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Wehe den Besiegten! [] Was sie aus Deutschland machen wollen. [] Auf der Höhe der militärischen Macht Deutschlands und seiner Verbündeten, in einer Zeit, in der die Niederringung Rumäniens uns unsere wirtschaftliche Unerschütterlichkeit für alle Zukunft garantierte, hat der Kaiser den Feinden ein Friedensangebot gemacht auf der Grundlage der Forderung von Dasein, Ehre und Entwicklungsfreiheit für unsere Zukunft. Unsere Feinde haben dieses Angebot höhnisch und in wahnwitziger Verkennung der Kriegslage zurückgewiesen. Sie haben aber gleichzeitig den Schleier gelüftet, ihre Kriegsziele in der Antwort an den Präsidenten der Vereinigten Staaten offen kundgetan und uns damit gezeigt, welches Los unserer harrt, wenn wir den Sieg nicht erringen und den Frieden nicht erzwingen. [] Sühne, Wiedergutmachung und Bürgschaften hatten sie in ihrer Antwort auf unser Friedensangebot verlangt. [] Sühne: d. h. Abbitte und Demütigung und damit der Verlust deutscher Achtung in der Welt. [] Wiedergutmachung: d. h. völlige Wiederherstellung und Kriegsentschädigung an den Bund der Zehnstaaten, der verblendet von Revanchedurst und Weltmachtstraum uns den Krieg aufzwang. [] Bürgschaft: d. h. Herausgabe deutscher Erde in Ost und West, Zerstückelung des Deutschen Reiches und derjenigen der uns verbündeten Staaten und Vernichtung unserer Wehr zu Lande und zu Wasser. [] Wer daran zweifelt, daß dies das Ziel unserer Feinde ist, dem zeigt es die Antwort an den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Was fordern die Feinde? [] Sie fordern: "Wiederherstellung Belgiens, Serbiens und Montenegros, Wiederherstellung Rumäniens und Kriegsentschädigung (Wiedergutmachung) an diese Staaten". Wir sollen den Staat, der die Mörderhand von Serajevo führte, für seine Tat entschädigen, sollen vergessen, was deutsche Soldaten unter dem blindwütigen Vorgehen belgischer Zivilbevölkerung bei ihrem Durchmarsch zu erdulden hatten, sollen Belgien, das schon vor diesem Weltkrieg in Abmachungen mit unseren Gegnern verstrickt war, zum Aufmarschgelände für unsere Feinde machen, damit sie in Zukunft den Feldzug sofort an den Rhein und in unsere wichtigste Industriegegend tragen können; sollen dem Rumänien, das nach 30jährigem Bündnis mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn uns in dem Augenblick den Dolch in den Rücken stoßen wollte, in dem es uns ermattet glaubte, eine Kriegsentschädigung dafür zahlen, daß es eine Politik des Verrats und des Wortbruches trieb? Was sollen unsere Truppen, was sollen die mit uns verbündeten Bulgaren sagen, wenn der Lohn des glänzenden Feldzuges von Hindenburg, Ludendorff und Mackensen in einer Kriegsentschädigung an Rumänien bestehen sollte? [] Sie fordern die "Zurückgabe der Provinzen und Gebiete, die früher den Alliierten durch Gewalt oder gegen den Willen ihrer Bevölkerung entrissen worden sind". [] Deutsches Volk, merkst du, was das bedeuten soll? [] Das soll bedeuten die Rückgabe Elsaß-Lothringens, soll bedeuten den Verlust unserer Ostprovinzen an Rußland, kann auch den Verlust anderer Grenzprovinzen an andere Mächte bedeuten, wenn diese sich bei Annahme dieses Friedensangebotes den "Alliierten" etwa noch anschlössen. Was uns Ludwig XIV. in der Zeit politischer Ohnmacht Deutschlands in schmählicher Weise abnahm, unsere deutsche Westmark mit der gewaltigen Festung Metz, die deutsche Stadt Straßburg, deren Münster von edelster deutscher