SPD Kriegsgefangenenhilfe . Der "Plenis" entscheidet!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; SPD Kriegsgefangenenhilfe [] Informationsblätter für die Ortsvereine [] Herausgeber: Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Verantwortl.: Fr. Heine [] Hannover, Odeonstraße 15/16 - Redaktion: Hans Stephan [] Nr. 9 Juli 1948 []...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Parteivorstand, Heine, Fritz
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 07.1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/C4C03F87-6B84-4CC8-BB51-491DD9BF5CFE
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; SPD Kriegsgefangenenhilfe [] Informationsblätter für die Ortsvereine [] Herausgeber: Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Verantwortl.: Fr. Heine [] Hannover, Odeonstraße 15/16 - Redaktion: Hans Stephan [] Nr. 9 Juli 1948 [] Der "Plenis" entscheidet! [] Heimkehrer melden sich immer wieder bei der Kriegsgefangenenhilfe der SPD, um ihre Empörung und ihren Protest gegen ihre Behandlung in russischer Kriegsgefangenschaft zum Ausdruck zu bringen. Sie haben auf diesen Tag schon lange gewartet, weil sie längst in der Kriegsgefangenschaft trotz der einseitigen politischen, stalinistischen Propaganda unterscheiden konnten, wo die wirkliche Wahrheit und Freiheit vorhanden ist. Gerade die dauernde Hetze gegen den Vorsitzenden der SPD Kurt Schumacher machte sie hellhörig, weil ihre persönlichen Erfahrungen die Richtigkeit des sozialdemokratischen Protestes bestätigen mußten. Sie lasen zwischen den Zeilen der Antifaresolutionen, -artikel und Hetzreden und fällten ihr Urteil. Lesen wir den Brief eines solchen Heimkehrers: [] Sehr geehrter Herr Dr. Schumacher! Ich hoffe, daß diese verwunderlichen Zeilen Sie tatsächlich erreichen. Als vor 14 Tagen aus Rußland heimgekehrter Kriegsgefangener erfülle ich eigenen Wunsch und vor allem Bitte meiner zurückgebliebenen Kameraden, wenn ich mich an Sie wende. [] Wie uns in Rußland schien, haben Sie durch Bekanntgabe und Veröffentlichung der Verhältnisse in russischen Kriegsgefangenenlagern vieles für uns getan. Dafür möchte ich Ihnen danken. Mir ist kaum einer bekannt geworden, der sich für uns einsetzte, obwohl natürlich jede politische Partei "Rückkehr der Kriegsgefangenen" in ihr Programm aufgenommen hat. Ich darf Ihnen versichern, daß wir normalen, gewöhnlichen "Plenis" begeistert waren und Hoffnung faßten, als ein Deutscher vor der Weltöffentlichkeit es wagte, die Russen, ihrer Verbrechen und Handlungsweise gegenüber den Kriegsgefangenen anzuklagen, obwohl die SMA im "Haus der Sowjetkultur" in Berlin durch Vorträge und in der berichtenden ostdeutschen Presse ganz andere Darstellungen geben ließ. [] Sie werden mit Recht fragen, wieso wir von Ihnen überhaupt erfahren konnten. Dafür sorgten die aufgebrachten Russen durch NKWD und Propaganda selbst, vornehmlich durch Einsatz ihrer Propaganda in den Lägern. So wurde beispielsweise in dem Lager "Krasnaja-Poljana" im Kaukasus Nr. 7148-Y, von den Russen über den Aktivisten und Lagerführer Blümke und dem Aktivältesten Ebert die Abfassung einer Resolution gegen Sie erzwungen, daß heißt nach russischer Art durch indirekten Zwang. Sie hatten, wie man uns berichtete - die Zeitung bekamen wir niemals zu sehen, selbst unsere deutsche Propaganda nicht - Unwahres und