Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Lochung
Wählerinnen und Wähler! [] Am 16.10.1949 sollen ausser den Abgeordneten für die Hamburger Bürgerschaft auch die Bezirksverordneten für den Bezirksausschuß des neuen Bezirksamtes Wandsbek gewählt werden. [] Mit diesem Flugblatt wollen wir Sozialdemokraten aufzeigen, wie hier draussen in den von Ausgebombten übervölkerten Aussengemeinden der Millionenstadt Hamburg noch 1945 die Situation, wer sich in den Jahren nach 1945 für die Belange der Bevölkerung eingesetzt hat und wer auch künftig in unserem neuen Bezirksparlament in Wandsbek allein die Forderungen der Bevölkerung in sachlicher, verantwortungsvoller Arbeit verwirklichen helfen wird. [] Wie sah es 1945 aus? Gegenüber 2600 Menschen im Jahre 1939, drängten sich 7000 Menschen in größtenteils unzulänglichen, nicht winterfesten Unterkünften zusammen. Erschwert wurde die diese Not durch den Hunger, den Mangel an Feuerung, durch das Fehlen ausgebauter Strassen und Strassenbeleuchtung in den ursprünglich für eine Bebauung nicht vorgesehenen Aussengebieten. Dies waren die Folgen des schrecklichsten aller Kriege! [] Die Sozialdemokratische Partei ist sofort auf den Plan getreten, um ihre Forderungen für die Bevölkerung anzumelden. Die gegebene Plattform für die kommunale Arbeit war der beratende Ausschuß. Wodurch ist die Arbeit der sozialdemokratischen Mitglieder des beratenden Ausschusses sichtbar in Erscheinung getreten? [] 1.) In den Notjahren bis zur Währungsreform haben wir uns dafür eingesetzt, dass stadteigene Flächen als Grabeland vergeben wurden, um zusätzliche Ernährung zu schaffen. [] Die Hilfsbedürftigsten - alte und erwerbsbeschränkte Personen - haben durch von uns veranlasste Holzeinschlagaktionen zusätzlich Brennstoff erhalten. Möbel- und Kleidersammlungen wurden durchgeführt, um der grössten Not zu steuern. [] 2.) Für die Kinder erwerbstätiger Frauen wurde auf Antrag der SPD und zum Teil mit Mitteln der uns nahestehenden Organisationen Kindertagesheime geschaffen. [] 3.) Die SPD hat sich mit allen Nachdruck für den Schulneubau und für die Verbesserung der sanitären Anlagen der alten Schulen eingesetzt. Im Elternrat der Schulen haben Sozialdemokraten dazu beigetragen, dass die Schulspeisungen durchgeführt und zusätzlich Schuhzeug für die Schulkinder beschafft werden konnte. [] 4.) Die teilweise katastrophalen Strassen- und Wegeverhältnisse konnten entscheidend gebessert werden. Strassen werden völlig neu ausgebaut. In der Saselbeksiedlung wurden die Voraussetzungen für den in Selbsthilfeaktion durchgeführten Ausbau von 13 Straßen geschaffen! 6 Km Fusswege sind neu angelegt/bezw. ausgebessert worden. [] 5.) 1945 brannte keine Strassenlampe! Der Ortskern ist jetzt mit Strassenbeleuchtung versehen und der Anschluss der Strassen in den Aussengebieten steht in nächster Zeit bevor. [] 6.) Die von der SPD erhobenen Vorstellungen führten zu einer wesentlichen Verbesserung des Autobusverkehrs. [] 7.) Die Feuerlöschteiche werden gereinigt und damit einöffentlicher Notstand beseitigt. [] 8.) Bei Aufteilungen sind Grünflächen und Kinderspielplätze abgetreten worden, die nach erfolgter Herrichtung eine Verschönerung des Ortsbildes und eine Erholungsstätte für unsere Jugend bilden werden. [] 9.) Bis 1950 werden Sportplätze fertiggestellt sein. [] Dieses war möglich weil 1946 48% der Bevölkerung der SPD ihre Stimme gaben. Die SPD war im beratenden Ausschuss das bestimmende Element und sämtliche Anträge, die zu den aufgeführten Verbesserungen führten, sind von der SPD eingebracht und vertreten worden. Die SPD war der Sprecher der werktätigen und zum übergrossen Teil ausgebombten Bevölkerung. Unser Gegner im Wahlkampf, der sogenannte "Vaterstädtische Bund" war nur durch einen Partner in Bergstedt und überhaupt nicht in Lemsahl-Mellingstedt vertreten, während die FDP überhaupt nicht in Erscheinung getreten ist und den Sitz im beratenden Ausschuss im letzten Jahr nicht in Anspruch genommen hat. Unsere Tätigkeit war bislang ehrenamtlich und beratend. Die Bezirksverordnetenversammlung für das neue Amt Wandsbek wird beschlussfähig sein und bietet für die zu wählenden Vertreter gleichlich grössere Möglichkeiten, die Interessen der Bevölkerung zu vertreten. Bergstedt ist der Ort der werktätigen Bevölkerung, des Lohn- und Gehaltsempfängers. Die SPD ist die Partei, welche ihre Interessen vertritt. Unser Wunschzettel für Bergstedt ist groß. Wir werden uns im Bezirksausschuß in Wandsbek dafür einsetzen, dass unsere Schulverhältnisse durch einen weiteren Schulneubau wieder friedensmäßig werden, dass unsere Strassen weiter ausgebaut, Strassenbeleuchtung in allen Strassen angebracht, und an die Wasserversorgung angeschlossen werden. In den Sozialausschüssen wird es die vornehmste Aufgabe der SPD sein, die Belange der [] Hilfebedürftigen wahrzunehmen. Ein Ausbau von Kindertagesheimen, der allen Ansprüchen genügt, ist eine weitere Forderung der SPD. [] Wählerinnen und Wähler! Denkt daran wer uns die verheerenden Folgen des Krieges beschert hat. Sie sind bereits unter der Fahne "Schwarz-weiss-rot" wieder da, um zu "marschieren". Denkt an die Frankfurter Wirtschaftspolitik, die an die Stelle des Bezugscheines den unzulänglichen Lohn gesetzt hat. Ihre Vertreter waren die Partner des "Vaterstädtischen Bundes", der jetzt eine Koalition mit den Nachfahren der Vorkämpfer für die Harzburger Front eingegangen ist, um den "Marxismus" zu bekämpfen. Den Marxismus haben bereits einmal Parteien bekämpfen wollen, die uns die jetzigen Zustände beschert haben. Sind wir bereits wieder soweit?! [] Darum, wer will, dass die Interessen der arbeitenden Bevölkerung vertreten werden, der wählt am 16. Oktober 1949 zur Bürgerschaft und für die Bezirksausschüsse [] Liste 1 SPD.
|