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"Millionen verschleudert" [] "Korruption des Hoffmann-Regimes" [] Dr. Schneiders "Enthüllungen" in der "Deutschen Saar" waren Seifenblasen [] Unter dieser Überschrift veröffentlicht der "Heimatbund Stürmer" in Nr. 45 "Enthüllungen" Dr. Schneiders in einer Versammlung der DPS in der Wartburg. Der Heimatbund-Boß beschäftigte sich dort mit den beiden Fonds, die der Landtag dem Ministerpräsidenten bewilligt hatte: Dispositions- und Werbefonds. Es ist unwahr, daß über diese Fonds der Ministerpräsident "niemanden Rechenschaft zu geben hatte". Der Dispositionsfonds des Ministerpräsidenten ist jeweils mit dem Finanzminister, der Werbefonds direkt mit zwei vom Landtag bestellten Mitgliedern abgerechnet worden. Bei der Abrechnung beider Fonds wurden vorschriftsmäßig alle Belege den Prüfern vorgelegt, wie die Protokolle über die Prüfungsberichte ausweisen. Einer anderen Stelle ist der Ministerpräsident keinerlei Rechenschaft über die beiden Fonds schuldig, auch nicht Herrn Dr. Schneider. Aber der Heimatbund-Boß hat eine ganz große "Enthüllung" gemacht: "Ein Vertrauensmann des Regierungschefs" soll einem "Bedürftigen" eine Million Franken in einem Briefumschlag in die Hand gedrückt haben. Der Empfänger habe, "nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte, die Gabe aus dem Weißen Hause kurz entschlossen und mit gutem Instinkt zurückgewiesen." Dazu ist festzustellen: 1. Bei diesem Betrag von einer Million Franken handelt es sich überhaupt nicht um Mittel der Regierung, sondern um private Mittel, die dem früheren Ministerpräsidenten zur Verfügung standen, aus einem Fonds den Parteifreunde ihm an seinem 60. Geburtstag gestiftet hatten und dem auch später von privater Seite Spenden zuflossen. Mit Hilfe dieses, privaten Fonds konnte der Ministerpräsident in manchen Fällen, die eine staatliche Betreuung nicht zuließen, soziale Härtefälle regeln. Manche der Bedachten erstatteten später die ihnen gewährten Beträge zurück, so daß wieder anderen geholfen werden konnte. 2. Wer war der "Bedürftige"? Wir brauchen nicht hinter dem Berge zu halten, nachdem der Chauffeur des früheren Finanzministers Senf schon einmal das Märchen erzählt hatte der Ministerpräsident habe seinen Chef mit einer Million Franken "kaufen" wollen. Hier der Sachverhalt: Ende Juni wurde dem Ministerpräsidenten von verschiedenen Seiten mitgeteilt, daß der frühere Finanzminister Dr. Senf durch mehrere kostspielige Operationen seiner Frau in finanzielle Schwierigkeiten geraten sei. Darauf unterhielt sich, der Ministerpräsident unter vier Augen mit Herrn Senf, der ihm auch bestätigte, daß er bereits einen größeren Bankkredit habe aufnehmen müssen. Da Herr Senf nach einer eben überstandenen Gelbsucht selbst in Erholungsurlaub fahren wollte, bot ihm der Ministerpräsident eine Unterstützung an, die er ihm selbst - nicht ein Vertrauensmann - in zweiten Raten zu Je 500 000 Franken an verschiedenen Tagen aushändigte. Das war noch zu einer Zeit, als kein Mensch in der Regierung mit dem "Umfall" des Herrn Senf rechnen konnte. Die Auszahlung an Herrn Senf erfolgte schon im Monat Juli, während Herr Senf noch am 8. August im Ministerrat sich als eifriger Verfechter des Saarstatuts und schärfster Gegner der CDU-Leute, wie Dr. Schäfer und Dr. Marzen, in Äußerungen bekannte, die wir hier nicht wiedergeben wollen. Dr. Senf nahm die beiden Beträge an. Erst nach seinem politischen "Umfall", der bekanntlich jenseits des Rheines durchgeführt wurde, und nach seinem Austritt, aus der Regierung, also mehrere Wochen später, ließ Dr. Senf durch einen Bankboten eine Million Franken der Sekretärin des