Kumpel, urteile selbst ...!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Das Flugblatt ist die Anwort auf das Flugblatt mit der Signatur 6/FLBL001969, welches seinerseits die Antwort auf Signatur 6/FLBL001835 war<NZ>Flugblatt durch Lochung beschädigt Kumpel, urteile selbst ...! [] Unser Flugblatt &qu...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Bezirksvorstand Ruhrgebiet, R. Krawehl, Dortmund
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/5BAB1D1D-8095-487F-812E-54E8830C4089
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Das Flugblatt ist die Anwort auf das Flugblatt mit der Signatur 6/FLBL001969, welches seinerseits die Antwort auf Signatur 6/FLBL001835 war<NZ>Flugblatt durch Lochung beschädigt Kumpel, urteile selbst ...! [] Unser Flugblatt "Kohle aus Fett und Fleisch" löste eine breite Diskussion aus. Der Vorstand des Industrieverbandes Bergbau nahm in einem Flugblatt "Verbandsmitglieder, Arbeiter und Angestellte im Bergbau" zu unserem Flugblatt Stellung. Der Ernst der Lage und das ehrliche Bestreben, restlose Klarheit zu schaffen über die Frage: "Was geht in der Bergbau-Industrie vor", veranlaßt uns allen im Ruhrbergbau Beschäftigten auf diesem Wege neue Tatsachen und Dokumente zu unterbreiten. [] Kameraden Bergarbeiter! [] Grubenbeamte und Angestellte im Ruhrbergbau! [] Anfang Juni warnten wir alle im Ruhrbergbau Beschäftigten in einem Flugblatt [] "Kohle aus Fett und Fleisch" [] vor den neuen Ausbeutungs- und Unterdrückungsplänen deutscher und ausländischer Kapitalisten. [] Das Achtpunkteprogramm der DKBL! [] Die in der DKBL vereinigten Herren hatten unter ausländischem Einfluß ein Achtpunkteprogramm ausgearbeitet, das, wenn es durchgeführt wird, nicht nur unseren Bergarbeitern und Bergbauangestellten unwürdige und unerträgliche Arbeitsbedingungen aufzwingt, sondern auch unseren deutschen Bergbau ruiniert. [] Ins Schwarze getroffen! [] Unser Flugblatt hat bei den Nutznießern des Ruhrbergbaus eine Welle von Haß und Verleumdung hervorgerufen. Sehen sie sich doch bei der Durchführung ihrer schändlichen Pläne gestört. Aber nicht nur die Urheber und Verfasser des Achtpunkteprogramms fühlen sich durch das Flugblatt bei der Verwirklichung ihrer Ausbeutungspläne gestört und behindert, sondern auch der Verbandsvorstand des IV Bergbau fühlt sich durch unser Flugblatt betroffen. Aus diesem "Sich-angegriffen-fühlen" entstand das Flugblatt des Verbandsvorstandes an die "Verbandsmitglieder, Arbeiter und Angestellten im Bergbau". [] Warum wird drumherum geredet?' [] Der Inhalt dieser Antwort auf unser Flugblatt "Kohle aus Fett und Fleisch" wird viele Bergarbeiter und Bergbauangestellte enttäuschen, da August Schmidt als Verbandsvorsitzender es vermeidet, auf die wesentlichen Fragen unseres Flugblattes einzugehen. Er sagt nicht: [] wie der Verbandsvorstand zu dem Achtpunkteprogramm der DKBL steht, [] mit welchen Mitteln und Methoden er die neuen Ausbeutungs- und Unterdrückungspläne der geeinten deutschen und ausländischen Nutznießer des Bergbaues zurückzuweisen und unmöglich zu machen gedenkt. [] Im Gegenteil, das Flugblatt des Verbandsvorstandes beschönigt und verteidigt die Pläne der DKBL, obwohl sie ganz offensichtlich den Interessen aller Bergarbeiter und Bergbauangestellten zuwider laufen und die wirtschaftliche Zukunft unseres Bergbaues gefährden. [] Unsere Haltung ist keine Einmischung ...! [] Es ist richtig, daß sich keine politische Partei in die innerpolitischen Angelegenheiten der Industriegewerkschaften einzumischen hat. Diesem Prinzip sind wir immer treu geblieben und haben uns deshalb nicht, wie andere politische Parteien, in die