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An alle Haushaltungen! [] Sehr verehrte Mitbürgerinnen! [] Liebe Mitbürger! [] Sie haben am 15. Mai 1960 die Möglichkeit, die Frauen und Männer zu benennen, welche als Leute Ihres Vertrauens in den folgenden vier Jahren den Landtag von Baden-Württemberg bilden. Sie sind vollkommen frei bei der Wahl, die Sie treffen; aber Sie werden Ihrem Gewissen gegenüber immer verantwortlich bleiben, sobald Sie sich entschieden haben. Sie müssen sich daher zur rechten Zeit schon überlegen, für wen Sie sich entscheiden wollen: für welche Partei, besonders aber auch - für welchen Menschen. [] Es ist darum die Pflicht eines jeden, der sich um Ihr Vertrauen für die kommende Legislatur bewirbt, Sie mit seiner Persönlichkeit, seinen Fähigkeiten und seinen politischen Ansichten bekannt zu machen. [] Am 7. Oktober 1926 bin ich in Neckarsulm geboren. Mein Vater war dort als Kaufmann bei KS tätig; die Eltern meiner Mutter sind längere Zeit dort bereits ansässig gewesen. Ich bin in Neckarsulm und dann in Heilbronn in die Schule gegangen und wurde kurz vor Kriegsende noch zum Wehrdienst einberufen. Nach meiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft habe ich in Tübingen 1946 mit dem Studium der Theologie angefangen. 1952 schloß ich meine Studienzeit ab, gleichfalls in Tübingen. Seither stehe ich im Dienst der Evangelischen Landeskirche von Württemberg. Zuerst war ich als Vikar oder Pfarrverweser in etwa 12 Gemeinden eingesetzt. Ich habe dabei Land und Leute in Württemberg gründlich kennengelernt: ich kenne die Aufbaunöte vollkommen zerstörter Städte und Dörfer wie die besondere Lage der Heimatvertriebenen beider Konfessionen in ihrer jeweiligen Diaspora. Besonders aber hat mich überall der Kummer der vielen alten Menschen beschäftigt, die nach dem Währungsschnitt mittellos vor dem deutschen Wirtschaftswunder mit seinen hellen und dunklen Seiten standen. So sah ich überall Menschen unter dem Zugriff der Wirtschaft oder des Staates. [] Die Erfahrungen, die ich dabei sammelte, haben mich zur Auseinandersetzung mit den Fragen der Landespolitik gezwungen; nicht meine eigene Leidenschaft für irgendeine Parteipolitik oder gar, daß mein Pfarramt mir keinen rechten Lebensinhalt gegeben hätte. Im Gegenteil: gerade jetzt, während meiner durch die Wahlvorbereitung notwendigen Beurlaubung aus dem unmittelbaren Dienst an der Gemeinde spüre ich besonders, wie sehr mir mein Amt und sein Auftrag ans Herz gewachsen ist. [] Im Januar 1956 kam ich nach Neuenstadt/Kocher; zuerst als Verweser, bald aber als ständiger Pfarrer. Hier habe ich auch geheiratet und habe eine Tochter, die im ersten Lebensjahr steht. Im November 1959 bin ich durch das Vertrauen meiner Mitbürger auch in den Stadtrat der Stadt Neuenstadt gewählt worden. [] Erst in Neuenstadt habe ich mich dann auch öffentlich der Partei angeschlossen, durch deren Berufung ich mich Ihnen heute als Kandidat zum Landtag vorstellen darf: der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. [] Ich kann mir nun denken, daß sich mancher von Ihnen fragen wird, warum gerade ich als Pfarrer diesen Weg gegangen bin. Nehmen Sie es ruhig als meine tiefste Überzeugung und als den entscheidenden Grund dafür: das kostbarste Gut des abendländischen und besonders des deutschen Menschen wird gerade auch dem im Wirtschaftskampf und im Kampf der geistigen Autoritäten Schwächeren nirgends besser erhalten bleiben als da, wo eine starke sozial und demokratisch denkende Gruppe die Geschicke eines Landes mitverantwortet. Ich denke dabei an die persönliche Freiheit des Denkens, Glaubens und Arbeitens, an die Sicherheit vor Ausbeutungen und Vergewaltigungen