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Merkblätter für FRAUENGRUPPEN [] Herausgegeben vom Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands [] Redaktion: Herta Gotthelf, Hannover, Odeonstraße 15 - Druck: Hannoversche Presse, Hannover [] Nr. 3 [] Juli 1949 [] Wahlversammlungen [] In allen Versammlungen, in denen nicht eine Frau als Hauptrednerin spricht, sollte neben dem Hauptreferenten immer noch eine Frau ein paar Worte zu den Frauen sagen. In kleineren Orten und in Landgebieten ist eine Versammlung mit einer Rednerin oft zugkräftiger als eine Versammlung mit einem Redner. Die Versammlungen müssen gut vorbereitet sein (siehe Merkblätter Nr. 1). Frauenversammlungen sollen in der Regel nicht nur aus Referaten bestehen. Kurzreferate innerhalb eines guten unterhaltenden Programms sind meistens viel wirkungsvoller. In Frauenversammlungen müssen nicht nur Frauen als Redner auftreten. [] Kandidatinnen [] Die Kandidatinnen, die in einem Einmann-Wahlkreis direkt aufgestellt sind, auch wenn es sich um einen aussichtslosen Wahlkreis handelt, müssen nicht nur als Rednerinnen zur Verfügung stehen, sondern sie müssen jede Gelegenheit benutzen, um sich bei den Menschen auf der Straße bekannt zu machen. Ein Kandidat, der persönlich an Straßenecken mit den Wählern, die er gewinnen will, diskutiert, kann unter Umständen mehr an Stimmen einbringen als einer, der wie ein Filmstar nur von Riesenversammlung zu Riesenversammlung geht. Bei den Einmann-Wahlkreisen kommt es ganz besonders auf den persönlichen Eindruck an. Auch die Ehefrauen und die erwachsenen Kinder von Kandidaten können in Einmann-Wahlkreisen eine wichtige Rolle spielen. In den angelsächsischen Ländern, in denen in Einmann-Wahlkreisen gewählt wird, ist es selbstverständlich, daß die Ehefrauen und Kinder mit Flugblätter verteilen gehen für den Mann und Vater, und daß sie, wenn sie selber dazu in der Lage sind, auch in den Versammlungen, in denen der Kandidat redet, ein paar Worte sprechen. [] Diskussionsgruppen [] Der Bezirk Franken schlägt vor, Runde-Tisch-Gespräche veranstalten zu lassen, in denen aus den Kreisen unserer Genossinnen und Genossen drei oder vier bestimmt werden, die den Standpunkt der verschiedenen Parteien darlegen und mit dem Vertreter der SPD diskutieren, der dann zum Schluß alle Argumente der anderen widerlegt und unsere Parteiforderungen in den Vordergrund stellt. Diese Runden-Tisch-Gespräche kann man als Programmpunkt im Rahmen eines größeren Programms anbringen. Es muß daher gut geübt und gut abgestimmt sein, ist aber sicher ein wirkungsvolles Propagandamittel. Als Abwandlung könnte man vielleicht Genossen und Genossinnen bestimmen, die auf Märkten, in Straßen usw. untereinander eine Diskussion anfangen und dann auch über die verschiedenen Standpunkte diskutieren. [] Presse [] Die Presse muß mehr als bisher für unsere Wahlagitation eingespannt werden. Dazu gehören nicht nur besondere Wahlartikel zu den verschiedenen Problemen. Es darf keine Nummer unserer parteinahen- oder Parteizeitungen geben, in der nicht regelmäßig kleine Notizen über die Kandidatinnen, über die Aktivitäten der SPD-Frauengruppen, über führende SPD-Frauen, über Frauenprobleme erscheinen. Die einzelnen Orts-Frauenausschüsse sollten einige Genossen und Genossinnen bestimmen, die regelmäßig die Presse mit solchen Notizen versehen. [] Frauen-Wandzeitung [] Vom Parteivorstand ist eine Frauen-Wandzeitung herausgegeben worden, die sich ausgezeichnet für die Wahlwerbung verwenden läßt. Wir bitten alle Ortsvereine, dafür zu sorgen, daß nicht nur in jedem Ort eine solche Wandzeitung angeschlagen wird, sondern daß innerhalb der Orte und besonders in den größeren Orten, diese Wandzeitung überall gezeigt wird. Sie ist in zwei Größen hergestellt worden, so daß auch dort, wo keine großen Anschlagsflächen zur Verfügung stehen, das kleine Format angeschlagen werden kann. [] Fordert bei Euren Bezirken eine ausreichende Anzahl der Frauen-Wandzeitungen an! [] Abzeichen [] Besonders für die Wahlarbeit ist es sehr wichtig, daß die SPD im Straßenbild immer wieder