Merkblätter für Frauengruppen [Serie] . Nr. 1 September 1950

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Merkblätter für FRAUENGRUPPEN [] Herausgegeben vom Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands [] Redaktion: Herta Gotthelf, Hannover, Odeonstraße 15 - Druck: Hannoversche Presse, Hannover [] 2. Jahrgang, Nr. 1 [] September 1950 []...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand, Hannoversche Presse
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1950
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/7B3C5C53-5233-4115-8244-82B1C43F7C2F
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Merkblätter für FRAUENGRUPPEN [] Herausgegeben vom Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands [] Redaktion: Herta Gotthelf, Hannover, Odeonstraße 15 - Druck: Hannoversche Presse, Hannover [] 2. Jahrgang, Nr. 1 [] September 1950 [] Sondernummer: Werbeaktion [] Die Frauenarbeit ist besonders wichtig, da uns der Durchschnittsanteil der weiblichen Mitglieder von 18,8 Prozent an der Gesamtmitgliedschaft durchaus nicht befriedigen kann. Eine Reihe von Bezirken und Orten liegen sogar noch weit unter diesem Durchschnitt. Auf folgende Dinge sollten wir bei der Durchführung unserer Aktion achten: [] I. Vorbereitung [] Zu allen vorbereitenden Sitzungen der Bezirks-, Unterbezirks- und Ortsvereinsvorstände müssen unbedingt die Frauenvertreterinnen herangezogen werden. Ebenso sollten an den Sitzungen der Bezirks-, Unterbezirks- und Ortsvereins-Frauenausschüsse unbedingt die für die Organisation verantwortlichen Genossen teilnehmen. [] Die einzelnen Arbeitsgebiete müssen sorgfältig aufgeteilt werden, d.h., es sollte die Arbeit nicht auf die Vorsitzende allein abgeschoben werden. Alle mit besonderen Aufgaben betrauten Funktionärinnen müssen auf's engste zusammenarbeiten und sich in regelmäßigen Abständen treffen, umüber die während der Aktion gemachten Erfahrungen zu sprechen und, wo sich noch Mängel gezeigt haben, Verbesserungen zu machen. [] II. Keine wahllose Werbung [] Wir sollten genaue Straßen- und Bezirkslisten haben von Menschen, die uns nahestehen, die unsere Presse lesen und die Mitglieder der Gewerkschaft und der Konsumgenossenschaft sind. Auf diese Kreise sollte sich unsere Werbung in allererster Linie stützen. Dabei haben wir die folgenden Werbemöglichkeiten: [] A. Hausagitation [] Es sollte genau durchgesprochen werden, welche der Genossinnen sich für die verschiedenen Arten von Hausbesuchen eignen. Dort, wo Hausfrauen geworben werden sollen, wird das am besten durch eine Hausfrau geschehen, und berufstätige Frauen sind selbstverständlich besser in der Lage, den rechten Ton bei berufstätigen Frauen zu finden. Ebenso sollte man das Alter berücksichtigen. Die Genossinnen, die zur Hausagitation bestimmt sind, sollten vorher zusammengeholt werden, und es muß genau durchgesprochen werden, auf welche Fragen besonders eingegangen werden muß. In diesem Zusammenhang weise ich auf das Material von Käthe Strobel über die Preisfragen hin, das den Bezirken zugesandt worden ist zur weiteren Verwendung. Am besten ist es, die Hausagitation, wo irgend möglich, durch eine [] B. Lautsprecheraktion [] vorzubereiten. Durch die Wohngegenden sollten nach Arbeitsschluß Lautsprecherwagen fahren, die die Hausbesuche für den nächsten Tag ankündigen und schon kurz sagen, worum es sich handelt. Dabei könnte man schon den Frauen z. B. folgendes sagen. "Warum sind Eure Männer arbeitslos? Warum sind die Löhne so niedrig? Warum steigen die Preise? Darauf wird Euch morgen unsere Vertreterin Antwort