Description
Summary:ZENTRALKOMTEE DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS [] BERLIN, 26. Juli 1932 [] An alle Mitglieder [] der Kommunistischen Partei Deutschlands! [] Werter Genosse! Werte Genossin! [] Das Zentralkomitee der Partei wendet sich an dich mit diesem Schreiben, weil die außerordentliche Zuspitzung der Krise, die heftige Verschärfung des Klassenkampfes, die Aufrichtung der faschistischen Diktatur und die erschwerten Kampfbedingungen angesichts der Verbotsmaßnahmen der Bourgeoisie von jedem einzelnen Kommunisten ein Höchstmaß an politischer Klarheit, revolutionärer Festigkeit, kaltblütiger Entschlossenheit und aktiver Initiative erfordern. [] Jeder Parteigenosse und jede Genossin muß verstehen, daß es in diesen Tagen und Wochen gilt, noch stärker als zu jeder Zeit die ganze Kraft rückhaltlos für die Partei und die Sache der proletarischen Revolution einzusetzen und durch vorbildliche revolutionäre Arbeit im Betrieb, an der Stempelstelle, in den Arbeitervierteln oder auf dem Lande zu einem wirklichen Führer der Massen im Kampf gegen die faschistische Diktatur zu werden. [] Wie ist die heutige Lage? [] Die Papen-Schleicher-Regierung, die unsere Partei vom Augenblick ihrer Einsetzung als die Regierung der Aufrichtung der faschistischen Diktatur bezeichnete, hat mit dem faschistischen Umsturz in Preußen vom 20. Juli den entscheidenden Schritt zur faschistischen Diktatur vollzogen. [] Es ist dabei für uns als Marxisten selbstverständlich, daß so, wie der ganze Uebergang der Bourgeoisie von den Herrschaftsmethoden der bürgerlichen Demokratie zu denen des Faschismus einen organischen Prozeß darstellt, auch die Aufrichtung der faschistischen Diktatur durch die Hindenburg, Papen und Schleicher keinen einmaligen Akt bedeutet, sondern eine Kette von Maßnahmen, die teilweise noch vor uns liegen. Trotzdem stellt der 20. Juli mit dem Staatsstreich in Preußen einen entscheidenden Schnittpunkt in dieser Entwicklung dar, der durch die Brüningpolitik der vergangenen Jahre und vor allem durch die Einsetzung der Papen-Schleicher-Regierung und ihren bisherigen Kurs vorbereitet wurde. [] Die faschistische Massenbewegung des Nationalsozialismus, die Terrorformationen der SA. und SS. werden unmittelbar in den Herrschaftsappatat der Bourgeoisie als stärkste und direkte Stütze einbezogen, während die SPD. ihre Rolle als soziale Hauptstütze der Bourgeoisie in einer erzwungenen Scheinopposition erfüllt. Die große Bedeutung des Nationalsozialismus für die Bourgeoisie bei der beschleunigten Durchführung ihrer Politik der faschistischen Diktatur liegt in der Rolle des Hitler-Faschismus als Massenbasis für die bewaffnete Konterrevolution. Die Papen-Regierung der faschistischen Diktatur stützt sich bei allen ihren Handlungen fest auf die Hitler-Partei, die die volle Verantwortung für die Politik Papens trägt. [] Der Staatsstreich vom 20. Juli in Preußen [] Für die zielbewußte Politik der faschistischen Konterrevolution ist es besonders charakteristisch, daß noch im Augenblick der Aufrichtung der faschistischen Diktatur, um den Widerstand der Arbeiterschaft zu lähmen, die Angriffe der Bourgeoisie sich zunächst scheinbar nur auf das Gebiet des Konkurrenzkampfes innerhalb des bürgerlichen Lagers um die Pfründen des kapitalistischen Staatsapparates erstrecken. Sozialfaschistische Minister, Polizeipräsidenten und andere Staatsfunktionäre werden abgesetzt, teilweise verhaftet, jedenfalls gewaltsam aus ihren Aemtern verjagt. Hinter diesen rein äußerlich hervortretenden Maßnahmen muß die Arbeiterklasse das Wesentliche erkennen: [] Der Staatsstreich vom 20. Juli eröffnet den Generalangriff der faschistischen Konterrevolution auf die Freiheit der deutschen Arbeiterklasse! [] Die Bourgeoisie eröffnet diesen Angriff zur Zertrümmerung der proletarischen Klassenoiganisationen unter unmittelbarer Heranziehung der SA. und SS. des Hitlerfaschismus mit dem faschistischen Ausnahmezustand, der Einsetzung