Summary: | Bemerkungen: Wilhelm Boltz war Polizeipräsident von Hamburg sowie Brigadeführer der "Sturmabteilung" (SA); [] = Absatzmarken im Volltext des Originals
Gebote für die Eltern! [] Tag und Nacht schützt Du Dein Eigentum und Deinen Besitz. Denke daran, daß Du auch Dein Kind, Dein kostbarstes Gut, hüten mußt! Ein Kind lebt drei Leben: das Leben zu Haus / Du kennst es; Das Leben in der Schule / der Lehrer weiß mehr davon / das Leben auf der Straße / was weißt Du davon? [] Weißt Du, was Dein Kind heute erlebt hat? [] Hast Du sein unbedingtes Vertrauen? Erzählt es Dir alle seine Erlebnisse? [] Weißt Du, mit wem Dein Kind verkehrt? [] Lerne seinen Umgang kennen, nur dann kannst Du darüber wachen, daß es nicht in schlechte Gesellschaft gerät. [] Weißt Du, von wem und wofür Dein Kind das Geld (Näschereien) erhalten hat, das es neulich nach Hause brachte? [] "Der gefährliche Kinderfreund" ist es, der mit Vorliebe Kindern "etwas schenkt", um sie zutraulich zu machen. Erziehe dein Kind, daß es sich nicht von fremden Menschen beschenken oder anfassen läßt. Nicht selten haben Kinder ihre Vertrauensseligkeit zu dem guten Onkel mit schweren seelischen Schädigungen oder gar mit dem Tode bezahlt. [] Weißt Du, für wen Dein Kind Besorgungen macht? [] Verbiete ihm, so etwas ohne Deine Erlaubnis zu tun. Wie oft sind schon Kinder auf diese Weise in Wohnungen, Hausflure oder entlegene Gegenden gelockt und dort das Opfer eines Sittlichkeitsverbrechers geworden! Habe stets auf fremde verdächtige Personen im Treppenhause ein wachsames Auge. [] Weißt Du, daß der Wunsch Deines Kindes, mit einem Auto oder Radfahrer zu fahren, schwere Gefahren bringen kann? [] Warne es, mit fremden Menschen zu fahren, Segel- oder Ruderbootfahren mitzumachen oder Badeanstalten aufzusuchen. [] Weißt Du, was Dein Kind nach den Schularbeiten treibt? [] Laß es nicht allein in Warenhäuser gehen! Die lockenden Auslagen reizen seine Begehrlichkeit! [] Weißt Du, daß Rummelplätze oft für Kinder ungeeignet sind? [] Was dort gezeigt wird, ist meist nichts für Kinderaugen und -ohren. Dort treibt sich auch mancher Taugenichts herum! [] Weißt Du, daß Deinem Kinde auch in den Grünanlagen, auf Kinderspielplätzen und Planschwiesen durch "Kinderfreunde" sittliche Gefahren drohen? [] Hältst Du Dich dort mit Deinem eigenen Kinde auf, gib auch auf fremde Kinder acht, die ohne elterliche Begleitung sich dort tummeln. [] Auf verdächtige Personen mache sofort den Wärter oder einen Polizeibeamten aufmerksam. [] Weißt Du, daß durch die Kleidung Deines Kindes auch Unheil gestiftet werden kann? [] Durch zu kurze oder zu auffallende Kleidung wird die Begehrlichkeit des Sittlichkeitsverbrechers gereizt. [] Weißt Du, was Dein Kind in Deiner eigenen Wohnung beobachtet? [] Verletze nie das natürliche Schamgefühl des Kindes, auch wenn die Wohnung klein ist und die Betten knapp sind. Meide zweideutige Witze und anstößige Redensarten. Die beste Erziehung ist das gute Beispiel! [] Weißt Du, daß die Polizei Dir helfen will, Dein Kind zu schützen? [] Fort mit dem Märchen von dem bösen Schutzmann, der die unartigen Kinder einsperrt! Präge Deinem Kinde ein: [] Auch auf der Straße ist der Polizeibeamte Dein bester Freund! [] In allen Fragen der Gefährdung Deines Kindes wende Dich vertrauensvoll an die Kriminalpolizei, Hamburg. Stadthaus, Neuerwall 88, Zimmer 335, Rufnummer: 34 10 00, Nebenanschluß: 22 81. In dringenden Fällen kannst Du Dich auch an die nächste Polizeiwache wenden oder an den Polizeibeamten auf der Straße. [] Hamburg, den 1. August 1936. [] Der Polizeiherr. [] Boltz [] Offsetdruck Emil Falke, Hamburg 8
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