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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wahrheit! Klarheit! Konsequenzen ziehen! [] Mit Erschütterung und innerer Empörung haben wir die Meldungen über die nach einem genauen Plan durchgeführten [] Massendeportationen [] deutscher Arbeiter, Techniker und Wissenschaftler aus der sowjetischen Zone Deutschlands [] nach Rußland [] entgegengenommen. Sofort nach Bekanntwerden dieser Tatsache nahm die Berliner Sozialdemokratie in einer großen Funktionärversammlung zu diesem ungeheuerlichen Ereignis Stellung. Mit Befremden stellte sie fest, daß der unter Leitung der SED stehende "Freie Deutsche Gewerkschaftsbund" noch keine Schritte in dieser Angelegenheit unternommen hatte. Erst nach dem Stattfinden der Berliner SPD-Versammlung hat der FDGB sich veranlaßt gesehen - nachdem er eine erste Pressenotiz schon nach wenigen Stunden zurückzog -, in einer zweiten Veröffentlichung seines Berliner Vorsitzenden Roman Chwalek kurz mitzuteilen, daß in den letzten Tagen einige Gruppen deutscher Ingenieure und Techniker auf Grund von "Vereinbarungen" mit sowjetischen Wirtschaftsunternehmungen zur Arbeit in der Industrie der Sowjetunion abgereist seien. [] Wir stellen fest: [] Kein Wort gegen diese Art "Dienstverpflichtungen"! [] Kein Wort gegen die Verletzung oder Außerachtlassung bestehender Arbeits- und internationaler Verträge! [] Und die Stellungnahme der SPD? [] Hier ist sie: Der Vorsitzende der SPD Dr. Kurt Schumacher hat am 24. Oktober im Zonenbeirat folgende Erklärung abgegeben: [] "In einer Funktionärversammlung der Sozialdemokratischen Partei in Großberlin am 22. Oktober wurde an Hand authentischer Unterlagen mitgeteilt, daß im Laufe des Tages zahlreiche Berliner Facharbeiter gegen ihren Willen von Dienststellen der sowjetischen Militärmacht nach dem Osten abtransportiert worden sind. Die Arbeiter wurden zum Teil des Nachts mit ihren Familien aus ihren Wohnungen geholt und hatten nur zwei Stunden Zeit, sich fertigzumachen. [] Nach Mitteilungen des Londoner und Berliner Rundfunks finden diese Zwangsverschleppungen in größerem Umfange statt. Zum Teil werden die Arbeiter unmittelbar von ihren Arbeitsplätzen abtransportiert, während draußen vor den Fabriktoren ihre Frauen über das Schicksal ihrer Männer in Ungewißheit bleiben. [] Der Zonenbeirat sieht in diesen Vorgängen, an deren Glaubhaftigkeit nicht zu zweifeln ist, Methoden der Zwangsverschleppung, wie sie soeben vor dem Nürnberger Gericht vor aller Welt auf das schärfste verurteilt worden sind. [] Im Namen der Menschlichkeit ersucht der Zonenbeirat die Kontrollkommission, alles Erdenkliche zu tun, um solche Methoden der Arbeitereinziehung zu verhindern, die den Glauben an die Gerechtigkeit und Menschlichkeit der Siegermächte im deutschen Volk untergraben müssen." [] Der Zonenbeirat stimmte dieser Erklärung mit allen Stimmen der Beiratsmitglieder gegen die Stimme des Kommunisten Erich Hoffmann, der die Richtigkeit der erschütternden Mitteilung anzweifelte, zu. Erich Hoffmann ist Chefredakteur der kommunistischen "Hamburger Volkszeitung" und Mitglied der Bezirksleitung Wasserkante der KPD. [] Unsere Antwort: [] Eine Partei, deren repräsentativer Vertreter Deportationsmaßnahmen einer Großmacht nach bekanntem nationalsozialistischem Beispiel und entgegen bestehender Arbeits- und internationaler Verträge billigt, hat nicht mehr das Recht, als Vertreterin des deutschen Volkes angesprochen zu werden. Das deutsche Volk hat dies auch bereits erkannt und in allen Wahlentscheidungen gegen die KPD gestimmt! [] Pflicht und Aufgabe der Wähler und Mitglieder der KPD ist es, jetzt eine eindeutige Stellungnahme der kommunistischen Parteileitung gegen die Verletzung unveräußerlicher Grundrechte der Arbeiterschaft zu fordern und eine klare Antwort zu verlangen! [] Wir Sozialdemokraten kämpfen seit acht Jahrzehnten für einen demokratischen, also freiheitlichen Sozialismus. [] Warum? Weil nur ein freiheitlicher Sozialismus das höchste Menschheitsideal, die Freiheit der Person, garantiert. Dieses Ideal ist unverletzlich! Seine Verwirklichung und Anerkennung ist unbedingte Voraussetzung der Erkämpfung weiterer freiheitlicher Rechte. [] Ohne diese Rechte [] ist ein erfolgreicher Kampf der Arbeiter, Angestellten und Beamten um ihren gerechten Anteil an den Erträgen ihrer Arbeit und eine entscheidende Mitbestimmung in der Wirtschaft und an der Gestaltung der Arbeitsverhältnisse, [] ein erfolgreicher Kampf um die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen, ja, [] ein erfolgreicher Kampf um die Wiedergewinnung unserer inneren und äußeren Freiheit unmöglich! [] Arbeiter, Angestellte und Beamte in den Hamburger Betrieben! Ihr habt bei den Wahlen Eure Stimmen den Kandidaten der Sozialdemokratie gegeben! Die Berliner Bevölkerung ist in einem überwältigend großen Ausmaß Eurem Beispiel gefolgt. Die Sozialdemokratische Partei ist gewillt, in Hamburg eine sozialistische Politik einzuleiten und durchzuführen. Hamburg soll durch unseren Willen nach sozialistischen Grundsätzen aufgebaut werden. Der Wahlentscheid ist nur der erste Schritt. Nun beginnt die Arbeit! Eure persönliche Mitarbeit muß den Erfolg sichern! Darum werdet Mitglied der Sozialdemokratischen Partei! [] Eine starke Sozialdemokratie ist unüberwindlich als Wahrerin und Hüterin freiheitlicher Menschheitsideale. Sie ist die stärkste Verfechterin Eurer politischen und wirtschaftlichen Interessen. [] Hamburg muß die Hauptstadt eines demokratischen Sozialismus werden! Erkläre auch Du noch heute Deinen Beitritt zur SPD! [] Sozialdemokratische Partei [] Landesorganisation Hansestadt Hamburg [] Aufnahme-Antrag [] Ich bin bereit, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei zu werden. [] Name: [] Beruf: [] Anschrift: [] Diese Eintrittserklärung senden an das Zentralbüro der SPD, Landesorganisation Hansestadt Hamburg, Hamburg 36, Große Theaterstraße 44. Ruf 341131 [] Für den Inhalt verantwortlich: Ernst Kähler, Hamburg 36, Große Theaterstraße 44. [] Auerdruck GmbH., EP 36, Hamburg 1 - 1041/ 30000/ 10.46/ Kl. C [] Mit Genehmigung der Militärregierung
Published:22.10.1946