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Es waren viele Schwarze und nur ein Roter, die gen Moskau ritten ... [] ... so sagte Erich Ollenhauer in seiner großen Rede am 23. Sept. 1955 im deutschen Bundestag, als der Bundeskanzler von seiner Reise aus Moskau zurückgekehrt war. [] Doch blenden wir ein wenig zurück! [] Wie war das doch damals, als man die Sozialdemokraten mit offenen und versteckten Verdächtigungen der Moskau-Hörigkeit bezichtigte? Kein Mittel war zu schlecht, als daß es nicht im Bundestagswahlkampf 1953 von seiten der Koalitionsparteien und natürlich auch des Herrn Bundeskanzlers gegen die SPD verwendet wurde. [] Da hingen CDU/CSU-Plakate ... [] ... an den Säulen, daß "alle Wege des Marxismus nach Moskau führen". Da scheute sich zum Beispiel der Kanzler nicht, auf Grund trüber Quellen Sozialdemokraten zu verdächtigen, daß sie Gelder aus Moskau erhalten hätten. Eine Behauptung, die Dr. Adenauer im Prozeß mit dem Ausdruck des Bedauerns zurücknehmen mußte. [] Bundeskanzler Adenauer fuhr im September 1955 nach Moskau. Das deutsche Volk sah mit Staunen, was sich vor den Augen der Fernsehkameras, der Fotoreporter an Verbrüderungsszenen zwischen den "schwarzen" Bonnern und den "roten" Machthabern abspielte. [] Doch lassen wir Erich Ollenhauer zu diesem Thema selbst sprechen: Das Protokoll der Bundestagssitzung vom 23. September hielt aus der Rede Ollenhauers fest: [] Das ist das entscheidende Wort: [] Eine Ausschaltung dieser Art von Polemik in der Zukunft, wäre in der Tat ein großer Gewinn für die deutsche Politik [] Die Verleumdung, daß die deutsche Sozialdemokratie "moskauhörig" sei, war auch schon vor der Moskaureise Dr. Adenauers eine Verleumdung. Sozialdemokratie und Kommunisten sind wie Feuer und Wasser - es gibt keinen größeren Gegensatz, als den zwischen demokratischem Sozialismus und totalitärem Kommunismus. [] Deshalb sollte diese Behauptung nicht immer vor jedem Wahlkampf aus der Versenkung herausgeholt werden. [] Die Verbrüderungsszenen zwischen Dr. Adenauer und Sowjet-Ministerpräsident Bulganin sollten der Grabstein über diese Art Wahlkampfpropaganda sein. [] Selbstverständlich wird es auch künftig Auseinandersetzungen zwischen den Parteien geben. Das ist im demokratischen Staat lebensnotwendig. [] Aber Sie, lieber Leser teilen sicherlich mit Erich Ollenhauer und der Mehrzahl aller Deutschen die Meinung, daß man aus diesen Auseinandersetzungen die Methode der Verleumdung künftig weglassen sollte. Sie ist eines anständigen Mannes nicht würdig. Und gerade hohe Regierungsvertreter und maßgebende Politiker müßten es für unter ihrer Würde halten, mit Verleumdungen parteipolitische Geschäfte machen zu wollen. [] SPD [] Sozialdemokratische Partei Deutschlands [] Herausgeber: Vorstand der SPD, Bonn - Druck: Bonn-Druck [] 3377 / 11-55
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