Verleumderisches über unsere Behandlung berichtet. Die Art und der Text der entgegnenden Resolution zeigte uns aber nur zu deutlich, wie wahr Sie gesprochen hatten. Ich werde Ihnen ja nichts Neues als Beispiel erzählen können. Die Lagerbelegschaft wurde am Abend mit Hilfe der deutschen Convois zum "Meeting" zusammengetrieben und über die Resolution befragt. Wenn sich auch ein großer Teil im Schutze von Menschenmasse und Dunkelheit dieser Form demokratischer Freiheit wieder entzog, mußte doch der Rest der Resolution "begeistert" zustimmen. Stimmte einer nicht mit, so passierte ihm für den Augenblick wohl nichts, aber durch deutsche Denunziation wurde er ein "schwarzes Schaf" bei der Propaganda, diese Tatsache, in den Akten der NKWD festgelgt [!] und irgendwann einmal zu Fall gebracht. Wie mancher wundert sich, warum sich trotz körperlicher Hinfälligkeit seine Heimkehr [] verzögert. Durch solche Kleinigkeiten ließe sich die Erklärung geben. [] Ich möchte nun diesen schriftlichen Dank nicht schließen, ohne die im Namen meiner zurückgebliebenen Kameraden vorgetragene Bitte, in der Oeffentlichkeit allenthalben auf deren Rückkehr immer wieder hinzuweisen. Wie schnell vergißt die nicht direkt interessierte Oeffentlichkeit über den eigenen Sorgen die Tatsache gerade der russischen Kriegsgefangenen. [] Lassen Sie sich bitte niemals durch irgendeine sogenannte Meinungsäußerung der Kriegsgefangenen beirren, denn kommt sie aus Rußland, verhält es sich ähnlich wie vor beschrieben und stellt das Gegenteil der wirklichen Meinung dar, wofür ich selbst noch mehrere Beispiele geben kann. Hören Sie einen ehemaligen Gefangenen hier in Deutschland sich überschwenglich lobend äußern, dann fragen Sie nur, was er in Rußland getrieben hat, es kann sich dann nur um einen sogenannten "Experten" handeln! [] Ich möchte noch folgende Bitte kriegsgefangener Kameraden an uns Heimkehrer zur Sprache bringen: [] Ganz besonders hart sind zur Zeit durch die NKWD die ehemaligen Angehörigen von belasteten Wehrmachtsteilen betroffen. Handelt es sich um Kriegsverbrecher oder solche, die sich irgendwie vergangen haben, dann möge ihnen hier nicht das Wort geredet sein. Was kann aber einer dazu, daß er zu solchen Formationen zwangsweise gezogen wurde und dort Dienst machen mußte. Seine Unbescholtenheit konnte längst überprüft sein. Die meisten werden, obwohl von den russischen Aerzten vorgeschlagen, stets wieder gestrichen. Die Betreffenden erfahren weder Grund noch Ursache, noch werden sie vorgeladen. Ein Urteilsspruch ist wenigstens - ob schuldig oder unschuldig - eine Gewißheit. [] Zur russischen Rechtsprechung hat man aus Erfahrung kein Vertrauen, sie ist nur von Tendenz und Propaganda diktiert. Wirkliches Recht gibt es in Rußland nicht. Soll diesen Gefangenen, unter denen, so hoffe ich, mehr Unschuldige als Schuldige zu finden sind, nie ein Weg zur Heimat geöffnet werden? [] Ich darf Ihnen abschließend nochmals danken und hoffen, daß Sie in Ihrem Einsatz für die gerade russischen Kriegsgefangenen nicht erlahmen. Hunderttausende werden es Ihnen danken, die sich so leicht von der Heimat vergessen glauben. [] Sollte ich in diesen Zeilen Dinge schon entschiedener oder anders geordneter Angelegenheiten berührt haben, so halten Sie das meiner dreijährigen Abgeschlossenheit zugute. [] gez. Ferdinand Kuhn-Regnier jr. [] Aus