Fragen und antworten für Arbeiterkinder

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Fragen und Antworten für Arbeiterkinder. [] Von Paul Pflüger, Pfarrer [] 1. Was bist du, liebes Kind? [] Antwort: Ein Arbeiterkind. [] 2. Was heißt das - ein Arbeiterkind? [] Mein Vater arbeitet um Lohn und ist arm. [] 3. Warum sind die Lohnar...

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Bibliographic Details
Main Authors: Pflüger, Paul, Buchhandlung des Schweiz. Grütlivereins, Zürich
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: ca. 1900
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/D9625BB6-826E-43D8-9799-8D0E7AC1BABA
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Fragen und Antworten für Arbeiterkinder. [] Von Paul Pflüger, Pfarrer [] 1. Was bist du, liebes Kind? [] Antwort: Ein Arbeiterkind. [] 2. Was heißt das - ein Arbeiterkind? [] Mein Vater arbeitet um Lohn und ist arm. [] 3. Warum sind die Lohnarbeiter arm? [] Weil sie einen kleinen Lohn haben und also auch wenig kaufen können. [] 4. Warum erhalten die Lohnarbeiter einen kleinen Lohn? [] Nicht, weil sie wenig arbeiten, sondern weil die Arbeitgeber großen Gewinn aus ihrer Arbeit machen wollen. [] 5. Erhält der Lohnarbeiter nicht den ganzen Arbeitsertrag? [] Nein, der Arbeiter bekommt nur einen Teil des Arbeitsertrages als Lohn, den andern Teil behält der Arbeitgeber. [] 6. Woher haben also die reichen Herren ihre Reichtümer? [] Ganz und gar aus der Arbeit der Armen, denen nicht gegeben wird, was sie erarbeitet haben und eigentlich verdienen würden. [] 7. Ist es recht, daß die einen in großem Überfluß, andere in Not und Elend leben? [] Nein, es ist eine große Ungerechtigkeit, daß viele, die ihr ganzes leben hindurch arbeiten, in Not und Elend leben, während andere, auch wenn sie nichts tun, über alle möglichen Glücksgüter verfügen. [] 8. Sind etwa auf der Erde zu wenig Lebensmittel für alle Menschen vorhanden? [] O Nein! Die Erde spendet Jahr um Jahr Nahrung im Überfluß, und die Arbeit erzeugt Güter in Hülle und Fülle. [] 9. Warum müssen denn viele Menschen darben und Not leiden, während doch Überfluß an allen Lebensgütern vorhanden ist? [] Weil viele Menschen nur geringen Lohn haben, können sie von den vorhandenen Vorräten wenig kaufen, viele Güter gehen daher unbenutzt zu Grunde, während viele Menschen großen Mangel leiden. [] 10. Muß es denn immer so bleiben? [] O nein! Not und Elend ist nicht notwendig, sondern kann abgeschafft werden. [] 11. Wer wird den Armen helfen? [] Die Armen haben von den reichen Leuten keine Erlösung zu erwarten ; die Arbeiter und Arbeiterinnen müssen sich selber helfen. [] 12. Wie können sich die Arbeiter helfen? [] Der einzelne Arbeiter ist ohnmächtig; deshalb müssen sich die Arbeiter zu einer großen Gemeinschaft vereinigen. [] 13. Was nützt ihnen das, wenn sie Vereine bilden? [] Vereint werden sie höhere Löhne erlangen, weil die Arbeitgeber ihren Forderungen nachgeben müssen. [] 14. Wie heißt man die Vereinigung der Arbeiter? Die Vereinigung der Arbeiter zu Arbeitervereinen und zu einer großen Arbeiterpartei heißt man Organisation der Arbeiter. [] 15. Auf welche Weise kann Not und Armut abgeschafft werden? [] Dadurch, daß alle Maschinen, Fabriken und Wasserkräfte vom ganzen Volk