Betriebsräte- und Delegiertenwahlen im Ruhrbergbau eingemischt. [] Die Interessen der Bergarbeiter sind auch die unsrigen! [] Anders jedoch steht die Frage, wenn es sich um die Bekämpfung einer verderblichen Politik handelt, die nicht nur den Interessen unserer Bergarbeiter und Bergbauangestellten abträglich ist, sondern sich im wahrsten Sinne des Wortes gegen das ganze Volk richtet. [] Der KPD, der Sozialistischen Volkspartei und wahrhaften Interessenvertreterin unseres Volkes in Westdeutschland, wird es niemals gleichgültig sein, von welchen Kräften in Westdeutschland, im Ruhrgebiet und im Ruhrbergbau die Politik bestimmt wird, welchen Interessen diese Politik dient und wohin sie führt. [] Dem Volk die Wahrheit sagen! [] Werter Kollege August Schmidt! [] Was wäre das für eine sozialistische Partei, die wider besseres Wissen unserem Volke verheimlicht und verschweigt, daß [] mit der Ruhrkohle schön drei Jahre lang eine den Interessen des gesamten deutschen Volkes abträgliche Politik betrieben wird; [] das Ruhrgebiet durch die Londoner Beschlüsse in eine Kolonie ausländischer Monopolisten verwandelt werden soll; [] die von den Gewerkschaften geforderte Sozialisierung immer wieder hintertrieben und das Mitbestimmungsrecht der Betriebsräte und Gewerkschaften nicht verwirklicht wird; [] mit dem Achtpunkteprogramm der DKBL, der Agentur ausländischer Kapitalisten, den Ruhrbergarbeitern die ersten "Segnungen" des vielgepriesenen Marshallplanes in Form von verstärkter Ausbeutung und Antreibung zuteil werden sollen; [] die Währungsreform in Westdeutschland nicht auf Kosten der Kriegsverbrecher, Kriegsgewinnler und Schieber, sondern auf Kosten des werktätigen Volkes durchgeführt wird; [] Westdeutschland durch die separate Währungsreform vom übrigen Deutschland losgerissen wird. [] Die Führung einer sozialistischen Partei, die eine solche Katastrophen-Politik beschönigt, dazu schweigt oder sich von Ewiggestrigen zum Schweigen überreden läßt, hilft den deutschen und ausländischen Ausbeutern, ihre volksfeindlichen Pläne zu verwirklichen. Auch kein ernst zu nehmender Gewerkschaftler wird sich davon abhalten lassen, gegen das Achtpunkteprogramm der DKBL anzukämpfen, weil es sich eindeutig gegen seine und die Interessen seiner Kameraden und Kollegen richtet. [] Nie vergessen - die Feinde des Volkes stehen immer rechts [] Der Kollege August Schmidt spricht in seinem Flugblatt von Sabotage. Warum aber sagt er den Bergarbeitern nicht, wer die Saboteure sind, wo sie sitzen und wie man sie bekämpfen muß? Gerade ihm als Verbandsvorsitzenden ist doch bekannt, daß die Wehrwirtschaftsführer Hitlers, die Vertrauten der kriegsverbrecherischen Grubenbarone in der DKBL sitzen. Sie treiben, ob freiwillig oder im Auftrage, eine Politik der kapitalistischen Mißwirtschaft, die jeder vernünftigen, gesunden Produktionsentfaltung im Ruhrbergbau hindernd im Wege steht. [] Die Ruhrbergarbeiter werden bald in der Führung des Ruhrbergbaus die Wiederauferstehung des unrühmlichst bekannten Grubengewaltigen "Herrn" Hugo Stinnes erleben. Tengelmann und andere werden folgen. [] Ein traurige Rolle in der DKBL [] Wir können auch nicht verstehen, daß die zwei Verbandsvertreter des IVB, Martmöller und Ernst, die als Direktoren mit in der DKBL sitzen, bis heute zum Achtpunkteprogramm geschwiegen haben. Bekanntlich ist in maßgebenden Gewerkschaftskreisen die Mitarbeit des IVB in der DKBL hart umstritten, da dort Gewerkschaftsprobleme nicht positiv gelöst werden können. Das ist auch unsere Auffassung. [] Die DKBL ist nicht für, sondern gegen die Arbeiter gerichtet [] Kein vernünftiger Politiker wird den Verbandsvorsitzenden