den Mitteilungen aller Heimkehrer spricht die gleiche Meinung. Sie würde sich noch um ein vielfaches steigern, wenn die Toten der russischen Gefangenschaft noch einmal zu uns sprechen könnten. [] Das Schicksal unserer russischen Heimkehrer zwingt uns, unsere politischen Kräfte zur Erhaltung unserer Freiheit einzusetzen. Ihre bittende Mahnung bleibt unsere dauernde Verpflichtung, ihrer aufgezwungenen Schweigsamkeit unsere Stimme zu geben, damit für alle Kriegsgefangenen endlich einmal der Tag der Freiheit kommt. [] Frankreichs "Travailleurs libres" [] Nachstehenden Bericht über die zu "freien Arbeitern" umgewandelten deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich entnehmen wir der Schweizer Zeitung "Die Weltwoche". [] Wie würden Sie reagieren, wenn Sie nach dreijähriger Arbeit als Kriegsgefangener einen Merkzettel in Händen hielten, der Ihnen die Morgenröte der persönlichen Freiheit avisiert? Was würden Sie tun, wenn zu lesen wäre, daß Sie die noch unbestimmte Dauer Ihres Daseins als stacheldrahtumwundene und karabinerbehütete Menschennummer durch Signierung eines einjährigen Arbeitskontraktes gegen vollkommene persönliche Freiheit eintauschen könnten - daß Sie tariflich und sozial dem einheimischen Arbeiter gleichgestellt sein würden - daß Sie (und es stand wirklich so da und ist auch wirklich so gehalten worden) nach einem Monat freier Arbeitsleistung bereits schon einen einmonatigen Urlaub in die Heimat antreten könnten, dessen Fahrtkosten der fremde Staat trage? [] Die deutschen Prisonniers blieben zuerst zurückhaltend und mißtrauisch. Und sie taten das, was alle Gefangenen einer neuen Situation gegenüber tun, sie warteten zunächst ab - weil Gefangene nun einmal im etwa noch verbliebenen Glauben an das uneigennützige Humane in der Menschheit meist dem Schlechten vor dem Guten das Primat geben. Doch nach und nach gewann man Zutrauen zu den Versprechungen und weit über 140000 Gefangene akzeptierten schließlich das Angebot der französischen Regierung. [] Und es geht ihnen nicht schlecht in Frankreich. Die Arbeitsverhältnisse sind gut, wenn es auch hier wie überall in der Welt arbeiten und wieder arbeiten heißt. Es ist klar, daß die Franzosen für die Deutschen nicht die leichteste Arbeit übriggelassen haben, da sie für Büros und bevorrechtigte Arbeitsplätze selbst über genügend Bewerber verfügen. Der größte Teil ist in der Landwirtschaft beschäftigt, in der Industrie und im Bergbau. Man gibt jedoch der Industrie, dem Bergbau und dem Handwerk der besseren Verdienstmöglichkeiten und der achtstündigen Arbeitszeit wegen den Vorzug. In den Gruben zum Beispiel verdienen sieüber Tage im Akkord bis zu 20000 frs. monatlich, unter Tage noch mehr. Neben den Rationen der Schwerstarbeiterkarten stehen ihnen zusätzlich noch 450 g Kaffee, 500 g Zucker, 500 g Nudeln, 1 Kilo gute Marmelade, täglich 40 g guter Käse und 275 g Brot zur Verfügung. Ueberall verdienen sie, wie die französische Regierung es ihnen als Gefangene versprach, genau das gleiche wie ein Franzose, der dieselbe Arbeit verrichtet und besitzen die gleichen sozialen Rechte. Ist das Kontraktjahr um, kann der ehemalige Kriegsgefangene tadellos angezogen und mit einem Koffer voller "Raritäten" zurück nach Deutschland fahren, deren erste Rate er nun schon während seines Urlaubs hinübertransportiert. [] Ihr Urlaub ist