von Standgerichten, dem Erlaß der Todesstrafe für "Rädelsführer" des Proletariats, dem Versuch zur Lahmlegung der Agitation und Propaganda der Partei für die Antifaschistiche Aktion und für die Reichstagswahlen. [] Die Methode der faschistischen Konterrevolution ist raffiniert. Sie will, obwohl sich das Tempo und das Ausmaß der Faschisierung auf einer viel höheren Stufe vollzieht als unter Brüning oder selbst in den ersten Wochen der Papen-Aera, doch die Methode beibehalten, ihre Schläge Schritt für Schritt durchzuführen, um dadurch die Massen an die faschistische Diktatur zu "gewöhnen", ihren Widerstand zu verzetteln und zu zermürben. Die faschistischen Machthaber wollen eine einheitliche Kampffront der Arbeiterklasse vereiteln. Sie wollen deshalb die Empörung der sozialdemokratischen Arbeitermassen über die preußischen Vorgänge erst etwas abflauen lassen, bevor sie den Schlag führen, der durch die Maßnahmen in Preußen, durch den, Staatsstreich vorn 20. Juli lediglich eingeleitet wird: den eigentlichen Schlag zur Zerstörung der revolutionären Massenorganisationen des Proletariats. [] Was bedeutet der Fußtritt für die Braun, Severing, Grzesinki? [] Die sozialfaschistischen Minister, Polizeipräsidenten usw., die bei dieser Gelegenheit aus dem Sattel fliegen, empfangen ihren Fußtritt von der Bourgeoisie nicht deshalb, weil sie etwa in Wirklichkeit für den Kampf gegen den Kommunismus weniger "zuverlässig" wären als die Papen, Bracht oder Hitler, und Straßer. Sie haben ihre Zuverlässigkeit für die Konterrevolution durch das vergossene Blut von zehntausenden klassenbewußten Arbeitern erwiesen. Brüning hat in München am Tage des faschistischen Staatsstreiches ausdrücklich festgestellt, daß Severing seit 14 Jahren den schärfsten Kampf gegen die Kommunisten und für die Verteidigung des kapitalistischen Systems geführt hat! [] Aber die Braun und Severing werden von den faschistischen Machthabern dennoch gegenwärtig aus den Ministersesseln geworfen. Warum geschieht dies? [] Die Bourgeoisie will eine umfassende Aenderung ihrer Herrschermethoden vollziehen. Dazu gliedert sie ihre faschistische Kampf- und Terrororganisation in den Hitlerfaschismus, offen ein und benutzt die Sozialdemokratie in einer, erzwungenen Scheinoppositron als Werkzeug zur Verhinderung von Massenaktionen. [] Die revolutionäre Arbeiterschaft hat unter Führung der KPD. gegen die Preußenregierung der Braun-Severing als einer Regierung der finsteren Reaktion den schärfsten, rücksichtslosesten Kampf geführt (roter Volksentscheid). An dieser prinzipiellen Linie im Kampf gegen den Sozialfaschismus ändert sich nichts. [] Aber die gewaltsame Entfernung der sozialdemokratischen Minister, Oberpräsidenten und Polizeipräsidenten bildete nur einen Auftakt und die äußere Einleitung für den Frontalangriff gegen das revolutionäre Proletariat. Deshalb wäre es äußerst verhängnisvoll, wenn klassenbewußte Arbeiter durch ein Gefühl der Schadenfreude über den Fußtritt für die verhaßten Braun-Severing sich über den vollen Ernst der Situation und die Notwendigkeit des stärksten, unverzüglichen Widerstandes und Gegenangriffs der Arbeiterklasse täuschen ließen. [] Es geht nicht um die Pöstchen der Braun, Severing und Co., sondern um die Freiheit der Arbeiterklasse! [] Unser Kampf zum Sturz der faschistischen Diktatur [] Der Kampf gegen die faschistische Diktatur mit dem Ziel ihres Sturzes muß vom Proletariat unmittelbar und mit dem Einsatz aller Kräfte geführt werden, weil die faschistische Diktatur die brutalste Form der Unterdrückung, Entrechtung, Knebelung und Ausplünderung des Proletariats durch die herrschende Kapitalistenklasse darstellt. Das Proletariat führt diesen Kampf nicht, um die Zustände wieder herzustellen, die vor dem Staatsstreich vom 20. Juli, vor der Aufrichtung der faschistischen Diktatur, oder auch nur vor der Brüning-Aera herrschten. Das Proletariat führt diesen Kampf für den Sturz der faschistischen Diktatur mit dem