Kriegsflugblätter des Simplicissimus Nr. 11 [Serie] . Nach dem Fall von Antwerpen

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Nr. 11 [] Preis 10 Pfg [] Kriegs-Flugblätter [] des Simplicissimus [] Nach dem Fall von Antwerpen [] (Zeichnung von Wilhelm Schulz) [] Ein harter Herbstwind bläst von Ost. [] Die letzten Rosen fraß der Frost. [] Alle Blumen auf den Beeten sind...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: N.N., Strecker & Schröder, Stuttgard / Simpülicissimusverlag G.m.b.H. & Co.,Kommanditgesellschaft, München
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 09.10.1914
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/81551BBC-B8D6-47EA-A9F4-A65762114EBA
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Nr. 11 [] Preis 10 Pfg [] Kriegs-Flugblätter [] des Simplicissimus [] Nach dem Fall von Antwerpen [] (Zeichnung von Wilhelm Schulz) [] Ein harter Herbstwind bläst von Ost. [] Die letzten Rosen fraß der Frost. [] Alle Blumen auf den Beeten sind vergilbt und tot, [] aber flatternd in den Lüften blüht es schwarz, weiß und rot. [] Kein Giebel ist landein, landaus, [] ein buntes Flaggtuch lacht heraus. [] Hunderttausend Herzen sind in Lust und Zorn entbrannt. [] Hunderttausend farbige Wellen schlägt das Vaterland. [] Dr. Owlglaß [] Exkönig Manuels Traum [] (Zeichnung von Blix) [] "Vielleicht werde ich jetzt doch mit englischer Hilfe von den Deutschen in mein Land hineingetrieben!" [] Kaiser Wilhelm und die Russen [] I [] In der russischen Armee ist auf Befehl des Zaren eine Schrift verbreitet worden: Der deutsche Kaiser ist eine Ausgeburt der Hölle. Er ist der Antichrist! [] Da schrieen die Soldaten: "Der Antichrist - weh uns! Wie können Menschen gegen höllische Mächte kämpfen!" And sie warfen heulend ihre Waffen fort. [] II [] Der erschrockene Zar befahl sofort die Abfassung und Verbreitung einer neuen Schrift: Der deutsche Kaiser ist nicht der Antichrist, sondern ein gewöhnlicher Mensch wie ihr! Da sagten die guten Soldaten: "Ein gewöhnlicher Mensch wie wir - da brauchen wir uns ja nicht anzustrengen, um ihn zu schlagen!" Und sie warfen freudig ihre Waffen fort. [] III [] In seiner Verzweiflung befahl der Zar, eine dritte Schrift herauszugeben: Der deutsche Kaiser ist - Hindenburg! Da warfen die Soldaten endlich ihre Waffen nicht mehr fort, sondern sie nahmen sie mit auf die Flucht. [] Emanuel [] Man drahtet uns: [] Die Nachricht vom Fall Antwerpens hat in London nur geringen Eindruck gemacht. Wie jetzt allgemein bekannt wird, sind die noch kurz vor dem Fall Antwerpens veröffentlichten Nachrichten über die hohe strategische Bedeutung und absolute Uneinnehmbarkeit der Festung auf irrtümliche Informationen jener Setzerlehrlinge zurückzuführen, die in Vertretung der an Maul- und Klauenseuche erkrankten Redakteure die antideutsche Politik besorgen. [] Aus Bordeaux wird gemeldet: Die Herren Blumenthal und Wetterlé sind wiederholt bei der Regierung vorstellig geworden, daß man ihren brennenden französischen Patriotismus endlich einmal auf die Probe stellen möge. Nach langem Zögern entschloß sich nunmehr die Regierung, die Opferfreudigkeit der Herren in Anspruch zu nehmen. Präsident Poincaré forderte sie in einem liebenswürdigen Handschreiben auf, sich im Interesse der Republik gegen zwei wertvolle französische Geiseln an Deutschland austauschen zu lassen. Die bestimmt erwartete freudige Zusage konnte dem Präsidenten indes noch nicht zugestellt werden, da beide Herren