Jugend ohne Arbeit - Gesellschaft ohne Zukunft

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals STOP [] Jugendarbeitslosigkeit [] DGB [] Gewerkschaftsjugend [] 1977: [] über 100 000 Jugendliche ohne Arbeit und Ausbildungsplätze. [] 1987: [] 1,5 Millionen? [] Jährlich fehlen 150 000 Ausbildungsplätze. Und für immer mehr Arbeitslose gibt...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), WI-Verlag GmbH, Düsseldorf
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: ca. 1977
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/3B925AF9-902B-4990-A47F-1AE4E1F1C348
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals STOP [] Jugendarbeitslosigkeit [] DGB [] Gewerkschaftsjugend [] 1977: [] über 100 000 Jugendliche ohne Arbeit und Ausbildungsplätze. [] 1987: [] 1,5 Millionen? [] Jährlich fehlen 150 000 Ausbildungsplätze. Und für immer mehr Arbeitslose gibt es immer weniger Arbeitsplätze [] Jugend ohne Arbeit - Gesellschaft ohne Zukunft [] Seit drei Jahren steigen die Arbeitslosenzahlen weiter über die Millionen-Grenze. Wir wissen heute: Arbeitslosigkeit ist kein "Betriebsunfall" einer ansonsten gut funktionierenden Wirtschaftsordnung. Arbeitslosigkeit kann jeden treffen - egal ob Jugendlichen oder Erwachsenen, Mann oder Frau, Ausländer oder Deutschen, Arbeiter oder Angestellten. [] Aber Jugendliche trifft's als erste. [] - Sie finden nach der Schule gar nicht erst einen Ausbildungsplatz. Lehrstellen sind trotz aller Versprechungen der Unternehmerverbände in den letzten Jahren immer weniger geworden - besonders für zukunftsorientierte Berufe. [] - Sie bekommen nach der Ausbildung keinen Arbeitsplatz. Denn die fehlen insgesamt: immer mehr Menschen werden durch Maschinen ersetzt, Betriebe werden stillgelegt oder ins Ausland verlagert. [] - Sie gelten bei anstehenden Kündigungen weniger "schutzwürdig". Weil sie eine geringere Berufserfahrung haben und weil sie durch das Jugendarbeitsschutzgesetz weniger "profitabel" einsetzbar sind. [] Jugendarbeitslosigkeit ist kein Problem der Jugend oder gar des einzelnen Jugendlichen. Jugendarbeitslosigkeit geht alle an. Von den Zukunftschancen der jungen Generation hängt die Zukunft dieser Gesellschaft, hängen Wohlstand und sozialer Fortschritt ab. Die DGB-Gewerkschaftsjugend kämpft für diese Zukunft. Gemeinsam mit ihren erwachsenen Kolleginnen und Kollegen. Für das Recht auf Arbeit und Ausbildung, für soziale Gerechtigkeit, für Menschenwürde und Demokratie. [] Fehlstart [] Für immer mehr Jugendliche erweist sich der Eintritt ins Berufsleben als Fehlstart. Sie sind arbeitslos - gleich nach der Schule oder gleich nach der Ausbildung. "Fehlstart" hieß auch eine Fernsehsendung von Radio Bremen. Darin schildern jugendliche Arbeitslose ihre Situation: [] Menschen 2. Klasse? [] Gabi, 17 Jahre, nach der Schule arbeitslos: "Mir ist das sehr peinlich, meinen Eltern so auf der Tasche zu liegen, man hat kein Geld, von jedem wird man angeblödelt, hat Probleme zu Hause und wenn man weggehen will und so. Ich mach jetzt zwar den Hauptschulabschluß nach, weil ich hoffe, daß ich dann Geld verdienen kann, aber ich sehe das noch nicht. Ich nehme an, das mit der Arbeitslosigkeit wird immer noch schlimmer." [] Jüngere fliegen Zuerst [] Josef, 20 Jahre, ungelernter Arbeiter: "Bei uns im Betrieb haben wir keine Arbeit mehr gehabt, ich war der Jüngste, da hat der Chef gesagt, das kann er sich nicht leisten. Ich bin seit über einem Jahr arbeitslos, und für uns gibt's nicht viel Arbeit, nur Landwirtschaft, fast keine Industrie, und im Eisenwerk ist auch nichts mehr. Na ja, aber Geld brauch ich auch und Arbeit brauch ich auch." [] Lehrstellen nicht in Sicht [] Ellen, 16 Jahre, besucht mit anderen Mädchen einen Berufsvorbereitungslehrgang des Arbeitsamtes. Ihren ursprünglichen Berufswunsch hat sie aufgegeben: "Ich wollte irgendwas mit Kindern machen, Kindergärtnerin, aber da hat mein Zeugnis nicht ausgereicht. Das hier ist ja bloß ein Übergang, wenn hier das halbe Jahr zu Ende ist, dann wissen wir gar nicht, was wir danach machen sollen. Also ich hab keine Lehrstelle in Aussicht, und ich glaube, die anderen auch nicht." [] Ausbildung aber kein Job [] Sigi, 19 Jahre, ist gelernter Kraftfahrzeugmechaniker. Er ist seit Abschluß der Gesellenprüfung arbeitslos: "Der Meister hat einen neuen Lehrling eingestellt, Gesellen sind zu teuer, sagt