klaren Ziel, die bürgerliche Klassenherrschaft überhaupt, die Diktatur der Bourgeoisie in allen ihren Formen, also auch in der verschleierten Form der Weimarer Republik, zu beseitigen und die Diktatur des Proletariats zu errichten. [] Das Proletariat konzentriert aber in diesem Kampf alle Kräfte auf die Aufgabe, die gegenwärtige Form der bürgerlichen Klassenherrschaft zu beseitigen, d. h. die Papen-Regierung zu stürzen. [] In diesem Kampf darf es keine Illusionen über die Rolle der Sozialdemokratie geben. Gerade die Ereignisse um den 20. Juli haben erneut den schimpflichen Arbeiterverrat der SPD.-Führer und reformistischen ADGB.-Führer und die Rolle der Sozialdemokratie als soziale Hauptstütze der Bourgeoisie mit demonstrativer Klarheit bewiesen. [] Die SPD. und der Staatsstreich vom 20. Juli [] Was taten die SPD.-Führer in einem Augenblick, wo ihnen die faschistische Konterrevolution den Laufpaß gab? [] Die SPD-, ADGB- und Reichsbannerführer taten nichts gegen die Papen, Schleicher, Hindenburg, Hitler, aber alles gegen die Kommunisten! [] Severing brüstet sich damit, daß die preußische Polizei "mehr Todesopfer und mehr Verwundete auf der linken als auf der rechten Seite" erzielt habe. Alle SPD.-"Staatsmänner" priesen bei ihrer Absetzung schamlos ihre Verdienste im Kampf gegen das revolutionäre Proletariat an. [] Die Flugblätter, Artikel und Reden der SPD.-, ADGB.- und Reichsbannerführer richteten sich gegen die Kommunisten, gegen den von den Kommunisten vorgeschlagenen Generalstreik, gegen die proletarische Einheitsfront im Kampf gegen den Faschismus, kurz: [] gegen jede Aktion und Kampf handlung des Proletariats als Antwort ans den faschistischen Staatsstreich! [] Die KPD. hat vor dem 20. Juli die Beteuerungen der SPD.-Führer, wonach sie im entscheidenden Moment die Kraft der sozialdemokratischen Arbeiter, der reformistischen Gewerkschaften und des Reichsbanners gegen den Faschismus einsetzen würden, als einen Betrug zur Ablenkung der Massen vom tatsächlichen antifaschistischen Kampf gekennzeichnet. Genau, wie wir vorausgesagt hatten, trat es am 20. Juli ein: die SPD.- und ADGB.-Führer riefen nicht zum Kampf gegen den faschistischen Staatsstreich, sondern zum Kampf gegen die Kommunisten! [] Dieöffentliche Frage der KPD. an SPD., ADGB. und Afa-Bund über die gemeinsame Organisierung des Generalstreiks [] Unsere Partei hat am Abend des 20. Juli einen Beschluß gefaßt, der in der Parteipresse aus begreiflichen Gründen nur auszugsweise wiedergegeben wurde. Einer der wesentlichsten Paunkte des Beschlusses wurde wörtlich vor der gesamten Oeffentlichkcit durch unsere Zeitungen verbreitet: Er lautete: [] "Die Kommunistische Partei richtet vor der proletarischen Oeffentlichkeit an die SPD., an den ADGB. und an dem Afa-Bund die Frage, ob sie bereit sind, gemeinsam mit der Kommunistischen Partei den Generalstreik für die proletarischen Forderungen durchführen." [] Ihr habt gesehen, welche Antwort die SPD.- und ADGB.-Führer auf diese Frage durch ihre praktischen Handlungen wie auch durch ihre Worte gegeben haben. Sie entfalten eine wütende Hetze gegen uns. Und das in einem Augenblick, wo jedes Wort gegen die Kommunisten eine offene und unverhüllte Unterstützung des von Hitler geforderten und von Papen geplanten Verbots der KPD. bedeutet und eine direkte Hilfe für die Willkürmaßnahmen der Papen, Schleicher und Gayl gegen die KPD. darstellt. [] Die SPD. toleriert Papen [] Durch ihre Zurückhaltung der Massen vom antifaschistischen Kampf, durch ihre Verhinderung der roten Einheitsfront und durch ihre Hetze gegen die Kommunisten erfüllen die SPD.- und ADGB.-Führer auch heute ihre Rolle als Handlanger des Faschismus. [] Sie haben nicht nur durch ihre gesamte Politik seit 1918 die faschistische Diktatur vorbereitet. [] Sie haben nicht nur unmittelbar durch die Hindenburgwahl die Papen und Schleicher in den Sattel gehoben. [] Sie haben nicht nur durch das RFB.