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Mit Lügen in die SED [] (Eine sachliche Feststellung) [] Die kommunistische Partei will nach dem Muster der Ostzonen in Zukunft auch in den Westzonen unter dem Namen »Sozialistische Einheitspartei« (S.E.D.) firmieren. Es ist der K.P. in Dortmund gelungen, zwei ehemalige Sozialdemokraten als Propagandisten für die S.E.D. zu gewinnen, Kurt Dielitzsch und Erich Bennhardt, zwei Ingenieure aus Dortmund-Derne. Beide haben einen in einer Auflage von 20000 Exemplaren erschienenen Aufruf neben den beiden Kommunisten Kalt und Gitzen unterzeichnet. Der Aufruf fordert zur Gründung der S.E.D. auf. Anmeldungen für die neue Partei sollen auf dem K.P.-Büro in Dortmund, bei dem Rechtsanwalt Amecke vollzogen werden. Es wird ein Apell [!] an die Kommunisten, Sozialdemokraten und Parteilosen gerichtet, der S.E.D. beizutreten. [] In den Kreisen der S.P.D. in Dortmund-Derne wurde schon seit einiger Zeit behauptet, daß vor allem Dielitzsch Verbindungen mit der K.P. habe und als Gründer des S.E.D. auftreten wolle. In zwei Funktionärsitzungen des Stadtbezirks Derne der S.P.D. wurde Dielitzsch deswegen gestellt. Er bestritt energisch, Verbindungen mit der K.P. gehabt zu haben und bezeichnet alles, was nach der Richtung über ihn gesagt werde, als Geschwätz. Auf die Frage, warum er seine Funktionen in der S.P.D. niedergelegt habe, erklärte er, er wolle Zeit gewinnen, sich zu schulen, um dann Vorträge in der S.P.D. halten zu können. [] In der Funktionärversammlung um 28. März 1947 wurde Dielitzsch von dem Vorsitzenden des Unterbezirks Dortmund, Heinrich Wenke, vor die Frage gestellt, ob er, Dielizsch, erstens Verbindung mit den Kommunisten gehabt habe, um die Vorbereitungen zu treffen für die Gründung einer S.E.D. und zweitens, ob er überhaupt die Absicht habe für die S.E.D. zu arbeiten. [] Zu 1) erklärte Dielitzsch mehrfach, er habe keinerlei Verbindungen mit der K.P. Auch hier bezeichnete er wieder alle solche Behauptungen über ihn als Geschwätz. [] Zu 2) könne er sich, so sagte er, noch nicht entscheiden. Die Frage sei so schwerwiegend, daß er noch mindestens eine Nacht und einen Tag mit sich allein darüber zu Rate gehen müsse. Er werde aber sofort, wenn er sich schlüssig geworden sei, der Parteileitungüber seine Entscheidung Mitteilung machen. [] Wohlgemerkt: Diese Erklärung gab Dielitzsch am Abend des 28. März, vor etwa 60 Funktionären, im Beisein des Unterbezirksvorsitzenden Wenke und des Unterbezirkssekretärs Sprave. [] Am 2. April 1947 kam der gedruckte Aufruf mit der Unterschrift Dielitzsch und Bennhardt in unsere Hände, der schon vorher in dem kommunistischen Volks-Echo erschienen war. Noch am gleichen Morgen vom Unterbezirkssekretär Sprave zur Rede stellt, beteuerte Dielitzsch, daß seine in der Funktionärsitzung abgegebene Erklärung richtig sei, und gab dazu nachfolgende schriftliche Erklärung ab: [] DORTMUND-DERNE, den 2. April 1947 [] »Meine in der Funktionärsitzung vom Freitag, dem 28. März 1947 abgegebene Erklärung, bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Besprechungen und Abmachungen mit den Funktionären der K.P.D. über die Bildung der S.E.D. getroffen zu haben, erhärte ich mit nachfolgender Unterschrift. [] Die ersten Besprechungen haben am Samstag, dem 29. März 1947 stattgefunden. Ich bin mir klar darüber, daß ich damit die Trennung von der Sozialdemokratischen Partei vollzogen habe. [] Kurt Dielitzsch« [] Da aber der Aufruf mit den Unterschriften Dielitzsch und Bennhardt das Datum 27. März 1947 trägt und wir feststellen konnten, daß der Aufruf auch am 27. März als Auftrag in die Druckerei gegeben wurde, ist offensichtlich, daß Dielitzsch in der Funktionärversammlung am 28. März zu feige war, für seine Handlungen einzustehen, oder daß er die Absicht hatte, die Funktionäre wie die Unterbezirksleitung irre zu führen, Auf jeden Fall aber hat Dielitzsch die maßgebenden Vertreter des Unterbezirks, Vorstandes einschließlich die Funktionärversammlung des Stadtbezirks Derne bewußt belogen, sowohl was seine Verbindung mit der K.P. betrifft, wie auch, was seine Entscheidung angeht, ob er für die S.E.D. arbeiten wolle oder nicht. Auch die schriftliche Erklärung ist danach erlogen. [] Daß Dielitzsch sich durch seine Handlung außerhalb der S.P.D. gestellt hat, erklärt er selbst. Er hat also auch das Recht verwirkt, als Sozialdemokrat den Aufruf zu unterzeichnen. Das gleiche gilt für Bennhardt, der in der Funktionärversammlung am 28. März zugegen war, die Lügen des Dielitzsch hörte und nicht den Mut aufbrachte, vielleicht auch nicht aufbringen wollte, wenigstens für seine Person eine richtige Darstellung zu geben. [] Sowohl Dielitzsch wie Bennhardt haben sich durch ihr Vorgehen selbst gerichtet. Wir können es den Lesern überlassen, aus diesem Verhalten die richtigen Schlüsse zu ziehen. Eine Partei, bei deren Gründung Lüge und Feigheit Pate stehen müssen, muß von vornherein als eine verlorene Sache betrachtet werden. [] Der Unterbezirksvorstand [] Heinrich Wenke [] Ewald Sprave [] [...]den & Firchow, Dortmund BAF 54, 2000. 4.47. Kl. B.
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