Ministerpräsidenten aushändigen zur Weiterleitung an diesen. Die Sekretärin wußte nicht einmal, was mit dem Geld zu geschehen hatte, da sie von der Auszahlung an Senf ebenfalls nichts wußte. Das ist der wahre Sachverhalt der "Korruption des Hoffmann-Regimes". Jeder anständige Mensch möge daraus seinen Schluß ziehen! Werkzeug des Bösen? Herr Dr. Albrecht, 2. Landesparteivorsitzender der CDU, hat in seiner Radioansprache so manches Wort über Christentum und Versöhnung im politischen Leben gesprochen! Wenn wir aber seine Rede mit dem Hirtenbrief der H. H. Bischöfe zur Landtagswahl vergleichen, dann fühlen wir uns doch verpflichtet, darauf hinzuweisen, wie wenig dieser CDU-Vertreter diesen Hirtenbrief gelesen und verstanden hat! Zunächst einmal behauptet Herr Dr. Albrecht: "Der Abstimmungskampf war mehr als ein politischer Meinungsstreit. Es ging um eine Gewissensfrage." Schon vor dem 23. Oktober stand demgegenüber die Erklärung des Hochwürdigsten Herrn Apostolischen Visitators, wonach jeder in seinem Gewissen frei war, für Ja oder Nein zu stimmen. Auch die Bischöfe haben in ihrem Hirtenbrief vom vergangenen Sonntag ausdrücklich dieselbe Meinung vertreten, indem sie erklärten, daß der Gebrauch der Freiheit, die am 23. Oktober einem jeden zugestanden habe, niemand zum Vorwurf gemacht werden könne. Der CDU-Christ Dr. Albrecht aber weiß es besser! Er predigt nach wie vor den "Gewissenszwang" am 23. Oktober. Die Hochwürdigsten Herren Bischöfe haben am Sonntag aufgefordert, die "Bruderliebe" nicht zu vergessen, das Band der Bruderliebe nicht einer neuerlichen "schweren Zerreißprobe" auszusetzen! Wörtlich haben sie aufgefordert: "Beschimpft oder verdächtigt nicht jene, die anders gestimmt haben als Ihr." Sie haben ebenso klar gefordert: "Wir wollen keinen Bruderkrieg. Politische Differenzen sollen nicht verewigt werder!" Was aber tut der CDU-Christ Herr Dr. Albrecht? <NZ>Während auf der Liste der CVP Männer und Frauen zu finden sind, die in 10jähriger Wiederaufbauarbeit das christliche Antlitz dieses Landes mitgeformt und das materielle und seelische Wohl der Menschen an der Saar entscheidend gefördert haben, maßt sich der CDU-Christ Dr. Albrecht an, die Partei, die diesen Männern und Frauen die Möglichkeit zu solcher fruchtbringender Arbeit gegeben hat, als "Werkzeug des Bösen" zu bezeichnen! Während die CVP erklärt hat, sie sei bereit, um der christlichen Sache willen Einheitsbestrebungen der Christen auf der politischen Ebene zu unterstützen, während dieselbe CVP eine Reihe von Voraussetzungen für ein solches Einigungswerk von sich aus spontan geschaffen hat, maßt sich der CDU-Christ Dr. Albrecht an, ausgerechnet diese CVP als "Werkzeug des Bösen" zu bezeichnen! "Die Saar muß christlich bleiben." Das ist der Grundgedanke des Hirtenschreibens vom vergangenen Sonntag. Die CVP wird mehr denn Je wachsam bleiben und für dieses Ziel kämpfen. Sie erwartet im Bewußtsein ihrer gerechten Sache die Anerkennung und die Zustimmung aller wahren christlichen Männer und Frauen des Saarlandes. (SVZ 8. XII. 1955) [] Wir und Konrad-Adenauer [] Kennern der Verhältnisse war es seit langem klar, daß das FDP-Spiel in der Bundesrepublik gegen Adenauer hier an der Saar von der DPS weitergespielt würde. Immer schon wurde von uns darauf hingewiesen, daß es am 23. Oktober nicht nur um eine außenpolitische Entscheidung von großer Tragweite für die Bundesrepublik ginge, sondern auch um eine Entscheidung der Innenpolitik der Bundesrepublik, nämlich: gegen Adenauer. Geheime und offene Gegner der Adenauer'schen Politik hatten sich hier an der Saar zusammengetan, um seiner Politik durch die Ablehnung des Saarstatuts