Meisterbauer Gottlieb Schimke

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Meisterbauer Gottlieb Schimke [] "Alle meine Erfolge verdanke ich in erster Linie der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik." [] Wer ist dieser Bauer, der sich den hohen Titel eines Meisterbauern der Deutschen Demokratisch...

Full description

Bibliographic Details
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1952
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/9C879E2F-6247-456A-AB8B-C03BBCB05553
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Meisterbauer Gottlieb Schimke [] "Alle meine Erfolge verdanke ich in erster Linie der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik." [] Wer ist dieser Bauer, der sich den hohen Titel eines Meisterbauern der Deutschen Demokratischen Republik erringen konnte? [] Wer ist Gottlieb Schimke, der in so überzeugter Weise von der Hilfe seiner Regierung spricht und damit betont, daß zwischen ihm und dieser Regierung nicht nur Vertrauen, sondern mehr als das, nämlich eine starke Gemeinsamkeit bei der Lösung aller Fragen des täglichen Lebens und auch aller anderen Fragen besteht, die weit darüber hinausgreifen und zu Fragen der deutschen Nation werden? [] Hätten die Hitler-Faschisten nicht im Auftrage der deutschen Kriegstreiber, der Krupp, Thyssen, Stinnes, Reusch, Pferdmenges, Zangen und anderer, den zweiten Weltkrieg vom Zaune gebrochen und ganz Europa durch ein Blut- und Tränenmeer geschleift, dann säße Gottlieb Schimke sicher noch in Bessarabien und bebaute den Hof, den seine dort eingewanderten Väter einst im fremden Land geschaffen hatten, weil die deutsche Heimat unter der Herrschaft der preußisch-deutschen Feudaljunker nicht genügend Platz für arme Bauersleute hatte. [] Gottlieb Schimke ging es wie Millionen anderer. Er erntete, was Hitler an Haß zwischen die Völker gesät hatte und kehrte aus diesem Grunde ärmer in die ursprüngliche deutsche Heimat zurück, als seine Vorfahren sie einst verlassen hatten. [] Jetzt wohnt Gottlieb Schimke mit seiner Frau und mit seinen Kindern in Lübersdorf (Kreis Bitterfeld). [] "Als der Krieg zu Ende war", so erzählt er, "kam ich gesund nach Deutschland zurück und fand meine Frau und die Kinder hier in unserem Dorf. Es war nicht leicht. Nichts hatten wir, als unsere Hände und den Willen zu leben, neu und ganz von vorne anzufangen." [] Die Familie des Meisterbauern am Abendbrottisch, der reichlich und nahrhaft gedeckt ist. [] Und er und seine Frau haben angefangen. [] Wie? - So wie viele Zehntausende von Neubauern in der Deutschen Demokratischen Republik auch. Es war nicht leicht, aber eines war für alle von entscheidender Bedeutung: Die Durchführung der demokratischen Bodenreform in der damaligen sowjetisch besetzten Zone. Durch sie erhielt der landlose Bauer Schimke wieder Boden unter seine Füße, Boden, den einst ein preußischer Junker besaß und auf dem er die armen Bauern und Landarbeiter in Löbersdorf und Umgebung ausbeutete und unterdrückte. [] Insgesamt sind es 57 Morgen, die der Bauer Schimke jetzt als Eigentum bearbeiten kann. [] Doch lassen wir den Meisterbauern selbst erzählen: [] "Das war so: Zuerst hatten wir nur eine Kuh, eine Färse, ein Kalb, ein Ferkel und ein Huhn. Das war nicht sehr viel, aber mehr konnten wir aus dem Bodenreformfonds nicht erhalten, weil nicht mehr da war. Jetzt kam es auf uns an, auf unseren Fleiß und auf unseren guten Willen. [] Wir gingen an die Arbeit. Dabei muß ich sagen, daß uns die sowjetischen Soldaten und Offiziere gut geholfen haben. Ich merkte gleich, daß sie viele Erfahrungen in der modernen Landwirtschaft haben. Besonders im Anfang, als es manchmal sehr schwer war, wußten sie immer einen guten Rat. Das war für mich eine gute Lehre. Vor allem gingen mir die ersten politischen Erkenntnisse auf. Und das ist auch der eigentliche Grund, warum ich ein aufrichtiger Freund der Sowjetmenschen geworden bin. [] Besonders lernen wir von ihnen die gegenseitige