als Eigentum übernommen werden; [] daß jedem Arbeiter der volle Arbeitsertrag zuteil wird; [] daß Häuser vom Staat oder der Stadt gebaut oder angekauft werden und die Wohnungen zu ganz billigem Preis an die Arbeiter vermietet werden; [] daß alle Kranken, Invaliden und Greise vom Staat aufs beste verpflegt werden; [] daß der Staat so viele Ferienkolonien errichtet, daß jedes Schulkind Jahr für Jahr in die Ferien gehen darf; [] daß die Kriegsrüstungen abgeschafft werden und die Kriege aufhören. [] 16. Wie nennen sich diejenigen Arbeiter, welche die Armut abschaffen und ein schöneres Leben für die Bedrückten und Unbemittelten herbeiführen wollen? [] Diese mutigen Arbeiter und Arbeiterinnen, die von den Bedrückern und Geldherren oftmals verfolgt und gehaßt werden, heißen Sozialisten, das heißt Genossen; die erstrebte, verbesserte Ordnung heißt Sozialismus oder Sozialreich. [] 17. Wie nennt Jesus das Sozialreich, das hier auf Erden kommen soll? [] Jesus nennt das Sozialreich auch Gottesreich oder Himmelreich. [] 18. Was versteht Jesus unter dem Himmelreich? [] Jesus versteht unter dem Himmelreich eine Menschengemeinschaft, ein Bruderreich auf Erden, wo Friede und Gerechtigkeit, Liebe und Glückseligkeit herrschen, wo alle Menschen sich ihres Lebens freuen und niemand mehr arm und elend, unterdrückt und verachtet sein wird. [] 19. Wem verheißt Jesus das Himmelreich auf Erden besonders? [] Jesus verheißt das Himmelreich auf Erden den Armen. Er sagt ausdrücklich: Selig seid ihr Armen, denn das Himmelreich ist euer. Selig seid ihr, die ihr hungert, denn ihr sollt satt werden. Selig seid ihr, die ihr weinet, denn ihr sollt lachen. (Lut. 6,20/21.) [] 20. Was hat Jesus zu den Reichen, zu den Kapitalisten gesagt? [] Er sagte ihnen: wehe euch, ihr Reichen, denn ihr habt eueren Trost dahin. Wehe euch, die ihr voll seid, denn euch wird hungern. Wehe euch, die ihr lachet, denn ihr werdet weinen und heulen, (Lut. 6, 24/25.) [] 21. Was sagt Jesus über den Kapitalismus? [] Ihr könnt nicht Gott und zugleich dem Mammon (Kapital) dienen. (Matth. 6, 24.) [] 22. Was sagt Jesus über den Arbeitslohn? [] Ein Arbeiter ist seines rechten Lohnes wert! (Lut. 10, 7.) [] 23. Was sagt Jesus über das richtige Verhalten der Menschen zu einander? [] Jesus sagt: was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen. (Matth. 7, 12.) [] 24. Was sagt Jesus über die Bedrückung und Ausbeutung der Arbeiter? [] Jesus sagt: Ihr wisset, daß die Fürsten der Völker über sie herrschen und die Großen sie ausbeuten, unter euch aber soll es nicht also sein. (Matth. 20,25.) [] 25. Was sagt Jesus über das gleiche Recht des Menschen? [] Ihr seid alle Brüder! (Matth. 23, 8.) [] 26. Was sagt Jesus von den Schriftgelehrten und Frömmlern? [] Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließet vor den Menschen; ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, lasset ihr nicht hineingehen. (Matth. 23, 13.) [] 27. Was sagt Jesus zu den Kindern? [] Er ladet die Kinder ins Sozialreich ein und spricht: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich. [] 28. Willst du der Einladung Folge leisten? [] Ja, ich will der Einladung folgen und ein tüchtiger Sozialist werden! [] Buchhandlung des Schweiz. Grütlivereins, Zürich.
Published:ca. 1900