in Erscheinung tritt. Auch das Abzeichentragen gewinnt hier eine besondere Bedeutung. Wenn man vielleicht in "normalen" Zeiten darüber streiten kann, ob es notwendig ist, immer und überall mit seinem Parteiabzeichen herumzulaufen, so ist es doch in Wahlzeiten eine unbedingte Parteiverpflichtung, da in solchen Zeiten das Zeigen des Parteiabzeichens allein schon eine propagandistische Wirkung hat. Ich bitte Euch alle, nicht nur selber das Abzeichen zu tragen, sondern auch den andern Genossen und Genossinnen klar zu machen, wie wichtig es ist, sich gerade in den Wochen vor den Wahlen offen und öffentlich zu der SPD zu bekennen. [] Plakate [] Nicht immer wird es möglich sein, unsere Plakate genügend wirksam an Anschlagsäulen, Zäunen und Hauswänden anzubringen. Viele Genossen und Genossinnen werden aber die Möglichkeit haben, ein Plakat in einem Fenster ihrer Wohnung, das nach der Straße hinausgeht, zu zeigen. Dafür kommen selbstverständlich keine Textplakate in Frage, sondern am besten solche, die das Symbol der SPD ganz groß herausstellen. [] Berichterstattung [] Es ist unbedingt notwendig, daß wir auf Anwürfe der Gegner oder auf besondere Auswüchse in der gegnerischen Wahlpropaganda schnell antworten. Ich bitte darum alle Genossen und Genossinnen, mich auf dem Laufenden zu halten über gegnerische Wahlparolen, die bei der Frauenwerbung benutzt werden, über gegnerisches Frauenwerbematerial, über Anti-SPD-Aussprüche von den Kanzeln usw. Diese Arbeit ist wichtig, und es sollte in jeder Ortsgruppe eine Genossin oder ein Genosse bestimmt werden, der laufend und umgehend alle Berichte schickt an: Herta Gotthelf, Frauenbüro, Hannover, Odeonstraße 15/16. [] Elternrecht [] Die Frage des Elternrechts wird gerade in der Wahlpropaganda eine besondere Rolle spielen. Wir verweisen auf die "Genossin" vom Juli, in der wir besonderes Material für diese Frage bringen. Auf keinen Fall sollen wir uns lediglich auf dieses Gebiet von unseren Gegnern abdrängen lassen. Obwohl wir immer in solchen Auseinandersetzungen die Verdrehungen unserer Gegner widerlegen sollen, sollten wir doch betonen, daß die Wahl in der Hauptsache eine Entscheidung über soziale und wirtschaftliche Fragen bringen wird, und wir sollten auch in den Diskussionen um das Elternrecht der CDU nichts schenken im Hinblick auf ihre Wirtschaftspolitik und ihre sozial reaktionäre Haltung. [] Gleichberechtigung der Frau [] Die CDU hat verschiedentlich versucht, es so darzustellen, als ob sie in Bonn die Gleichberechtigung der Frau erkämpft hätte. Wir verweisen auf die Artikel der Genossin Selbert in Nummer 10, 1948 und 1 und 2, 1949 der "Genossin". Ebenso kommt die CDU jetzt heraus mit der Forderung nach gleichem Lohn für die Frauen! Es war die CDU, die die diesbezüglichen Anträge der SPD im Wirtschaftsrat abgelehnt hat! [] Mitgliederwerbung [] Auch in Wahlzeiten und gerade in Wahlzeiten dürfen wir die Mitgliederwerbung nicht vergessen. Bei jeder Art von Wahlwerbung muß immer wieder betont werden, daß es nicht nur notwendig ist, SPD zu wählen, sondern aktiv als Mitglied der Partei mitzuarbeiten. Vom Jahresschluß veröffentlichte Mitgliederzahlen sind durchaus nicht zufriedenstellend, was die Zahlen der weiblichen Mitglieder betrifft. Trotz der schweren wirtschaftlichen Lage müssen wir versuchen, die Mitgliederwerbung zu intensivieren. [] Flüchtlingsveranstaltungen der SPD [] Die Stadt Oberhausen hat unter dem Motto "Die Heimat spricht" zu einem Flüchtlingsnachmittag mit Kaffee und Kuchen eingeladen. Trotzdem 50 Pf Eintritt erhoben wurden (einschließlich Kaffee und Kuchen) war die Versammlung überfüllt. [] Zusammen mit den Falken wurde ein Programm aufgestellt, das Musik, Rezitationen, Volkstänze und Heimatlieder aus Ostpreußen, Schlesien, Bayern und aus dem Kohlenpott enthielt. [] Frauen in gegnerischen Versammlungen [] Die Landesfrauenkonferenz Bayern beschloß, nach Möglichkeit auch Frauen, die in der Lage sind, wirksam zu diskutieren, in gegnerische Versammlungen zu schicken. Nur Genossinnen, die wirklich über die Fragen, um die es geht, Bescheid wissen, und