Lebensfreude, Kinderglück Arbeit, Brot und Frieden

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht Lebensfreude, Kinderglück [] Arbeit, Brot und Frieden. [] Die fremde Frau / VON JOHANNES MEHDEN [] Eine Frau stand vor dem Haus. Sie stand lange da und betrachtete es immer wieder. Ihre Augen hefteten sich wie suchend an die Fensterre...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD); Wenke, Heinrich, Westfalendruck, Dortmund
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Published: 18.06.1950
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/359423F6-B72F-4073-9DB3-99117EF872DD
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht Lebensfreude, Kinderglück [] Arbeit, Brot und Frieden. [] Die fremde Frau / VON JOHANNES MEHDEN [] Eine Frau stand vor dem Haus. Sie stand lange da und betrachtete es immer wieder. Ihre Augen hefteten sich wie suchend an die Fensterreihe. Doch nichts zeigte sich, das ihr etwas deutlicher gemacht hätte. Sie sah müde und zerquält aus. Und hungrig. Ihre Augen hatten Hunger. Sie war auch anders als die Frauen, die sonst in dem Viertel wohnten. Ihre Kleider sahen irgendwie fremd aus. Und sie selbst umschwebte auch etwas Fremdes. [] Da kam ein kleiner Junge von etwa neun Jahren mit einem Schulranzen den Gartenweg herab und trat auf die Straße hinaus. Die Frau machte einen Schritt auf den Jungen zu. Der blieb erstaunt stehen. [] Besah sich die Fremde und wollte weiter. [] "Heißt du nicht Hans?" fragte die Frau ihn. Ihre Stimme klang gepreßt, und der Kleine sah furchtsam zu ihr auf. Er nickte. "Hans Weimer?" fragte die Frau wieder. "Kennen Sie mich denn?" - wunderte sich der Junge und ließ es geschehen, daß ihm die Frau über die Haare strich. "Wo ist denn deine Mutti?" - Wieder klang die Stimme so sonderbar, daß Hans einen ängstlichen Blick nach dem Haus zurückwarf. "Mutti ist weit. Mutti ist in Rußland" gab der Junge Auskunft. "Aber jetzt muß ich in die Schule, sonst komme ich zu spät!" meinte er wichtig. [] Die Frau nahm ihn bei der Hand. "Hast du denn keine neue Mutti?" "Nein - wir warten, hat Vati gesagt-, aber jetzt muß ich wirklich weiter. Sie können ja mitkommen!" setzte er gönnerhaft hinzu. Die Frau nahm ihre Tasche, die auf der Erde stand und schritt neben Hans her. Fest lag seine Hand in ihrer. "Wer besorgt euch denn ... Ich meine, wer wäscht denn für dich und Vati, und wer macht denn sauber bei euch?" Die Frau sucht wohl Arbeit, dachte sich Hans. "Das macht alles die Oma, die kommt jeden zweiten Tag und bringt alles in Ordnung, und sonst besorgen wir Männer uns selbst!" Hans sagte das sehr stolz. Die Frau wischte sich etwas aus den Augen. Es war ihr wohl ein Staubkörnchen hineingefallen. Der Wind wirbelte gerade Staubwolken auf, und Hans hätte beinahe auch eins ins Auge gekriegt. Dann standen sie vor der Schule. [] "Auf Wiedersehen, Hans", sagte die Frau und drückte schnell und scheu den Jungenkopf an sich. Der riß sich los und rief noch einen hellen Gruß zu der Frau, die wieder auf der Straße stand und ihm nachsah. Eine ganze Zeit stand sie dort. Wie verloren und wie ein Mensch, der Angst hat, einen bestimmten Weg zu gehen. Doch nach einem letzten Blick zu der Türe, wo der Junge verschwunden war, drehte sie sich um und ging den gleichen Weg zurück zu dem Haus. Diesmal ging sie hinein. Als Hans aus der Schule kam, stand sein Vater in der Türe und hatte die fremde Frau am Arm. Und sie trug von den Kleidern, von denen er wußte, daß sie der Mutter gehört hatten, und die die Großmutter aufgehoben hatte. "Mutti - ich habe es doch beinahe gewußt" - schrie der Junge und sprang in die Arme der weinenden Frau. [] Es gibt keine Befreiung der Menschheit ohne die soziale Unabhängigkeit und Gleichstellung der Geschlechter. August Bebel. [] H. Zille: "Neues Leben" [] Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind, [] mein