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Liebe Freunde, Die am 11.11.56 stattfindenden Bezirkstags-, Kreistags- und Gemeinderatswahlen haben in unsere sonst so friedliche Gemeinde eine ziemliche Unruhe, ja Aufregung gebracht, die den Wähler zum Nachdenken zwingen muß. Was hat sich eigentlich ereignet? Nun, die Mörzheimer Bürger, die immer für ein friedliches Nebeneinanderleben sind, wollten auch für die Gemeinderatswahlen die Mehrheitswahl, d. h. keine Partei, keine Gruppe stellt sich zur Wahl., sondern eben der Bürger, der bereit ist, die Verantwortung zu tragen für das Wohl der Gemeinde, und nicht nur aus Interesse für eine Gruppe. Die Verhandlungen, die für die Mehrheitswahlen geführt worden sind, waren leider ohne Erfolg. Die SPD trägt keine Schuld an diesem Zustand, denn ihre Kandidaten fürchten keine Mehrheitswahl. Ist es überhaupt möglich, nur eigene Interessen im Gemeinderat zu vertreten? Für uns geht es doch wirklich nur darum, all die Probleme, die an eine Gemeinde herantreten, zum Wohl der Gemeinde zu lösen. Man kann es sich doch wirklich nicht so leicht machen und sagen: "Wählt unsere Gruppe, dann wird dies oder jenes getan." Es steht doch fest, daß von vorn herein jede Möglichkeit dazu fehlt. Wir als Sozialdemokraten haben es wirklich nicht nötig, diese billige Wahlpropaganda zu machen. Wir sind keine Interessengruppe im Sinne des Wortes, aber immer bereit, uns einzusetzen für soziale Gerechtigkeit und für eine fortschrittliche Gemeindepolitik. Wir entziehen uns nicht den immer mehr drängenden Aufgaben der Gemeinde. Die SPD setzt sich immer für die Belange der vom Schicksal besonders hart betroffenen ein. Die drängenden Probleme der Heimatvertriebenen hat die SPD erkannt und überall in den Gemeinden und Städten, wo ihre Kandidaten im Parlament sitzen, wirkliche und sachliche Hilfe geleistet und dafür gesorgt, daß all die gesetzlichen Bestimmungen für Heimatvertriebene auch zur unbedingten Ausführung gekommen sind und darüber hinaus Vorschläge in die Parlamente eingebracht, die eine gerechte und wirkliche Hilfe bedeuten. [] Wenn ich Sie jetzt bitte, mir bei diesen Gemeinderatswahlen Ihre Stimme zu geben, dann tue ich das als alter Sozialdemokrat und Heimatvertriebener, der nichts anderes kennt, als sich immer wieder für die Sache der SPD einzusetzen, nämlich für soziale Gerechtigkeit, für Mitbestimmung und fortschrittliche Gemeindepolitik. Gez. Rebetzky Oswald
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