die den rechten, einfachen Ton haben, der die Frauen anspricht, sollten für diese Arbeit eingesetzt werden. Nicht nur in gegnerischen Wahl-Versammlungen, auch in Veranstaltungen der Frauenvereine sollten wir die Diskussion zu Wahlpropaganda ausnützen. [] Flugblattverteilung [] Zentral und bezirklich werden zu den verschiedenen Fragen und für die verschiedensten Bevölkerungsgruppen Flugblätter und anderes Propaganda-Material herausgegeben. Dieses Material muß sorgfältig und nicht wahllos verteilt werden. Es darf auch nicht irgendwo bis nach den Wahlen liegenbleiben. In jedem Ort, in jeder Straße sollte man vorher einen Verteilerplan aufstellen und überlegen, welche Art von Flugblättern bei den verschiedenen Familien, in Betrieben, auf Sportplätzen und vor Kirchen am besten verteilt werden sollten. Flugblätterverteilen ist eine wichtige politische Arbeit, und die Flugblätter sollten nicht nur mechanisch ausgegeben werden, sondern der Verteiler oder die Verteilerin sollten auch immer Gelegenheit nehmen, nach Möglichkeit mit den Leuten, denen sie das Material geben, zu sprechen. Das gilt besonders für die Verteilung in Häusern und auf Straßen und Märkten. [] Neue Methoden der Werbung [] Wir haben ein Programm und eine Politik, die sich von selber empfehlen sollten. Auch unsere Haltung und unsere Handlungsweise in den Landtagen und in den Gemeinden sollte an sich schon von selber für die SPD sprechen. Leider ist es aber so, daß auch die beste Politik immer noch durch eine leichtverständliche Propaganda den Massen erläutert werden muß. Neben dem zentralen Werbe- und Propagandamaterial wird es bisweilen notwendig sein, bezirkliches oder gar örtliches Material herauszugeben. Ein einfaches abgezogenes Flugblatt, ein Spruchband oder ein kleiner Klebezettel ist oft wirksamer als die schönste Broschüre. Die wichtigste Werbung aber ist immer noch die Werbung von Mund zu Mund. Auch hier kommt es auf Klarheit und Einfachheit und vor allen Dingen auf die ruhige sachliche Form an. Wir überzeugen am besten nicht durch Lautstärke, sondern durch die Güte unserer Argumentation. [] Sonderpropaganda für Sondergruppen [] Für die Hausfrauenwerbung wird von der Zentrale eine besondere bebilderte Frauenzeitschrift herausgegeben. Wir bitten Euch, Exemplare bei Eueren Bezirken anzufordern. [] Für die Flüchtlingswerbung sollten wir aufs engste mit den Genossen und Genossinnen, die besonders in der Flüchtlingsarbeit stehen und selber Flüchtlinge sind, zusammenarbeiten. [] Betriebswerbung. Für diese Arbeit mit unseren Betriebssekretären und den Genossen und Genossinnen aus der Gewerkschaftsarbeit die notwendigen Maßnahmen überlegen. [] Einsatzbereitschaft [] Jeder von uns weiß, worum es in dieser Wahl geht. Die Monate Juli/August müssen unbedingt für die Parteiarbeit zur Verfügung stehen. Es sollte selbstverständlich sein, daß keiner von uns der in der Lage ist, als Redner, als Organisator oder auch als freiwillige Hilfskraft in unseren Büros mitzuarbeiten, stattdessen auf Ferien geht. Es geht um jeden einzelnen von uns, und von der Art und der Intensität des Einsatzes aller unserer aktiven Funktionäre und Funktionärinnen wird der Erfolg der Wahl abhängen. Schon jetzt müssen alle Kräfte eingeteilt werden für die verschiedenen Aufgaben, und es darf niemand im letzten Moment abspringen. Die Wahl hat nicht nur eine innenpolitische, sondern eine ebenso große außenpolitische Bedeutung. Auf jeden einzelnen von uns kommt es an! [] Eine starke SPD im Bundestag [] Darum geht es im Wahlkampf. Wahlkampf kostet aber Geld. Großkapital und Schwerindustrie finanzieren die gegnerische Propaganda. Wir stehen allein, sind nur auf uns, auf unsere Opferwilligkeit angewiesen. Das ist aber unsere Stärke, denn unbeirrt und unbeeinflußt gehen wir unseren Weg in die Zukunft des Sozialismus. [] Jeder hilft die Wahlschlacht schlagen! [] Jeder kauft auch in diesem Monat eine Wahlfondsmarke zur Finanzierung des Wahlkampfes nach seinem Können [] Markenwerte: 0,50, 1.- , 2.-, 3.-, 5.-, 10.-, 20.- DM.
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