Arbeiter, lasst Euch nichts vormachen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Arbeiter, [] laßt Euch nichts vormachen! [] Die bezahlten Agenten des bolschewistisch-spartakistischen Rummels sind wieder am Werke, um die Betriebe still zu legen. [] Sie sind es nicht nur in Berlin, sondern an allen Industrieorten des Reiche...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: N.N., Jacques Graetz
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1919
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/55ECD585-92C3-4D2E-BC57-0C1E7E6A4382
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Arbeiter, [] laßt Euch nichts vormachen! [] Die bezahlten Agenten des bolschewistisch-spartakistischen Rummels sind wieder am Werke, um die Betriebe still zu legen. [] Sie sind es nicht nur in Berlin, sondern an allen Industrieorten des Reiches. Wo sie am Werke sind, bezeichnen Gewalttat und Verbrechen ihren Weg. Durch Putsche und wilde Streiks wird jede geordnete, produktive Tätigkeit zum Wiederaufbau unserer Wirtschaft planmäßig lahmgelegt. [] Wie soll das weitergehen? [] Ganz abgesehen davon, daß die Versorgung im Inlande durch die wachsenden Verkehrsschwierigkeiten von Tag zu Tag bedenklicher wird; wo sollen bei dem Lahmliegen der Produktion die Werte herkommen, mit denen wir Rohstoffe und Nahrungsmittel bezahlen müssen, wenn wir nicht verhungern wollen? Wir könnten heute schon aus dem Auslande vieles beziehen, was uns bitter Not tut, aber um zu bezahlen und Kredit zu bekommen, müssen wir Gegenwerte bieten! Für unser Papiergeld liefert uns im Auslande kein Mensch etwas. [] So kommen wir nie wieder auf einen grünen Zweig. [] Wer hat Interesse an diesen Zuständen? [] Nur verbrecherisches Gesindel hofft sich bei dem entstehenden allgemeinen Zusammenbruch durch die größere Gewissenlosigkeit und brutalere Anwendung der Handgranate auf Kosten der vernünftigen Arbeiterschaft ein kurzes Leben in Saus und Braus zu verschaffen. Selbst wenn es ihnen infolge der Verblendung der anderen gelingen sollte, so kann das keine lange Freude werden. [] Denn wo nichts ist, hat selbst Spartakus sein Recht verloren! [] Aber was wird uns allen unter einer selbst kurzen Spartakusdiktatur alles widerfahren! Denkt an Rußland, wo die Bolschewistenherrschaft bereits hunderttausende von Todesopfern gefordert hat. Denkt an das Wüten der Petersburger "Außerordentlichen Kommissionen", die monatlich zahllose Opfer ohne Richterspruch wegen angeblich reaktionärer Gesinnung an die Wand stellen, wobei auch die Sozialrevolutionäre, die ungefähr den deutschen Unabhängigen entsprechen, bereits als Reaktionäre gelten. [] Glaubt Ihr nicht, daß die überradikalen Elemente, die Kommunisten, Anarchisten, Nihilisten und sonstigen unklaren Köpfe, die sich heute unter dem Banner von Spartakus vereinigen, eines Tages zu denselben Methoden greifen werden, wenn sie die uneingeschränkte Macht erlangen werden und denken, daß sie durch Massenterror ihr eigensüchtiges Dasein dadurch verlängern können? [] Heute schon zeigt sich, daß selbst unter Spartakus sich Elemente zusammenfinden, deren Wünsche weit über das radikale Programm des Spartakus-Bundes hinausgehen. [] Nur in einem sind sie alle gleich: sie versprechen alle goldene Berge, wenn sie sich nur in den Besitz der [] Macht gesetzt hätten. [] Womit sie aber ihre Versprechungen einlösen wollen, das weiß der liebe Himmel. Selbst wenn sie alles nicht für sich und ihre Helfershelfer einstecken, was durch Enteignung, Plünderung und Raub zu erraffen ist, - wie lange würden selbst bei gerechter Verteilung die Vorräte des verarmten Deutschland ausreichen, um ein [?] 70-Millionen-Volk am Leben zu halten? [] Das Ausland wird uns, wenn wir in solche Zustände verfallen, gewiß nicht helfen, Rußland braucht das Wenige, was es noch hat, für sich selbst. Dann wird eben einerüber den anderen herfallen müssen, Frauen und Kinder werden totgeschlagen, nur um das nackte Leben zu fristen, nur - wohlgemerkt! - damit ein paar machthungrige Phantasten ihre ausschweifenden Träume befriedigen können. [] Sollen wir da nicht lieber bei unserer alten bewährten Auffassung vom Sozialismus bleiben, wie ihn uns Marx, Engels und Bebel gelehrt haben? [] Welche unendlichen Schwierigkeiten heute nach einem verlorenen Kriege, nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch, nach dem Versagen aller Unternehmungslust, bei dem Mangel an Rohstoffen eine Sozialisierung von einem Tag auf den anderen macht, sieht jeder, der wirtschaftlich denken gelernt hat. [] Aber es muß sozialisiert werden und es wird sozialisiert [] werden. Die Hälfte aller Wähler will es. Das Kabinett hat noch kürzlich, am 25. Februar, in Weimar einstimmig beschlossen, daß der Sozialisierungsparagraph im Aktionsprogramm nicht Papier bleiben dürfe, dass [] vielmehr alle zuständigen Stellen mit voller Entschiedenheit damit beginnen [] müssen, die Sozialisierungsabsichten der Reichsregierung zu verwirklichen. [] Wollt Ihr die sichere Zukunftsentwickelung, die Euch Euer Glück und Euren Wohlstand, dem ganzen Volke Ordnung und Aufblühen gewährleistet, drangeben, weil die berechtigten und als berechtigt anerkannten Hoffnungen für Eure Ungeduld nicht rasch genug greifbare Form annehmen? [] Arbeiter, [] laßt Euch durch demagogische Kniffe keinen blauen Dunst vormachen. [] Die sozialistische Regierung marschiert trotz alledem! [] Glaubt nicht den spartakistischen Maulhelden und Phrasendreschern, gebraucht Euren eigenen Verstand. [] Jacques Graetz & Co., Berlin SO 26.
Published:1919