Weib! [] Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit und haben die Sonne und Regen und Wind, [] und es fehlt uns nur eine Kleinigkeit, [] um so frei zu sein, wie die Vögel sind: [] Nur Zeit. [] Wenn wir sonntags durch die Felder gehn, [] mein Kind, [] und über den Aehren weit und breit [] das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn: [] oh, dann fehlt uns nicht das bißchen Kleid, [] um so schön zu sein, wie die Vögel sind: [] Nur Zeit. [] Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind, [] wir Volk. [] Nur eine kleine Ewigkeit: [] uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind, [] als all das, was durch uns gedeiht, [] um so Kühn zu sein, wie die Vögel sind. [] Nur Zeit! [] Richard Dehmel. [] Als ob es nur eine Mutter gäbe ... [] Jemand erzählt von seiner Mutter. Ein Deutscher offenbar. Laut und langsam setzt er seine Worte. Wie ein Mädchen, das Blumen bindet, nachdenklich Blume um Blume probt und noch nicht weiß, was aus dem Ganzen wird -: so fügt er seine Worte. Zu Lust? Zu Leide? Sogar das Spucken hört auf. Denn es sind lauter Herren, die wissen, was sich gehört. Und wer das Deutsche nicht kann in dem Haufen, der versteht es auf einmal, fühlt einzelne Worte: Abends ... klein war ..." [] Da sind sie alle einander nah, diese Herren, die aus Frankreich kommen und aus Burgund, aus den Niederlanden, aus Kärntens Tälern, von den böhmischen Burgen und vom Kaiser Leopold. Denn was der Eine erzählt, das haben auch sie erfahren und gerade so. Als ob es nur eine Mutter gäbe. [] (Aus "Die Weise von Liebe und Tod" von Rainer Maria Rilke.) [] Die Frau wird Trägerin der Friedens-Idee werden. Das ist eine sittliche Aufgabe angesichts der bombenzerstörten Städte und angesichts der Verlustlisten in den eigenen Familien. Darum steht die Frau heute zur SPD [] Von der Freiheit eines Christenmenschen [] Brief eines Akademiker-Sozialisten an seine christlichen Mitbürger [] Liebe Christenbrüder! [] So wie sich ehedem der kleine Fritz im seligen Kladderadatsch den Sozialdemokraten, den Sozi vorstellte, als wilden Mann mit roter Ballonmütze, so sehen ihn auch heute noch viele gute "christlich eingestellte" Bürger. Selbst vielen Ostflüchtlingen schwebt noch dieses antiquierte Bild vor, die aus bürgerlichen Verhältnissen kommend, heute familienweise auf wenige Quadratmeter zusammengepfercht sind und trotzdem noch nicht einsehen wollen, daß sie klassenmäßig abgestiegen, verproletarisiert sind, und daß ihnen praktische Hilfe - nicht nur tröstende Worte - allein durch Verbindung mit den Kreisen kommen kann, die wirtschaftlich und seelisch in ähnlicher Lage sind wie sie und die denselben Kampf kämpfen. [] Ganz besonders übelgenommen wird es von allen guten Bürgern, wenn sich einer aus ihren Reihen, ein "Gebildeter", etwa ein Akademiker, ein Arzt oder ein Rechtsanwalt aus saubersten und anständigsten Beweggründen zum Sozialismus bekennt. Er ist in ihren Augen nicht mehr stubenrein, er ist ein schwarzes Schaf, ein Renegat, ein Fahnenflüchtiger, ja, ein Anarchist. Das ist der beliebteste und zugleich bösartigste Anwurf. [] Warum sind viele Menschen gerade aus dem christlichen Lager so unchristlich unduldsam? Wenn ihnen Christus in der Bergpredigt zuruft: "Liebet eure Feinde!", so meint er mindestens damit: "Habt Verständnis für die Menschen, die weltanschaulich oder politisch eine andere Meinung vertreten, als ihr selbst, und bewerft sie nicht mit Schmutz, ehe ihr euch nicht mit ihren Motiven und Lebensumständen gedanklich auseinandergesetzt und ihr praktisches Verhalten den Mitmenschen gegenüber geprüft habt. Die Gesinnung entscheidet über Wert und Unwert eines Menschen, nicht die Meinung." [] Wollt ihr euch nicht mal, liebe christliche Brüder, die Mühe machen, darüber nachzudenken, warum so ein bürgerlicher Mensch, von