deutschen Volke weniger zur Last fallen, indem sie von nun an die Bezeichnung "Schutztruppen" tragen. Ehe Bundesrepublik soll ihre Souveränität, d. h. ihre Hoheitsrechte und ihre Unabhängigkeit erhalten, wobei selbstverständlich die Kontrolle und das Einspruchsrecht bei den Hohen Kommissaren verbleiben soll, die sich in Zukunft, um Herrn Dr. Adenauer gefällig zu sein, "Botschafter" nennen werden. [] Wie das Fortbestehen der Ausländerherrschaft dem deutschen Volke schmackhaft gemacht und wie seine Remilitarisierung durchgeführt werden soll, darüber beraten die "hohen Herren". Wie es für diese Vertreter der westlichen Demokratie üblich ist, wird das deutsche Volk nicht gefragt. Nur ein Mensch, der völlig den Verstand verloren hat, kann glauben, daß du Washingtoner Beschlüsse für das deutsche Volk von Vorteil sind. [] Wir sollen also remilitarisiert werden. Unsere Jungens sollen in Uniformen gesteckt und amerikanischen Generalen unterstellt werden, die unsere Jungens für amerikanische Interessen einsehen und in den Tod zu schicken beabsichtigen. Unsere Fabriken sollen für die Aufrüstung arbeiten. Sie sollen Panzer, Geschütze, Munition und anderes Kriegsmaterial erzeugen, das, wie wir durch bitterste Erfahrungen belehrt worden sind, eines Tages in blutige Tätigkeit gesetzt wird. Ganz Westdeutschland soll ein Aufmarschplatz für den werden. Dr. Adenauer und seine Freunde sagen uns, wir müßten rüsten, um den Frieden zu erhalten, wir brauchten Sicherheit durch Waffen. Sicherheit durch Waffen - das hat auch Hitler gesagt. Das ist die stehende Redensart all derjenigen, die Kriege vorbereiten, weil sie in den Kriegen die großen Geschäfte machen. Wir wissen, daß Remilitarisierung Krieg bedeutet daß deutsche Aufrüstung und Frieden für unser Volk unvereinbar sind. [] Die zukünftigen Schutztruppen sollen uns angeblich beschützen. Vor wem? Seit Jahren redet die Bonner Regierung von der russischen Bedrohung. Seit sechs Jahren aber fordert die Sowjetunion den Abzug aller Besatzungstruppen, während die Amerikaner in der ganzen Welt Stützpunkte rund um die Sowjetunion errichten. Werden uns die Schutztruppen weniger Geld kosten als die Besatzungstruppen? Werden die verstärkten Schutztruppen weniger Wohnungen und Land beschlagnahmen? Selbstverständlich werden wir alles zu bezahlen haben. Die ausländischen Truppen sollen vom Boden unsere Heimat aus zum Angriff eingesetzt werden, sobald ihnen deutsche Verbände zur Seite stehen. Die amerikanische Zeitschrift "Collier's" sagt das ganz offen. [] Es ist eine schöne "Souveränität", die der Bonner Regierung gewährt werden soll, wenn fremde Kommissare und Generale weiterhin befehlen. Die Hohen Kommissare und Dr. Adenauer wissen genau, daß das deutshe [!][deutsche] Volk für die Pläne, die sie beraten, nicht zu gewinnen ist. Darum legen sie auch fest, wie sie durch die Knebelung seiner demokratischen Rechte den Widerstand des Volkes gegen die Washingtoner Beschlüsse brechen können. Darum verbieten sie die Bestätigung gegen die Remilitarisierung und erwägen das Verbot von Parteien und Organisationen. Darum rüsten sie den sogenannten Grenzschutz mit Panzern und Granatwerfern aus, um Kundgebungen, Versammlungen und Sacks gegen die Remilitarisierung zu unterdrücken. Sie beraten sogar Pläne, wie bei Beginn ihres Angriffskrieges die Bundesregierung durch eine Diktatur der Generäle abgelöst und auf welche Weise die amerikanischen Angestellten und die willfährigen deutschen Politiker nach Amerika evakuiert werden sollen. [] Die Hohen Kommissare und Dr. Adenauer wissen natürlich, daß sie ihre Interessen vertreten, aber daß das deutsche Volk andere Interessen hat. Das deutsche Volk will Frieden. Daher lehnt es die Remilitarisierung ab. Das deutsche Volk will einen Friedensvertrag für ganz Deutschland, denn dieser gibt ihm seine volle Souveränität und befreit es von den Lauen des Besatzungsregimes und allen Fesseln. Das deutsche Volk will seine Wiedervereinigung, denn diese allein gibt ihm die nationale Selbstbestimmung zurück und ermöglicht erst den Abschluß, eines Friedensvertrages. [] Auf die Wiedervereinigung richtet sich die ganze Sehnsucht des Volkes und darum begrüßt es mit so großer Leidenschaft die Vorschläge der Regierung und der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik auf die Durchführung gesamtdeutscher Beratungen zur Vorbereitung freier, gleicher und geheimer Wahlen in ganz Deutschland zu einer Nationalversammlung und der Vorbereitung eines Friedensvertrages. Diese Vorschläge sind in den Augen eines jeden, der es ehrlich mit Deutschland meint, der reale Weg zur Wiedervereinigung und zur Sicherung des Friedens; während die Politik Dr. Adenauers zu Recht mit größtem Mißtrauen betrachtet wird und auf immer stärkeren Widerstand stößt. [] Die ausländischen Herren und Dr. Adenauer kennen die Sehnsucht des deutschen Volkes nach seiner Wiedervereinigung nur zu gut und deshalb sinnen sie darauf, wie sie die Vorschläge aus dem Osten zurückweisen und gesamtdeutsche Gespräche unterbinden können. Sie sitzen hinter verschlossenen Türen, aber nichts kann verhindern, daß der Ruf des Volkes nach Frieden, Freiheit und Einheit auch zu ihnen dringt. [] Das JA der Millionen bei der Volksbefragung kann nicht mehr überhört werden. Es wird die Türen zu den Konferenzräumen sprengen und einen Strich durch alle Beschlüsse machen, denn das deutsche Volk will leben! [] Das deutsche Volk will leben! Darum wird es die Remilitarisierung verhindern. Es wird den baldigen Abschluß eines Friedensvertrages erreichen. [] Das deutsche Volk will leben! Darum fordert es gesamtdeutsche Beratungen, die den einzigen Weg zur friedlichen Lösung der deutschen Frage darstellen. [] Es wird erzwingen, daß dieser Weg gegangen wird, denn das deutsche Volk will Frieden, Freiheit, Glück und Wohlstand! [] [] GEGEN REMILITARISIERUNG [] FÜR FRIEDENSVERTRAG 1951
Published:1951