-Verbot Severings, durch das Republikschutzgesetz usw. den Weg für den Mordterror des Hitlerfaschismus freigemacht. [] Sie haben nicht nur durch ihre ganze klassenverräterische Politik die faschistische Massenbewegung der Nazis überhaupt grüßgezüchtet. [] Ueber all diese Verbrechen der Vergangenheit hinaus bedeutet die heutige Rolle der SPD. und des ADGB. eine kaum verhüllte Unterstützung der faschistischen Diktatur gegen das Proletariat. [] Neue Betrugsmanöver der SPD.-Führer [] Die betrügerischen Parolen der SPD. Führer über Weimarer Demokratie, Koalitionspolitik, Tolerierungspolitik, und sogenanntes "kleineres Uebel" als "Schutz vor dem Faschismus" werden heute, durch, die Tatsachen der faschistischen Diktatur entlarvt. Die SPD.- und ADGB.-Führer benutzen jedoch ihre erzwungene Scheinopposition dazu, neue Betrugsmanöver gegen die Arbeiterklasse durchzuführen, neue Illusionen hinter den Massen zu erzeugen. Es darf deshalb in unseren Reihen keine noch so leise Abschwächung unseres prinzipiellen Kampfes gegen die SPD. geben. [] Dieser Kampf ist kein Hindernis, sondern eine Voraussetzung der erfolgreichen revolutionären Einheitsfrontpolitik. [] Die Komödie mit dem Staatsgerichtshof, die verlogene Reklame für die Braun, Severing, Grzesinski, als ob ihr Theater am 20. Juli nicht eine schändliche Preisgabe auch der SPD.-Arbeiter an den Faschismus, sondern eine "Heldentat" sei; vor allem, aber das betrügerische Vertrösten auf den 31. Juli, als ob eine parlamentarische Abstimmung die Machtverhältnisse verändere - das alles sind aktive Handlungen der sozialfaschistischen Führer im Interesse der faschistischen Diktatur, im Interesse der Zurückhaltung der Massen vom Kampf gegen den Faschismus. [] Unsere Aufgabe ist es, diese Betrugsmanöver vor den sozialdemokratischen Arbeitern im täglichen Kampf an allen Fronten zu entlarven und trotz all dieser Manöver der SPD.- und ADGB.-Führer die gemeinsame Kampffront im Betrieb, auf der Stempelstelle und in den Arbeitervierteln herzustellen. [] Die Tatsachen haben erneut das bestätigt, was unsere Partei über die Rolle der SPD. als soziale Hauptstütze der Bourgeoisie und über die notwendige revolutionäre Strategie im Kampf gegen den Faschismus immer wieder festgestellt hat, und was vor allem in den Artikeln des Genossen Thälmann in der "Internationale" und der Parteipresse mit besonderer Schärfe klargestellt wurde. Die Klarheit über diese Probleme muß jedem Kommunisten in Fleisch und Blut übergehen, wenn er in der täglichen Praxis seine revolutionäre Pflicht erfüllen will. [] Die wichtigsten Aufgaben [] Welche Aufgaben ergeben sich aus alledem für unsere Partei, für alle ihre Einheiten und für dich als einzelnes Parteimitglied? []1. Streiks und Massenaktionen [] Wir müssen alle Kräfte einsetzen, um unverzüglich den schärfsten umfassenden Massenkampf in ganz Deutschland für den Sturz der faschistischen Diktatur zu entfalten. Dabei gilt es, sich in erster Linie auf die Beiriebe und ihre Mobilisierung sowie auf die Stempelstellen zu konzentrieren. [] Alle Formen des Massenkampfes müssen zur Anwendung kommen. [] Es gilt, Demonstrationen zu organisieren, von der einfachsten Form der Mobilisierung der werktätigen Bevölkerung eines Stadtteils, die einfach "auf die Straße geht" und sich vor den Häusern aufhält, über fliegende Demonstrationen nach Betriebsschluß oder allgemeine Betriebsdemonstrationen, bis zu den marschierenden Zügen großer zentraler Demonstrationen. [] Es gilt, den Massenkampf der Erwerbslosen auf Grund des maßlosen Unterstützungsraubs der Papen-Regierung in allen Formen zu entfalten, wobei wir vor allem die schmutzige Rolle der Hitlerpartei, die die Erwerbslosen als "arbeitsscheu" beschimpft und verhungern lassen will, entlarven müssen. [] Es gilt, alle ökonomischen Kämpfe und betrieblichen Kampfhandlungen, von der passiven Resistenz bis zum Streik um Lohn und Arbeitsbedingungen, zu entfalten. [] Es gilt vor allem, politische Streiks, vom befristeten Proteststreik bis zum