geben!" Lautsprecheraktionen sollten aber auch sonst insbesondere für Neubaublocks, für Märkte, Fabriken und für Landgegenden vorbereitet werden. [] C. Material [] zur Hausagitation sollte sehr sorgfältig verwandt werden, das heißt, wir haben kein Interesse daran, es wahllos herauszuwerfen. Zentral wird folgendes Material herausgegeben, das besonders für die Frauenwerbung verwandt werden sollte: [] a) eine sehr gut ausgestattete illustrierte Werbezeitschrift, [] b) ein kleines Bilderflugblatt für die Landwerbung, [] c) ein allgemeines Bilderflugblatt für die Hausfrau (eine Art Münchener Bilderbogen), [] d) ein Neudruck unseres kleinen Flugblättchens, das sich speziell an die katholische Frau wendet. [] III. Referenten [] In den allgemeinen Veranstaltungen sollten wir Wert darauf legen, Frauen entweder als Hauptredner oder zusammen mit einem anderen Redner nicht nur sprechen zu lassen, sondern auch auf den Plakaten und Einladungen anzukündigen. Die Referenteneinteilung soll nicht wahllos vorgenommen werden. Ein Referent, der vielleicht bei einer städtischen Zuhörerschaft gut wirkt, wird nicht in jedem Fall auch bei der Landbevölkerung den richtigen Ton finden. Die Erfahrungen mit den einzelnen Rednern sollten sorgfältig gesammelt werden, damit man für die Zukunft und auch schon für den Zeitraum dieser Werbeaktion die notwendigen Umstellungen berücksichtigen kann. Für die Referenten wird zentral besonderes Material herausgeben und es sollte von den Parteibüros angefordert werden. [] Es ist unbedingt notwendig, den Referenten nicht nur Zeit und Ort der Veranstaltung anzugeben, sondern auch: wie sich voraussichtlich die Zuhörerschaft zusammensetzen wird, welche Parteien in dem betreffenden Ort besonders stark sind, ob und welche Industrien vorhanden sind usw. [] Viele enttäuschende Referate könnten vermieden werden, wenn der Referent rechtzeitig im voraus weiß, worauf er sich einzustellen hat. Da wir nur eine kleine Zahl von Spitzenrednern haben, deren Namen ohne weiteres eine Versammlung füllt, müssen wir versuchen, die Referenten so anzukündigen, daß unter der Bevölkerung das Interesse erweckt wird, sie zu hören, d. h., nicht nur den Namen des Referenten, sondern auch ein paar persönliche Daten sowohl auf das Plakat wie auch auf die Einladungszettel bringen. [] IV. Art der Veranstaltungen [] Allgemeine, politische Veranstaltungen sollte man nach Möglichkeit immer für Männer und Frauen gemeinsam machen und denn auch Frauen als Referentinnen sprechen lassen, Für reine Frauenwerbung eignen sich andere Arten der Veranstaltung besser [] a) Frage- und Antwortabende, die von Stadtverordneten, Landtagsabgeordneten und Bundestagsabgeordneten abgehalten werden. [] b) Frauenforum, bei dem irgendeine aktuelle Frage diskutiert wird: Lebensmittelpreise, Doppelverdiener, Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Kampf für den Frieden usw. [] Diese Frage- und Antwortabende müssen sehr gut vorbereitet sein und Genossinnen aus Partei, Gewerkschafts- und Konsumgenossenschaftskreisen vorher aufgefordert werden, bestimmte Fragen in der Diskussion zu stellen. [] c) Feierstunden mit kurzen Ansprachen. [] d) gesellige Kaffeenachmittage mit unterhaltendem, aber keineswegs kitschigem oder zweideutigem Programm. [] e) Heimatabende für die Flüchtlinge, in denen aus Musik und Literatur der einzelnen Landsmannschaften vorgetragen wird. [] f) Lichtbild- und Filmabende. Auskunft über zur Verfügung stehende Lichtbild- und Filmvorträge gibt die Werbeabteilung, Herbert Treichel, Hannover, Odeonstraße 15. Wichtig bei all diesen Veranstaltungen