Hilfe von Hof zu Hof. Wenn ich so zurückdenke, dann muß ich schon sagen, manchmal waren wir sehr unbeholfen. - Na ja: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!" Meisterbauer Schimke zwinkert, als wollte er sagen, daß er jetzt wirklich gelernt hat. Das stimmt auch. Nicht ohne weiteres wird man ein Meisterbauer. Dann spricht er weiter: [] "Das ging so langsam aber sicher vorwärts. Wir wußten, dieser Grund und Boden gehört uns. Wir hatten etwas unter den Füßen, was sicher war, und außerdem unterstützten uns auch die demokratischen Verwaltungsorgane. [] So kam auch der Tag, an dem wir feststellen konnten: Es ist merklich vorwärtsgegangen. Im Herbst 1948 standen in meinem Stall 2 Pferde, 2 Kühe, 3 Kälber, 8 Schweine. Aus dem einen Huhn waren mittlerweile 15 geworden. Außerdem begannen gerade in dieser Zeit die großen Hilfsmaßnahmen für uns Neubauern. Ich konnte mir mit einem langfristigen und zinslosen Kredit unsere jetzige Vierzimmerwohnung ausbauen. Und es ist ganz schön bei uns. Niemand würde sagen, daß wir noch vor wenigen Jahren als arme Umsiedler mit leeren Händen dagestanden haben." [] Gottlieb Schimke betrachtet seine Frau und seine Kinder. In seinem Gesicht spiegelt sich der Widerschein des häuslichen Glückes. [] Dann spricht er weiter: [] "Ja, und dann ging es immer schneller vorwärts, Wenn ich es richtig betrachte" - und er blickt seine Frau an - "dann muß ich sagen, daß wir inzwischen schön wohlhabend geworden sind, richtige Mittelbauern. Wir haben keine Sorge mit dem Verkauf der Ernte. Jede Anstrengung um größere und bessere Erträge in Feld und Stall trägt ihre Zinsen. [] Ich habe 23 Schweinemastverträge abgeschlossen und erfüllt. Geldsorgen kennen wir nicht, im Gegenteil ... [] In das Jahr 1952 gingen wir mit 3 Pferden, 3 Kühen, 3 Färsen, 2 Zuchtkälbern, 10 Zuchtsauen, 5 Läuferschweinen, 13 Ferkeln, 50 Hühnern und 5 Zuchtgänsen hinein. - Da staunen Sie, was? Ich bin ganz ehrlich. So gut ist es meinem Vater in Bessarabien und auch mir wirtschaftlich noch niemals gegangen." [] So sieht es im Stall des Meisterbauern Gottlieb Schimke aus. Der Wohlstand wächst von Monat zu Monat, weil der Meisterbauer Schimke neue Anbaumethoden anwendet, sich mit dem Zwischenfutteranbau die Grundlage für eine große, geldbringende Schweinezucht schafft - und weil ihm fortschrittliche Agronomen der Maschinen-Ausleih-Station helfen, die Wissenschaft mit der Praxis zu verbinden und sie anzuwenden. Dazu kommt, daß die staatliche Maschinen-Ausleih-Station die schweren und zeitraubenden Arbeiten auf dem Felde schneller und billiger erledigt, als es der Meisterbauer mit eigenen Kräften tun könnte. (Photomontage) [] "Es geht vorwärts, bei mir und im ganzen Dorf", erzählt Schimke. "Jetzt machen wir ernst mit der Verschönerung unseres Dorfes. Die Dorfstraße wird neu gepflastert. In unserem Dorfwirtschaftsplan haben wir festgelegt, eine ganze Menge Obst- und Nutzholzbäume anzupflanzen. Sie wissen doch, was ein Dorfwirtschaftsplan ist? Das ist ein Plan, in dem wir die ganze Entwicklung unseres Dorfes für ein Jahr im voraus bestimmen. Jedes Jahr machen wir uns einen solchen Plan, der von uns allen gemeinsam sorgfältig beraten wird, zu dem jeder Bauer und Einwohner von Löbersdorf seine Vorschläge macht. Und dann arbeiten wir nach diesem Plan. - [] Ja, auch unsere Kinder bekommen jetzt eine bessere Schule. Sie sollen lernen, so, wie wir es leider nicht konnten. Jeden Monat machen wir fünf Theater-Sonderfahrten nach Halle oder Dessau, wo inzwischen große moderne Theater für die werktätige Bevölkerung mit der Hilfe unserer Regierung erbaut wurden. [] Das ist aber nicht alles, was wir für unsere Kultur in Löbersdorf tun. Regelmäßig kommt der Filmwagen von der Verwaltung der volkseigenen Maschinen-Ausleih-Station zu uns und bringt uns die besten Filme. Wir veranstalten auch Ausspracheabende mit allen Löbersdorfern über wirtschaftliche, politische und auch über wissenschaftliche Fragen. So lernen wir