größeren politischen Massenstreik und Generalstreik, vorzubereiten und auszulösen. [] Alle diese Kampfformen erschüttern die faschistische Diktatur und das kapitalistische System unter den heutigen Bedingungen in Deutschland, das im Zeichen des rasch herannahenden Wirtschaftskatastrophe und des Finanzbankrotts steht. Alle diese Kampfformen erleichtern die Steigerung des Massenkampfes zu höheren Formen und vermehren die Kampf - und Streikerfahrungen der Arbeiter. Alle diese Formen müssen deshalb angewandt werden, wo immer es möglich ist. [] Dabei ist es notwendig, einerseits die Tatsache auszunutzen, daß es der Partei nach dem 20. Juli zwar noch nicht gelungen ist, die Massen zum Massenstreik bis zum Generalstreik aus den Betrieben zu führen, aber doch unter den Belegschaften zum ersten Male eine sehr lebhafte und alle Arbeiter umfassende Massendiskussion über den politischen Massenstreik zu entfachen. Anderseits muß vermieden werden, daß durch das Problem des politischen Massenstreiks und seiner Vorbereitung die täglichen ökonomischen Kampfragen in den Hintergrund gedrängt und vernachlässigt werden. [] Es kommt darauf an, beweglicher als bisher auf alle Maßnahmen der Bourgeoisie in politischer wie inökonomischer Hinsicht unmittelbar zu reagieren. [] Dabei ist es klar, daß wir nicht dadurch Streiks auszulösen versuchen, indem wir kleinere Teile einer Belegschaft herausziehen, solange nicht die für den Kampf entscheidenden Teile oder Abteilungen der Belegschaft zum Streik bereit sind. [] 2. Wann muß gekämpft werden? [] Wir müssen in den Massen Klarheit darüber schaffen, daß jedes Zögern, jedes Aufschieben des Kampfes den faschistischen Machthabern ihr Handwerk erleichtert. Wir müssen vor allem den sozialdemokratischen Arbeitern klarmachen, daß das, was wir heute haben, die faschistische Diktatur ist, daß wir also keineswegs auf irgendeinen künftigen "Entscheidungskampf" warten dürfen. Jedes Aufschieben und Verzögern des Kampfes würde bewirken, daß sich die faschistische Diktatur festigen, daß sie ihren Machtapparat ausbauen und damit ihre Position in den kommenden Klassenkämpfen verbessern kann. Je rascher das Proletariat zu großen, umfassenden Kämpfen gelangt, desto günstiger sind seine Kampfpositionen. Jede Theorie vom "Abwirtschaftenlassen der faschistischen Machthaber" ist gegenwärtig mehr denn je verbrecherischer Betrug am Proletariat. [] 3. Verstärkte Einheitsfrontpolitik [] Wir müssen in großzügigster Weise die revolutionäre Einheitsfrontpolitik anwenden, wobei das Schwergewicht in den Betrieben liegen muß. Unsere stärksten Erfolge auf dem Gebiete der Einheitsfrontploitik hatten wir im Rahmen der Antifaschistischen Aktion bisher bei der gemeinsamen Organisierung des roten Massenselbstschutzes gegen den braunen Mordterror auf den Straßen, in den Arbeitervierteln. In den Betrieben und den reformistischen und christlichen Gewerkschaften bestanden nach wie vor die größten Schwächen beim Kampf um die rote Einheitsfront. Das gilt es zu ändern. [] In den Mittelpunkt der Kampagne müssen wir dabei jene Frage stellen, die die KPD. wegen der gemeinsamen Organisierung des Generalstreiks in ihrem Beschluß vom 20. Juli an die SPD., den ADGB. und den Afa-Bund vor der proletarischen Oeffentlichkeit gerichtet hat und die wir vorhin zitiert haben. [] Der Inhalt unserer Einheitsfrontpulitik muß vor allem sein: die Betriebe streikfertig für den politischen Massenstreik zu machen und, wo immer es geht, die Belegschaften zu ökonomischen und politischen Kampfhandlungen zu führen. [] In allen Gewerkschaftsorganisationen und Gewerkschaftskartellen, in jeder Massenorganisation, unter allen Schichten der Bevölkerung gilt es, die gleiche zähe und systematische Agitation für den Massenkampf zum Sturz der faschistischen Diktatur zu entfalten, um überall volles Verständnis für den ganzen Ernst der Situation und die unaufschiebbare Notwendigkeit des Kampfes zu schaffen. [] Alle Komunisten in der RGO. und