durch geistige und wirtschaftliche Machtgruppen. Ich kann mir darum für den kleinen und mittleren Landwirt, den Arbeiter, den Angestellten und den Akademiker in einem freien Beruf keinen vollkommeneren Garanten seines materiellen und geistigen Lebensstandards denken, als die SPD. [] Wenn ich Ihnen nun kurz noch sagen soll, was ich als die Aufgaben ansehe, denen ich mich als Träger Ihres Vertrauens in den nächsten Jahren widmen möchte, kann ich zunächst auf die konsequente Durchführung der sozialen und kulturellen Aufgaben hinweisen, die die SPD bereits im letzten Landtag immer wieder gestellt hat: die Förderung des Wohnungsbaus, die Verbesserung der Zustände in den Schulen - für Kinder und Lehrer -, die Unterstützung der kulturellen Interessen auch der Erwachsenen. Als eine besondere Aufgabe der berufenen Vertreter der Länder des Bundes sehe ich aber die redliche Bemühung, alle Härten und Spannungen zu vermeiden, die dort entstehen, wo Gruppeninteressen den Sieg davontragen wollen über das Gemeinwohl, Gruppen, deren politische Weisheit doch immer in Krieg und Zerstörung endet. [] Wollen Sie Sicherheit für Ihre geistige und wirtschaftliche Freiheit, entscheiden Sie sich mit mir für die SPD. Mit dieser Empfehlung grüßt Sie [] Ihr [] WALTER GRESS [] Meine sehr verehrten Damen und Herren! [] Liebe Mitbürger! [] Durch das mir von meinen Parteifreunden entgegengebrachte Vertrauen habe ich heute die Möglichkeit, mich als Zweitkandidat bei Ihnen kurz vorzustellen. Ich wurde 1926 in Öhringen geboren, stamme aus einer Arbeiterfamilie und gehöre der ev. Religion an. Nach dem Besuch der Volksschule und des Progymnasiums trat ich in den Dienst der Ortskrankenkasse Öhringen als Verwaltungslehrling ein. Leider mußte ich meine berufliche Laufbahn bereits 1943 durch die Ableistung des Arbeits- und Wehrdienstes unterbrechen. Trotz einer Kriegsverwundung blieb mir auch die Gefangenschaft nicht erspart. [] Nach Entlassung aus der Gefangenschaft im Jahre 1946 war ich zunächst wieder bei der Ortskrankenkasse Öhringen tätig und habe 1950 aus Gründen der Fortbildung eine entsprechende Stelle bei der Ortskrankenkasse Heilbronn angenommen. Nach kurzer Tätigkeit bei der Hauptverwaltung wurde ich auf meinen Wunsch nach Weinsberg versetzt und bereits 1952 mit der Leitung der Geschäftsstelle beauftragt. Die für meinen Beruf erforderlichen Verwaltungsprüfungen habe ich beide mit Erfolg abgelegt und zwar 1949 die Prüfung für den mittleren und 1954 die für den gehobenen Verwaltungsdienst. [] Seit 9 Jahren stehe ich nun in Weinsberg im Dienste der Sozialversicherung. Diese vielseitige und schöne Tätigkeit gab mir die Möglichkeit, Kontakt mit sämtlichen Berufszweigen aufzunehmen. Es entwickelte sich hierdurch ein soziales Verständnis für alle Bevölkerungsschichten. Ich kenne die Sorgen und Nöte der Handwerker, Landwirte und Weingärtner ebenso wie die der Arbeitnehmer und Rentner. Vielen konnte ich mit Rat und Tat zur Seite stehen und wird es auch weiterhin mein Bestreben sein, meine Kraft zum Wohle meiner Mitbürger einzusetzen. Ich glaube sagen zu dürfen, daß meine Tätigkeit im öffentlichen und gesellschaftlichen Leben von der Bevölkerung anerkannt worden ist. Der schönste Beweis des Vertrauens wurde mir erbracht, als ich im letzten Jahre in Weinsberg in den Gemeinderat gewählt wurde. [] Ob ich nun meine Kenntnisse und Erfahrungen, die ich im Berufsleben und auf dem Gebiete der Gemeindepolitik gesammelt habe, eines Tages auch im Landtag verwerten kann, liegt in Ihrer Entscheidung. [] Ich begrüße Sie freundlichst [] Ihr [] HELMUT HOTTMANN [] Erst lesen ... [] dann entscheiden!
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