oder Vorstand für die Anordnungen der Zechenleitungen bzw. der Besatzungsmächte verantwortlich machen. Entscheidend ist aber, wie man sich als Vorsitzender oder Vorstand zu Anordnungen der DKBL verhält, die sich, wie das Achtpunkteprogramm, unzweideutig gegen die Interessen der Bergarbeiter richten. Entscheidend ist, ob man durch klare, unmißverständliche Anweisungen alle Verbandsfunktionäre und Mitglieder zu Gegenmaßnahmen auffordert oder durch beharrliches Schweigen den Eindruck erweckt, als fände man sich mit dieser bergarbeiterfeindlichen Politik der DKBL ab. [] Was ist wahr - was ist unwahr? [] Nun zu den Behauptungen des Verbandsflugblatts, soweit sie zu den angeblich unwahren Behauptungen unseres Flugblatts "Kohle aus Fett und Fleisch" Stellung nehmen. [] Unserer Meinung nach gibt es im Ruhrbergbau keinen Bergarbeiter mehr, der noch glaubt, daß man ihm nach einer halbjährigen Fett- und Fleischkrise 10 Pfund Fett und Fleisch anbietet, um wieder einmal und nur im Monat Juni einen Höchststand von 290000 Tonnen Kohle pro Tag zu erreichen. Die Vertreter der amerikanisch-britischen Kohlen-Kontrollgruppe, des Zweizonen-Wirtschaftsrates in Frankfurt und der DKBL haben keinen Zweifel darüber gelassen, daß jetzt endlich mit der Fieberkurve, die die Kohlenproduktion aufweist, Schluß gemacht werden muß. [] Der wahre Zweck der Juni-Aktion [] Die Juni-Aktion soll nur noch einmal den Beweis erbringen, daß eine solche Förderhöhe möglich sei, und dann wird durch Maßnahmen, wie sie im Achtpunkteprogramm der DKBL zum Ausdruck kommen, diese Förderhöhe von etwa 290000 Tonnen Kohle als Mindestleistung den Bergarbeitern aufgezwungen und diktiert werden. [] Aber dann ohne Fett und Fleisch. An diese Mindestförderleistung von ungefähr 290000 Tonnen Kohle täglich wird dann jede Ausgabe von Sonderzuwendungen im Rahmen des IX-Marken- und Punktesystems gebunden sein. Das behaupteten wir in unserem Flugblatt "Kohle aus Fett und Fleisch", und das wiederholen wir hier noch einmal. Die nächste Zukunft wird erweisen, daß der vom Verbandsvorstand erhobene Vorwurf: - in unserem Flugblatt "Kohle aus Fett und Fleisch" sei die Unwahrheit gesagt - auf diejenigen zurückfällt, die ihn erhoben haben. [] Mr. Marshall schaltet sich ein! [] Wir behaupteten in unserem Flugblatt: "Das Fördersoll wird für sogenannt Konzerne oder Zechengruppen festgelegt". August Schmidt sagt in seinem Flugblatt dazu wörtlich: "Für den Monat Juni ist vielmehr jeder Zeche ein Fördersoll gesetzt worden, von dessen Erreichung die Abgabe der Juni-Sonderzuteilung abhängig ist. [] Wird das Schachtsoll von einzelnen Anlagen nicht erreicht, dafür aber das Bergwerksgesellschafts-Soll, dann kommen auch an die Belegschaften aller Gesellschaftszechen die zusätzlichen Fettmengen zur Verteilung." [] Was soll man aber davon halten, wenn es in einer telephonischen Durchsage der DKBL vom 14. Juni 1948, um 15.45 Uhr, unter Punkt 2 und 3 heißt: "Grundsätzlich muß deshalb verlangt werden, daß jede Gesellschaft ihr Gesellschaftssoll bzw. jede nicht zu einem Konzern gehörende Einzelzeche ihr spezielles Soll erreicht. Aber auch in Fällen, in denen das Gesellschaftssoll im Ganzen erfüllt worden ist, die eine oder andere Anlage jedoch ihr Einzelsoll nicht erreicht hat, wird Mr. Marshall bei jeder Einzelanlage eine nähere Nachprüfung vornehmen. Diese Prüfung wird bei den Zechen besonders scharf sein, bei denen das Fördersoll gegenüber dem Marshall-Soll heraufgesetzt worden ist." [] Unsere Behauptung ist also wahr und wird durch die telephonische Durchsage der DKBL bestätigt und erhärtet. [] Welche Gründe bewegen den Verbandsvorstand, diese Tatsache