Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; handschriftlicher Vermerk: 1954 Geworfen Sonntag 1. Nov. 0.40 - 0.50 aus einem Auto in Kronach
Bauern und Bäuerinnen! Bayrische Landjugend! Am 12. September kamen aus allen Gebieten Bayerns Bauern und Bäuerinnen in München zusammen, um zu den schweren Ernteverlusten Stellung zu nehmen, wie sie die bayerische Landwirtschaft in diesem Jahr erlitten hat. Insbesondere setzten sie sich zum Ziel, eine wirkliche Hilfe des Staates zu erreichen. Die Bauern gaben folgendes Manifest heraus: Manifest der Bayerischen Bauernkommission Die heute zur Beratung über die Notstände in der bayerischen Bauernschaft in München zusammengekommenen 43 Bauern, Bäuerinnen und Bauernvertreter aus vielen Teilen des Landes bilden eine Bayerische Bauernkommission. Sie sehen ihre Aufgabe darin, alle Forderungen bayerischer Bauern ohne Ansehung von Partei oder Weltanschauung zu vertreten. Zu den im Augenblick im Vordergrund stehenden Unwetter-, Hochwasser- und Manöverschäden nehmen sie nach eingehender Aussprache wie folgt Stellung: 1. Alle Hochwasser-, Wetter- und Manöverschäden müssen vom Staat voll ersetzt werden. 2. Nicht Steuerstundung, sondern Steuerstreichung, nicht Kredite, sondern Entschädigung ist das Gebot der Stunde. 3. Die bayerischen Bauern können ihre gerechten Forderungen -auf vollen Schadenersatz nur durchsetzen, wenn sie die unteren Einheiten des Bauernverbandes in Bewegung bringen und sich zu Interessengemeinschaften zur Durchsetzung ihrer Forderungen zusammenschließen, nach dem Beispiel der Bauern von Hohenburg, Hirschwald, Rosenheim und Plattling. 4. Dabei muß der Grundsatz gültig sein: Alle für einen, einer für alle! Die Bauern müssen überall, wo Manöverschäden, Witterungsschäden und Hochwasserkatastrophen oder andere Notstände vorliegen, geschlossen handeln, denn nur in ihrer Einheit und Geschlossenheit liegt ihre Stärke. Die Bayerische Bauernkommission sieht ihre vornehmste Aufgabe darin, den Berufskollegen dabei zu helfen und die verschiedenen Bewegungen der Bauern organisch zusammenzufassen. 5. Die Bayerische Bauernkommission sieht in der Agrarpolitik der Bonner und Münchner Regierung eine große Gefahr für die Existenz unserer klein und mittelbäuerlichen Familienbetriebe. Die Politik der nationalen Unterwerfung unter die Kriegsziele der amerikanischen Außenpolitik bedroht die Bauernschaft und unser ganzes Volk mit Krieg und Vernichtung. Die Bayerische Bauernkommission verlangt daher eine Neuorientierung der Politik in Westdeutschland zur Lösung der Lebensfragen der deutschen Nation, Das bedeutet: Friedensvertrag, Verhandlungen der Deutschen untereinander - besonders auf allen Gebieten der Landwirtschaft, Wiederherstellung der Einheit und Unabhängigkeit Deutschlands und Abzug aller Besatzungstruppen. Deutschland den Deutschen! Dann hören auch die Manöverschäden und die Beschlagnahme von Bauernland in Bayern auf. Dann werden die Geldmittel frei zur restlosen Vergütung der Hochwasser- und Wettergeschädigten. Dann können endlich die Forderungen der Bauern und Wissenschaftler nach weiser Landschaftspflege, Hochwasserschutz und Sicherung eines geregelten Wasserhaushaltes erfüllt werden. Nur so wird der Weg frei zu einer blühenden bäuerlichen bayerischen Landwirtschaft. 6. Eine der Hauptursachen der Wetterschäden und Unwetterkatastrophen in Bayern sind nach Meinung der Bayerischen Bauernkommission die fortgesetzten Atombombenversuche, durch die das Klima in Unordnung gebracht wird. Das haben namhafte Wissenschaftler bereits bestätigt. Die Bayerische Bauernkommission fordert daher im Namen aller Bauern, als Mehrer der Fruchtbarkeit auf dieser Erde, die sofortige Einstellung aller Atombombenversuche, die sofortige Entfernung der Atomkanonen aus Bayern und das Verbot aller Massenvernichtungsmittel, wie es auch Papst Pius XII. fordert. 7. Die Bayerische Bauernkommission wendet sich nicht gegen den Bauernverband, trachtet aber danach, ihn mit dein Geist kämpferischen Handelns für die Lebensinteressen der bayerischen Bauern zu erfüllen, Aus diesem Grund verwirft die Kommission die Landwirtschaftsabgabe. Sie würde als Zwangsabgabe, als neue Steuer den Charakter des Bauernverbandes als Berufsorganisation der Bauern zerstören und ihn zu einem Staatsorgan gegen die Lebensinteressen der Bauern im Zuge der Kriegsvorbereitungen machen. 8. Die Bayerische Bauernkommission knüpft an die besten Überlieferungen der deutschen Bauernbewegung an, Die Kommission wird in regelmäßigen Abständen zusammentreten, um über die Lebensfragen der bayerischen Bauernschaft zu beraten und Richtlinien zu erarbeiten, nach denen die Bauern in der Lage sind, ihre Geschicke selbst in die Hand zu nehmen. München, den 12. September 1954. Die Kommunistische Partei Deutschlands, Landesleitung Bayern, begrüßt es, wenn sich die Bauern zur Durchsetzung ihrer berechtigten Forderungen in Ausschüssen und in Interessengemeinschaften zusammenschließen. Die Kandidaten der Kommunistischen Partei Deutschlands für die kommenden Wahlen verpflichten sich, die Forderungen der Bauern zu ihren eigenen zu machen und alle Kräfte für die Erfüllung dieser gerechten Ansprüche einzusetzen. Bauern und Bäuerinnen! Laßt euch nicht weiter durch Hetze gegen die Kommunisten von euren berechtigten Forderungen ablenken. Eure Verderber versuchen, euch von der Wahl der kommunistischen Kandidaten abzuhalten durch die Lüge, daß die Kommunisten die Religion abschaffen wollen. Die Kommunisten sind für die Freiheit des religiösen Bekenntnisses! In Italien und Frankreich haben Millionen Überzeugte Katholiken, besonders aus den ländlichen Gebieten, bei der Wohl den Kommunisten die Stimme gegeben. Folgt ihrem Beispiel, denn die Stimmen für die Kommunisten zählen und verleihen euren Forderungen den nötigen Nachdruck. Jede für die Kommunisten abgegebene Stimme hat ein großes Gewicht. Wählt die Kandidaten der KPD Verantwortlich: G. Wittmann, München, Brunntal Druck: Isar-Druck, München 25, Wolfratshauser Straße 56
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