dem oben die Rede war, bequeme gesellschaftliche Bindungen aufgibt und sich zu einer sozialistischen Partei bekennt? Er wird bestimmt keine wirtschaftlichen Vorteile dabei erwarten, die ihm sicherer wären, wenn er in den vier Wänden der Bürgerlichkeit bliebe. Er nimmt unfreundliche Nachreden und geschäftliche Schädigung in Kauf, folgt lediglich der Stimme seines Gewissens und der Vernunft, weil er erkannt hat, daß die wirtschaftliche und seelische Not vieler Menschen nicht mit schönen Reden und Trostworten, sondern nur durch mutige operative Eingriffe in unseren Gesellschaftszustand behoben werden kann. Er hat diese Einsichten bekommen, weil er bewußter, mit offeneren Augen und größerem Herzen als manch anderer in Beruf und Leben steht. Gerechtigkeitssinn, das Gefühl mitmenschlicher Verbundenheit mit den Schwachen, Nächstenliebe sind seine Triebfedern. [] Ist nicht Nächstenliebe die höchste Forderung der christlichen Sittenlehre? Warum nennen sich so viele Menschen Christen, und warum findet man unter diesen Bekennenden so wenig Sozialisten? Warum sind so wenige geneigt, aus ihrer christlichen Ueberzeugung heraus die einzig mögliche gesellschaftliche und politische Folgerung, das Bekenntnis zum praktischen Sozialismus zu ziehen? Aus einem Idealismus, den ein Vernünftiger nicht verstehen kann? Oder sollte das Portemonnaie der Hemmschuh sein, der dieses politische Bekenntnis verhindert? [] Vielleicht glauben sie auch, daß sie mit der formalen Erfüllung ihrer kirchlichen Pflichten, der vorgeschriebenen Gebete und Kirchgänge und mit gelegentlicher Mildtätigkeit genug für ihren christlichen Glauben getan haben? Warum sehen viele Kirchenchristen im Sozialismus einen Popanz? [] Tagtäglich predigen die Pastoren von der Liebe und Großmut Gottes und von seiner Gerechtigkeit. Diese Vorstellungen sind in uns allen seit der Kindheit lebendig. Ich glaube aber, daß ein Gott mit solchen Eigenschaften eher über einen gedankenlosen Kirchgänger den Stab bricht, als über einen Menschen, der sich aus heiligem Idealismus der Sache einer unterdrückten Klasse annimmt. - Christus ist das erste Vorbild für solches Tun gewesen. Auch ihn bekämpften natürlich die Pharisäer. [] Ich kenne Leute, die jeden Tag zur Kommunion gehen und die jeden Tag wieder anmaßend, unfreundlich und böswillig sind und trotz aller ihrer frommen Uebungen nicht kapiert haben, daß der Christ lernen muß, Verständnis dafür zu bekommen, daß andere Menschen andere Wege zum Guten gehen können, daß es auch außerhalb ihres kirchlichen und konfessionellen Rahmens Liebe, Güte und Menschenfreundlichkeit gibt. Wer im Neuen Testament zu Hause ist, weiß, daß Christus selbst Verständnis dafür gehabt hätte. [] Letzten Endes entscheidet, ob einer als Christ anzusprechen ist oder nicht, nur sein Verhalten der Mitwelt gegenüber und nur seine Bereitschaft, tätig mitzuarbeiten an Einrichtungen und Bewegungen, deren Ziel soziale Gerechtigkeit ist. Selbst wenn er es mit wirklichem Ernst tut, kann sein politisches Bekenntnis nur das zum Sozialismus sein. [] Einer, der Christentum und Sozialismus unter einen Hut bringen möchte. [] Max Alexander. [] Wir halten folgende Wahrheiten für keines Beweises bedürftig: daß alle Menschen gleich geschaffen sind, daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind, und daß zu diesen Rechten Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören; daß zur Sicherstellung dieser Rechte unter den Menschen die Regierungen bestellt sind; daß, wenn zu irgendeiner Zeit eine Regierungsform diese Rechte zu zerstören droht, das Volk das Recht hat, sie zu ändern oder abzuschaffen und eine neue Regierungsform einzusetzen. [] (Aus der Unabhängigkeitserklärung der USA 1776.) [] Wer viel Schönes im Leben erhalten hat, muß entsprechend viel dafür hingeben. Wer vom eigenen Leid verschont ist, hat sich