vor den Bergarbeitern zu verdrehen? Welche Gründe bewegen den Kollegen August Schmidt, darüber zu schweigen, daß Mr. Marshall sogar entschlossen ist, den Belegschaften jener Schachtanlagen die Sonderzuteilung vorzuenthalten, die infolge Eintretens unvorhergesehener Störungen größeren Umfangs Förderausfall erlitten haben und diesen nicht durch Verfahren von Sonntags- und Vollsetzschichten ausglichen? [] Wer scheidet aus? [] Im Gegensatz zur Praxis des früheren Punktesystems scheiden beim Anreizplan "Fett und Fleisch" alle Krankfeiernden, Unfallverletzten und Urlauber sofort aus. Es ist eine selbstverständliche und ehrenvolle Aufgabe der Gewerkschaft, sich gegen die ungerechtfertigte Härte mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen. Jetzt aber erhält der Bergmann auf der Basis von 26 Schichten nur für soviel Schichten die Fettzuteilung, wie er tatsächlich auf der Zeche gearbeitet hat. Das behaupteten wir in unserem Flugblatt und dazu stehen wir auch. [] Woher kommt das Fett und Fleisch? [] August Schmidt behauptet, daß die Fett- und Fleischmengen für die Juni-Aktion zusätzlich im Ausland gekauft wurden. Wir stellen dagegen fest, daß man so lange nicht von zusätzlichen Mengen reden kann, wie die Bevölkerung, einschließlich der Bergarbeiter, die Fett- und Fleischrationen nicht erhält, die ihr auf Lebensmittelkarten zustehen. Weiter sagt August Schmidt: "Die übrige deutsche Bevölkerung hat keinerlei Nachteile." Dagegen schreibt die "Handelszeitung", der man nicht vorwerfen kann, daß sie gegen den Marshallplan oder kommunistisch ist, in einem Artikel über die Finanzierung der Sonderzuwendungen für die Bergarbeiter aus dem Dollarfonds: "Stellt man nur auf den Export ab, so kommt man auf einen Satz von etwa 12 Prozent der Kohlenexport-Erlöse, d. h. auf eine nicht unbedeutende Einschränkung der allgemeinen deutschen Importverfügung." [] Vorstandsbeschlüsse bindend? [] Nichts liegt uns ferner als der Versuch, Gewerkschaftsfunktionären oder -leitungen Parteibefehle zu erteilen. Aber wir lassen uns von niemandem das Recht streitig machen, festzustellen, daß der Verbandsvorstand in einer öffentlichen Stellungnahme begrüßenswerter Weise der Bevölkerung mitgeteilt hat, daß er sich gegen jede weitere Aufstockung der Sonderrechte und Sonderzuteilungen für die Bergarbeiter wendet. Das war ein einstimmig gefaßter Vorstandsbeschluß, und diejenigen Vorstandsmitglieder, die der Anreizaktion "Fett und Fleisch" zustimmten, haben den Vorstandsbeschluß einseitig gebrochen. [] Was auch der Verbandsvorsitzende weiß! [] Niemand weiß besser als der Verbandsvorsitzende, daß eine gesunde Entfaltung der Kohlenproduktion bei den augenblicklichen Bedingungen unmöglich ist. Aus der Vielzahl der Ursachen hierfür seien nur erwähnt: Materialmangel, Ueberalterung der Belegschaften, Erschöpfung der Bergarbeiter, ungeklärte Besitzverhältnisse im Ruhrbergbau und die verhängnisvolle Bergbaupolitik, die auftragsgemäß von der DKBL durchgeführt wird. [] Man kann zeitweilig, wie die Vergangenheit beweist, durch Raubbau und auf Kosten des Lebens und der Gesundheit der Bergarbeiter für ein paar Wochen hohe Förderziffern erreichen. Aber niemand kann das ebenso schnelle Absinken dieser künstlich heraufgetriebenen Förderziffern verhindern. Darüber sind sich alle Bergbaufachleute, auch die Herren der DKBL, einig. [] Man muß also im Bergbau erst einmal alle Voraussetzungen zur Entwicklung einer normalen, gesunden Fördersteigerung schaffen. [] So sehen wir die Dinge als Politiker, die sich nur dem deutschen Volke verantwortlich fühlen. Daher lehnen wir die unverantwortliche Politik, die Jetzt im Bergbau