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Christlich Demokratische Union [] Landesverband Hamburg [] Hamburg, im Oktober 1946. [] Liebe Wählerinnen und Wähler, Nachbarn und Freunde! [] Am Sonntag, dem 13. Oktober 1946 ist Wahltag. - Zum ersten Male seit über einem Jahrzehnt wird die Hamburger Bürgerschaft frei gewählt, sie soll in kommenden Jahren die öffentlichen Angelegenheiten Hamburgs gestalten. Außerordentlich viel hängt von dem Ausgang dieser Wahl ab. Jeder Wähler hat vier Stimmen, er soll also auch vier Kandidaten wählen. [] Sie werden nun fragen, wer sind die Männer und Frauen, die wir wählen sollen, und was will ihre Partei? [] Die Christlich-Demokratische Union, für die wir kandidieren, will die lebendigen Kräfte des ganzen Volkes zusammenfassen, um heute deräußeren Not Herr zu werden und morgen Deutschland in die Reihe der geachteten und angesehenen Völker zurückzuführen. Weil er der Einheit hinderlich ist, verwirft die Christlich-Demokratische Union den Gedanken des Klassenkampfes, den die Sozialdemokratie mit besonderem Nachdruck als ihr politisches Ideal ansieht. Wir wollen keine fruchtlose Auseinandersetzung wie in den Jahren vor 1933, sondern im gemeinsamen Ringen um die großen vor uns liegenden Ziele alle Kräfte unseres Volkes lebendig machen. Wir wollen als eine große, christlich eingestellte, nicht konfessionell gebundene Partei das stärkste Bollwerk sein gegen jede Parteidiktatur. Wir wollen jedem Einzelnen möglichst viel von der Freiheit seiner wirtschaftlichen und geistigen Betätigung erhalten wissen, wir lehnen deshalb jeden privaten und staatlichen Monopolismus ab. Wir sind sozial und nicht sozialistisch. [] Ohne Unterschied der Konfession und des Bekenntnisses sollen bei uns alle diejenigen ihre politische Heimat finden, die bereit sind, aus den Fehlern der Vergangenheit die Konsequenzen zu ziehen, und die ein Gegengewicht gegen jede Parteidiktatur bilden wollen. [] Wir bekennen uns zur Christlich-Demokratischen Union (CDU). Das ist eine neue Partei, die bei den Wahlen in der amerikanischen, französischen und britischen Zone sich als die größte Partei erwiesen hat. Sie ist unseres Erachtens die große Sammlungspartei für alle aufbauwilligen Menschen, die Klassenhaß und Rassenhaß ablehnen. [] Wer an diesem Wahltag nicht wählt, hat jedes Anrecht an seinem Volk verloren, denn die vielen Nichtwähler und die Parteizersplitterung haben einmal Adolf Hitler zur Macht verholfen. [] Wahlrecht ist Wahlpflicht! [] Die KPD ist nach unserer Ansicht die Diktatur von Links. Wir haben in der Vergangenheit genug von einer Parteidiktatur gehabt. [] Die SPD bekennt sich nach den Worten ihres ersten Vorsitzenden Dr. Schumacher zum Marxismus und zum Klassenkampf. In seiner Rede auf dem Parteitag in Hannover am 9. 5. 1946 führte Dr. Schumacher nach dem Bericht der SPD-Zeitung "Hamburger Echo" folgendes aus: "Wir haben als Sozialdemokraten gar keine Veranlassung, den Marxismus in Bausch und Bogen zu verdammen und über Bord zu werfen ... Der Marxismus ist in seinen beiden wichtigsten Formen, der ökonomischen Geschichtsauffassung und der des Klassenkampfes nichts überaltertes, weil er durch die Realitäten ja wirklich bejaht wird. Der Klassenkampf ist erst beendet, wenn alle Menschen gleiche Rechte und gleiche Pflichten haben." [] Und in seiner Schlußansprache sagte Dr. Schumacher: "Für uns gilt immer noch das Wort: 'Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!'" [] Programm und Weg der Sozialdemokratie führen auf allen Gebieten zum Staatssozialismus, der dem Arbeiter nicht die Freiheit gibt. [] Was hat der Arbeiter davon, wenn der Staat alleiniger Arbeitgeber ist? Fragt die Leute, die in Staatlichen und öffentlichen Betrieben arbeiten. Zusammengeballte Wirtschaftsmacht läßt den Menschen nur wenig Freiheit. [] Kröger, Hamburg EP24 1740 295000 9.46 [] Mit Genehmigung der Militärregierung [] Die FDP hat gerade bei den Wahlen in der britischen Zone eine verhältnismäßig kleine Stimmenzahl bekommen. Warum sich diese Partei gründen mußte, statt sich mit uns in der großen Sammlungspartei zu finden, ist uns unverständlich. Wir bedauern diese Tatsache und stellen nur fest, daß die Ablehnung eines gemeinsamen Auftretens der CDU und FDP durch die letztere dazu führte, daß im Juni d. J. 14 Mitglieder der früheren Fraktion der Parteilosen, an ihrer Spitze Bürgermeister Rudolf Petersen, der CDU beitraten. [] Auch für die Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft hat die FDP ein gemeinsames Auftreten mit uns abgelehnt. [] So stehen Sie, liebe Wählerinnen und Wähler, Nachbarn und Freunde, vor der Notwendigkeit, aus einer langen Liste von Kandidatinnen und Kandidaten die richtigen auswählen zu müssen. [] Wählen Sie keine Splittergruppen, denn alle Wahlen haben bisher gezeigt, daß die Splittergruppen einflußlos bleiben und die Stimmen, die für sie abgegeben wurden, nicht zur Geltung kommen. [] Aus den Wahlen der britischen Zone haben sich zwei große Parteien herausgeschält, wir werben bei Ihnen für unsere Partei, die Christlich-Demokratische Union. [] Wir sind der Meinung, daß in der kommenden Bürgerschaft dringendste Aufgaben zu lösen sind. Wir nennen nur: Ernährung, Wohnraum, Wiederaufbau, Volksgesundheit, Sorge für Kriegs- und andere Schwergeschädigte und für die Not der Hinterbliebenen. Diese Aufgaben sollen aus christlicher Verantwortung, mit dem Einsatz des besten Willens, von uns angefaßt und geregelt werden, sie vertragen keine Parteizersplitterung und keinen Parteiegoismus. [] Wir wollen mehr arbeiten als andere. Und darum bitten wir um Ihre Stimme. Helfen auch Sie uns beim Wiederaufbau unserer geliebten Stadt Hamburg und damit auch unseres Vaterlandes. [] Die Kandidaten der Christlich-Demokratischen Union im Wahlbezirk 4 [] Rudolf Berckholtz, Exportkaufmann [] Wilhelm Neumann, Vers.-Angestellter [] Frieda Quitzow, Hausfrau [] Paul Georg Rehr, Kaufmann
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