sozusagen eine Studienfahrt. Nach den gewonnenen Eindrücken in der Heimat soll die Entscheidung darüber fallen, ob sie in Frankreich bleiben, oder ob Deutschland ihnen eine Zukunftschance bieten kann. Nun sind sie doch zurückgekehrt aus der grauen Heimat. Nicht weil Frankreich ihnen als gelobtes Land erscheint, nicht weit sie dort besser leben können. Sie empfinden, daß sie im augenblicklichen Zustand in Deutschland nichts zu verlieren haben. Es gibt so viele Menschen in den Trümmerstädten, zu viele Menschen, Millionen Menschen, die auf dem Sandboden einer fiktiven Existenz um die kleine und die große Zukunft bangen, die den anderen Tag um irgend eine neue Not, um ein unbekanntes Schicksal fürchten. [] Gerichtsverfahren gegen Kriegsgefangene in Frankreich [] Vor zahlreichen Militärgerichten in Frankreich finden laufend Prozesse gegen ehemalige Wehrmachtsangehörige statt, die wegen Kriegsverbrechen angeklagt sind. Tausende von solchen Prozessen stehen noch aus. Es ist bekannt geworden, daß die Urteile vielfach eine Schreckensjustiz darstellen. Heimkehrer geben hier für übereinstimmend folgende Gründe an: [] 1. Die Mitglieder des Gerichts (1 Jurist als Vorsitzender und 6 Offiziere) müssen sämtlich der Widerstandsbewegung angehört haben. [] 2. Die öffentliche Meinung wird immer wieder, namentlich durch die kommunistische Presse aufgeputscht, der kommunistische Heros, dem nazistischen Uebeltäter gegenübergestellt, wodurch ein spürbarer Einfluß auf die Rechtsfindung ausgeübt wird. [] 3. Wider versagt das Internationale Rote Kreuz ebenfalls nach übereinstimmenden Aussagen von Heimkehrern, bei dem Versuch,, [!] sich in diese Art Rechtssprechung einzuschalten. Eingehende Schriftsätze der Kriegsgefangenen werden zwar bestätigt, damit ist aber auch in der Hauptsache die Tätigkeit des I. R. K. erschöpft. Bei den Hauptverhandlungen kann man das Int. Rote Kreuz selten und nur in "sicheren" Fällen sehen. Es ist leider nur allzu deutlich spürbar, daß vor der Staatsautorität, die ja in gewisser Weise das Militärgericht darstellt, in einer Weise zurückgewichen wird, die dem guten Ruf des I. R. K., den es sonst bei den Kriegsgefangenen und in der Welt besitzt, im höchsten Maße abträglich ist. [] Aus obengenannten Gründen erscheint es daher notwendig, daß das I. R. K. dringend aufgefordert wird, sich in die Prozeßverfahren so einzuschalten, daß die Gefangenen die Ueberzeugung haben, vor einer willkürlichen Rechtssprechung geschützt zu sein oder Fehlurteile der Weltöffentlichkeit zur Kenntnis gebracht werden sollen. [] Wo und wie leben unsere Kriegsgefangenen in der SU? [] (Ortsvereine der Sozialdemokratischen Partei geben Auskunft) [] Allen Ortsvereinen ist inzwischen das Lagerverzeichnis über russische Kriegsgefangenenläger zugegangen. In mühevoller Kleinarbeit mit Unterstützung der Heimkehrer konnte dieses Material zusammengetragen werden. Es kann nicht den Anspruch der völligen Richtigkeit erheben. Denn noch immer kehren Kriegsgefangene aus Lagern zurück, von denen wir bisher keine Ahnung hatten. Wo sollen wir auf einmal alle Kenntnis hernehmen, nachdem Sowjetrußland lange Jahre das Geheimnis über seine Kriegsgefangenenläger sorgsam hütete. Nur einfache Zahlen mit Strich und Nebenzahl waren das einzige Erkennungszeichen. Heimkehrer lüfteten diesen Schleier. [] Damit können zum ersten Mal