berufen zu fühlen, zu helfen, das Leid der andern zu lindern. [] Alle müssen wir an der Last von Weh, die auf der Erde liegt, mittragen. [] Albert Schweitzer. [] Es geht nicht um das Christentum, das gerade von der Sozialdemokratie respektiert wird, sondern es geht darum, wer die Kosten des Dritten Reiches und des 2. Weltkriegs bezahlt! [] Der wahre Christ steht zur SPD [] Wir lieben das Leben [] Wir lieben das Leben, die Sonne, den Wind, [] die Städte, die endlos sich dehnen, die Menschen, die abends so müde sind [] und die sich nach Freude sehnen. [] Wir lieben die Jungen, die abends spät [] noch fragen, lernen und denken, [] und alle, die wissen, daß es drum geht, [] das eigene Schicksal zu lenken. [] Wir lieben auch die, die's nicht besser verstehn, [] die dumpf und gedankenlos dienen, [] die abends im Kino nur Traumbilder sehn. [] Wir bringen das Licht auch zu ihnen. [] Wir lieben die Menschen, doch jene nicht, [] die andre nicht frei leben lassen. [] Wir kämpfen, bis ihre Herrschaft zerbricht, [] weil wir lieben, müssen wir hassen. [] Wir lieben das Leben, die Sonne, den Wind, [] die Städte, die endlos sich dehnen, [] die Menschen, die abends so müde sind [] und die sich nach Freude sehnen. [] A. Fried [] Die Demokratie ist nicht nur eine Staatsform, nicht nur das, was in den Verfassungen geschrieben steht; die Demokratie ist Lebensanschauung. sie beruht auf dem Vertrauen in die Menschen, in Menschlichkeit und Menschentum, und es gibt kein Vertrauen ohne Liebe, keine Liebe ohne Vertrauen. [] Thomas Masaryk [] MAHNUNG [] Worte stützen keine Welten, [] Wünsche sind noch keine Tat. [] Die nur Wort zu Wort gesellten, [] sind wie Acker ohne Saat. [] Sterne zwingt kein Händefalten, [] Träume reifen keinen Keim. [] Die am Pflug die Hände halten, [] fahren auch die Ernte ein. [] Heinz W. Krause [] Mitbestimmung Das Jahr 1950 wird die Auseinandersetzung um das Mitbestimmungsrecht für die Arbeitnehmer bringen. "Mitwirkung" heißt das neue Schlagwort, das von der Unternehmerseite in die Diskussion geworfen wurde. Die deutschen Arbeiter werden sich jedoch daran erinnern, daß sie an der Rüstung für zwei Weltkriege "mitwirken" durften und darum auf Mitbestimmung bestehen. [] Freude und Frohsinn sind das Lebensrecht gerade unserer Kinder. Nichts ist bedrückender, nichts ist für eine Mutter schwerer zu ertragen, als wenn ihre Kinder weinen. Tun wir nicht alle, was wir können, um unseren Kindern Leid und Trübsal zu ersparen, tun wir nicht alles, um sie in Freude und Frohsinn aufwachsen zu sehen? Sind wir nicht bemüht, sie zu lebendigen, tüchtigen, wohlerzogenen Menschen heranwachsen zu lassen? [] Und doch geben wir es zu, daß das Unglück der Konfessionsspaltung bereits auf unseren Kindern lastet. Wir lassen es zu, daß bereits die Kindergärten konfessionell gegliedert sind, wir schicken die Kinder in "katholische" oder "evangelische" Schulen, statt sie einfach in die Schule zu schicken. Und tragen damit bereits den Keim der Zwietracht in die Kinderherzen, einer Zwietracht, von der sie nichts verstehen, die ihrem Kindersinn fremd ist, einer Zwietracht, die das Leben vieler Erwachsenen bestimmt, die sie nicht einmal im Tode verläßt und sie auf "katholische" oder "evangelische" Friedhöfe zur letzten Ruhe betten läßt. [] Versündigen wir uns nicht an unseren Kindern! Lassen wir ihnen die Freude und den Frohsinn unbekümmerter Kinderherzen, unbeschwert vorn Konfessionsstreit. Bauen wir ihnen Schulen, die hell und freundlich sind, Schulen für unsere Kinder, nicht für "Katholiken" und "Protestanten". [] Wir wissen, daß viele Eltern genau so denken wie wir. Sie können es nur nicht sagen, weil die Elternbefragungen öffentlich abgehalten werden, genau wie beim Dreiklassenwahlrecht. Sie fürchten die Folgen für ihre Existenz und entscheiden so, wie es der Klerus von ihnen