weitmöglichst einen Todesstoß zu versetzen. Die augenblickliche Auseinandersetzung Adenauer-Dehler beweist, wie richtig diese Deutung war, und der Artikel der "Deutschen Saar" vom 1. Dezember "Wer schrieb den Kanzlerbrief?" beweist ganz klar, daß die DPS von der Saar aus eine verschärfte Anti-Adenauer-Politik betreiben will. Es wird dem Kanzler vorgeworfen, er habe sich zum Abstimmungsergebnis nicht geäußert. "Pflichtwidrigkeit" wird ihm nachgesagt. Seine Sprache in den Briefen an Dehler -wird als "unzugänglich, apodiktisch, ultimativ" bezeichnet. In Wirklichkeit wolle er heute schon einen "Maulkorb für den gefürchteten Wahlkampf 1957" der FDP aufstülpen. Es wird von den "Schwächen der geistigen Positionen seines Schreibens" gesprochen. Zum Schluß heißt es:' "Warum gibt sich der alte Herr blind und starr solche Blößen, die seine Koalitionspartner schonend zudecken würden, wenn er sie nicht allzu rechthaberisch herausforderte? , 0 weh, der Kanzler ist zu alt', - würde Walther von der Vogelweide singen, wie er damals von dem jungen Papst sang." Weniger vornehm drückte es ein Kommentator aus, dessen Auslassung in der "Frankfurter Neuen Presse" festgehalten wurde. Einer der Redakteure der Zeitung hörte zufällig in einer Frankfurter Gaststätte die Wahlergebnisse vom 23. Oktober. Die Kommentare des Nebentisches lauteten" "Wenn jetzt noch der Alte verreckt, ist alles gut." - "Wenn das schwarze Schwein bloß verrecken wollte!" - und "Wenn dann noch die Sozi aufgehängt sind, ist alles in Ordnung." Uns wundern solche Angriffe nicht. Die CVP hat sich ehrlich bemüht, durch eine Annahme des Saarstatuts die Adenauer'sche Europapolitik zu fördern und dem deutschen Volk auf diese Weise ebenso einen Dienst zu erweisen wie unserer saarländischen Heimat. Wir standen nicht gegen Adenauer, wie wir auch In Zukunft nicht gegen ihn stehen werden. Die aber, die sich den Namen der Adenauer'schen Partei hier an der Saar zugelegt haben, mögen es vor Ihrem Gewissen ausmachen, daß sie sich seit langem in die Gesellschaft der erbittertsten Gegner des Bundeskanzlers begeben haben. (SVZ 2. XII. 1955) [] CVP [] nur Liste 2 [] Die CVP erwartet viel von den Frauen! Hoch klingt das Lied der braven Frau - in der Politik. Im politischen Leben geht es oft hoch her. Nicht nur der Parteien untereinander, manchmal auch innerhalb der Parteien selbst. Wo das liebevolle, ausgleichende Wort der Frau fehlt, herrscht oft Eiseskälte. Viele Sachfragen können außerdem von Frauen viel besser zu einem guten Ende geführt werden als von Männern. Sicher ist: Die wirkliche Frau ist In der Politik eine erfreuliche Erscheinung. Die CVP weiß das. Sie hat daher an den sechs ersten Stellen ihrer Kreiswahlvorlschläge drei Frauen aufgestellt: Frau Auguste Lauer, die bisher schon Landtagsabgeordnete und als solche segensreich tätig war, Frau Dr. Irmgard Fuest, für die das gleiche gilt, und Frau Dr. Maria Schweitzer, die den christlichen Frauen an der Saar ein Begriff ist. Frau Dr. Fuest ist sogar Spitzenkandidatin, und zwar des Wahlkreises II (Neunkirchen - St. Wendel - St. Ingbert - Homburg). Sie erklärte dazu, sie wisse um die Ehre, als erste Frau eine Kandidatenliste anführen zu dürfen. Darin komme der Dank der Partei an alle Frauen zum Ausdruck, die In den vergangenen Jahren die CVP treu gestützt und getragen hätten. Frau Dr. Maria Schweitzer hat am 6. Dezember 1955 über den saarländischen Rundfunk gesprochen, so daß alle saarländischen Frauen und auch alle übrigen Wähler die Möglichkeit hatten, aus ihrem eigenen Munde zu hören, was sie, zu der Entscheidung am 18. Dezember zu sagen hatte.
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