in den roten Verbänden müssen dabei helfen, die Arbeit der RGO. und der roten Verbände gleichfalls auf die Höhe dieser Kampfaufgaben des deutschen Proletariats zu heben, die selbständigen und besonderen Methoden der revolutionären Gewerkschaftsbewegung zu entfalten und zugleich die Schaffung einer breiten Oppositionsbewegung in den reformistischen und christlichen Gewerkschaften zu unterstützen. [] 4. Gegen den rechten Opportunismus [] Wir dürfen in unseren Reihen opportunistische Tendenzen der Schwanzpolitik gegenüber der SPD. keinesfalls dulden. Das gleiche gilt von Illusionen, als ob SPD. oder ADGB. auch Organisationen des antifaschistischen Kampfes seien. Wer darauf bauen wollte, daß es durch "Angebote" an die SPD. oder andere reformistische Organisationen zum Kampf käme, würde das Proletariat wehrlos machen. [] Nur durch die Masseninitiative von unten, die wir beleben und entfalten müssen, können Kämpfe ausgelöst und organisiert werden. Nur wir als bolschewistische Kampfpartei des Proletariats sind imstande, den antifaschistischen Massenkampf bis zum Generalstreik zu entfalten. Denn nur wir sind Todfeinde des kapitalistischen Systems und der faschistischen Diktatur. [] Das ist es, was du als Parteimitglied in jedem Augenblick berücksichtigen mußt. Denn hieraus ergibt sich die hohe Verantwortung für jeden Kommunisten. [] Wir führen zwar über die selbständige Qragnisierung des Kampfes hinaus unter beistimmten Voraussetzungen Maßnahmen gegenüber der SPD. oder dem ADGB. Durch. Solche Maßnahmen waren z. B. das, bekannte Angebot im Einheitsfrontappell des ZK. unserer Partei und des Reichskomitees der RGO. vom 25. April d. J. oder jene vorher erwähnte öffentliche Frage unserer Partei an die SPD. am 20. Juli in Sachen des Generalstreiks. Aber diese Maßnahmen leiten wir nicht ein, weil wir Illusionen über die SPD.- und ADGB.-Führer haben, sondern weil wir uns davon versprechen, den sozialdemokratischen und freigewerkschaftlichen Arbeitern den Weg zum gemeinsamen Kampf zu erleichtern. [] Niemals wird duroh solche Maßnahmen der Partei, die obendrein an ganz bestimmte Voraussetzungen gebunden sind, die Pflicht zur selbständigen Organisierung des Kampfes von unten durch die Kommunisten, durch die revolutionären Gewerkschafter, und damit auch durch dich, nur im mindesten beeinträchtigt oder gar "aufgeschoben". [] 5. Gegen linksopportunistische Stimmungen [] Wir dürfen ebensowenig in der Arbeiterschaft "linke" scheinrevolutionäre Stimmungen einer spießerhaften Schadenfreude über die Absetzung der SPD.-Führer dulden. Aeußerungen einzelner Arbeiter, wie die, daß es den Severing und Grzesinski "gar nichts schade", sind keineswegs revolutionär, sondern zeigen Unverständnis für den wirklichen Ernst der Situation. Sie sind lediglich umgestülpter Opportunismus, der in Wahrheit dem Klassenfeind und der SPD. hilft und uns die Erfüllung unserer Aufgaben erschwert. Solchen Stimmungen gegenüber müssen wir Kommunisten klarmachen, was es für das Proletariat bedeutet, daß durch den Staatsstreich vom 20. Juli die faschistische Diktatur aufgerichtet wurde, was dem Proletariat unmittelbar bevorsteht und wie es dagegen ankämpfen muß. [] Gerade angesichts der bewußten provokatorischen Versuche der SPD.-Führer, die Ansätze zur kämpfenden Roten Einheitsfront um jeden Preis zu zerschlagen, müssen wir gegenüber den sozialdmokratischen Arbeitern lernern, um so kammeradschaftlicher zu diskutieren und sie für die Antifaschistische Aktion zu gewinnen. [] 6. Unser Kampf gegen den Hitlerfaschismus [] Gegenüber dem Hitlerfaschismus müssen wir, ohne Vernachlässigung des ideologischen Massenkampfes, des politischen Kampfes zur Loslösung und Gewinnung von proletarischen und werktätigen Anhängern des Nationalsozialismus, zugleich, die stärkste Initiative zur Schaffung des Roten Massenselbstschutzes ergreifen. Auch in den Betrieben, vor allem auf den Stempelstellen muß der ideologisch-politische Massenkampf gegen den