ist neben Referenten und Programm sowie einer schönen Ausgestaltung des Raumes [] V. Die Versammlungsführung [] Die Leiterin der Versammlung soll nicht selber vor und nach dem Referat eine Rede halten, sondern mit freundlichen kurzen Worten die Versammlung eröffnen, die Anwesenden begrüßen, die einzelnen Programmpunkte und die Referenten einführen und in einem kurzen eindrucksvollen Schlußwort der Veranstaltung einen schönen Abschluß geben. Das muß gekonnt sein, und nicht jeder wird sich dafür eignen. In vielen Orten wird die Vorsitzende gleichzeitig die Versammlung leiten. Es kann aber eine Genossin eine gute Ortsgruppenvorsitzende sein und trotzdem nicht diese spezielle Begabung der Führung einer öffentlichen Veranstaltung besitzen. In solchen Fällen sollte man sich kameradschaftlich aussprechen und die Genossin, die am besten für diese spezielle Aufgabe geeignet ist, dazu beauftragen. Hier darf es kein Beleidigtsein und keine "Prestigefrage" geben, sondern unser Motto muß immer sein: Jeder an die Aufgabe, die er am besten erfüllen kann. [] VI. Versammlungs-Ankündigung [] Alle unsere Veranstaltungen sollten nach Möglichkeit durch unser sehr hübsches Standard-Rahmen-Plakat "Die Stunde der Frau" angekündigt werden. Ueberall, wo wir dieses Plakat verwandt haben, haben wir die Erfahrung gemacht, daß es nicht nur sofort ins Auge fällt, sondern durch die Art seiner Farbenzusammenstellung und Aufmachung die Frauen auch wirklich dazu bringt, in unsere Versammlungen zu gehen. (Kann durch Bezirksbüros angefordert werden.) [] VII. Betriebswerbung [] In Zusammenarbeit mit unseren Betriebsfunktionären müssen wir unbedingt während dieser Werbeaktion überall dort, wo es Industrien mit vorwiegend weiblichen Arbeitskräften gibt, in die Betriebe gehen. Ob man das durch Betriebsversammlungen, durch Lautsprecher und Flugblattverteilung vor den Betrieben oder durch besondere Veranstaltungen für Arbeiterinnen und Angestellte macht, muß im einzelnen mit den Betriebs- und Gewerkschaftsfunktionären besprochen werden. Die Hauptsache ist, daß wir uns der Wichtigkeit dieser Betriebsarbeit bewußt sind. [] VIII. Sonstiges [] Unsere "befreundeten" Organisationen, wie Arbeiter-Wohlfahrt, Falken, Naturfreunde, Sportorganisationen, Konsumgenossenschaft. usw. sollten wir nach vorheriger genauer Rücksprache mit den Genossinnen, die in diesen Organisationen tätig sind, für unsere Werbeaktion einspannen. [] IX. Presse, Rundfunk [] Unsere "parteinahe" Presse muß während der Zeit der Werbeaktion mit Material, Berichten, Artikeln usw. versorgt werden. Von großen Veranstaltungen sollten sowohl an. die Rundfunkgesellschaften wie auch an die gesamte Presse Berichte geschickt werden. Wo irgend möglich sollen lokale Presse und Rundfunk zu allen öffentlichen Veranstaltungen eingeladen werden. [] Eine Anregung aus England [] Die Engländer benutzen bei der Hausagitation ein kleines gedrucktes, Blättchen mit der Ueberschrift: "Wenn ich das nächstemal komme, darf ich dann wohl einmal mit Ihnen sprechen?" Auf der Rückseite steht dann folgender Text (für deutsche Verhältnisse etwas abgeändert): [] "Möchten Sie wohl gern mit daran arbeiten, die Zukunft Ihres Landes zu gestalten? Wenn ja, dann möchte ich gern das nächstemal mit Ihnen sprechen. In allen Teilen unseres Landes, in großen und kleinen Städten und Dörfern haben sich seit Jahren. Frauen und Männer aller Schichten regelmäßig getroffen, um ihre Ansichten zu diskutieren und Arbeitspläne vorzubereiten, die allen zugute kommen sollten. [] Durch diese Diskussionen unter einfachen Menschen ist es