Kunst zeugt, wir sollen es den Franzosen ausliefern, in deren Lande wir als Sieger stehen! Im Norden und Westen und Osten will man Glieder vom Leibe des Deutschen Reiches schneiden, uns einengen und uns den Atem rauben, den wir an Volksausdehnung und Wirtschaftskraft zum Leben gebrauchen. [] Sie fordern: "Die Befreiung der Italiener, Serben, Rumänen, Tschechen und Slowaken von der Fremdherrschaft". Das bedeutet die Zertrümmerung des uns verbündeten Oesterreich-Ungarn. So wie Deutschland früher ein ohnmächtiges zerrissenes Land war, in dem jeder einzelne Stamm nach politischer Selbständigkeit strebte, das Reich und seine Krone aber machtlos nach außen waren, so will man Oesterreich-Ungarn zu diesem Zerrbild eines kraftvollen Staates machen, um uns eines Bundesgenossen zu berauben, auf den wir in guten und bösen Tagen zählen können. Man will das treulose Italien vergrößern, das niedergebrochene Rumänien, dessen König nach Rußland geflüchtet ist, um ungarische Provinzen vermehren, man will Oesterreich auseinanderreißen, während die Bedeutung der oesterreichisch-ungarischen Monarchie gerade darin besteht, daß die einzelnen Reiser des großen Staates, die an sich kraftlos sind, durch das Band der oesterreichisch-ungarischen Monarchie zur kraftvollen Macht zusammengefaßt werden. [] Sie fordern: "Die Befreiung der Bevölkerungen, welche der blutigen Tyrannei der Türken unterworfen sind, und die Entfernung des osmanischen Reiches aus Europa". Hinter diesen Worten verbirgt sich der Größenwahn Rußlands, das nach fremdem Gut gelüstet, das Konstantinopel, welches nie eine russische Bevölkerung aufzuweisen hatte, besitzen, das die Türkei zerstückeln und auseinanderreißen will. Sie fordern die "Achtung der Nationalität und der Rechte aller kleinen Völker". Welche dreiste Stirn gehört für die Vergewaltiger des neutralen Griechenland, für die Unterdrücker Indiens, Aegyptens und Irlands dazu, diesen Satz als Kriegsziel niederzuschreiben, dem ihre Taten Hohn sprechen! [] Zusammengefaßt bedeuten die Kriegsziele der Feinde ein seiner besten, mit teuerstem deutschen Blute im Laufe der Jahrhunderte errungenen Provinzen beraubtes Deutschland, ein zertrümmertes Oesterreich-Ungarn, eine unter englischer Oberhoheit stehende Türkei als asiatisches kleines Staatengebilde, ein durch diese Verhältnisse unter russische Souveränität gestelltes Bulgarien, dazu vielleicht 100 Milliarden Mark Kriegsentschädigung an unsere Feinde, die Auslieferung unserer Handelsflotte (England verkündet den Grundsatz, daß wir die versenkten Schiffe Tonne für Tonne ersetzen sollten), die Unmöglichkeit, die Verteidigung des eigenen Landes durch Heer und Flotte künftig nach eigenen Bedürfnissen auszugestalten. Dieses seiner Verteidigung zu Land und zu Wasser beraubte Deutschland, das seine Handelsflotte auslieferte, das zur Aufbringung der eigenen Kriegslasten und der Kriegsentschädigungen Jahrzehnte arbeiten und Schweiß vergießen muß, während es selber nicht mehr Handel treiben kann wie früher, da ihm der Ueberseehandel durch England, der Handel nach dem Orient durch Rußland verlegt würde, wäre allerdings das Sklavenvolk Europas, als das der Wahnwitz der Feinde uns sehen will. [] Denkt an die Geschichte! Einst hat Rom von dem besiegten Karthago die Auslieferung der Flotte, dann die Auslieferung aller Geschütze und Bewaffnungen verlangt und, als der gedemütigte Staat das anerkannt hatte, verlangt, daß die alte Handelsstadt sich selbst