verlangt. Gäbe es geheime Abstimmungenüber die Frage "Konfessionsschule" oder "Christliche Gemeinschaftsschule", dann würde das Ergebnis ganz anders aussehen. [] Die Landtagswahl gibt Euch die Gelegenheit! Denkt an Eure Kinder, Du Vater, und Du Mutter, und wählt die Partei der Toleranz, die für die christliche Gemeinschaftsschule eintritt. [] Wählt die SPD! [] Bischof Gröber, Freiburg, sagte 1946: "Die Simultanschulen (Gemeinschaftsschulen) Badens sind das, was Vernunft und Gewissen uns nahelegen." [] Die beste Schale ist gerade gut genug für unsere Kinder! [] 1. Wir suchen noch den Vater oder Erzieher, der uns glaubwürdig und allen Ernstes nachweist, daß er eine einklassige einer mehrklassigen Volksschule vorzieht. [] 2. Es bedeutet für den Haushalt der Gemeinde eine finanzielle, darüber hinaus für den Vater und sein Kind auch eine schulische Benachteiligung, wenn man gezwungen ist, das schulpflichtige Kind in eine einklassige anstatt in eine am Ort bereits bestehende mehrklassige Volksschule zu schicken. [] 3. Ein schulischer Zwang und Druck seitens der Kirche hat mit dem so vielgepriesenen Elternrecht und dem so wenig beachteten Kindesrecht nichts mehr zu tun. Der in so vielen Phasen durchgeführte Kampf um das Elternrecht hat sich damit in einen billigen Wortstreit Elternrecht gegen Elternrecht umgewandelt. [] Klassiker an Zeitgenossen [] Hat man viel, so wird man bald [] Noch viel mehr dazu bekommen, [] Wer nur wenig hat, dem wird [] Auch das Wenige genommen. [] Wenn du aber gar nichts hast, [] Ach, so lasse dich begraben, [] Denn ein Recht zum Leben, Lump, [] Haben nur, die etwas haben. [] (Heinrich Heine.) [] Vernunft oder Eiferertum? [] Was die konfessionelle Spaltung der Volksschulen für unsere Kinder bedeutet dafür einige Beispiele aus dem Landkreis Lüdinghausen: In Nordlünen besteht eine dreiklassige evangelische Schule neben einer sechsklassigen katholischen. In Wethmar ebenso. In Ascheberg eine zweiklassige evangelische neben einer neunklassigen katholischen. In Bork eine einklassige evangelische neben einer achtklassigen katholischen. In Cappenberg eine einklassige evangelische neben einer dreiklassigen katholischen. In Herbern eine dreiklassige evangelische neben einer neunklassigen katholischen. In Ottmarsbocholt eine einklassige evangelische neben einer sechsklassigen katholischen. In Senden eine einklassige evangelische neben einer achtklassigen katholischen. In Seppenrade eine einklassige evangelische neben einer sechsklassigen katholischen. In Stockum eine einklassige evangelische neben einer vierklassigen katholischen Schule Daß die einklassigen evangelischen Schulen zum Teil in demselben Gebäude mit den mehrklassigen katholischen Schulen untergebracht sind (wie z. B. in Bork), unterstreicht nur noch den Widersinn der konfessionellen Aufspaltung der Volksschulen. [] Unsere AUFGABE "So sozial wie möglich"» zu regieren: das hatten die Bonner Regierungsparteien dem deutschen Volke versprochen. Dieses "soziale Wollen" ist den unbemittelten Schichten des Volkes am 3. März 1950 eindeutig demonstriert worden: An diesem Tage wurde die sogenannte "kleine Steuerreform" von den Regierungsparteien beschlossen - gegen den schärfsten Widerstand der Sozialdemokraten! [] Diese Steuer"reform" ist eine bedingungslose Kapitulation vor den Steuerschwindlern. Völlig vergessen wurde das Versprechen des Bundeswirtschaftsministers, Prof. Dr. Erhard, daß die Hortungsgewinnler bestraft werden würden. Statt dessen werden die Hortungsgewinnler jetzt belohnt! Nicht die Steuerschwindler und Hortungsgewinnler, sondern die Lohn- und Gehaltsempfänger, denen die Steuern auf Heller und Pfennig abgezogen werden, müssen die Hauptlast des Krieges und der Kriegsfolgen tragen! [] Erich Ollenhauer (SPD) zeigte im Bundestag ein Beispiel für die soziale Ungerechtigkeit, ja