infolge plötzlich eingetretener Kolik zu Bett liegen. [] Nach bestimmten Mitteilungen aus dem russischen Hauptquartier hat der Zar feierlich geschworen, daß er Deutschland im Laufe des Winters endgültig zerschmettern wird. Bei andauerndem Weitervorrücken der deutsch-österreichischen Armeen findet die Zerschmetterung in Zarskoje Sselo im engsten Familienkreise statt. [] Der "Novoje Wremja" wird berichtet: Wie bestimmt man in Deutschland mit dem baldigen Einzug der Russen in Berlin rechnet, beweist die beglaubigte Aussage mehrerer in Rußland festgehaltener deutscher Kinder: daß sie daheim zu Weihnachten bestimmt "den Nikolaus" erwarten. Es fiel besonders auf, daß diese Erwartung die Kinder innig zu freuen schien. Wieder ein Beweis dafür, wie es in Wahrheit um die so protzig zur Schau getragene deutsche Zuversicht bestellt ist! [] Emanuel [] Die Wickelgamasche oder Warum der Engländer zu spät nach Antwerpen kam [] (Th. Th. Heine) [] König Alberts Flucht und Zuflucht [] (Zeichnung von Th. Th. Heine) "Mister Grey, ich bitte um einen Zivilversorgungsschein. Bedenken Sie, daß ich alles für Sie verloren habe." - "Eben; wenn Sie noch was zu verlieren hätten, könnte ich mich für Sie interessieren. Aber so - bedauere!" [] Mit Hindenburg [] (Zeichnung von E. Thöny) [] "Ich wette, der Alte manövriert die Russen nach Finnland hinauf. Da kann er wieder mal 'ne richtige Wasserpantomime aufführen." [] England und Indien [] I [] Der Vizekönig von Indien an die englische Regierung: Leider mehren sich von Tag zu Tag die Anzeichen dafür, daß es unter den besonders ungebärdigen Stämmen der Gurkhas und Shiks bedenklich gärt. Schon wurden Botschaften aufgefangen, nach welchen das Gesindel die Zeit der "Abrechnung" mit England für gekommen hält. Schleunigste Vorbeugungsmaßregeln sind geboten. Am besten wäre es, die Aufrührer zusammenschießen zu lassen. [] II [] Die Antwort der Regierung: Die aufsässigen Stämme müssen unter allen Umständen unschädlich gemacht werden. Der Vorschlag, die Gurkhas und Shiks erschießen zu lassen, ist gut. Jedoch erscheint es aus verschiedenen Gründen zweckmäßig, sie nicht im Lande erschießen zu lassen. Es wird die Aufrührer weit empfindlicher treffen, wenn wir sie gewaltsam nach dem europäischen Kriegsschauplatz transportieren, wo der Feind die Exekution für uns besorgen wird. Zudem bedarf Frankreich eines moralischen Aufschwungs durch den Anblick fremdartiger Krieger. Die Einschiffung der Eingeborenen ist nötigenfalls mit Gewalt zu erzwingen, doch empfiehlt es sich, ihnen sagen zu lassen, daß sie zu einer festlichen Vorführung vor Ihren Majestäten nach London gebracht werden. [] III [] Oeffentliche Erklärung der englischen Regierung: Wie vorauszusehen war, hat das Eintreffen der heldenhaften Inder in Frankreich ungeheuren Jubel erweckt. Wie würde Frankreich aber erst jauchzen, wenn es erlebt hätte, mit welcher ungezügelten Begeisterung für die gerechte Sache Englands die Gurkhas und Shiks den Gouverneur bestürmten, sie sofort nach dem Kriegsschauplatz zu senden. Der Drang, sich auf die Feinde Englands zu stürzen, war so ungestüm, daß manche dieser Krieger Selbstmord begingen, weil ihnen die Zeit bis zur Abfahrt unerträglich wurde. [] Emanuel [] Verantwortlich für die Redaktion: Dr. Reinhold Geheeb, München. - Simplicissimusverlag G. m. b. H. & Co., Kommanditgesellschaft, München. - Redaktion und Expedition: München, Hubertusstraße 27. - Druck von Strecker & Schröder, Stuttgart.
Published:09.10.1914