Hitlerfaschismus mit größtem Nachdruck gefördert werden. Der wehrhafte Massenkampf zur aktiven Verteidigung des Proletariats gegen den braunen Mordterror, zur Kampfbereitschaft in geschlossener Einheitsfront gegenüber den bevorstehenden verstärkten terroristischen oder sogar putschistischen Unternehmungen des Hitlerfaschismus (z. B. am 31. Juli und danach) muß in breitester Front entfaltet werden. [] 7. Sicherung der Partei [] Wir müssen in allen Einheiten unserer Partei jede nur erdenkliche Maßnahmen treffen, um die revolutionäre Partei des deutschen Proletariats gegen die Schläge der faschistischen Konterrevolution zu sichern. Wir müssen zugleich in den breitesten Massen das Verständnis dafür schaffen, daß die KPD. die wichtigste Waffe der Arbeiterklasse für den Freiheitskampf, die Führerin des Proletariats ist, ohne die kein Sieg der proletarischen Revolution über die faschistische Diktatur und das kapitalistische System denkbar ist. [] Ein Schlag gegen die KPD. ist ein Schlag gegen jeden Arbeiter und Werktätigen! [] Jede Einheit unserer Partei, jede Zelle muß bereit sein, ihre Arbeit unter allen Umständen fortzuführen, ohne daß es dem Klassenfeind gelingt, mit Gewaltmaßnahmen diese Arbeit zu unterbinden, Das größte Mißtrauen gegen Provokateure und Spitzel, die schärfste Wachsamkeit und Vorsicht zur Sicherung der Partei, die lebendigste Initiative von unten, um jederzeit auch ohne "Anweisungen von oben" entsprechend unserer politischen Linie selbständig, zu handeln. Hingabe und Opferwilligkeit jedes Kommunisten und ehrlichen revolutionären Arbeiters an die Partei und damit an seine Klasse, - das alles erfordert die Situation von uns allen und von dir! [] Jetzt gilt es zu zeigen, daß die bolschewistische Schulung, die revolutionären Traditionen und Erfahrungen unserer Partei Nutzen gebracht haben. Jetzt gilt es, gefeit zu sein gegen alle Methoden des Klassenfeindes, nicht zuletzt gegen Verleumdung, Herabsetzung, Diskreditierung, die die Bourgeoisie entweder gegen, die Partei als Ganzes oder gegen die Führer der Partei, oder auch gegen einzelne führende Funktionäre im örtlichen oder betrieblichen Maßstab betreibt. Verleumdung und Verdächtigung gehören ebenso zu den ständigen Methoden der Bourgeoisie im Massenkampf, wie der Polizeispitzel, der Achtgroschenjunge im Betrieb, die Klassenjustiz und der militärische Machtapparat. Kein Kommunist darf sich durch solche Methoden beirren lassen. [] Du und jeder andere Genosse muß stets und ständig zur Verteidigung deiner Partei bereit sein. [] Wo du auch bist, mußt du dich als Vertreter deiner Partei fühlen, für die es zu werben und zu kämpfen gilt. [] Das Zentralkomitee hat eine Sperre für die Aufnahme neuer Mitglieder beschlossen. Das schließt jedoch nicht aus, daß im Kampf erprobte Arbeiter, über deren Zuverlässigkeit es keinen Zweifel geben kann, doch für die Partei geworben werden können und sollen. Vor allem aber bedeutet dieser Beschluß keineswegs, daß die allgemeine Agitation für die Partei mit dem Ziel, ihr immer neue Massen von festen, treuergebenen Anhängern zu schaffen, abgeschwächt werden dürfte. Gerade die drohende Illegalität muß uns veranlassen, erst recht und noch viel tiefer in den Massen vorzustoßen. [] So ist es eine unerläßliche und unaufschiebbare Pflicht für die Kommunisten in jeder Zelle, alle Maßnahmen zu treffen, um von sich aus in selbständiger Initiative auf alle Ereignisse reagieren und alle Formen der Massenagitation und Propaganda anwenden zu können. [] Jede Zelle muß imstande sein, in kürzester Frist Flugblätter, Betriebs- und Häuserblockzeitungen herzustellen und entsprechend den härteren Bedingungen des zugespitzten Klassenkampfes zu verbreiten. [] Jedes Parteimitglied - und darum auch du - hat die Pflicht, sofort alle Maßnahmen zu treffen, um diese Schlagkraft und verstärkte Beweglichkeit unserer Partei unten in den Massen, ganz besonders in den Betrieben zu sichern. Nur so kann die Partei ihre revolutionäre