Unsittlichkeit dieses Gesetzes: Ein Arbeiter mit einem Jahreseinkommen von 2400 DM erhält eine Steuererleichterung von 45,60 DM. Dagegen zahlt ein Großverdiener mit einem Einkommen von 60000 DM fortab 12000 DM jährlich weniger an Steuern! Millionen von Menschen mit kleinem Einkommen gehen bei dieser sogenannten Steuerreform fast leer aus. Dafür fließt aus dem Füllhorn steuerlicher Vergünstigungen nach dem Willen der Regierungsparteien reicher Segen auf die hohen und höchsten Einkommen. [] Dieses Gesetz reißt eine tiefe Kluft auf zwischen den Geschädigten und Nichtgeschädigten. Die notwendige Eingliederung der Vertriebenen in die Volksgesamtheit Westdeutschlands wird damit weiter erschwert. [] Damit nicht genug: 1. Verheirateten, Vertriebenen und Ausgebombten wurden bislang für notwendige Wiederbeschaffungen von Möbeln, Kleidung usw. jährlich 1200 DM abgesetzt. Jetzt ist der Betrag auf 600 DM zurückgesetzt worden. 2. Bei Verheirateten mit einem Kind betrug der steuerliche Vergünstigungssatz 1600 DM, jetzt nur noch 720 DM. Bei Ledigen ging der Vergünstigungssatz von 800 DM auf 480 DM zurück. 3. Wer nicht geschädigt ist und über entsprechende Einnahmen verfügt, kann - beispielsweise als Verheirateter mit einem Kind - an Beiträgen für Versicherungen und Bausparkassen Summen von 2400 DM bis 15000 DM vorweg von seinem Einkommen in Abzug bringen. Kein Zweifel, dieses neue Steuergesetz steht unter dem Motto: "Wer hat, dem wird gegeben!" Die sehr geringe Steuersenkung für die kleinen Einkommen wird bei weitem wett gemacht durch die einschneidenden Veränderungen des wirtschaftlichen Lebens. [] Den Besitzenden aber wurde durch diese Steuerreform fast eine Milliarde an Steuern geschenkt. Dabei weist der Haushaltsvoranschlag der Bundesrepublik für das Jahr 1950 bereits einen Fehlbetrag von 6 Milliarden DM auf. Wie wird und soll dieses Loch gestopft werden, wenn durch diese eigenartige Steuerreform eine weitere Mindereinnahme im Betrage von einer Milliarde DM entsteht?! [] Es werden die Aermsten der Armen sein, die dafür herhalten müssen. Darum wurden alle Verbesserungsanträge der sozialdemokratischen Opposition abgelehnt, darum wurde an den Kriegsopfern gespart. [] Um dieser Milliarde willen werden leiden: Die Sozialrentner, die Witwen und Waisen, die Kriegsversehrten, die Heimatvertriebenen! [] Auch diese Tatsachen, die den Abgeordneten der Regierungsparteien von den sozialdemokratischen Volksvertretern im Bundestag vorgehalten wurden, beeindruckten sie nicht. Sie stimmten dem Gesetz zu. [] Die Regierungskoalition erfüllte mit diesem Milliardengeschenk ihre Verpflichtungen gegenüber den Großverdienern. [] Soll Nordrhein-Westfalen gleichfalls ein Exerzierfeld der reaktionären Bürgerblockpolitik werden? [] Nein? [] Dann wähle SPD! [] Adenauer-Regierung verschenkt eine Milliarde DM [] Der sozialdemokratische Antrag, der einen gerechten Steuerabzug erreichen wollte, nämlich größere Ermäßigungen für den kleinen Verdiener, wurde von der Regierungsmehrheit abgelehnt. Angenommen dagegen wurde der Regierungsvorschlag, der, wie aus untenstehender Darstellung zu ersehen ist, den Großverdienern noch größere Erleichterungen und dem kleinen Mann dagegen nur wenig Vorteil bringt. [] Ein Milliarde DM schenkte die Bundesregierung durch Ihr Steuergesetz den Großverdienern. - Unsere Karte veranschaulicht, in welchem Maße die großen Einkommen bevorzugt werden, während die niedrigen Einkommen ohne fühlbare Steuererleichterungen bleiben. [] Es gibt nur eine Wahl - ob Arbeiter - Handwerker - Bauer ob frei Berufstätiger - Arbeitnehmer ob Kriegsopfer - Bombengeschädigter Ostvertriebener - Heimkehr Für Arbeit, Brot und Sicherheit Für Freiheit, Recht und Frieden Die Kandidaten der SPD [] Verantwortlich: Heinrich Wenke, Dortmund. Druckklasse C [] Druck: Westfalendruck. Dortmund.
Published:18.06.1950