der Chef". Sigi ist seit 6 Monaten ohne Arbeit. Was er gelernt hat, kann er gelegentlich am Traktor seines Schwagers beweisen. [] Spitze des Eisbergs [] Die Zahl von 100000 jugendlichen Arbeitslosen ist nur die Spitze des Eisbergs. Experten sagen: Es sind mindestens doppelt so viele. Weil viele nicht zum Arbeitsamt gehen, oder weil sie weiter nach einer Lehrstelle suchen, ohne sich arbeitslos zu melden. [] Die großen Probleme kommen erst [] Auf rund 300000 angebotene Ausbildungsplätze kamen im Juli 1977 400000 Bewerber. Mindestens 30000 von ihnen werden leer ausgehen. Und die Zahl der Schulabgänger steigt weiter: 1981 um 200000 mehr als in diesem Jahr. [] Arbeitslose sind keine Zahlen [] STOP [] Jugendarbeitslosigkeit [] DGB [] Gewerkschaftsjugend [] Arbeitslose sind Menschen [] Abends in der Tagesschau heißt es: "Die Zahl der Arbeitslosen ist gestiegen". Über die Menschen hinter dieser Zahl redet keiner. Weil Zahlen weniger schockieren als menschliche Schicksale, weil sie das wirkliche Ausmaß der Arbeitslosigkeit vertuschen. [] Was denken Arbeitslose, wenn sie in der Zeitung lesen, sie seien "arbeitsunwillig", eine Meinung, die von Wirtschaftsverbänden immer wieder zu hören ist? Was denken Jugendliche, die sich die Hacken nach einer Lehrstelle ablaufen, wenn sie lesen, "Jugendliche wollen ja gar nicht lernen" oder jugendliche wollen ja nur in Modeberufe"? [] Was Arbeitslose fühlen, darüber gibt es keine Statistik. [] Die Wirklichkeit ist: Arbeitslose haben nicht nur die Last der Suche nach dem Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu tragen, sie werden auch von ihrer Umwelt schief angesehen. Denn arbeitslos sein, gilt als Schande, als Versagen. [] Wir meinen: Wenn hier einer versagt hat, dann ist es unsere Wirtschaftsordnung, die nicht in der Lage ist, Arbeits- und Ausbildungsplätze für alle zu schaffen. [] Deshalb müssen wir handeln. Auch die, die noch einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz haben. Denn: Arbeitslosigkeit betrifft uns alle. [] Das wollen wir: [] Arbeit und Ausbildung für alle [] Der (nicht nur) Unternehmer-Leitsatz "DIE GEWINNE VON HEUTE SIND DIE INVESTITIONEN VON MORGEN UND DIE ARBEITSPLÄTZE VON ÜBERMORGEN" und "EIN BESSERES ‚AUSBILDUNGSKLIMA' SCHAFFT MEHR AUSBILDUNGSPLÄTZE" hat einen Pferdefuß: Solange neue Investitionen unkontrolliert mehr Arbeitsplätze vernichten als schaffen, solange durch den Abbau von Jugendarbeitsschutzrechten und Qualitätsansprüchen in der Berufsausbildung weder mehr noch zukunftsorientiertere Ausbildungsplätze da sind - so lange werden die Krise und ihre Folgen auf dem Rücken der abhängig Beschäftigten ausgetragen. [] Deshalb kämpft die DGB-Gewerkschaftsjugend gemeinsam mit allen Arbeitnehmern in den Gewerkschaften für einen wirklichen Abbau der Arbeitslosigkeit: für die Verkürzung der Arbeitszeit auf den verschiedenen Ebenen, für die Schaffung neuer qualifizierter Arbeitsplätze insbesondere im öffentlichen Sektor und für die Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur, für mehr volkswirtschaftliche Rahmenplanung und eine stärkere gesellschaftliche Kontrolle und Steuerung von Investitionen, für eine Mitbestimmung in allen gesellschaftlichen Bereichen. Wir setzen uns konkret ein: [] - Für die Ausweitung von qualifizierten Ausbildungsplätzen in Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst. Dazu muß zumindest als ein erster Schritt sofort das Ausbildungsplatzförderungsgesetz in Kraft treten, das eine Umlagefinanzierung für neue Ausbildungsplätze vorsieht. [] - Für mehr überbetriebliche Ausbildungsplätze besonders in strukturschwachen Gebieten. [] - Für die Verlängerung der Schulzeit um ein 10. allgemeinbildendes Pflichtschuljahr mit mehr berufsbezogenem Unterrichtsangebot und dem Fach "Arbeitslehre". [] - Für die Einführung des schulischen Berufsgrundbildungsjahres als 11. Schuljahr, das als erstes Jahr der Berufsausbildung voll auf die Ausbildungszeit anzurechnen ist. [] Wir wissen: Erfolge im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit sind Erfolge im Kampf gegen Arbeitslosigkeit insgesamt. [] Gemeinsam setzen wir unser Recht durch: Arbeit und Ausbildung für alle. [] STOP [] Jugendarbeitslosigkeit [] DGB [] Gewerkschaftsjugend [] Verantwortlich: DGB-Bundesvorstand, Abt. Jugend [] Produktion: WI-Verlag GmbH, 4000 Düsseldorf 11
Published:ca. 1977