möglich geworden, die Richtlinien zu formulieren, nach denen wir unsere politischen Forderungen für die arbeitenden Menschen verwirklichen wollen. Wir alle sind Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei. Wenn auch Sie an soziale Gerechtigkeit glauben, dann genügt es nicht, bei den Wahlen Ihre Stimme für die SPD zu geben. Die Partei braucht auch Ihre Arbeit, Ihr Talent und Ihre Ideen. Sie werden herzlich willkommen sein. Wir brauchen sehr viel mehr Mitglieder in unserer Partei, und wir wollen Menschen werben, die. wie wir, an eine bessere Zukunft Deutschlands glauben. Wollen Sie nicht dazu gehören? [] Wenn ich das nächstemal komme, bringe ich Ihnen mehr Einzelheiten über alle die Fragen, die Sie interessieren, und ich hoffe sehr, daß Sie dann auch den Wunsch haben werden, mit uns zusammen zu arbeiten." [] Diese kleinen gedruckten Blättchen werden in den Briefkasten gesteckt, wenn niemand zu Hause angetroffen wurde. Es wäre sicher lohnend, wenn wir mit örtlichen Variationen solche kleinen Handzettel für einen ähnlichen Zweck drucken ließen. [] Wie es die andern machen [] Wer macht mit? [] "In vielen kleineren Ortsvereinen sind Genossinnen tätig, welche die Aufgabe, eine Frauengruppe zu gründen und zu unterhalten, sehen, sie auch tapfer und zäh angehen, aber allein, ohne Berührung und Aussprache mit anderen Genossinnen, die eine ähnliche Funktion in der Partei haben, recht einsam auf ihrem Posten stehen. Auch der beste Wille erlahmt, wenn man irgendwo, weitab von anderen tätigen Genossinnen, immer aus eigenem schöpfen soll, ohne die menschliche Berührung und gegenseitige Anregung Gleichgesinnter zu haben. Wir können und sollen diesen Genossinnen helfen. [] Du, Genossin, leitest eine gute, lebendige, erfolgreiche Frauengruppe. Willst Du wirklich all Deine Erfahrungen für Dich behalten? Das wäre doch schade. Einmal im Monat einen Brief wechseln mit einer Genossin, die Dir ihre Sorgen, ihre Absichten und Erfahrungen, speziell auf dem Arbeitsgebiet 'Frauengruppe' mitteilt, das wäre schon eine zusätzliche Aufgabe, die Du noch auf Dich nehmen könntest. Ich weiß allein in einem Grenzbezirk, in dem die Genossinnen unter sehr schwierigen Bedingungen den Willen haben, aktiver zu werden, 15 Genossinnen, für die Deine Anregungen äußerst wertvoll wären. Machst Du mit? Aber sicher! Deine Frauengruppe kann doch Beispiel für andere sein. Schreibe noch heute Deine Adresse an Herta Gotthelf. Ja? Und Du Genossin? Du denkst eben, daß Dir ein solch kameradschaftlicher Briefwechsel die Aufgabe erleichtern könnte, Du wendest Dich auch an Herta und sie bringt Euch beide zusammen. Unserer Genossin Gotthelf machen wir dadurch noch mehr Arbeit, als sie ohnehin schon hat. Aber was tut Herta nicht, um der guten Sache zu dienen. Da willst doch auch Du, Genossin, nicht zurückstehen?' [] Käthe Strobel. [] Hessen-Kassel [] verpflichtet seine Vorstände zur Wiederbelebung und Betreuung passiver Ortsvereine. Die Vorstände sollen jedem ihrer Mitglieder einige dieser Sorgenkinder zuteilen, die dann von dem betreffenden Vorstandsmitglied im Rahmen einer Mitgliederversammlung zu besuchen sind. [] Noch einmal Berichterstattung [] Nur, wenn wirklich jeder einzelne an der Ausgestaltung unserer Merkblätter mitarbeitet (in Zukunft werden sie wieder regelmäßig erscheinen), können sie das sein, was wir mit ihnen bezwecken: eine wirklich wertvolle Anregung für die praktische Arbeit. Darum schickt Arbeitsberichte, Vorschläge für neue Werbemethoden, Erfahrungen mit gegnerischer Frauenarbeit an: Herta Gotthelf, Hannover, Odeonstraße 15.
Published:1950