die landwirtschaftliche Technik und moderne Anbaumethoden kennen. Beinahe hätte ich vergessen zu sagen, daß einige unserer Arbeiter- und Bauernjungen die Universität in Halle besuchen. Von ihnen können wir Älteren jetzt auch schon manches Interessante erfahren. Ja, bei uns sind schon berühmte Professoren auf dem Dorfe gewesen, die haben uns über ihre Forschungen aufgeklärt und uns gezeigt, wie wir die Wissenschaft auf dem Feld und im Stall zu unserem Nutzen anwenden können. [] Von mir kann ich sagen, daß ich ein ganz guter Schüler gewesen bin. Seit dem vergangenen Jahre mache ich selbst Versuche auf dem Feld mit verschiedenen Getreidearten. Ich habe schon einige gute Erfolge dabei gehabt, z. B. erntete ich bei Hafer 23 Zentner auf den Morgen. Für 1952 habe ich Versuche mit 18 verschiedenen Weizen- und 23 Gerstensorten angelegt. Ich mache auch Versuche mit Kalidüngung bei Kartoffeln. Meine Erfahrungen behalte ich aber nicht für mich allein. Ich habe dem bäuerlichen Versuchsring in Bitterfeld einige meiner Ergebnisse zur Auswertung übergeben. Die Kollegen haben sich anerkennend darüber ausgesprochen. [] Erst jetzt weiß ich, was das für uns Bauern bedeutet, wenn unsere Regierung dafür sorgt, daß wir Bauern uns mit der fortschrittlichen Wissenschaft bekanntmachen können! Der Nutzen für uns ist ganz gewaltig. Wenn ich nur daran denke, was ich beim Zwischenfruchtanbau und bei der Fruchtfolge gelernt habe ...! [] Heute weiß ich, daß ich meine Erträge im Stall und auf dem Felde noch bedeutend steigern kann. Ich brauche nur noch besser alle gebotenen Möglichkeiten und die Hilfe unserer Regierung auszunutzen!" [] Der Meisterbauer mit seinem Sohn. Die Versuche des Vaters sind so interessant, daß der Sohn schon jetzt lebhaft Anteil an ihnen nimmt und so die Erfahrung des Vaters für sich erwirbt. [] Und sonst? [] "Ja, und sonst? - Es ist ganz klar, daß ich als Bauer, der in Frieden leben und arbeiten will, mich auch für die Politik interessiere. Ich bin Mitglied der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands und Mitglied des Vorstandes unserer Bäuerlichen Handelsgenossenschaft innerhalb der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe. [] Ja, alles ist anders als früher. Wir haben keine Junker und Rittergutsbesitzer, die das große Wort führen und bestimmen. Heute sind wir, die werktätigen Bauern, selbst die Herren auf dem Dorfe. Das bedeutet natürlich für jeden einzelnen von uns: Lernen, lernen und nochmals lernen! Aber es macht Freude, viel Freude. Das ist Demokratie, weil wir über unser Schicksal selbst bestimmen, niemand uns in unsere dörflichen Angelegenheiten dreinredet und uns betrügt, wie es noch vor wenigen Jahren gewesen ist. - Im Westen ist das leider noch heute so, daß die werktätigen Bauern nichts zu sagen haben. Dort dürfen sie, wenn es nach Herrn Adenauer ginge, die neue Aufrüstung bezahlen, und wenn es wieder so weit ist, die eigenen Söhne in die Massengräber abliefern!" [] Der Meisterbauer Schimke ist ein fortschrittlicher, demokratischer Bauer. Er hat in der Deutschen Demokratischen Republik eine neue Heimat gefunden. Er sagt selbst, daß diese neue Heimat ihm die wahre Heimat geworden ist. Er leidet deshalb mit dem ganzen deutschen Volk an der von den amerikanischen Kriegstreibern herbeigeführten Zerreißung Deutschlands. Er hat begriffen, daß die Spaltung eine große Gefahr für den Frieden bedeutet. Er liest täglich von den Kriegsvorbereitungen in Westdeutschland und Westberlin. Er weiß, daß alles das sich im Grunde gegen die Deutsche Demokratische Republik richtet, weil die amerikanischen und deutschen Kanonenfabrikanten und die militaristischen, verflossenen Junker mit der Bodenreform und den anderen demokratischen Reformen in der Deutschen Demokratischen Republik nicht einverstanden sind, sondern sie rückgängig machen möchten. [] "Das würde für uns alle den Untergang bedeuten", sagt Schimke. "Es geht den Kriegstreibern darum, den Fortschritt zu unterbinden