Die SED gibt Kinderverschleppung zu!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Mit Genehmigung der Militärregierung [] Die SED gibt Kinderverschleppung zu! [] Am 7. August 1946 meldete der Deutsche Pressedienst aus Berlin: "Eine Abordnung von Müttern ist aus der Provinz Brandenburg nach Berlin gekommen, um beim Int...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Auerdruck GmbH, Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 08.1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/998939AD-F925-467B-8AE6-13259F764F5B
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Mit Genehmigung der Militärregierung [] Die SED gibt Kinderverschleppung zu! [] Am 7. August 1946 meldete der Deutsche Pressedienst aus Berlin: "Eine Abordnung von Müttern ist aus der Provinz Brandenburg nach Berlin gekommen, um beim Internationalen Roten Kreuz, beim protestantischen Bischof von Berlin und beim Weltkirchenrat Hilfe zu erflehen, weil Tausende von 13-17jährigen Jungen der Provinz Brandenburg verschleppt worden sind. [] Die Mütter berichten, daß "die Jungen auf der Straße festgenommen wurden ... die Jungen von russischen Truppen und russischen Geheimpolizisten abgeführt wurden ... die Eltern seitdem kein Lebenszeichen von ihren Kindern erhalten haben ..." Die Mütter legten Listen vor, nach denen z. B. im Kreis Lübben bisher 203 Kinder, im Kreis Kalau (N.-L.) bisher 134 Kinder verschleppt wurden. Soweit die Meldung. Sowohl die ausländische als vor allem aber auch die sozialdemokratische Presse Berlins und der Westgebiete forderten eine Untersuchung. Die Zeitungen der SED und der KP schwiegen sich zunächst aus. [] Fünf Tage später am 13. August 1946, meldete das SNB (Sowjetisches Nachrichtenbüro): "All diese Meldungen sind von Anfang bis Ende erlogen und stellen eine schmutzige Provokation dar, die zu einem besonderen Zweck fabriziert wurde." Es seien im Juni in der ganzen Provinz Brandenburg nur 48 Jugendliche, und zwar wegen Verbrechen verhaftet worden. [] Das Sowjetische Nachrichtenbüro veröffentlichte ferner einen Brief des Delegierten des Internationalen Roten Kreuzes, Dr. Mariotti, der erklärt, daß er von der Angelegenheit Kenntnis habe; eine Nachprüfung durch das Internationale Rote Kreuz sei nicht erfolgt. Der letzte Satz Dr. Mariottis: "Eine baldige Klärung der Angelegenheit würde ich begrüßen", wurde nicht mit veröffentlicht. [] Der Bischof von Berlin, Dibelius, sagt: "... auch habe ich die betreffenden Vorgänge nicht bestätigen können, da ich keine Möglichkeit habe, sie nachzuprüfen." [] Die SED- und KP-Presse bezeichnete das Ganze als "Lüge, Verleumdung, Fälschung, plumpen Wahlschwindel". Bewährte sozialistische Redakteure wurden als "Goebbels-Journalisten" bezeichnet. [] Weitere Beweise für Verhaftungen von Jugendlichen brachte dann der "Telegraf" und sagte: "Wenn jetzt versucht wird, die Angelegenheit der Massenverhaftung von jugendlichen Mitgliedern mit der sogenannten "Axmann- oder Rana-Bewegung" im Westen auf eine Stufe zu stellen, so ist dazu zu sagen, daß [] 1. die Eltern im Westen wissen, wo ihre Kinder sind, [] 2. den Angehörigen und der Öffentlichkeit im Westen bekannt ist, warum die Jugendlichen verhaftet wurden und wie sie bestraft werden." [] Selbst in der SED regt sich Opposition [] gegen den Versuch, die Kinderverschleppung als Lüge hinzustellen. In einer Berliner SED-Versammlung am 13. August wurden von einigen Teilnehmern Beweise dafür angeboten, daß sich unter den Verschleppten Jugendliche befänden, die weder faschistischer Gesinnung verdächtig seien, noch sich an irgendwelchen gegen die Besatzungsmächte gerichteten Handlungen beteiligt hätten. [] Den Fragestellern wurde geantwortet: "Man habe nun einmal andere Erziehungsgrundsätze, und daher müsse jede Verbindung mit der früheren Umgebung abgebrochen werden!" [] Dabei sind der Parteileitung der SED die Tatsachen ganz genau bekannt [] Brief des Vorsitzenden der SED, Otto Buchwitz, an den Vorsitzenden der SED in Berlin, Otto Grotewohl, vom 7. Mai 1946. [] Wir stellen fest: [] 1. Der sächsische SED-Vorsitzende hatte bereits am 7. Mai 40 Fälle von Verschleppungen in seiner Aktentasche. [] 2. Der SED-Vorsitzende Otto Grotewohl hatte bereits Mitte Mai Kenntnis von diesen Fällen. [] 3. Der SED-Vorsitzende Max Fechner war um dieselbe Zeit bereits im Besitz dieses Materials, wie die handschriftliche Notiz unter dem Briefkopf beweist. [] 4. Die SED unternahm nichts zur Aufklärung dieser Fälle, sondern behauptete gegen besseres Wissen immer wieder: "Es ist alles gelogen!" [] Die SED duldet die Kinderverschleppung! [] Wir aber nicht! [] Wir wollen keine Kinderverschleppung! [] Wir wollen diese Erziehungsgrundsätze nicht! [] Wir wollen Freiheit für jeden anständigen Menschen! [] Wir wollen offene Gerichtsverfahren für angeklagte Jugendliche! [] Wir wollen eine wirkliche, saubere Demokratie! [] Deshalb gibt es für alle, die es mit diesen Grundsätzen halten, nur eine Partei: [] Sozialdemokraten [] Auerdruck GmbH., EP 36, Hamburg 1 - 966/ 3000/ 10.46/ Kl. C POl. 069/ Febr. 1947
Published:08.1946