Aufruf an alle Werktätigen im Hamburgischen "Wirtschaftsgebiet"!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Aufruf an alle Werktätigen im Hamburgischen Wirtschaftsgebiet! [] Gründung der Freien Gewerkschaften [] für die Arbeiter und Angestellten Groß-Hamburgs erfolgt, nachdem nunmehr die Militärregierung selbständige Gewerkschaften zugelassen hat....

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Freie Gewerkschaften Hamburgs, Verwaltungsausschuss
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 01.07.1945
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/F4D407E0-987F-41DD-BF07-E9C0694343B5
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Aufruf an alle Werktätigen im Hamburgischen Wirtschaftsgebiet! [] Gründung der Freien Gewerkschaften [] für die Arbeiter und Angestellten Groß-Hamburgs erfolgt, nachdem nunmehr die Militärregierung selbständige Gewerkschaften zugelassen hat. [] Sie gliedern sich in folgende Freie Gewerkschaften: [] 1. Deutscher Baugewerkschaftsbund. Verbandsleiter Paul Bebert [] 2. Deutscher Bekleidungs- und Textilarbeiterverband. Verbandsleiter: Karl Karstens [] 3. Freie Deutsche Eisenbahnergewerkschaft. Verbandsleiter: Wilhelm Burmester [] 4. Gesamtverband der Verkehrs- u. Gemeindearbeiter. Verbandsleiter: Adolf Kummernuss [] 5. Verband des Graphischen Gewerbes. Verbandsleiter: Max Thoma [] 6. Deutscher Holzarbeiterverband. Verbandsleiter: Franz Hellwig [] 7. Deutscher Land- und Forstarbeiterverband. Verbandsleiter: Paul Bresk [] 8. Deutscher Metallarbeiterverband: Verbandsleiter: Wilhelm Petersen [] 9. Verband der Hotel-, Restaurant- und Caféangestellten. [] Verbandsleiter: Johannes Gostomski [] 10. Verband der Fabrikarbeiter, Chemie, Leder und Keramik. Verbandsleiter: Max Behrens [] 11. Verband der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter. Verbandsleiter: Gustav Pufal [] 12. Verband für die gesamte Tabakindustrie. Verbandsleiter: Ludwig Selpien [] 13. Deutsche Angestelltengewerkschaft. Verbandsleiter: Karl Koberger [] Adresse: Hamburg 1, Besenbinderhof 59 (Fernruf: 331375/77) [] Für die Freie Deutsche Eisenbahnergewerkschaft: [] Hamburg-Altona, Bahnhofstraße 24 (Fernruf: 423714) [] Die Büros sind geöffnet: täglich von 9 bis 18 Uhr, Sonnabends von 9 bis 13 Uhr. [] Die Wahrnehmung der gemeinsamen, verwaltungsmäßigen Aufgaben dieser Gewerkschaften erfolgt durch den Verwaltungsausschuß der Freien Gewerkschaften. [] Adresse: Hamburg 1, Besenbinderhof 59 (Fernruf: 331375/77) [] Die Form der Gewerkschaften [] Die dreizehn Gewerkschaften sind als Industrieorganisationen aufgebaut. Jeder Verband umschließt einheitlich alle in der Industrie beschäftigten Arbeiter. Die Deutsche Angestelltengewerkschaft erfaßt alle kaufmännischen und technischen Angestellten. [] Der Beitritt zur Gewerkschaft [] Die neuen Gewerkschaften stehen allen Werktätigen einschließlich Lehrlingen und Jugendlichen ohne Rücksicht auf ihre politische Anschauung, Religionszugehörigkeit oder Rasse offen. - Von der Mitgliedschaft ausgeschlossen sind Personen, die sich aktiv als Nazi betätigt haben, in der NSDAP führende Posten bekleideten oder durch ihr Verhalten an den Verbrechen der Nazis beteiligt waren. [] Die Anrechnung früherer Mitgliedschaft [] Die neuen Gewerkschaften wollen die frühere Mitgliedschaft bei sofortigem Beitritt anrechnen. Voraussetzung für diese Anrechnung ist, daß der Eintritt in die Gewerkschaft sofort, daß heißt bis 31. Dezember 1945 erfolgt und daß die Beiträge vom Tage der Neugründung, also vom 1. Juli 1945 ab entrichtet werden. Späterer Eintritt gilt als Neueintritt. In diesem Falle wird die frühere Mitgliedschaft nicht angerechnet. [] Unterstützungseinrichtungen [] Da die neuen Gewerkschaften zunächst ohne irgendwelche Kapitalreserven aufgebaut werden müssen, ist es unmöglich, in der ersten Zeit Unterstützungen an die Mitglieder zu zahlen. Das einstige