Liebe Wählerin!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Liebe Wählerin! [] Wenn Sie dieses Flugblatt in die Hand bekommen, dürfen wir Sie wohl bitten, ihm einige Beachtung zu schenken. Wir stellen an den Anfang diese Bitte, weil wir wissen, wie [] staatsungläubig und wie kritisch Sie ganz besonder...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Hamburg, Auerdruck GmbH, Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.08.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/399D1E9B-480A-4901-BB45-DA2E491E9EC2
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Liebe Wählerin! [] Wenn Sie dieses Flugblatt in die Hand bekommen, dürfen wir Sie wohl bitten, ihm einige Beachtung zu schenken. Wir stellen an den Anfang diese Bitte, weil wir wissen, wie [] staatsungläubig und wie kritisch Sie ganz besonders den Parteien [] gegenüberstehen. Das ist verständlich aus dem Geschehen einer Zeit, wo eine Staatspartei, in ihrer Führung bestehend aus machthungrigen, gewissenlosen Menschen, das persönliche Leben jedes einzelnen bis in seine Grundfesten erschüttert hat. [] Aber haben Sie sich schon einmal überlegt, daß das nur geschehen konnte, weil das deutsche Volk in seiner übergroßen Mehrzahl so unpolitisch war und auf Parolen und Versprechungen hereingefallen ist, ohne sich die Mühe zu geben, diese Parolen zu prüfen und in ihren Konsequenzen durchzudenken. [] Das für nachdenkliche Menschen voraussehbare Resultat der damaligen [] politischen Fehlentscheidung war der Krieg mit seinem Verlust nächster Angehöriger, Ausbombung, Hunger, Flüchtlingselend und Kriegsgefangenensklaverei. [] Daraus dürfen Sie nun aber nicht folgern, deshalb nichts mehr von Politik wissen zu wollen. Dieser Standpunkt heißt letzten Endes Selbstaufgabe. [] Denn politisch sein bedeutet nichts anderes, als selber auf die Bedingungen einzuwirken, unter denen die Menschen leben. [] Und das Auseinandergehen der verschiedenen Parteistrebungen liegt darin, daß sie verschiedene Auffassungen haben über die Verteilung der im gesamtdeutschen Haushalt vorhandenen Güter. [] Für die Sozialdemokratie hat stets der Grundsatz in allen ihren Parteiprogrammen gestanden: [] Jeder soll die gleiche Möglichkeit haben, zu einem menschenwürdigen Dasein zu gelangen. [] Darunter verstehen wir, daß allen die gleiche Freiheit und Chance gegeben wird, ihre sozialen Bedürfnisse - Wohnung, Kleidung, Nahrung - zu befriedigen. Das kann erreicht werden, wenn bei dem noch heute herrschenden Mangel auf allen Gebieten Produktion und Verteilung so gelenkt werden, daß volkswirtschaftlich, also für alle, [] der größtmögliche Nutzen, d. h. Wohlstand gesichert wird. [] Die in Deutschland von der CDU und FDP in Frankfurt betriebene Wirtschaftspolitik läßt den entgegengesetzten Willen erkennen, der darauf gerichtet ist, unter Ausschluß deröffentlichen Kontrolle für die Produktionsmittelbesitzer die größtmöglichen Gewinne zu erzielen und seinen Ausdruck findet in übervollen Läden, einer geringen Kaufkraft der werktätigen Bevölkerung und der wieder sichtbaren Erwerbslosigkeit; das typische Symptom jeder kapitalistischen Wirtschaft. [] Sie sehen aus dieser nur skizzenhaften Gegenüberstellung zweier Standpunkte in der Wirtschaftspolitik, daß Politik und also die Wahl zum Bundestag [] über Ihre Lohntüte und den Inhalt Ihres Kochtopfes [] entscheidet. [] Aus durchsichtigen Wahlgründen wird von unseren Gegnern immer wieder behauptet, die Sozialdemokratie sei [] eine antireligiöse und antichristliche Partei. [] Die Sozialdemokratie hat von jeher auf dem Standpunkt gestanden: [] Religion ist Privatsache. [] Dieser Satz gilt auch heute noch. Noch nie hat das Bekenntnis zu irgendeiner Religion jemanden davon abgehalten, Sozialist zu sein. Innerhalb der Sozialdemokratie gibt es eine große Anzahl christlicher Sozialisten. Die Sozialdemokratie mißbraucht das Christentum nur nicht für parteipolitische Zwecke, wie es die CDU macht, um dann im Mantel der Nächstenliebe sich für eigennützige Interessengruppen einzusetzen. [] Die Fraktion der SPD hat dem Artikel 4 des Bonner Grundgesetzes vorbehaltlos zugestimmt, in dem es heißt. [] "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet." [] Zum Schluß möchten wir Sie noch daran erinnern, daß die Sozialdemokratie einen großen Teil ihres jahrzehntelangen Ringens darauf verwandt hat, [] die Frau zur gleichberechtigten Staatsbürgerin [] zu machen, sie am politischen,öffentlichen Leben teilhaben zu lassen, weil sie der Auffassung ist, daß erst im gesunden Zusammenwirken von Mann und Frau - genau wie in der Familie - eine wirklich gute politische und parlamentarische Arbeit möglich sein wird. Die Frauen sind dazu berufen, für eine Politik [] des Friedens und der Menschlichkeit einzutreten. [] Deshalb ist auf Antrag der Sozialdemokraten in das Bonner Grundgesetz nunmehr endlich der so einfache und doch so entscheidende Satz aufgenommen: [] "Männer und Frauen sind gleichberechtigt." [] Damit ist gesetzlich die volle rechtliche Mündigkeit der Frau erreicht und bedingt eine Reform des Bürgerlichen Gesetzbuches, soweit die die Frau bevormundenden Paragraphen dem Grundgesetz nunmehr widersprechen. An den Frauen liegt es nun weiterhin, mit der Sozialdemokratie die ihnen durch das Gesetz gegebenen Möglichkeiten zur lebendigen Wirklichkeit werden zu lassen. [] Für die Hausfrau und Mutter bedeutet es die familien- und zivilrechtliche Gleichstellung neben dem Manne, und für die Berufstätige ist der Weg freigegeben, für [] gleiche Arbeit den gleichen Lohn [] zu erhalten. [] Es müßte alle Frauen nachdenklich stimmen, wenn sie hören, daß wiederum - wie auch 1919 die staatsbürgerliche Gleichberechtigung - dieser neue Schritt vorwärts den Rechtsparteien in vielen Beratungen und letztlich erst unter dem Druck der Sozialdemokraten abgerungen werden mußte. [] Die Frauen in ihrer überwiegenden Mehrzahl entscheiden den Ausgang der Bundestagswahl. Sie entscheiden damit zugleich über die [] Zukunft ihrer Kinder. [] Helfen Sie der Sozialdemokratie, der heutigen Generation und unseren Kindern eine Zukunft bauen, die ihnen [] ein menschenwürdiges Leben in einer friedlichen Welt [] sichert, durch Ihre Stimmabgabe für die Kandidaten der SPD Wahlvorschlag Nr. 1. [] Frau Louise Schroeder [] stellvertretende Oberbürgermeisterin von Berlin [] spricht am Sonnabend, dem 6. August, um 18 Uhr, in Altona auf dem Platz der Republik zu den Hamburger Frauen [] Auch Sie sind freundlichst eingeladen [] Herausgeber: SPD Hamburg. - Druck: Auerdruck GmbH., Hamburg 1, Speersort 1
Published:14.08.1949