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Der Frieden in Gefahr! [] Verlangt eine Volksbefragung gegen die Remilitarisierung Deutschlands [] [] Mütter - um Eurer Kinder willen [] wehrt Euch gegen Kriegsvorbereitungen! Erinnert Euch an den Jammer der Bombennächte, die brennenden Städte! Denkt an die vielen jungen Menschen, die der letzte Krieg zu Krüppeln gemacht hat. Schaut auf die Söhne und Töchter anderer Mütter, die als Opfer des vergangenen Krieges verlassen und verwaist sind, von denen heute noch viele auf der Landstraße umherirren! Bewahrt Eure Kinder vor diesem Schicksal! Laßt nicht zu, daß das Leben, das Ihr geboren habt, erbarmungslos vernichtet wird! Wehrt Euch gegen die Rekrutierung Eurer Söhne! [] Frauen - um Eurer Männer willen [] laßt die Remilitarisierung Deutschlands nicht zu. Erinnert Euch an die einsamen Jahre des letzten Krieges, an die bohrende Angst um den Verlust Eurer Lieben! Denkt an die Millionen, die der letzte Krieg dazu verurteilt hat, allein durchs Leben gehen zu müssen! Verhindert, daß Euer Heim wieder zerstört wird. Verhindert die Rekrutierung! [] Mädchen - um Eurer Zukunft willen [] verteidigt den Frieden! Ihr habt ein Recht auf eine fröhliche Jugend ohne Angst. Ein neuer Krieg vernichtet all Eure Hoffnung auf ein glückliches Leben. Setzt Eure junge Kraft allen entgegen, die über unser Volk einen neuen Krieg bringen wollen! [] [] Der Friede kann gerettet werden! [] Man versucht, Euch einzureden, daß der Krieg unvermeidlich sei. Das ist nicht wahr! Kriege werden von Menschen gemacht - sie können deshalb von uns verhindert werden. Das deutsche Volk will den Frieden, wie alle Völker der Erde, weil der Krieg ihr Glück zerstört. Deshalb hat die Tagung gegen die Remilitarisierung in Essen, am 28. Januar 1951, derÖffentlichkeit ein Manifest unterbreitet, welches das deutsche Volk zur Rettung des Friedens aufruft und die Bundesregierung in Bonn auffordert, eine Volksbefragung gegen die Remilitarisierung Deutschlands und für einen Friedensvertrag mit Deutschland im Jahre 1951 durchzuführen. [] Mütter, Frauen und Mädchen! Ihr alle liebt den Frieden! Denkt daran: [] Ihr seid eine große Macht! Wenn Ihr gemeinsam die Kriegsvorbereitungen ablehnt, dann könnt Ihr Eure Kinder, Eure Männer, Eure Heimat vor dem Untergang retten. [] Ihr seid viele! [] Fragt nicht, woher Ihr kommt, ob Ihr jung oder alt, katholisch oder evangelisch, Arbeiterin oder Lehrerin, Bäuerin oder Ärztin seid! Seht nur das Eine: [] Ihr könnt den Frieden retten! [] [] Wie könnt Ihr helfen? [] Sprecht mit allen Menschen über die Kriegsgefahr - Bildet Ausschüsse zur Vorbereitung der Volksbefragung gegen Remilitarisierung. Setzt Euch bei allen Zusammenkünften in Wohnungen, in den Betrieben, in den Schulen und in Büros dafür ein, daß Briefe und Entschließungen an die Bundesregierung und die Abgeordneten aller Parteien gesandt werden mit der Forderung auf Volksbefragung. Verlangt von allen Vertretern in den Gewerkschaften, in Euren Organisationen und in den Parlamenten, daß die Volksbefragung durchgeführt wird. Schickt Delegationen von Frauen, Männern, Jugendlichen und Kindern nach Bonn, die die Durchführung der Volksbefragung gegen die Remilitarisierung Deutschlands fordern. [] Zögert keinen Augenblick, Euch zu vereinigen in dem festen Willen, den Frieden zu erhalten. Denkt daran: Ihr seid die Hoffnung der Kinder und ihr einziger Schutz. Auf Euch hoffen alle, die leben wollen. Ihr seid die Hoffnung der Weit. Laßt keinen Tag, keine Stunde vergehen, Ihr Mütter, Frauen und Mädchen, ohne etwas für den Frieden zu tun! [] Ihr seid nicht allein - die Frauen in allen Ländern der Welt verteidigen den Frieden. [] Christa Thomas, E. Hoereth-Menge [] Im Namen des Präsidiums des vorbereitenden Ausschusses gegen die Remilitarisierung Deutschlands. [] [] Senden Sie uns bitte Zustimmungserklärungen und Mitteilungen über Ihre und Ihrer Freunde und Bekannten Tätigkeit im Sinne der Essener Tagung gegen Remilitarisierung. [] Ich stimme dem Manifest der Essener Tagung zu. [] Adresse Frau Christa Thomas, Düsseldorf-Gerresheim, Pilgerweg 62 [] Name: Adresse: [] [] Manifest der Essener Tagung gegen die Remilitarisierung Deutschlands [] Wir Vertreter von Millionen Männer und Frauen aus allen Schichten