Vermögen der Freien Gewerkschaften wurde 1933 von der DAF. übernommen. Da das Gesamtvermögen der DAF. nunmehr von der Militärregierung beschlagnahmt wurde, ist die endgültige Regelung dieser Vermögenswerte noch unbestimmt. Daher besteht zur Zeit keine Möglichkeit, die früher gewohnten Unterstützungseinrichtungen sofort wieder einzuführen. Jedoch werden schon jetzt Vorbereitungen getroffen, um das Unterstützungswesen sofort wieder einzuführen. Daher liegt es im Interesse aller Mitglieder, dafür zu sorgen, durch Beitragszahlung ab 1. Juli 1945 die Anrechnung ihrer früheren Mitgliedschaft zu ermöglichen. [] Beiträge [] Bis zur endgültigen Regelung der Unterstützungsfragen, das heißt etwa für das erste Jahr, werden einheitliche Aufbaubeträge in Höhe von RM -.50 wöchentlich erhoben, um später durch Staffelbeiträge entsprechend dem Lohneinkommen der Mitglieder ersetzt zu werden. [] Die Leitung der Gewerkschaften [] Die seinerzeit noch bestehenden Einschränkungen bezüglich Presse, Flugblätter, Versammlungen usw. machten es notwendig, daß die Leiter der Gewerkschaften zunächst von den zur Gründung zusammengetretenen Berufskollegen gewählt wurden. Sobald die Aufbauarbeit vollendet ist, werden sich alle Funktionäre einer Neuwahl auf völlig demokratischer Grundlage unterziehen. [] Das Ziel der Gewerkschaften [] Die neuen Gewerkschaften werden ihre Arbeit auf streng gewerkschaftlicher Grundlage unter Ausschluß jeder parteipolitischen Betätigung durchführen. Ihr Ziel ist die Förderung und die Sicherung der Lebensgrundlagen aller Arbeiter und Angestellten. Sie wollen die wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Interessen ihrer Mitglieder vertreten und die berufliche und allgemeine Erziehung des Berufsnachwuchses fördern. Kurz, die Gewerkschaft soll die berufene Vertreterin aller sozialen und wirtschaftlichen Interessen aller Arbeiter und Angestellten sein. [] Werktätige Hamburgs! [] Soweit in Kürze die wichtigsten Mitteilungen über den Wiederaufbau unserer Gewerkschaften. [] Und nun ans Werk! Werbt für Eure Gewerkschaften! [] Wahnsinn und Verbrechen des Nationalsozialismus haben Deutschland in ein wüstes Trümmerfeld verwandelt. Unsere Heimstätten und Fabriken, Transportwege und Eisenbahnen sind zerstört. Unsere Kulturstätten liegen in Trümmern. Der Geist unserer Jugend und weiter Volkskreise ist durch Wahnsinnige und Verbrecher vergiftet. Der Name Deutschlands ist durch die entsetzlichen Greuel des Krieges und der Konzentrationslager geschändet. Als unabwendbare Folge eines frevlen Angriffskrieges wird Deutschland zerrissen und die Grundlage seiner Volkswirtschaft aufs schwerste erschüttert. So stehen wir alle vor Problemen und Aufgaben, deren Schwere sich heute noch nicht einmal abschätzen läßt. Wahrlich, nie trat ein Volk ein so furchtbares Erbe an! Und doch, es muß geschafft werden. Ein neues, besseres Deutschland muß und wird leben! In diesem Kampf um die Lebensgrundlagen eines neuen Deutschland werden unsere Gewerkschaften an erster Stelle stehen müssen. Sie wollen den Arbeitern wieder Kultur und Lebensfreude zurückgewinnen und sie sollen helfen, das deutsche Volk hinzuleiten zu einer wahren Demokratie. [] Aber der notwendige Lebensstandard des deutschen Arbeiters wird nur errungen werden im Streit mit den Unternehmern um die künftigen Arbeitsbedingungen. Dieser Kampf um die Verteilung der Lasten setzt eine große, machtvolle und einige Gewerkschaftsbewegung voraus. [] Darum ist es nicht nur Eure Pflicht, selbst Euren Gewerkschaften beizutreten; Ihr müßt zugleich Werber und Agitatoren für die Gewerkschaftsbewegung sein. [] Verwaltungsausschuß der Freien Gewerkschaften Hamburgs [] Franz Spliedt [] Vorsitzender [] Wilhelm Petersen [] stellv. Vorsitzender [] Ernst Rathlov [] Geschäftsführer [] Paul Bebert [] Paul Bresk [] Adolf Kummernuss [] Ludwig Selpien [] Karl Koberger
Published:01.07.1945