die Fragen von Müttern und Frauen nach dem "Wo" ihrer Söhne und Männer beantwortet werden. Die Karte verzeichnet nicht alle Lager. Das ist infolge des Druckraumes nicht möglich. Kreise geben dafür ein Gebiet an, das stark mit Krigsgefangenenlagern besetzt ist. Das eigentliche Lagerverzeichnis nennt uns den ungefähren Ort und den Gebietsteil des Lagerstandpunktes. Mit der Herstellung der Lagerkarte wurde bereits im Herbst 1947 begonnen. Infolgedessen weist sie die alten zwei- und dreistelligen Lagerzahlen auf, die durch Vorsetzen der 7000er Zahl zu ergänzen sind. Das gekennzeichnete Planquadrat soll unser Suchen erleichtern. In den Lagerverzeichnissen wurden auch die früheren Lagergruppen aufgeführt. Dies trifft vor allem in der 7-Tausender-Gruppe zu. In diesem Falle der Suchens nach einer Lagerzahl bis Herbst 1947 ist die Zahl 7000 zu streichen. [] Die Beantwortung der ersten Frage nach dem "Wo" des Lagers löst auch die zweite aus: "Wie geht es dort unseren Kriegsgefangenen?" Und die dritte Frage steht gleich dahinter: "Welcher Heimkehrer hat unseren Vermißten gesehen?" Auch für diese Fragen versucht die Kriegsgefangenenhilfe der Sozialdemokratischen Partei eine Antwort zu geben. Den Bezirkssekretariaten der SPD wurde bereits das erste Heimkehrerverzeichnis zugesandt. Das zweite folgt in den Tagen dieser Drucklegung. Weitere Verzeichnisse erscheinen laufend und schnellstens. Die Bezirkssekretariate werden diese Heimkehrerverzeichnisse den Ortsvereinen zuleiten. Beim Ausbleiben bitte anmahnen! Die genannten Heimkehrer sind bereit, über die Lager ihrer Gefangenschaft zu berichten. Sie stellten nur die eine Bedingung: Beilegung von Rückporto, Briefpapier und Umschlag. Fast alle Anfragen kurz und bündig. Diese Hilfsarbeit leisten die Männer neben ihrer Berufsarbeit. [] Eine zweite Broschüre: "Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit" wird als Fortsetzung des Lagerverzeichnisses erscheinen. Hier werden wir uns durch Heimkehrerberichte ein genaues Bild der russischen Kriegsgefangenschaft formen können. Das ganze ausgeklügelte System des Menschenverbrauches, seiner Aufpäppelung bis zum endgültigen Verschleiß und Heimtransport steht vor unseren Augen. Es handelt sich nicht um Einzelschicksale, sondern um das gültige Massenschicksal. [] Beide Broschüren können durch die Ortsverbände noch weiterhin beim Parteivorstand, Hannover, Odeonstraße 15/16 bezogen werden. Verkaufspreis 0.50 DM [] Was wollen die Veröffentlichungen erreichen? Jede einzelne Frau und jeder einzelne Mann werden beim Lesen erkennen, daß unsere Heimkehrer aus dem Osten ein ganz anderes Leben führten als die Heimat. Diese Frauen und Männer werden mit uns der Meinung sein, daß wir nicht nur dem Staat, den öffentlichen Stellen die Heimkehrerbetreuung überlassen müssen. So vieles verloren unsere Heimkehrer, Gesundheit, Sicherheit und ein geordnetes Leben. Ist es deshalb verwunderlich, wenn sie sich heute als Fremdkörper fühlen, denen das Gefühl für ihre Heimatgemeinschaft abhanden gekommen ist. Wollen wir ihnen aus ihrer politischen Verbitterung der russischen Kriegsgefangenschaft die gleiche Abweisung auch uns gegenüber aufzwingen. [] Jeder Ortverein [!] hat seinen Heimkehrern den Eindruck zu geben, daß im Gegensatz zur russischen Kriegsgefangenschaft der Mensch im Vordergrund steht, dem unsere ganze