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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Hat der Bauer Geld .... [] hat's die ganze Welt [] So heißt es im Sprichwort. Und als dieses Sprichwort aufkam, stimmte es auch, denn damals waren von fünf Familien vier Bauernfamilien. In den letzten 100 Jahren sind aber die großen Industrien und Städte entstanden. Heute sind von hundert arbeitenden Deutschen nur noch knapp 14 Bauern und nur ein Viertel aller Bewohner der Bundesrepublik wohnt in Dörfern. [] So ist mehr das Einkommen der Bauernschaft allein für den Wohlstand des ganzen Volkes entscheidend, sondern in erster Linie bestimmt die Kaufkraft der breiten Masse der Arbeiter und Angestellten das Einkommen der Landwirtschaft. Sind die Löhne und Gehälter zu niedrig, oder herrscht Arbeitslosigkeit, so merkt es der Bauer am Rückgang der Preise zuerst. [] Umgekehrt beeinflusst aber auch die Kaufkraft der Landwirtschaft die Beschäftigung von Industrie und Handwerk und damit das Einkommen der Arbeiter. Der Wohlstand der Bauern und der Arbeiter ist voneinander abhängig. [] Darum sollen Stadt und Land nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten. [] Doppeltes Spiel [] Die jetzige Bundesregierung hat mit den Bauern ein doppeltes Spiel getrieben. Während Minister Lübke nach außen hin für den Schutz der Landwirtschaft eintrat, setzte sich Minister Erhard für das angeblich "freie" Spiel der Kräfte ein. [] Meist saß von diesen beiden feindlichen Brüdern der CDU/CSU Minister Erhard am längeren Hebel, weil die Industriegruppen, deren Interessen er vertritt, den größeren Einfluß auf die Politik der CDU/CSU-Bundesregierung haben. [] Es geschah dann das, was er wollte, oder was Bundeskanzler Adenauer für die Durchführung seiner Politik ohne Rücksicht auf die Landwirtschaft als richtig erachtete. Wohin diese Politik führte, haben wir alle gemerkt. [] Den Kleinen wurde nicht geholfen! [] Die Entwicklung des Einkommens der mittleren und kleineren bäuerlichen Betriebe hinkt ständig hinter der Entwicklung des Einkommens der Industrie und des Handwerks her. Den Kleinen wird auch durch den sogenannten "Grünen Plan" der Bundesregierung nur wenig geholfen. Die Folge davon ist eine wachsende Verschuldung der Landwirtschaft. Die Bundesregierung hat es nicht verstanden, den Bauern genügend billige Kredite zur Verfügung zu stellen. Sie steckt unsere Steuergroschen hauptsächlich in den Militärapparat. Die Landwirtschaft dagegen Imu4fe ihre Investitionen mit teuren kurzfristigen Krediten vornehmen. [] Großzügige Hilfe [] Um den familienbäuerlichen Wirtschaften zu helfen, muß eine vernünftige Agrarpolitik die Verbilligung der Erzeugungskosten und Steigerung der Erzeugung, Verringerung der Arbeitslast des Bauern und seiner Familie, Regelung der Preise und Sicherung des Absatzes für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, also eine echte Marktordnung und eine großzügige Investitionshilfe für die Landwirtschaft erstreben. [] [...Tabelle...] [] Darüber hinaus ist es unbedingt erforderlich, durch eine Verbesserung der Gesetze über die Einfuhr- und Vorratsstellen dafür zu sorgen, daß der Markt gegen böswillige und zufällige Schwankungen geschützt wird. Hierzu ist es notwendig, die Spekulanten und Geschäftemacher auszuschalten, was bisher nicht geschehen ist. Butter- und Fettskandale darf es in Zukunft nicht mehr geben! [] Verringerung der Handelsspannen - Steigerung der Leistung [] Im Interesse von Erzeuger und Verbraucher müssen auch energische Schritte unternommen werden, um ungerechtfertigte Handels- und Verarbeitungsspannen und überflüssige Handelsstufen abzubauen. Man darf nicht wie das jetzige Bundesernährungsministerium erst ein großes Geschrei über zu hohe Handelsspannen anstimmen und dann nach Einspruch der Interessenten erklären, es sei alles in Ordnung. [] Eine die Interessen der Bauernschaft vertretende Agrarpolitik darf sich nicht allein auf eine Regulierung der Preise und des Absatzes beschränken und verlassen. Sie muß vielmehr die Voraussetzungen schaffen, daß alle bäuerlichen Betriebe, nicht nur die großen, auch die mittleren und kleineren, ihre Leistungen steigern können, ohne aber die Arbeitskraft des Bauern, seiner Frau und Familienangehörigen sowie der Landarbeiter noch stärker zu belasten. Auch auf diesem Gebiet hat die Bundesregierung nicht genug getan. Die Leistungssteigerung der Landwirtschaft seit Kriegsende ist in erster Linie ein Verdienst der Landwirtschaft selber. [] Um die berechtigten Forderungen der Bauern zu unterstützen, hat sich die SPD als einzige Partei auf ein Agrarprogramm festgelegt. [] Die SPD setzt sich ein: Für den Ausbau und die Verbesserung der ländlichen Volks-, Berufs- und Landwirtschaftsschulen. Denn je besser die allgemeine Bildung, desto höher ist die spätere Leistung im Beruf. [] Für den Ausbau einer guten Betriebsberatung, denn jeder Landwirt mu4 sich vertraut machen mit neuen, aber bereits erprobten Erzeugungs- und Arbeitsmethoden auf dem Feld, dem Grünland und auf dem Hof. [] Für eine Technisierung der bäuerlichen Betriebe auf der Grundlage einer genossenschaftlichen oder gemeinsamen Maschinenhaltung. Die Einzelmaschinenhaltung belastet den bäuerlichen Durchschnittsbetrieb zu stark. [] Für stärkeren Straßen- und Wegebau auf dem Lande. [] Für die entschiedene Durchführung der Flurbereinigung und ihre Förderung mit staatlichen Mitteln, denn je weniger die Flur zerstückelt ist, desto größer ist der Arbeitserfolg der bäuerlichen Wirtschaft. [] Für den Bau von Landarbeiterwohnungen, denn die jungen Menschen werden nur dann auf dem Lande bleiben, wenn ihnen die Möglichkeit zur Heirat und Gründung eines eigenen Haushalts geboten wird. [] Für die Beschaffung von tragbaren Krediten zur Durchführung von Ödlandkultivierungen und Bodenverbesserungen, damit mehr Jungbauern und Flüchtlingsbauern angesiedelt werden können. [] Die SPD fordert in ihrem Landprogramm: [] - Gerechte Erzeugerpreise durch Herabsetzung der Zwischenhandelsspannen [] - Zusammenarbeit zwischen Erzeuger- und Verbrauchergenossenschaften [] - Beseitigung der Bürokratie in den ländlichen Genossenschaften [] - Bereitstellung billiger Kredite für die Landwirtschaft durch eine "Investitionshilfe", wie sie die Industrie bekommen hat [] - eine ausreichende Alterssicherung für alle Bauern und mithelfenden Familienangehörigen [] - Übertragung allen freiwerdenden Landes an die Bauern, die es am notwendigsten brauchen. [] 10 Jahre Adenauer-Politik haben dem Bauern keine Besserung gebracht. Soll das so weitergehen? [] Eine bessere Zukunft liegt in Ihrer Hand. Geben Sie durch Ihre Stimmabgabe am 15. September der SPD die Möglichkeit, ihr Agrarprogramm zum Nutzen der Landwirtschaft zu verwirklichen. [] Herausgeber: Vorstand der SPD, Bonn. Druck: Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH., Nürnberg, Karl-Bröger-Straße 9.
Published:15.09.1957