und die Demokratie auszurotten. Sie wollen unsere demokratischen Rechte und Freiheiten vernichten und uns in Not und Elend stürzen, damit sie wieder ihr Drohnendasein auf unsere Kosten führen können. Darum bereiten sie einen neuen Krieg vor. Darum ihr Schumanplan und ihr Generalkriegsvertrag. Warum bauen die Schlotbarone an der Ruhr wieder Kanonen? Weil wir sie vielleicht brauchen?! Warum jagt die Adenauer-Regierung die Bauern von Hohenfels-Parsberg, von Hammelburg und in anderen Gegenden Westdeutschlands von Haus und Hof? - Weil sie ihnen bessere Höfe geben will? - Nein, weil die amerikanischen Divisionen Platz für ihren Aufmarsch brauchen, weil sie für den dritten Weltkrieg Flug- und Truppenübungsplätze brauchen! Das ist der Grund! Darum jagt die Adenauer-Regierung deutsche Bauern wie rechtlose Bettler von Haus und Hof und aus ihren alten, schönen Dörfern! [] Das alles wollen wir Bauern in Ost- und Westdeutschland aber nicht! Wie könnte ein deutscher Bauer für den Krieg sein! Wir wollen in Frieden leben und in Ruhe unser Feld bestellen. Ein sowjetischer Soldat sagte einmal, als wir uns über Krieg und Frieden unterhielten, daß der beste Krieg tausendmal schlimmer ist, als ein noch so bescheidener Friede! Ich glaube, er hat mehr als recht. Aber unser Friede, für den wir kämpfen, das soll ein schöner, ein dauerhafter Friede werden! [] Adenauer will jetzt dem deutschen Volke den Generalkriegsvertrag anhängen. Wenn wir das zulassen, dann ist er in der Kriegsvorbereitung einen Schritt weiter! [] Das müssen wir verhindern. Der beste Weg dazu ist, daß wir alle gemeinsam für Gesamtdeutsche Wahlen sind. Wir wünschen sie so schnell wie möglich, weil sie der Spaltung unseres Vaterlandes ein Ende machen. Das würde für uns bedeuten, daß wir Deutschen endlich einen Friedensvertrag bekämen und die Besatzungstruppen aus allen Teilen. Deutschlands abziehen. - Wir wissen, daß die Bauern in Westdeutschland genau so denken wie wir. [] Ich rufe deshalb den Bauern in allen Teilen unseres Vaterlandes zu: Fordert die Gesamtdeutschen Wahlen zur deutschen Nationalversammlung. Unsere Regierung hat einen Wahlgesetzentwurf vorgeschlagen. Er gründet sich auf das Reichswahlgesetz der Weimarer Republik von 1924. Viele haben nach diesem Gesetz schon gewählt und kennen es. Jetzt sollen die Vertreter West- und Ostdeutschlands sich zusammensetzen und beraten. Der Weg zur Einheit und zum Frieden ist nicht schwer, wenn wir alle ihn gehen wollen. Und ich meine, wir Bauern wollen Einheit und Frieden. [] Kampf gegen den Generalkriegsvertrag und für die Durchführung Gesamtdeutscher Wahlen zur deutschen Nationalversammlung ist deshalb jetzt das Wichtigste!" [] Meisterbauer Schimke beim Studium des "Weißbuches über die amerikanisch - englische Interventionspolitik in Westdeutschland und das Wiedererstehen des deutschen Imperialismus", das vor kurzer Zeit vom Nationalrat der Nationalen Front des demokratischen Deutschland herausgegeben wurde, um dein deutschen Volke und der Welt aufzuzeigen, wohin der Weg geht, wenn es dem deutschen Volke nicht gelingt, dem Treiben der amerikanischen Eindringlinge ein Ende zu bereiten. [] Meisterbauer Schimke im Kreise seiner Berufskollegen bei einer Aussprache über die nächsten Aufgaben in Löbersdorf. Einmütig waren die Löbersdorfer Bauern der Meinung, daß es nicht genüge, sich mit den eigenen Aufbauerfolgen zufrieden zu geben, sondern, daß es notwendig sei, die friedliche Entwicklung für dauernd zu sichern. "Solange die Amerikaner auf deutschem Boden mit der Hilfe Adenauers und Schumachers einen neuen Krieg vorbereiten, schwebt über uns allen eine größere Gefahr", sagte Meisterbauer Schimke. "Es ist deshalb dringend notwendig, daß wir Deutschen uns miteinander einigen, Gesamtdeutsche Wahlen zur deutschen Nationalversammlung durchführen, ein einheitliches demokratisches und friedliebendes Deutschland schaffen und so für uns und unsere Kinder die Heimat und Haus und Hof sichern!"
Published:1952