und mit unseren Bergarbeitern getrieben wird, nicht nur ab, sondern bekämpfen sie. [] Scharfe Ausbeutungsmethoden - Maßregelung der Arbeiter [] August Schmidt sagt weiter in seinem Flugblatt "Kein vernünftiger Bergarbeiter wird sich dagegen wenden, wenn die Zahl der Gedingearbeiter vermehrt wird." [] Aber wie soll die Zahl der Gedingearbeiter vermehrt werden? Wir wenden uns ganz energisch dagegen, daß die Reparatur- und Gesteinshauer vor Gedinge geschleppt, die Reparaturarbeiten demzufolge nicht durchgeführt und die Ausrichtungs- und Vorrichtungsarbeiten gedrosselt werden. [] Dadurch wird die schon vorhandene Katastrophengefahr unter Tage noch vergrößert und eine Raubbaupolitik betrieben, die zum Ruin unseres Bergbaues führt. [] Noch bedenklicher ist es, wenn auf verschiedenen Schachtanlagen auf Anordnung der Ruhrknappschaft Reihenuntersuchungen aller Krankfeiernden stattfinden mit dem Ziel, durch Vertrauensärzte erschöpfte, arbeitsunfähige Bergarbeiter gesundzuschreiben. So ist es bereits geschehen auf der Schachtanlage "Thyssen 2/5", wo in einer Stunde 64 Mann untersucht und 24 gesundgeschrieben wurden. [] Auch wurde auf einer Schachtanlage im Recklinghausener Revier Uebertagearbeitern schriftlich mitgeteilt, daß, wenn sie nicht in die Grube einfahren und vor Kohle arbeiten wollen, diese schriftliche Benachrichtigung als Kündigung zu betrachten sei. [] Es taucht also bei den Bergarbeitern die nur allzu berechtigte bange Frage auf: Was sagt der Verbandsvorstand zu solchen Kündigungen? Auf diese Frage verlangen die Kumpel Antwort von ihrer Verbandsführung. [] Eine alte Kampffrage! [] Der Verbandsvorsitzende stellt am Ende seines Flugblattes fest: "Ebenso ist ... das Vollbeladen der Förderwagen kein unbilliges Verlangen." [] Für diese Beschönigung der Forderung der DKBL werden die Bergarbeiter wenig Verständnis haben, denn wie sieht in der Praxis die Durchführung dieser Anweisung der DKBL aus? [] Der Kumpel lädt vor Ort den Wagen voll, aber durch den Transport auf den schlechten Transportwegen werden die Wagen dermaßen zusammengerüttelt, daß viele scheinbar Mindermaß haben. [] Das nehmen die Zechenleitungen - das ist eine alte Erfahrung der Bergarbeiter - dann zum Anlaß, die Wagen zu nullen, d. h. nicht zu bezahlen. [] Gegen diese alte Praxis der Zechenleitungen wenden wir uns. Der Kampf gegen die genullten Wagen ist ein jahrzehntealter Kampf der Bergarbeiter. August Schmidt hat ihn in seiner Jugend sicher auch oft geführt und weiß, daß die Gewerkschaften dabei immer auf seiten der Kumpel gestanden haben. Und das sollte auch in Zukunft nicht anders sein. [] Bist du kein Anhänger - mußt du ein Gegner sein! [] Und schließlich heißt es in dem Flugblatt: "Der Verbandsvorstand ist kein Anhänger von Ueberschichten." Bisher waren die Gewerkschaften immer konsequente Gegner der Sonntagsschichten, und auch der Verbandsvorstand hat seine klare Gegnerschaft schon des öfteren erklärt. [] Aber, so fragt sich jeder Bergarbeiter und Bergbauangestellte, was nutzen uns derartige nichtssagende, nichts ändernde Erklärungen? [] Die DKBL ist dabei, trotz der Erschöpfungserscheinungen, die unterernährten Bergarbeiter mit Druckmitteln und Drohungen zu Vollsetz- und Sonntagsschichten zu zwingen. [] Schon war auf der Zeche "Westfalen" ein Betriebsausschußmitglied gemaßregelt worden, weil es Bedenken gegen die Sonntagsschichten geäußert hat. Zwei weiteren Ausschußmitgliedern wurden die Befahrungen in der Grube untersagt, und die Durchführung einer Betriebsratssitzung während der Arbeitszeit verboten. [] Viele andere Betriebsräte wenden sich gegen Vollsetz- und Sonntagsschichten, weil sie nur