Brauchen wir Parteien? [Serie]

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Brauchen wir Parteien? [] Brauchen wir Parteien? [] Die Zeiten sind endgültig vorüber, in denen der Gewerbetreibende, gleich welcher Art, sich in sich selbst, höchstens aber in eine kleine Gemeinschaft seiner unmittelbaren Berufskollegen zurü...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Parteivorstand, Hannoversche Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Hannover
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1945 - 1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/1D289B46-C792-4A99-A13B-C3D9EEE2FF47
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Brauchen wir Parteien? [] Brauchen wir Parteien? [] Die Zeiten sind endgültig vorüber, in denen der Gewerbetreibende, gleich welcher Art, sich in sich selbst, höchstens aber in eine kleine Gemeinschaft seiner unmittelbaren Berufskollegen zurückziehen konnte. Es finden sich unter der Unmenge von Problemen, die uns die Gegenwart zu lösen aufgibt, sehr viele, die auch für das mittelständlerische Gewerbe von entscheidender Bedeutung sind. Die meisten dieser Probleme gehören in den Bereich der Wirtschaftspolitik, sie können nur von Staats wegen entschieden werden. [] Den Staat aber, dem diese Aufgabe zufällt, wollen wir uns erst neu errichten. Wir wünschen ihn volksnah, die Bedürfnisse aller Staatsbürger gegeneinander abwägend und so regelnd, daß keine Gruppe bevorzugt oder benachteiligt wird. Vor allem jedoch fordern wir, daß seine Entscheidungen vom Volk selbst maßgebend beeinflußt werden können. Diese Voraussetzung kann nur von einem demokratischen Staat erfüllt werden. [] Um diesen demokratischen Staat zu schaffen und seinem Wesen entsprechend wirken zu lassen, müssen wir uns - das ist selbstverständlich - demokratischer Methoden bedienen. [] Die Körperschaft, die in einem solchen Staatswesen den Volkswillen vertritt, ist das Parlament, das von Volksvertretern, den Abgeordneten, gebildet wird. Diese Abgeordneten werden von den stimmberechtigten Staatsbürgern gewählt. Das ist ebenso bekannt wie die Tatsache, daß die Vorschläge für die Wahl, also die Aufstellung der Kandidaten, durch Parteien erfolgten. Gäbe es keine Parteien, so wäre die Aufstellung der Kandidaten außerordentlich schwierig. Von einer Unzahl kleinster Grüppchen vorgeschlagen, würde ihre Zahl gewaltig anschwellen, das ganze Wahlverfahren wäre unübersichtlich und das gewählte Parlament infolge der Vielzahl der Meinungen arbeitsunfähig. Die Parteien sind also einmal ein Hilfsmittel, ein Werkzeug, mit dem die Maschinerie des demokratischen Parlamentarismus mit den geringsten Reibungen in Bewegung gesetzt und gehalten werden kann. [] Darüber hinaus haben die Parteien aber auch noch wichtige außerparlamentarische Aufgaben zu erfüllen. So entsenden sie Vertrauensleute in vielerlei amtliche Dienststellen und Ausschüsse als Mitarbeiter oder Berater. Gegenüber den Besatzungsbehörden sind sie als Vertreter des Volkes einfach unentbehrlich. Die gewerbliche Wirtschaft ganz besonders bedient sich ihrer unter den heutigen schwierigen Verhältnissen häufig und gern als Verfechter ihrer Wünsche und Bedürfnisse bei den vielen Aemtern und Bewirtschaftungsstellen. [] So sind die Parteien aus unserm öffentlichen Leben heute überhaupt nicht mehr wegzudenken. Wer sie ablehnt, verneint nicht nur den demokratischen Staat, er vergißt auch, daß es ohne sie kaum möglich ist, in das Chaos unserer Zeit nach und nach Ordnung zu bringen. Natürlich kann man sagen: "Was kommt es dabei auf mich als einzelnen an, mögen sich doch die andern einsetzen!" Aber ist ein solcher Standpunkt richtig? Das wird kein gerechtdenkender Mensch behaupten. Die einzig mögliche Folgerung kann nur sein: Anschluß an eine Partei - denn: [] Wir brauchen Parteien! [] Warum gerade die SPD? [] Die SPD [] führt, getreu ihrer Tradition, einen unerbittlichen Kampf gegen die Fortsetzung der monopolkapitalistischen Politik, die unser Volk ins tiefste Elend gestürzt hat. [] Die SPD [] erstrebt eine Neuordnung der deutschen. Volkswirtschaft, in der die wirtschaftliche. Verfügungsgewalt über die maßgebenden Grundstoffindustrien und die Kontrolle über die Finanzinstitute dem Volk, vertreten durch den demokratischen Volksstaat, übertragen werden. [] Die SPD [] erkennt, daß nur in einer nach ihren Grundsätzen geplanten und gelenkten Wirtschaft die Voraussetzung dafür gegeben ist, daß neben den sozialisierten Industrien und Betrieben auch der freie Unternehmer seine wichtigen marktwirtschaftlichen Funktionen erfüllen kann. [] Die SPD [] stellt ausdrücklich fest, daß nach ihrer Ansicht der Handwerker keine kapitalistische Figur, daß vielmehr die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung des Handwerks unumstritten ist; [] der Handel im regen Wettbewerb mit anderen Verteilungsformen auch weiterhin eine wichtige Rolle innerhalb der Volkswirtschaft zu erfüllen hat; [] der kleine und mittlere Unternehmer, der noch wirklich als Betriebsleiter seine Funktionen ausfüllt, nicht von der Sozialisierung zu erfassen ist. [] Ziel der sozialdemokratischen Wirtschaftspolitik ist es, allen Deutschen, die guten Willens sind, gegen die Widerstände von innen und außen die Voraussetzungen dafür zu erkämpfen, daß ihre Arbeit und ihre Opfer sinnvoll werden. [] Sie ruft auch die Gewerbetreibenden des Mittelstandes auf, sie in diesen, ihren Bestrebungen zu unterstützen! [] Darum: steh' zur SPD [] Herausgeber: Vorstand der SPD - Druck: Hannoversche Presse, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Hannover
Published:1945 - 1948