Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Eingangsstempel vom 14.3.1966; handschriftlicher Vermerk DW 4-3b
Das ist die Meinung der deutschen Bergleute [] "Wir machen das Theater um die Kohle nicht mehr länger mit!" [] "Wir wollen sichere Arbeitsplätze in unserem Beruf und keine Lohnverluste durch Feierschichten!" [] "Was nutzen uns Energiedebatten im Bundestag und Landtag, wenn doch nichts dabei herauskommt!" [] "Es ist jetzt lange genug geredet worden in Bonn und Düsseldorf. Wir wollen endlich eine vernünftige Energiepolitik!" [] "Wir lassen uns nicht mehr mit billigen Versprechungen abspeisen. Wir wollen soziale Sicherheit!" [] So und ähnlich haben uns die Bergleute in den letzten Wochen und Monaten geschrieben. Arbeiter und Angestellte. [] Sie alle sind empört. Weil sie längst gemerkt haben, daß eine völlig verpfuschte Energiepolitik auf ihre Rücken abgeladen werden soll [] Soll das so weitergehen? [] Es wurden bisher stillgelegt [] Beschäftigte Barsinghausen 1804 Lieselott 102 Minden 306 Barbara 2400 Friedrich Thyssen 4/8 2375 Jungmann 102 St. Ingbert 950 Christian Levin 1430 Prinz Regent/ Dannenbaum 4297 Wilhelmine Victoria 654 Neuruhrort 206 Obernkirchen 2371 Friedlicher Nachbar 1775 Alter Hellweg 1903 Klosterbusch 1105 Engelsburg 1972 Wohlverwahrt 230 Bruchstraße 2604 Neu-Plessbach 354 Oespel 1471 Carolus Magnus 911 Maria Hauptschacht 3315 Heinitz 2680 Neumühl 4127 Mansfeld 2432 Scholven 3442 Beeckerwerth 808 Centrum/ Morgensonne 2721 Gottesseger 853 Victoria 2751 Friedrich Ernestine 1325 Dorstfeld 2981 Neu-Mecklingsbank 134 Zollstraße 108 Victoria-Lünen 1/2 3134 Carolinenglück 1578 Mieke (Nieders.) 138 Aurora 244 König Ludwig 1/2, 3/4 2210 Helene 1183 Victoria Mathias 1530 Kaiserstuhl 2836 Dahlbusch 900 Langenbrahm 1682 Bismarck 6700 usw. [] Für die Bergbauunternehmer gibt es Stillegungsprämien vom Staat. Für die Bergleute aber gibt es keinen sozialen Generalplan, der das Schicksal der Bergleute und ihrer Familien regelt. [] Jetzt spricht man in Regierungs- und Unternehmerkreisen von weiteren Zechenstillegungen! Zigtausende von Arbeitnehmern an Rhein und Ruhr haben Angst um ihren Arbeitsplatz. Auch unbezahlte Feierschichten sind wieder im Gespräch. [] Wir wollen aber nicht ewig mit der Krise leben. Acht Jahre sind genug. Jetzt muß eine vernünftige Energiepolitik her, die dem deutschen Bergmann seine Existenzangst nimmt und ihm soziale Sicherheit gibt. [] Wir brauchen einen sozialen Generalplan. Für alle Bergleute! Für die, die aus dem Bergbau ausscheiden müssen, genauso wie für jene, die noch weiterhin im Bergbau verbleiben. [] Die IG Bergbau und Energie hat in den letzten Jahren eine große Zahl von Vorschlägen zur Energiepolitik gemacht. Weil eine gute Energiepolitik auch die Garantie für soziale Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bergleute ist. [] Doch in Bonn und Düsseldorf hat man nicht auf uns gehört. Die Verantwortlichen haben nur weitergewurstelt und das soziale Schicksal der Bergleute als nebensächliche Randerscheinung betrachtet. Das machen wir nicht mehr länger mit. [] Wenn man unsere Eingaben und Vorschläge nicht richtig verstehen will, wenn man unsere Demonstrationen als "Theaterdonner" abtun will, wenn man durch neue Energiedebatten in den Parlamenten den Bergleuten neue Versprechungen machen will; wenn man - mit anderen Worten - nicht begriffen hat, daß eine große Unruhe unter den Bergleuten herrscht, dann müssen wir eben eine andere Gangart einschlagen. Deutlich und unmißverständlich. [] Deshalb hat der Hauptvorstand der IG Bergbau und Energie in seiner Sondersitzung am 7. März 1966 in Bochum beschlossen: [] "Arbeiter und Angestellte über und unter Tage legen am 11. März 1966 von 11 bis 11.30 Uhr aus Protest gegen die seit Jahren andauernde Unsicherheit in der Bergbauwirtschaft die Arbeit nieder! An allen Arbeitsplätzen soll in dieser Zeit die Arbeit ruhen, um die Verantwortlichen aufzufordern, für den deutschen Bergbau und seine Beschäftigten endlich eine klare politische Entscheidung zu fällen." [] Das ist eine erste Warnung [] Niemand sollte sie übersehen oder gar unterschätzen. Die Geduld und Ruhe der Bergleute hört da auf, wo durch politische Gleichgültigkeit ihr soziales Schicksal ernsthaft bedroht ist. [] Die Bergarbeiter und Bergbauangestellten folgen am 11. März 1966 den Anweisungen der Funktionäre der IG Bergbau und Energie. Es kommt auf die einheitliche und geschlossene Haltung aller Arbeitnehmer während der Arbeitsruhe an. [] Jetzt müssen wir es den Verantwortlichen zeigen, wie ernst es uns mit einer vernünftigen Energiepolitik ist. [] Arbeitsruhe am 11. März 1966 von 11 bis 11.30 Uhr [] Herausgeber: Hauptvorstand der IG Bergbau und Energie
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