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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Flugblatt ist entnommen aus: DGB-Archiv im AdsD, Deutscher Gewerkschaftsbund, Bundesvorstand, Sekretariat Albin Karl, Signatur: 5/ DGD A 2.<NZ>Lochung An die Gewerkschafter an der Saar! [] Die Blicke aller Gewerkschafter der Bundesrepublik Deutschland sind in diesen Tagen auf das Saargebiet gerichtet! [] Anlaß dazu sind nicht nur die direkten Vorgänge in Verbindung mit den bevorstehenden Wahlen, sondern vor allem die Tatsache, daß [] unter Mißachtung aller gewerkschaftlichen und demokratischen Regeln [] frei gewählte Funktionäre widerrechtlich und mit Gewalt von ihren Plätzen entfernt wurden, auf die sie durch Euer Vertrauen berufen waren. [] Es wurde ihnen untersagt, die von Euch gefaßten und Ihnen übertragenen Beschlüsse weiter durchzuführen. Kein Zweifel besteht darüber, daß dieser Handstreich gegen die Gewerkschaften schon lange vorbereitet war und auch mit den Wahlen in engstem Zusammenhang steht. [] Die im Deutschen Gewerkschaftsbund vereinigten 16 Gewerkschaften mit ihren über 6 Millionen Mitgliedern erblicken in diesem Vorgehen eine Gewaltmaßnahme gegen die freie und unabhängige Gewerkschaftsbewegung zum Zwecke der politischen Einschüchterung. [] Der Deutsche Gewerkschaftsbund protestiert mit allem Nachdruck gegen dieses Vorgehen und weiß sich darin einig mit allen Gewerkschaften der freien Welt. [] Die gewaltsame Dienstentfernung von Gewerkschaftsfunktionären und die Besetzung von Gewerkschaftshäusern sind bekannte Begleiterscheinungen bei der Errichtung von politischen Diktaturen. Die deutschen Gewerkschaften dürfen und wollen zu solchem Vorgehen nicht schweigen. Sie werden mit allen Kräften dazu beitragen, die demokratischen Grundrechte für die Gewerkschaftsbewegung auch an der Saar zu sichern. [] Alle Arbeitnehmer in Deutschland beobachten mit Besorgnis und Bestürzung diese Vorkommnisse an der Saar. Sie befürchten, daß dadurch die Zustände in der Sowjet-Zone legalisiert werden und es steht außer Zweifel, daß durch diese Ereignisse an der Saar dem Gedanken eines einigen und freien Europas ein äußerst schlechter Dienst erwiesen wird. [] Zu dem Protest des Deutschen Gewerkschaftsbundes und besonders der Industriegewerkschaft Bergbau in der Bundesrepublik kommt auch die scharfe Erklärung des Internationalen Bergarbeiter-Verbandes zu dem widerrechtlichen Vorgehen gegen den Vorsitzenden der saarländischen Industriegewerkschaft Bergbau, Kollegen Paul Kutsch. [] Wir richten an alle Arbeitnehmer der Saar den Appell: [] Sichert die gewerkschaftlichen Grundrechte! [] Sichert die demokratische Ordnung in Euren Gewerkschaften! [] Widersetzt Euch jedem Unrecht! [] Wir halten es nicht für richtig, daß Ihr das Regime in Eurem Lande durch die Teilnahme an der Wahl stärkt. Wo Fernbleiben von der Wahl eine Gefährdung Eurer Existenz bedeutet, da sollte ein ungültiger Stimmzettel Euer Protest sein.. [] Die Solidarität und rückhaltlose Unterstützung durch die ganze Kraft der im Deutschen Gewerkschaftsbund vereinigten Gewerkschaften Ist Euch gewiß. [] Bewahrt und sichert Euch auch weiterhin die Achtung der freien und demokratischen Gewerkschaften in der Welt! [] Deutscher Gewerkschaftsbund [] Der Bundesvorstand [] Verantwortlich: Bundesvorstand DGB, Düsseldorf
Published:20.11.1952