zu gut wissen, daß auf jeder Schachtanlage diese Zeit zur Durchführung der dringendsten Reparaturen benötigt wird. [] Die Gewerkschaften sind die Kampforganisationen der Arbeiter! [] Ebenso beteuert Kollege Schmidt, er sei kein Anhänger der Anreizpläne. [] Aber der Delegation einer Schachtanlage erklärte er: "Ob wir unterschreiben oder nicht, der Anreizplan wird trotzdem durchgeführt." [] Natürlich wird von der DKBL und ihren ausländischen Auftraggebern der ernsthafte Versuch unternommen, diesen Anreizplan durchzuführen. Es ist aber nicht einerlei, ob er mit der Zustimmung oder Unterschrift von verantwortlichen Verbandsfunktionären durchgeführt wird. [] Die Zustimmung bzw. Unterschrift von Vorstandsmitgliedern nimmt den Bergarbeitern viele Kampfmöglichkeiten. Wenn man also kein Anhänger solcher schädlichen Pläne ist, muß man offen sichtbar seine Gegnerschaft zum Ausdruck bringen und damit Verbandsfunktionäre und Mitglieder stark machen. [] Schon zeigen sich die ersten Auswirkungen der separaten Währungsreform für die Bergarbeiter. In nüchterner Erkenntnis des gesunkenen Reallohnes fordern sie die Beseitigung der Werksküchen, denn diese verteuern die Gesamtlebenshaltungskosten in unerträglicher Weise. [] Die für alle Artikel des täglichen Bedarfs gestiegenen Preise gestatten den Bergarbeitem nicht mehr, wöchentlich 5,40 Mark allein für die Werksküchenverpflegung auszugeben. [] Die Forderung der Bergarbeiter, alle Lebensmittelzuwendungen für den Verbrauch im Privathaushalt zur Verfügung zu stellen, ist daher berechtigt und verdient vollste Unterstützung. [] Kameraden Bergarbeiter! [] Grubenbeamte und Angestellte im Bergbau! [] Die nächsten Wochen und Monate werden euch vor sehr ernste Entscheidungen stellen. [] Unter dem Druck der kommenden Erwerbslosigkeit vieler Arbeiter und Angestellten wird man versuchen, euch verschlechterte Lohn- und Arbeitsbedingungen aufzuzwingen. Die Nachfahren Kirdorfs sitzen wieder im Sattel. Sie wollen gleich ihm unumschränkt als "Herr im Hause" diktieren. [] Die Zeit der Lockungen und Anreizpläne mit vorübergehenden Vorteilen geht ihrem Ende entgegen. Schon künden sich die ersten Anzeichen der Politik der Drohungen und des offenen Druckes gegen die Bergarbeiter an. Es wäre verhängnisvoll, würden die Bergarbeiter vor diesem Druck zurückweichen. [] Die Stunde erfordert, daß sich die Bergarbeiter in ihrer Gewerkschaft enger zusammenschließen und den I.V. Bergbau zu einer mächtigen Kampforganisation entwickeln. [] Die Ruhrbergarbeiter sind nicht nur als gute Facharbeiter bekannt, sie sind auch gute Deutsche. Das Ruhrgebiet wird durch die Londoner Beschlüsse praktisch von ausländischen Großkapitalisten annektiert. [] Die Bergarbeiter sind bereit, sich mit ihrer ganzen Kraft für den Aufbau einer selbständigen, unabhängigen deutschen Wirtschaft einzusetzen. Aber nur mit größtem Widerwillen leisten sie ihre schwere Arbeit für die Interessen ausländischer Finanzkapitalisten. [] Kameraden! [] Jetzt kommt es darauf an, ob ihr als Knechte gebeugt, oder als aufrechte Männer eure eigenen Interessen durch eure eigene Kraft sichert. [] Kein Bruderkampf auf den Schachtanlagen! Alle Kraft gegen die arbeiterfeindliche Politik der DKBL und ihrer Auftraggeber! [] Stärkt die Gewerkschaften! Habt Mut, seit entschlossen und kampfbereit! [] Ihr seid die größte Macht im Ruhrgebiet - an eurer Kraft und eurem geschlossenen Willen werden alle arbeiterfeindlichen und antideutschen Pläne zerschellen. [] KPD, Bezirksvorstand Ruhrgebiet [] Verantwortlich für den Inhalt: Kurt Goldstein, Druck: R. Krawehl, R. Dez. 45, Dortmund, 2093, 300000, 24.6.48, Kl. C
Published:06.1948