zerstöre und sich im Innern des Landes neu aufbaue, um überhaupt nicht mehr Handel treiben zu können. Das England von heute hat ein ähnliches Ziel. Es will unsere Kriegs- und Handelsflotte vernichten, uns der Waffe zu unserer Verteidigung berauben, um uns dadurch die Seegeltung zu nehmen, im Innern zerstückeln, auf daß Englands Weltherrschaft unerschüttert dastehe und das freie Meer nur England gehöre, auf daß die Völker Europas nur Fronknechte im Dienste seiner Gold- und Geldinteressen wären. [] Und solche Bedingungen wagt man in schamloser Frechheit einem Volke zu bieten, das in treuem Zusammenwirken mit seinen Verbündeten die Leistungen gezeigt hat, wie das deutsche Volk an der Front und hinter der Front. Ueber 50 feindliche Festungen haben unsere tapferen Truppen erstürmt, ein Gebiet, größer als das ganze Deutsche Reich, erobert, mehr als 8 Millionen Gefangene eingebracht, vier Könige, die, von unseren Gegnern angestachelt, sich in den Krieg stürzten, aus ihren Ländern gejagt, die deutschen Fahnen über Brüssel, Antwerpen und Zeebrügge, über die reichen Gebiete Ost- und Nordfrankreichs ausgebreitet, Kurland, ganz Litauen, Polen, Wolhynien, Serbien, Montenegro und fast ganz Rumänien in unsere Hand geliefert. Gibt es etwas Unerhörteres als demgegenüber die Sprache dieser Kriegsziele? [] Noch vor kurzem konnten die Feinde vermeinen, daß wir wirtschaftlich verbluten könnten. Eitel ist heute ihre Hoffnung. Das Gebiet der Walachei, dessen Getreideernte uns und unseren Bundesgenossen zur Verfügung steht, hatte im Frieden einen Getreideausfuhr-Überschuß von 2 1/2 Millionen Tonnen. Die reichsten Petroleumquellen der Welt sind in unserer Hand. Uns einzuschränken haben wir gelernt, nichts kann, wenn diese Einschränkung bleibt wie bisher, uns wirtschaftlich niederringen, dauere der Krieg, solange er wolle! [] Wohlauf denn, so gibt es nur eine Antwort, den Sieg zu erringen und den Feind zum Frieden zu zwingen. Der letzten Anstrengung an der Front sind wir sicher nach allem, was wir in diesen 2 1/2 Jahren erlebt haben und was größer ist als alles, was ein Volk je in der Weltgeschichte militärisch zu leisten vermochte. Das Hindenburgprogramm des vaterländischen Hilfsdienstes ruft hinter der Front alle auf, im Interesse des Vaterlandes zu schaffen, Deutschland in eine einzige große Munitionsfabrik umzuwandeln. Zwietracht und politischer Kampf muß schweigen und zurücktreten hinter den Grundgedanken, die letzte Kraft einzusetzen, um Ehre, Dasein und Entwicklungsfreiheit unseres Volkes zu sichern. Nie ward Deutschland bezwungen, wenn es einig war, nie war es einiger als in dem Bewußtsein, auf den Wahnwitz und die schamlose Frechheit unserer Feinde zu antworten mit dem letzten Hauch von Roß und Mann, mit dem Siegeswillen des ganzen Volkes, mit dem Willen zum Durchhalten und zum Ertragen dessen, was die Gegenwart uns auferlegt, um uns die bessere Zukunft zu sichern, um nicht überwindbare Nöte gegenwärtiger Tage zu vertauschen mit ewigen Nöten der Zukunft, mit dem Verlust von Freiheit und Ehre. In diesem Sinne sei die Antwort Deutschlands auf unsere Feinde ein einziges 70-Millionen-Bekenntnis zur Anspannung der letzten Kraft im Kampfe, dann kommt, so Gott will, durch Kampf der endgültige Sieg, durch den endgültigen Sieg und nur durch diesen, der Frieden und die Sicherung der deutschen Zukunft. [] Druck: Hermann Klokow, Berlin S 14, Alexandrinenstraße 77.
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