Hilfsbereitschaft gilt. Die solidarische Brüderlichkeit der Sozialdemokraten muß für ihn der Beweis sein, in unserem Kreis leben und arbeiten zu können. [] Vatikan stellt Nachforschungen nach Vermißten in Rußland ein. [] Das erzbischöfliche Generalvikariat in Köln veröffentlichte eine Mitteilung des Staatssekretariats des Vatikans, nach der das Informationsamt für Kriegsgefangene im Vatikan seine Nachforschungen über die in Rußland oder in den russisch besetzten Ländern vermißten deutschen Wehrmachtsangehörigen eingestellt habe. Die Versuche, für diese Kriegsgefangenen Verbindung mit ihren Angehörigen in der Heimat herzustellen, seien leider erfolglos geblieben. [] Kriegsgefangene können wieder ihren früheren Arbeitsplatz einnehmen. [] Heimkehrende Kriegsgefangene müssen auf Grund eines Erlasses der britischen Militärregierung auf eigenen Wunsch von den Arbeitsämtern in ihre früheren Arbeitsplätze vermittelt werden. Dies gab ein Vertreter des Landesarbeitsamtes Hamburg auf einer Tagung der Landesarbeitsgemeinschaft für Kriegsgefangenenfragen bekannt. [] Wenn jedoch die frühere Arbeitstätigkeit eines Kriegsgefangenen für die heutigen wirtschaftlichen Anforderungen belanglos ist, kann eine anderweitige Vermittlung erfolgen. Diese Arbeitsvermittlung geschieht im Wege der Dienstverpflichtung. Dadurch wird das Arbeitsverhältnis, das der Kriegsgefangene vor seiner Einberufung zur Wehrmacht inne hatte, aufrechterhalten, so daß er nach Ablauf der Dienstverpflichtung diesen Arbeitsplatz wieder einnehmen kann. [] Früher mußten heimkehrende Kriegsgefangene auf Grund der Direktive Nr. 33 der britischen Militärregierung in vordringlichen Arbeiten, praktisch zumeist Bauarbeiten, vermittelt werden. Diese Direktive ist bis zu einer endgültigen Vier-Mächte-Regelung von der britischen Militärregierung ausgesetzt worden. [] Sendungen in polnische Kriegsgefangenschaft. [] Kriegsgefangene in Polen können jetzt Päckchen bis zu zwei Kilogramm erhalten. Der Empfänger muß diese Päckchen in polnischer Währung verzollen. Wenn er die Gebühr nicht aufbringen kann, werden sie zurückgeschickt. [] Trotz Sommermonate keine Steigerung der Entlassungszahl. [] Wir warten auf unsere Kriegsgefangenen. [] 1948 soll für sie das Befreiungsjahr sein. So entschied die Außenministerkonferenz. Mit Spannung verfolgten Wir die Entlassungszahlen der letzten Zeit. Für die Zeit vorn 24. 5. bis 20. 6. 1948 gelangten durch die britische Zone folgende Transporte: [] England Aegypten Frankreich Dänemark Rußland [] 1. Woche 4033 3887 699 14 6940 [] 2. Woche 3546 1478 4610 [] 3. Woche 4091 1915 764 [] 4. Woche 4821 1896 741 1379 [] 22174 4833 14 13693 [] Diese Zusammenstellung hat uns bitter enttäuscht. Zwar geben uns die Zahlen aus dem Westen die Gewißheit, daß hier mit der Erfüllung des Versprechens der endgültigen Entlassung gerechnet werden kann. (England setzte in diesen Tagen seinen letzten Heimkehrertransport über den Kanal.) Doch der öffentlichen Mitteilung der russischen Militärverwaltung, täglich wenigstens 2000 Mann zu entlassen, ist bis heute noch nicht die Tat gefolgt. [] Und wo bleiben unsere Heimkehrer aus Rumänien, Jugoslawien, Polen und der Tschechoslowakei? Nicht einen Transport konnten wir verbuchen. Liegt es vielleicht daran, daß diese "Volksdemokratien" ohne Sklavengruppen nicht bestehen können?
Published:07.1948