An die deutsche Jugend und die Freunde des Sports !

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; HERMANN OSPALD [] geboren am 20. Januar 1921 [] Angestellter [] Haunstetten im Juli 1949. [] An die deutsche Jugend und die Freunde des Sports! [] Wie Ihr alle wißt, finden am 14. August 1949 die Wahlen zum 1. Bundestag der deutschen Bundesre...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Ospald, Hermann, Augsburger Buchdruckerei und Verlagsanstalt GmbH
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.08.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/9659399D-1B56-410C-80EC-4822CEBBD79E
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; HERMANN OSPALD [] geboren am 20. Januar 1921 [] Angestellter [] Haunstetten im Juli 1949. [] An die deutsche Jugend und die Freunde des Sports! [] Wie Ihr alle wißt, finden am 14. August 1949 die Wahlen zum 1. Bundestag der deutschen Bundesrepublik statt. Es ist wichtig für jeden jungen Menschen seinen politischen Willen zum Ausdruck zu bringen und dafür zu sorgen, daß die alte Forderung der Jugend aller Parteien und Konfessionen nach einer Verjüngung der Parlamente, Wirklichkeit wird. Man kann der Jugend nicht nur Pflichten auferlegen, sondern man muß ihr auch Rechte geben. [] Es gibt heute soviele Fragen die uns Junge lebhaft interessieren. Nehmen wir nur einmal die Frage des "Arbeitsplatzes". Über 11/4 Millionen Arbeitslose haben wir jetzt in der Westzone. Das ist auch ein Erfolg des Prof. Erhard, von dem er allerdings nicht soviel spricht. Darunter befinden sich tausende junger Menschen. Sprecht einmal mit ihnen, was sie sich von ihrem Stempelgeld noch kaufen können. Wer kann sich überhaupt noch viel kaufen bei den ins unermeßliche gekletterten Preisen, von denen Herr Prof. Erhard sagt, daß sie sich noch auspendeln werden. Jetzt pendeln sie bereits seit einem Jahr wacker in die Höhe, während die Löhne dieser Aufwärtsbewegung nicht folgen. Dieser Zustand wird allmählich zu einer nationalen Katastrophe. [] Die Arbeitslosenziffern steigen von Monat zu Monat. Vor jedem von uns Jungen steht das drohende Gespenst der Arbeitslosigkeit, denn bei Entlassungen werden immer die Jungen zuerst drankommen. [] Dagegen muß etwas unternommen werden. Wir brauchen eine Wirtschaft die Vollbeschäftigung garantiert, die einen gerechten Lohn zahlt und die gute und billige Waren für das ganze Volk herstellt und nicht nur Luxuswaren für die Freunde des Prof. Erhard. [] Darum dürfen wir nur den Kandidaten unsere Stimme geben, die dafür eintreten. [] Eine weitere sehr wichtige Frage, die uns Junge durchaus interessiert ist die Versorgung unserer Kriegsversehrten [!] Kameraden. Sie haben ihre Gesundheit für das Vaterland geopfert und erhalten heute eine Rente, die zum Leben nicht ausreicht und zum Sterben ein wenig zuviel ist. Fragt sie einmal, wie hoch diese Rente ist. Ihr werdet erschrecken, wenn sie Euch Zahlen nennen, die weit unter hundert DM liegen. Auf der anderen Seite aber werden Pensionen bis zu 1.700 DM im Monat zur Auszahlung gebracht. [] Ist das noch eine soziale Gerechtigkeit? Wir Jungen sind immer gegen die Ungerechtigkeit eingetreten. Wir fordern, daß den Kriegsversehrten und alten arbeitsunfähigen Menschen unseres Volkes Renten gezahlt werden, die zum Leben reichen. [] Keine Rente unter 200 DM aber auch keine Rente über 500 DM. Aufgabe einer verantwortungsvollen Regierung wird es sein müssen, ein umfassendes Sozialgesetzgebungswerk zu schaffen, das allen arbeitsunfähig und unverschuldet in Not geratenen Menschen ein auskömmliches Dasein sichert. Dafür einzutreten ist eine Ehrenpflicht der SPD. [] Das sind nur zwei soziale Fragen von der großen Anzahl der ungelösten Probleme, aber sie sind für uns alle wichtig. [] Doch auch noch andere Dinge gibt es, die uns auch angehen, z. B. der Sport; hierzu ist es notwendig einmal die Stellungnahme der SPD zum Sport klar