des deutschen Volkes, Arbeiter und Bauern, Ingenieure, Ärzte, Wissenschaftler und Erzieher, Pfarrer beider christlicher Konfessionen, Schriftsteller und Künstler, Soldaten, Offiziere und Generale des zweiten Weltkrieges sind in der Zeit einer geschichtlichen Krise unseres Vaterlandes zusammengekommen, um ernst und unvoreingenommen zu prüfen, wie die Gefahr eines Krieges gebannt werden kann. [] Wir stellen fest, daß das deutsche Volk von außerdeutschen Mächten zur unmittelbaren Vorbereitung eines dritten Weltkrieges gezwungen werden soll. Dieser Krieg würde in Deutschland beginnen und unser Volk als erstes mit seiner ganzen Schwere treffen. Deutsche würden gegen Deutsche kämpfen. Ein dritter Weltkrieg wäre zugleich ein deutscher Bürgerkrieg. Er würde zur Vernichtung unseres Landes und zur Auslöschung unseres Volkes führen. [] Wir stellen fest, daß ohne Befragung des deutschen Volkes Maßnahmen zur Remilitarisierung Deutschlands durch Aufstellung bewaffneter Streitkräfte und die Wiederherstellung der Rüstungsindustrie beschlossen wurden. [] Auf den Konferenzen in New York und Brüssel sind diese Beschlüsse im Jahre 1950 ohne Mitwirkung deutscher Organe gefaßt worden. Sie werden bereits durchgeführt, und ihre Bedeutung ist durch den Deutschlandbesuch des USA-Generals Eisenhower unterstrichen worden. [] Diese Maßnahmen erfüllen alle Deutschen mit banger Sorge. Sie sehen in ihnen einen Bruch des Bonner Grundgesetzes und der internationalen Verträgeüber Deutschland. Sie befürchten die Rekrutierung der waffenfähigen Männer unseres Volkes. Sie spüren auch, daß die Kriegsvorbereitungen eine Senkung ihres Lebensstandards zur Folge haben. [] Ihr leidenschaftlicher Abwehrwille gegen die Remilitarisierung hat sich in zahlreichen Äußerungen, Zuschriften an Zeitungen, Entschließungen von Belegschaften, von Studenten und vieler Jugendverbände in Umfragen und Probeabstimmungen und auch in den politischen Wahlen der letzten Zeit gezeigt. [] Diese tausendfachen Willenskundgebungen werden aber nur dann eine Wirkung haben, wenn das deutsche Volk vor aller Welt die Kriegsvorbereitungen durch eine einheitliche und machtvolle Manifestation ablehnt. [] Wie ernst die Situation ist, zeigt die Tatsache, daß die Bonner Regierung ohne das Volk oder auch nur den Bundestag zu befragen, ohne demokratische Legitimation und ohne Mandat, deutsche Truppen angeboten hat, über dieses Angebot verhandelt und die Aufstellung von 25 Divisionen oder divisionsähnlichen Verbänden vorbereitet. Damit hat die Regierung ihre Pflicht gegenüber dem Volke gröblich verletzt. Sie hat die Auffassung des Volkes nicht berücksichtigt und seine Interessen in keiner Weise wahrgenommen. [] Die Teilnehmer der Tagung gegen Remilitarisierung richten deshalb im Namen des deutschen Volkes die Aufforderung an die Bundesregierung in Bonn, eine Volksbefragung durchzuführen über die folgende Frage: [] Sind Sie gegen die Remilitarisierung Deutschlands und für einen Friedensvertrag mit Deutschland im Jahre 1951? [] In tiefer Sorge um die Zukunft unseres Vaterlandes rufen wir alle Parteien, Gewerkschaften, die Kirchen aller Konfessionen, Persönlichkeiten, Vereinigungen und Komitees auf, diese Forderung an die Bundesregierung zu unterstützen. [] Jeder von uns übernimmt die Verpflichtung, sich mit Nachdruck für die Volksbefragung einzusetzen. In den Städten und Dörfern unserer Länder werden wir mit allen gleichgesinnten Männern und Frauen Volksbefragungsausschüsse ins Leben rufen. Zur Zusammenfassung und Leitung der Volksbewegung gegen die Kriegsvorbereitungen haben wir aus Vertretern aller Schichten der friedliebenden Bevölkerung einen vorbereitenden Ausschuß gegen die Remilitarisierung Deutschlands gewählt. [] Ein dritter Weltkrieg wird verhindert und der Friede gerettet werden, wenn das deutsche Volk von seinem demokratischen Recht Gebrauch macht, über sein Schicksal, über Krieg oder Frieden selbst zu entscheiden und seinen Willen zur Ablehnung der Remilitarisierung durch eine Volksbefragung zum Ausdruck bringt. [] Nur so kann eine friedliche und glückliche Zukunft für unser Volk gesichert werden. [] Einstimmig angenommen von den 1700 Teilnehmern der Tagung. [] Essen, 28. Januar 1951
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