Pflicht erfüllen, erst recht, wenn durch die faschistische Konterrevolution die Bedingungen der revolutionären Arbeit härter und schwieriger werden. [] Diese Aktivität zur Abwehr der faschistischen Anschläge muß nicht nur für die Sicherung der Partei, sondern von jedem Kommunisten auch im Interesse des Kommunistischen-Jugendverbandes, der RGO. und aller übrigen Klassenorganisationen des Proletariats zur Anwendung gebracht werden. [] 8. Reichstagswahl und Antikriegstag [] Die letzten Tage vor dem 31. Juli erfordern das Höchstmaß der Aktivität, um auch die Reichstagswahl für die Massenmobilisierung gegen die faschistische Diktatur und für die Sicherung der Partei auszunutzen. Bis zum Wahltage bleibt es zweifelhaft, ob die faschistischen Machthaber die Teilnahme der KPD. an den Reichstagswahlen nicht in letzter Stunde noch durch einen Gewaltakt verhindern. In jedem Fall aber zeigt der schrankenlose Terror mit Hunderten von Willkürakten zur Behinderung unserer Wahlagitation, wie ihn das deutsche Proletariat kaum je zuvor erlebt, daß die faschistischen Machthaber auch die Reichstagswahlen in den Dienst ihres Terrorfeldzuges gegen die Klassenorganisationen des Proletariats stellen. [] Jede Stimme mehr, die wir bei diesen Terrorwahlen für die Kommunistische Partei, als offenes Bekenntnis zur proletarischen Revolution gegen die faschistische Diktatur, mobilisieren, ist deshalb von größter Wichtigkeit für den revolutionären Klassenkampf. [] Gleichzeitig gilt es, im Rahmen der Antifaschistischen Aktion gegen die faschistische Diktatur die stärkste MassenmobilisieTung für den Antikriegstag am 4. August zu entfalten. Die faschistische Diktatur in Deutschland bedeutet eine mächtige Verschärfung der Gefahr des imperialistischen Krieges. Der Kampf gegen die imperialistische Abenteurerpolitik und gegen, die Interventionskriegspläne gegenüber der Sowjetunion ist ein untrennbarer, entscheidender Bestandteil des Kampfes gegen den Faschismus. [] Kommunisten, auf die Posten! [] Du, Genosse, du, Genossin, teilst mit allen anderen Mitgliedern unserer Partei die große geschichtliche Verantwortung, die wir Kommunisten für das Schicksal der deutschen Arbeiterklasse und darüber hinaus für das internationale Proletariat tragen. Die letzten Ereignisse beschleunigen außerordentlich heftig die revolutionäre Zuspitzung in Deutschland und darüber hinaus in ganz Europa. [] Die deutsche Bourgeoisie kann die Entwicklung, die zur Wirtschaftskatastrophe und zum Finanzbankrott drängt, nicht aufhalten. Auch in der Katastrophe soll die faschistische Diktatur die kapitalistische Klassenherrschaft aufrechterhalten, die Unterdrückung und Knechtung der Werktätigen noch verstärken und so mit der blutigen Niederschlagung des Proletariats einen kapitalistischen Weg in die Barbarei erzwingen. [] So gehen wir den größten und schwersten Kämpfen entgegen, die die deutsche Arbeiterklasse jemals zu bestehen hatte. In diesen Kämpfen geht es um die soziale Existenz um die Freiheit und alle Rechte und um die sozialistische Zukunft des deutschen Proletariats. [] Du, Genosse oder Genossin, mußt in diesen Kämpfen dort, wo dein Wirkungskreis ist, sei es im Betriebe, auf der Stempelstelle, in deinem Wohnbezirk oder auf dem Dorf, ein Führer des Klassenkampfes sein, ein Organisator des antifaschistischen Freiheitskampfes, der Antifaschistischen Aktion, ein Organisator der proletarischen Revolution! [] Alles für die Partei! Alles für die Arbeiterklasse! [] lles für den Sturz der faschistischen Diktatur und des Kapitalismus! [] Alles für den Sieg der proletarischen Revolution! [] Alles für die proleterische Diktatur! [] Das muß die Losung für jeden Kommunisten sein [] Und nun an die Arbeit! [] Mit revolutionärem Gruß [] Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutschlands. [] Verantwortlich: Ernst Schneller, Berlin. Druck: Nordwestdeutsche Druckereiges. m. b. H., [] Bremen, Buntentorsteinweg 95
Published:26.07.1932 - 31.07.1932