festzulegen. [] Die SPD fühlt sich verantwortlich für die Gesundheit und das Lebensglück des Volkes. Ein gesundes Volk besitzt eine hohe Arbeitskraft. Eine gesunde Jugend spendet Frohsinn und Zufriedenheit für alle. Die SPD erkennt an, daß die Sport- und Spielvereine, die Wander- und Jugendvereine Großes auf diesem Gebiet leisten. Sie bewundert den Idealismus, mit der viele tausende Vereinsfunktionäre tagein tagaus sich der Aufgabe der Jugendbetreuung widmen. [] Sie bemüht sich daher, immer bessere Voraussetzungen zu schaffen, damit die Arbeit der Vereine vollkommener werden kann. [] Sporttreibende brauchen Spielplätze, Turnhallen, Bäder, Hütten und Herbergen. Hier muß der Staat den Vereinen weitgehendst helfen. Auch müßte von einer Besteuerung der Sportveranstaltungen weitgehendst Abstand genommen werden. [] Der Staat würde bei intensiver Unterstützung des Sports kein Kapital verlieren. Sport ist in seinem Wesen echte demokratische Lebensweise. Die richtige Erziehung des jungen Menschen verlangt, daß der Sport sich seiner Verantwortung der Gemeinschaft gegenüber bewußt ist. Der Sport muß auf dem Boden der internationalen Brüderlichkeit stehen, wie es die olympische Idee verlangt. [] Darum ist die Sozialdemokratie Anhängerin eines breiten Massensportes. Höchstleistungen gehören zum Sport. Sobald aber Höchstleistungen in das Gebiet des Gelderwerbs führen, hält die SPD eine klare Unterscheidung zwischen Amateursport und Berufssport für zweckmäßig. [] Die Sozialdemokratie hat in den Parlamenten für die Einführung des TOTO gestimmt, aber nur unter der Voraussetzung, daß die Sportorganisationen finanziell gestärkt werden, um ihre Jugendarbeit noch besser und erfolgreicher gestalten zu können. [] Vor 1933 waren fortschrittliche Sportler in den alten traditionellen Sportvereinen nicht willkommen. Das führte zwangsläufig zu den Arbeitersportvereinen. [] Die SPD freut sich, daß heute die freie Sporteinheit möglich ist und fördert sie nach besten Kräften. [] Daran müssen die tausende von jungen Wählern denken, wenn sie um 14. August 1949 zur Wahl gehen. Sie werden nicht immer wissen, was sie wählen sollen. Aber die Antwort ist doch nicht so schwer, wenn wir die Frage anders stellen, nämlich: Was wollen wir? [] Wir wollen ein freies Deutschland, das Achtung und Anerkennung in der Welt genießt, eine echte wahre Demokratie des Lebens - nicht eine Demokratie im Schatten der Besatzungsmächte - und eine soziale Wirtschaft, die allen Menschen unseres Volkes ein menschenwürdiges Dasein ermöglicht. Der deutsche Bundesstaat, zu dem am 14. August 1949 der Grundstein gelegt wird, ist unser Staat. Die Partei- und Gewerkschaftsführer, die Politiker und Wirtschaftler, die Wissenschaftler und Ingenieure von morgen gehören heute noch der deutschen Jugend an. Darum kann es nicht egal sein, wie dieser erste Bundestag aussieht. [] Junge Menschen in den Bundestag! - Das ist das Gebot der Stunde! [] Die SPD hat dieser Forderung Rechnung getragen und mich für den Bundeswahlkreis Dillingen - Günzburg- Neu-Ulm als Kandidat aufgestellt. Ich wende mich an meine jungen Freunde in allen Sportvereinen ohne Unterschied der Partei und Konfession. Für welche Ziele ich eintrete habe ich kurz aufgezeigt. Ich gehöre jener jungen Generation an, die den letzten Weltkrieg mit gemacht hat und ich weiß, daß wir Jungen in diesen schweren Jahren eine verschworene Gemeinschaft für Deutschland gebildet hatten. [] Diese Gemeinschaft brauchen wir auch heute wieder, wenn unser Vaterland frei und besser werden soll. [] Der 14. August 1949 verlangt ein Bekenntnis von uns für die Freiheit, die Demokratie und Deutschland. [] Mit freundlichem Gruß [] Hermann Ospald [] Druck: Augsburger Buchdruckerei und Verlagsanstalt G.m.b.H. Augsburg, Auf dem Kreuz 2 [] Drucksache! [] Herrn/Frau/Frl. [] HERMANN OSPALD [] Bundestagskandidat [] HAUNSTETTEN [] Sommerstr. 1
Published:14.08.1949